Harald Nedwed ist eine gefühlte Ewigkeit CEO der Migros Bank. Diese verdient im Jahr über 200 Millionen Franken, rund ein Viertel des ganzen Migros-Konzerngewinns.
Wie ist so etwas möglich?, fragte man sich. Ist Nedwed derart gut?
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Das wird sich nun zeigen. Denn der Chef der Nummer 8 von Swiss Banking wagt den grossen Hosenlupf.
Er entmachtet seine einflussreichen Regionenchefs, die bisher verteilt über das ganze Land weitgehend uneingeschränkt bestimmen konnten.
Ziel der ersten umfassenden Reorganisation seit 10 Jahren ist, schlanker und effizienter zu werden, wie ein Sprecher der Migros Bank gestern auf Anfrage bestätigte.
„Diese ist historisch gewachsen und seit 10 Jahren praktisch unverändert geblieben“, sagt der Sprecher.
Die mittelgrosse Migros Bank mit ihren rund 1’300 Mitarbeitern hat heute eine ausgewachsene Matrixstruktur, wie man sie von der CS oder der Zurich her kannte.
Drei Kundensegmente mit Firmenkunden, Premium Banking und den Privatkunden, dazu 6 Regionen als zweite Dimension und schliesslich noch die zentralen Funktionen wie Marketing und weiteres.
„Diese komplexe Organisation soll vereinfacht werden, unter anderem durch Wegfall der Regionenleitungen“, bestätigt der Migros-Bank-Mann.
Auftrieb erhalten würden im neuen Setup „das Firmenkunden- und das Anlagegeschäft“.
Die Migros Bank und ihr Chef Nedwed gehen damit einen Weg, wie er im Trend liegt. Die ganze Organisation wird umgebaut, die Spitze verkleinert, die Bereiche vergrössert.
Immer in der Hoffnung, dass der ganze Laden leichter, schneller, unternehmerischer würde.
Es ist das grosse Aufmischen bei den vielen Instituten von Swiss Banking, die unter Ertragsschwund leiden. Und es zeigt, dass bisher Effizienz kein grosses Thema in der Chefetage gewesen war.
Der Rubel rollte. Man verdiente im Schlaf Millionen – mit Zinsen. Diese gab es von den Hypo-Nehmern und den Firmen für die Kredite.
Man musste einfach die Sparer klein halten.
Tempi passati. Heute ist Geld praktisch gratis zu haben. Die Zinsdifferenz ist zwar immer noch unerklärlich hoch angesichts der Minuszinsen der Notenbanken.
Doch das Spiel könnte sich dem Ende nähern. Mehr und mehr Versicherungen, Pensionskassen und andere drängen aus purer Verzweiflung ins Hypo-Geschäft. Sie wissen nicht, wohin mit dem vielen Cash.
Jüngster Höhepunkt ist der Aufruf von Hypo-Leader Raiffeisen. Deren Chef Patrik Gisel forderte am Sonntag eine massive Reduktion bei der internen Tragbarkeits-Rechnung.
Die Banken sollen nur noch 3 Prozent statt wie bisher 5 Prozent Hypozins als kalkulatorische Basis nehmen, wie viel ein Hypo-Nehmer dem Geldhaus schulden darf.
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Die Migros Bank ist ebenfalls gross im Boommarkt Hypotheken. Im Unterschied zu Raiffeisen-Gisel klagt deren Chef Nedwed aber nicht über Vorgaben aus Bern und von der Notenbank.
Sondern er baut seinen Laden um.
Wie geräuschvoll die Entmachtung der Regionenfürsten vonstatten gehen wird, muss sich weisen. Die neue Führungsstruktur tritt per Anfang 2017 in Kraft.
Für einmal bedeutet das verschlankte Organigramm keine Entlassungsrunde bei den Mitarbeitern, sondern ein Ausmisten an der Spitze.
„Die Kosteneinsparung beziehungsweise die Verringerung der Personalkosten sind ausdrücklich kein Ziel der Reorganisation“, sagt der Sprecher der Migros Bank.
„Es sind daher keine Entlassungen an der Basis geplant. Die Verschlankung der Organisationsstruktur kann aber zu Wechseln an der Führungsspitze führen.“
Nedwed plant mit seiner Fitnesskur noch etwas anderes: den Angriff im Firmengeschäft und im Private Banking.
