P. ist seit Jahren Kunde bei der money-net.ch, einer Online-Börsenbank der Berner Kantonalbank (BEKB). Vielleicht nicht mehr lange.
Money-net lässt ihre Kunden seit Anfang 2017 nämlich zur Ader. Sie vervielfachte die Courtagen; das, obwohl ihre Mutter, die BEKB, erneut viel Geld verdient hat.
2016 lag deren Gewinn bei 129 Millionen, nur 2 Millionen tiefer als im Traumjahr 2015, wie ihr heutiges Resultat zeigt.
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Nun müssen es mehr sein. Die Tochter Money-net hat still und heimlich, ohne ihren Kunden irgend etwas davon zu sagen, ihre Börsen- und Depotgebühren hochgeschraubt.
Und zwar massiv. Was allerdings auf den ersten Blick nicht auffällt. Gemäss dem neuen Gebührenblatt, das Kunde P. zuerst im Netz finden musste, steigen die Courtagen scheinbar homöopathisch.
Zwischen drei und acht Franken betragen die Zuschläge pro Kauf oder Verkauf von Wertschriften über die Online-Tochter, je nach Grösse der Transaktion.
Bis 1’000 Franken Dealsumme sinkt die Courtage gar von 10 auf 8 Franken. Ebenso in der Spanne von 30’000 bis 40’000 Wert, da zahlt der Kunden noch 108 statt wie bisher 110 Franken.
Alles Ok. Dachte Kunde P.
Und kam auf die Welt, als er eine Transaktion über rund 150’000 Franken tätigte. Die Courtage schlug mit 600 Franken massiv zu Buche.
Was da los sei, wollte P. von seinem Berner KB-Berater wissen. Der tat verschämt, berichtet P. Man habe die neuen Tarife für die grossen Deals nicht aktiv kommunizieren wollen.
Doch, so sei er fortgefahren, es stimme, dass bei Transaktionen über 100’000 Franken Wert die Courtagen exponentiell steigen würden.
P. rechnete nach. Schwierig war das nicht. Hätte er seinen Grosskauf in 4 Tranchen zerlegt, wäre die Courtage auf 432 Franken gekommen.
Im Vergleich zu den effektiv bezahlten 600 Franken ist das ein Aufschlag von 39 Prozent.
Ein Rip-off. Ein Irrsinn.
Jeder kaufmännische Grundsatz sagt, dass ein Deal proportional billiger wird, wenn das Volumen steigt. Mengenrabatt, Anreiz zum mehr Kaufen undsoweiter.
Hier nun kommen die Berner Kantonalbanker und erfinden das Banken-Rad neu. Courtagen bei Deals über 100’000 Franken, da langen wir zu, je höher die Summe, desto stärker.
„Courtage auf Anfrage“, heisst es dazu bei der Berner KB-Tochter Money-net. Warum dieses Versteckspiel?
Mögliche Antworten: Die Berner sind auf den Geschmack gekommen und langen bei den vermögenden Kunden zu.
Oder sie halten ihre Klientel generell für zu dumm, um überhaupt etwas zu merken.
Oder sie denken, die Kunden werden die Courtagen schlucken.
Oder sie sind einfach blutige Anfänger. Amateure. „A bunch of idiots?“, wie es P. ausdrückt.
Auf Anfrage hatte die Berner KB zunächst keine Worte. Ein Sprecher erklärte, er würde dem Fall nachgehen und sich dann wieder melden.
Das war am 11. Januar. Danach dauerte es. Einen Tag, zwei Tage, drei Tage. Als schon nicht mehr mit einer Antwort zu rechnen war, meldete sich der Sprecher mit einer E-Mail.
Am 16. Januar schrieb er zurück. Die Antworten klangen wie eine Entschuldigung.
„Wir wurden bereits von Kunden auf das von Ihnen beschriebene Thema aufmerksam gemacht“, hiess es zunächst.
Dann: „In der Folge haben wir die Courtagen per 13. Januar 2017 angepasst.“
Drittens: Hinweis auf einen Link. Dort steht immer noch „Auf Anfrage“ bei Deals über 100’000 Franken. Zudem finden sich massive Erhöhungen bei den Depotgebühren.
Fazit: Die Berner Kantonalbank vervielfacht ihre Courtagen für die guten Börsenkunden, ohne diesen etwas davon zu sagen.
Als dann einer von diesen Kunden, der genannte P., auf die Hinterbeine steht, geht es ganz schnell, und die Berner korrigieren ihre Modell.
