Stephan Zwahlen heiratete. Das wäre keine Nachricht wert. Doch das Freudenfest des Maerki-Baumann-Chefs schaffte es diesen Sommer in die Weltwoche. Eine ganze Seite Frohbotschaft.
„Grossartige Hochzeit“, meinte Autorin Hildegard Schwaninger. Kein teurer PR-Berater hätte dies besser hingekriegt.
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Der Grund ist ein pragmatischer: Maerki-Zwahlen hatte den Lebenspartner der bekannten Schickeria-Journalistin fürs Pianospiel gebucht. Die Journalistin war dabei – und schrieb dann gleich.
Auch im Geschäft scheint für Zwahlen die Sonne. Zumindest vordergründig. Der noch nicht einmal 40-Jährige hat die kleine Bank fest im Griff.
Nach einem Coup Anfang Jahr gibt es nur noch einen, der bei der alteingesessenen Zürcher Börsen- und Privatbank das Sagen hat: Zwahlen.
Zur Absicherung hat Zwahlen seinen Freund Lukas Risi hochgezogen. Der Maerki-Rechtschef, Zwahlens Trauzeuge an der Baur-au-Lac-Hochzeit, ist neuer Private-Banking-Chef.
Zwahlen führt die Bank mit eiserner Hand. Er baut ab, reduziert die Kosten, trimmt die Zahlen. Das Tessin hat Zwahlen kurzerhand geschlossen, nachdem dieses offenbar vor allem gekostet hatte.
Auch in Zürich packte Zwahlen den Zweihänder aus. In diesen Tagen wurde einer knappen Handvoll Kundenberatern und Assistenten gekündigt.
Insgesamt sinkt die Belegschaft rasant und dramatisch. Zählte die Bank Maerki Baumann Anfang Jahr noch 91 Angestellte, so werden es Ende 2016 nur noch 73 sein.
Minus 20 Prozent. Jeder Fünfte musste das Feld räumen.
Zwahlen und Risi – ein Duo brutale.
Zumindest für eine Bank, bei der versucht wird, stets schwierige Situationen ohne grossen Lärm nach aussen zu regeln.
Doch das will jüngst nicht mehr recht gelingen. Anfang Jahr kam es bei Maerki Baumann zu einem regelrechten Coup.
Zwahlen wird überraschend Chef der Bank. Er übernimmt das Zepter von Marcus Bühler, einem gestandenen Private Banker, der erst kurze Zeit als CEO der Maerki aktiv gewesen war.
Bühler war extra von aussen geholt worden, um der Maerki Baumann frischen Schwung zu verleihen.
Nun war er bereits wieder weg. Bühler hatte in den USA für seine früheren Arbeitgeber, die Genfer Pictet und die Basler Baumann, Spuren im US-Steuerfall hinterlassen.
Als die Basler Baumann sich in den USA schuldig erklärte und wie unzählige andere sogenannte Gruppe-2-Banken einen Ablass leistete, holte Bühler Ende 2015 die Vergangenheit ein.
Wie schlimm Bühlers Vergehen in Übersee tatsächlich waren, ist wie bei fast allen Bankern, die im US-Dossier die Zeche für das alte Schwarzgeld-Modell zahlen, schwer zu sagen.
Die Maerki Baumann ist jedenfalls selbst vom US-Sheriff hart angepackt worden. Sie musste im Verhältnis zu ihrer überschaubaren Grösse eine Rekordbusse leisten.
So oder so, für die beiden Maerki-Youngsters Zwahlen und Risi war die Chance ihres Lebens gekommen, als Bühler Knall auf Fall auf die Dreikönigstrasse nahe des Paradeplatzes hinausgestellt wurde.
Die Versionen, wie es so weit kommen konnte, gehen diametral auseinander.
Bühlers Supporter sehen einen Putsch des machthungrigen Zwahlen hinter der kalten Absetzung des CEOs. Der Mann, der mit Hundert Seiten an VR-Sitzungen auftauche, habe Bühler hintergangen.
