Einer meiner Freunde, ein Vermögensverwalter schweiz-amerikanischer Family Offices mit sehenswerter Langzeit-Performance, schreibt wöchentlich an seine Kunden eine kurze Markteinschätzung. Er macht dies im Wesentlichen, um gezwungen zu sein, seine nicht-quantitativen Aspekte (die quantitativen würde ohnehin niemand verstehen) kurz und strukturiert zu Papier zu bringen.
Meistens folgt nach einer kurzen Einleitung ein Statement der Art „As always, I have no idea what this year will bring, but my guess is ..“, und dann erklärt er seine Hauptthesen und mit welchen Finanz-Instrumenten er vorgeht, um den Schaden zu begrenzen respektive auch dann Geld zu verdienen, wenn er unrecht hat.
Genau darum geht es im zeitgemässen Portfolio-Management.
Folgt man den meisten Kommentatoren in den Finanzmedien, erwartet uns dank Trump und Erholung der weltweiten Konjunktur ein gutes Börsenjahr. Dem gegenüber steht die Positionierung der meisten „Prop Trading Manager“, zu denen ich im Kontakt stehe: Sie haben in den letzten Wochen billige Short-Positionen aufgebaut.
Fakt ist, dass die Märkte im Allgemeinen und die USA im Speziellen historisch sehr teuer sind. Das P/E Ratio S&P 500 ist nun bei 26.2 so hoch wie seit 2009 nicht mehr. Der Shiller P/E, welcher einen rollenden 10-jährigen Durchschnitt verwendet, ist auf einem 15-Jahres-Hoch. Die US-Zinsen sind tief, aber nun 1.25% gestiegen (10-jährige Treasuries); Tendenz aufwärts (eventuell sehr moderat, aber nicht abwärts).
Eingepreist sind ungefähr 10% Gewinnwachstum der Unternehmen gegenüber den hohen Gewinnen im letzten Jahr.
Der wichtigste Kurzzeitgradmesser, der Volatility Index VIX, ist bei 11, das heisst, der Markt ist zur Zeit „furchtlos“ oder erwartet keine Gewitter.
Historisch gesehen sind dies sehr schwierige Zeitpunkte zum Anlegen. Wer nicht im Aktienmarkt investiert ist, könnte einen durch Finanzmedien, Nationalbanken und Politik gepushten letzten Zyklus im Bullenmarkt verpassen.
Andererseits war es für langfristig orientierte Anleger nie eine gute Idee, einem Bullenmarkt nachzurennen, der dann schlagartig 20% und mehr korrigiert. Unterdessen könnte man schön langsam Goldbestände aufbauen und Dollarbestände abbauen.
(Extrakt für Inside-Paradeplatz-Leser; Originalartikel mit Kommentar „Longterm-Investor“ und weitere Investmentsdetails, siehe Longterm-Investor.)
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Prop Trading Manager“, zu denen ich im Kontakt stehe: Sie haben in den letzten Wochen billige Short-Positionen aufgebaut.
….Offensichtlich Prop Trading Manager mit viel fachlichem Scheuklappenwissen….
Short Positionen baut man auf wenn man erkennt dass die Marketmaker die breite Masse an der Nase rum führen und dadurch stärkere Distribution entsteht. Das ist in den USA seit Monaten nicht der Fall im Gegenteil jeder 3%-5% Bruch, der vorne weg manipuliert wurde, wird fürs Bottomfishing ausgenutzt als ob es kein morgen mehr gäbe…
So ist es.
Die negativen Effekte aus weiter ansteigenden Zinsen und sich ggf. zusätzlich verteuernden Energieträgern und Rohstoffen sind ebenfalls nicht hinreichend eingepreist.
Diese hatten den Markt zwei Jahre lang – 2015 und 2016 – trotz „Gewinnrezession“ auf dem bisherigen hohen Niveau gehalten.