Wie die Raiffeisen will auch die Migros Bank nicht einfach nur mit Hypotheken reich werden. Vielmehr bilden die KMUs und das Anlagegeschäft neue Schwerpunkte.
Dazu setzt Nedwed auf das, was fast überall Einzug hält. Er gründet ein Investment Office.
Zweck sei die „Stärkung des Anlagegeschäfts“, sagt der Sprecher.
Nedweds Offensive zielt somit nicht nur auf die klassischen Konkurrenten wie die Bank Coop oder die Regionalbanken.
Sondern der Spitzenbanker des Orangen Riesen nimmt jetzt auch die Privatbanken und die Raiffeisen ins Visier.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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3%? Will jemand die Subprime-Krise wiederholen?
Da 2.5-Zimmer-Wohnungen schon 1/2 Million kosten, werden sie bald Fr. 700-800 K kosten. Welcher Käufer will das riskieren? Und welche -nüchterne – Bank?
Verdient euer Geld anders, wenn ihr gut seid. Oder gebt gleich das Geschäft auf.
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@Dupont: anfangs habe ich mich über Sie gewundert, zuweilen etwas gelächert. Heute haben Ihre Statements für mich schon Kultstatus.
Aber bitte auf Konsistenz achten in Zukunft: wer so vermögend und distingiert ist, braucht für die Hundehütte keine Hypothek, selbst wenn diese mit Bodenheizung, Spa und Foodcenter ausgerüstet ist. -
Wen interessiert die Migros Bank? Retail Pfeifen?
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Wer so von Berufskollegen denkt verdient den Tritt in den Allerheiligsten und gilt als Grosskotz
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Ausgezeichneter Artikel von Hernn Hässig und Genossen. Schade geht es nur um eine Spielzeugbank, doch das ändert ja nichts an der Qualität des Artikels.
Ein kleiner Insider zum Thema Migros Bank (aber bitte, muss unter uns bleiben): An jeder Cocktail Party ist es ein garantierter Lacher, wenn man die Migros Bank erwähnt. Umso erstaunlicher, dass man hier tatsächlich einen halbwegs ernst gemeinten Artikel lesen kann, über welcher Kassierer welchen Flaschenauffüller vom „Podest“ gestossen hat.
Aber wenn ich ganz ehrlich bin, erappt man mich immer wieder mal in der Migros. Ich schätze es bequem ein paar grosse Stücke Filet Mignon holen zu können. Die Hunde sind ganz verrückt danach. Und dann, gleich daneben, rüber zur Migros Bank gehen und mir schnell eine Hypothek holen zu können. Für die Hundehütte.
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MduPont: können Sie den 3. Para Ihres Kommentars noch in Variante „unehrlich“ in den Blog stellen?
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Unglaublich! Blick-Leser-Niveau hier! Die Zeiten sind schon lange vorbei, wo man über die Migrosbank Witze macht. Genau die Prahler von den Privat- und Grossbanken, landen bei der Migrosbank, Regionalbanken oder Kantonalbanken, da wieder einmal Stellen aus Kostengründen gestrichen wurden. Einfach bitte etwas den Ball flach halten Herren!
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Die Migros Bank ist sowieso nicht gesetzlich erlaubt. Migros ist eine Genossenschaft und hat von Dutweiler eine klare Aufgabe erhalten. Marken sind in der Migros verboten, das habe ich erforscht und es stimmt.
Geld, ist der Inbegriff einer Marke, aber auch Aktien von Marken wie UBS oder ABB… Migros darf damit gar nicht handeln!
Es ist nur eine Zeitfrage, bis die Migros dafür gestraft wird! -
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Well done, Herr Hässig. Das erste Mal seit Langem, dass Sie sich nicht dem Verriss hingeben. Stattdessen arbeiten Sie eine einfache Schlagzeile aus, welche ansonsten üblicherweise keine ausreichende Beachtung finden würde, obschon sie durchaus interessante Informationen enthält… Der Titel entspricht zwar dem Ihnen typisch Reisserischen. Das mag Ihnen im vorliegenden Falle aber verziehen sein…
Ich hoffe, dass Sie sich zukünftig vermehrt auch solchen Artikeln hingeben und diese vielleicht dann anschliessend pointiert reflektieren im Bezug auf die Sinnhaftigkeit der angestrebten strategischen Positionierung. Darüber könnte man durchaus interessante Debatten führen…
Der etwas objektivere Anteil Ihrer Leserschaft, egal wie gross er denn sein mag, würde dies vermutlich schätzen…
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Die Migros-Bank interessiert hier nicht. Sorry for this, LH.