Dummes Zeugs, meint Maerki-Baumann-Präsident Hans Syz, dessen Familie, den Syz Abeggs, die Zürcher Traditionsbank gehört.
„Bühler war für mich top, als wir ihn zu uns geholt hatten“, meint Syz im Gespräch. Er selbst habe „absolut nichts“ von dessen US-Problem gewusst. „Als dieses hochkam, musste ich handeln.“
Er habe dann die sicherere Lösung einer internen Nachfolge einem nächsten Experiment mit einem Externen vorgezogen, meint Hans Syz.
Zahlt sich die Weichenstellung, weg vom erfahrenen Private Banker Marcus Bühler hin zum Number cruncher Zwahlen und dessen Juristenbuddy Risi, aus?
Maerki-Besitzer Syz ist überzeugt davon. „Wir legen bei den Kundengeldern zu“, sagt er.
Im laufenden Jahr sind netto rund 500 Millionen frische Gelder – laut einem Insider alle aus der Schweiz – zur Kleinbank geströmt.
Damit kommt das Haus, das eine bewegte Geschichte hinter sich hat, auf gut 7,5 Milliarden Franken verwaltete Vermögen.
Rund 70 Prozent aus der Schweiz, nachdem viele deutsche Kunden sich dem Fiskus gestellt haben.
Genug für den Alleingang?
Vor einiger Zeit machte das Gerücht die Runde, dass Maerki Baumann mit der Luzerner Reichmuth, einer anderen Familienbank, zusammengehen könnte.
Darauf angesprochen, meint Hans Syz, dass kein solches Vorhaben geplant sei.
Ausschliessen will er Veränderungen aber nicht. „Wir sind daran, die Zukunft unseres Hauses zu sichern. Dafür setze ich mich ein.“
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wer ist dieser Herr Zwahlen eigentlich?
Bisschen studiert und darf schon Chef sein. Ein Greenhorn?
Ein Verwaltungsrat oder owner einer Bank der dies zulässt ist ja auch Wahnsinnig. (Es ist aber auch Wahnsinn einen Bankchef zu engagieren der schon Firmen an die Wand gefahren hat – oder durch Fehlverhalten aufgefallen ist). -
Personalabbau im Private Banking ist ja heutzutage nichts Aussergewöhnliches. Gerade bei kleinen Banken bedeutet dies meist eine Qualitätsverbesserung an der Front. Die Zeiten des wine and dine Bänkers sind endgültig vorbei. Der junge CEO scheint seine Hausaufgaben zu machen, zudem holt er anscheinend Neugeld rein. Whats the problem?
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Well done!
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Zwahlen sitzt schon seit sechs Jahren in der GL. Damit trägt er wesentliche Verantwortung für den Zustand der Bank. Insbesondere unter dem vorletzten CEO konnte er nach belieben schalten und walten. Wie man ein Buddynetz und sich Pfründe aufbaut, hat er gut verinnerlicht. Das Neugeld der Bank hingegen stammt ausnahmslos aus dem Immobilienbereich. Diesen Erfolg darf ein anderer für sich beanspruchen. An der Kundenfront ist nicht viel Substanz übrig, nachdem hier jahrelang gesündigt wurde. Ein Trauerspiel insgesamt, und nein, die Hausaufgaben sind nicht gemacht.
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@ Viktor Falkenschweif
D.h. jetzt sind alle Flaschen entsorgt worden? Dann steht also dem Erfolg nichts mehr im Weg. Ich halte es aber eher mit Bollisti. Die nächste Meldung in dieser Postille wird das Ende von Märkli Baumann sein. Lassen wir uns also überraschen, was diese Zirkustruppe in den nächsten 12 Monaten noch produziert.
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A propos Schreibfehler, Inhalt vor Form wäre eine Grundhaltung.
Banker tun sich damit erwiesenermassen schwer. -
Herr Hässig,
– Youngsters ohne Wissen an SPRITZE?
– Number cruncher & Juristenbuddy das Duo brutale?
– deutsche Kunden SIND dem Fiskus gemeldet haben?Wissen anprangern und einen solchen Artikel veröffentlichen wirkt etwas speziell.
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Gute Schweizer Banker, der neuen Generation, gibt es noch immer! Arbeiten aber alle im Ausland, wo die richtigen Vermögen sind (oder wieder zurück wandern).
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CEOs die Kosten reduzieren gibt es wie Sand am Meer. CEOs die Neugelder bringen und mit Kunden umgehen können gibt es immer weniger.
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Genau meine Meinung! Kosten reduzieren kann eigentlich jeder, dazu brauche ich nicht allzu viel Können, vor allem nicht in der Weise, wie die Haircuts verordnet werden („Spart einfach 20%!“).
Anstatt dass alle CEOs auf Me-Too machen würden, sollten sie sich besser einmal überlegen, wie man sich als Firma abhebt und neue Ideen entwickeln, anstatt den gleichen Käse zu machen wie alle anderen. Aber halt: dazu bräuchte es ja auch besondere Leute… -
„Kosten reduzieren“ ist ja auch das einzige, was an den heutigen Universitäten den Studenten eingetrichtert wird. Eine völlige Verblendung und Verblödung der selbsternannten „Wirtschaftselite“.
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Die Trennung von einem gerade erst eingestellten CEO hat bei MB ja Tradition – ein offensichtlich etwas überforderter Verwaltungsrat, der wohl einer kleinen Intrige aufgesessen ist. War sicher nicht ganz billig.
Nun geht es zur Sache. Am Ende wird alles nichts nützen, eigenständige 7 Milliärdchen (das „strömende“ Neugeld vermutlich ein Sondereinfluss) reichen nicht aus, um in Zukunft aufgeblähte Compliance- und Rechtsabteilungen (merci FINMA) und teure Geschäfstleitungsmitglieder mit Glamour-Allüren zu bezahlen. Eigentlich sollten nämlich die Kunden im „Lac“ heiraten, nicht deren Bänkler Die nächste Meldung bei IP dürfte die Uebernahme sein. Ist dann auch kein Unglück.-
Denke ich auch. Ein frischgebackener CEO, der noch keine Kohle an der Front hereingebracht hat und der im Baur au Lac grossartig (dank Hildegard S. wissen wir das ja jetzt) Hochzeit feiert, der ist mir sehr suspekt.
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Jetzt mal auf Deutsch: Maerki Baumann redimensioniert, was viele hiesige Institut sollten. Die Kundengelder legen zu. Der nicht mehr tragbare CEO wird entlassen. Mir erscheint das wie konsequentes Handeln.
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Exakt auf den Punkt gebracht!
Flaschen die leer sind, schwimmen oben auf und die gehören entsorgt, Pukt.
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Liebe Märki Buumans, gebt die Bankenlizenz ab – macht dann eine Vermögensverwaltung draus und hängt euch an irgendwelche Bank um von den Services zu profitieren. Dann könnt ihr euch auf das wesentliche konzentrieren.
Irgendwie siehts sus als ob die Bank an die Wand gefahren wird. -
und die Hälfte der AuM in Immobilien investiert. Private Banking 4.0
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Maerki WER? Das Hoflädeli meines Bauernhofes ist relevanter als dieses Hobbybanker-Grüppli!
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Guten Morgen
Im Text zu Märki Baumann ist wohl ein „r“ zuviel im Lead.
Ich nehme an, es muss „an der Spitze“ heissen.Beste Grüsse
Martin Oberhausser -
Lukas ohne Recht Schreib Wissen an Spritze?
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Drögeler in der GL?
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Drögeler in der GL?
Lukas ohne Recht Schreib Wissen an Spritze?
Guten Morgen Im Text zu Märki Baumann ist wohl ein "r" zuviel im Lead. Ich nehme an, es muss "an…