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Ignorante Kleinsparer wie Dich vielleicht nicht!
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Seit wann machen „Bern“ und/oder die SNB die Vorgabe, dass die kalkulatorischen Hypothekarzinsen mit 5 % berechnet werden müssen? Weder in den verbindlichen „Richtlinien betreffend Mindestanforderungen bei Hypothekarfinanzierungen“ noch in den „Richtlinien für die Prüfung, Bewertung und Abwicklung grundpfandgesicherter Kredite“ der SBVg ist dieser Satz vorgeschrieben. Somit ist jede Bank grundsätzlich frei, den kalkulatorischen Satz „vorsichtig zu ermitteln“. Es kann dabei explizit auf „langfristige Mittelwerte“ zurückgegriffen werden.
Also, was soll das völlig unbegründete öffentliche Gejammer? Hat jemand wieder einmal eine Schlagzeile nötig? …oder kennt jemand das Hypothekargeschäft nicht? Ob gewissen Aussagen von etablierten Bankführern staunt der Laie und der Fachmann wundert sich.
Es dürfte bei der Festlegung des kalkulatorischen Satzes wohl eher darum gehen, ab wann ein Geschäft als EtP zu bezeichnen wäre ….und entsprechend mit Eigenmitteln unterlegt werden muss. Und dann wird es schwierig, wenn man davon keine hat 🙂 -
Die Banken entdecken das Hypothekengeschäft neu und sind wieder zu allem bereit. Wo lässt sich sonst noch Geld verdienen als mit Hypotheken? Die Aussage von Herrn Gisel ist sehr unqualifiziert, heikel und man merkt das er weit weg von der Basis argumentiert.
Er soll sich mal die Pensionskassensituation bzw. die Altersvorsorge älterer Hypothekarnehmer 50+ anschauen und er wird feststellen, dass die Hypotheken, sollten die Zinse mal markant ansteigen, nicht mehr gegeben sind. Selbstverständlich wenn man mit 3 % rechnet
dann blendet man mögliche Probleme der Zukunft einfach aus.
Wir werden im Hypothekargeschäft irgendwann wieder in ein Desaster
laufen wenn Zinse steigen und die Immobilienmärkte einbrechen.
Leider habe ich die 90ziger Jahre in diesem Geschäft 1:1 miterlebt.Ja die Zinsen sind heute tief super für einen Immobilienkauf. Das aber diese Zinssituation nachhaltig negativen Effekt auf die Altersvorsorge haben wird und hat muss ich hier nicht noch vertieft verdeutlichen.
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Das Derivatvolumen liegt irgendwo zwischen 0.6 und 2 Billiarden Dollar. 70%-90% davon sind Zinsderivate. An den Zinsen wird niemand stark herumfummeln ohne das System zu brechen.
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So einen Mist werter Gonzo. Die PKs sind nichts anderes als staatlich verordnete Salärminderung der Arbeitnehmer. Viele PK Besitzer werden sich noch die Äuglein reiben, wenn sie merken, dass die liebe Finanzwirtschaft ihr PK Vermögen verzockt hat. Und hören Sie doch mit dieser Mär von der Altersarmut auf! Wenn alle die hier wohnen ihren gerechten Steueranteil bezahlen täten (inkl der Wirtschaft) wäre genug staatliches Geld vorhanden um eine anständige AHV den Bürgern zu bezahlen. Aber die Schweizer kriechen lieber den Steuerschmarozern in den Arsch und lassen sich die AHV auch noch ruinieren. Armes Volk von Ja Sagern.
Hat nichts mit der Migros Bank zu tun, ausser das die halt auch eine Bank ist und in diesem Klingel versucht mitzumachen. Migros ist sowieso sowas von nicht mehr Vertrauenswürdig, wie Coop etc auch..
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Die Banken entdecken das Hypothekengeschäft neu und sind wieder zu allem bereit. Wo lässt sich sonst noch Geld verdienen als…
Seit wann machen "Bern" und/oder die SNB die Vorgabe, dass die kalkulatorischen Hypothekarzinsen mit 5 % berechnet werden müssen? Weder…
Die Migros-Bank interessiert hier nicht. Sorry for this, LH.