Welcome in Swiss Banking 2017.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ich hätte Absicht bei BEKB Konto anlegen und mit Aktien handeln, aber jetzt wo die Courtage massiv erhöht hat, mache ich das in keinem Fall. Antun Vrabec
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Liebe Schweizer,
Wenn ihr schon euren Einkauf im grenznahen EU-Ausland tätigt, dann könntet ihr doch auch gleich mal schauen was ein Depot dort kosten würde. Das wäre ein cleverer move …
Selber schuld, wer heutzutage noch in CH ein Depot führt.
g
P -
Warum muss es immer nach dem Prinzip, wer hat, dem wird gegeben, wer mehr hat, dem wirds fast gratis nachgeworfen, laufen? Warum muss ein Milliardär keinen Minuszins zahlen? Die Banken übernhemen Steuerpauschalen, der London-RND Milliardäre… am Ende bezahlt der Mittelstand für die verschenkten Opern-Tickets, an die oberen 1%.
Aber unsere (bezahlten) Strassen und Hospitäler, die will man dann bei Bedarf und Laune doch auch immer mitbrauchen, als pauschalbesteuerte Person… nur dean zahlen, möglicht nichts!
Ist nicht Anstandslos, oder? -
Wir, ZKB Kunden seit Kindertagen, sind schon länger am überlegen, ob wir der ZKB den Rücken kehren wollen. Die Hypothek würden wir als Ganzes mitnehmen. Der wichtigste Grund für uns war immer, weil Kantonalbanken quasi Staatsbanken sind und es in unserer Vorstellung (…) bei denen auch noch menschlich(er) zu und her geht. Profaner und naiver Gedanke einer vermeidlich heileren Welt.
Wie Kantonalbank Kunden mit Courtagen, etc. abgezockt werden stört uns. Dass die Teppichetage so gewaltig abzocken kann stört uns. Dass alt Nationalrat Hans Kaufmann die Finger bei der ZKB im Spiel hat stört uns gewaltig. Wir wussten das bis zu dieser Woche nicht. Er war für uns schon in Bundes Bern das Synonym für Raffgier und absolut rücksichtslos eigene Taschen füllen.
Wenn wir die ZKB verlassen, dann für immer. Auch ein Grund weshalb wir noch Kantonalbank Kunde sind ist, dass die CS, UBS und Julius Bär nicht in Frage kommen. Wir wollen den Wahnsinn der heute läuft ja nicht noch mehr unterstützen.
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Leider gibt es fast keine Alternative. Mir kommt so spontan keine in den Sinn.
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Das Leben „wie die Made im (Kunden-)Speck“ hat hoffentlich für so manche Retailbanken bald ein Ende. Neue Anbieter (Versicherungen, Pensionskassen, FinTech) drängen auf den Markt. Der Bankkunde kann das für ihn beste Angebot aussuchen – qualitativ als auch quantitativ). Tja, wenn das Wachstum der BEKB zur Hypothek.
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Es gibt gute und preisgünstige Alternativen. So ist es bei einigen Regionalbanken in Bern und Umgebung möglich, die Wertschriften zu Depotgebühren von nur 0.17% p.a. (ohne Minimumgebühren) aufbewahren zu lassen. Auch die Kosten eines Wertschriftentransfers werden übernommen.
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Das finde ich sehr interessant.
Haben sie genauere Angaben welche Banken man sich ansehen sollte? -
Bärner, welche Banken sind das?
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Konsquent Beziehung beenden und anderen Broker suchen.
Für was warten? Die Jungs aus der Teppichetage verstehen nur Abstimmung mit den Füssen und die muss man ihnen geben -
Die Banken bleiben die grössten Abzockerinnen, angeführt von ihren hochgejubelten Direktoren auf den Chefetagen, die mit leeren Schreibtischen den Kundinnen und Kunden vorgaukeln, sie würden sich bis zum Umfallen für sie einsetzen. Leider verfügt nur der kleinste Teil der Kundschaft ein finanzielles Portefeuille, um Druck auf die Bankleute auszuüben. Da bleibt nur zu sagen: „quo usque tandem …..“
Zerberus -
Ich habe meine Konten im Dezember aufgelöst. Bei mir wurden die Abmachungen (auch) nicht eingehalten.
So behandelt eine „Staatsbank“, die vom Steuerzahler gerettet werden musste, die letzten verbliebenen Kunden
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Meine Pflegeeltern waren jahrzehntelang Kunden dieser Staatsbank und auch ich jetzt seit beinahe 4 Jahrzehnte bei der Staatsbank die nur Dank uns Steuerzahler überhaupt noch existiert. Das Pflegeelternhaus war auch über diese Bank finanziert. Ich bin immer noch berufstätig und habe ein gesichertes Einkommen. Mein Wohnung ist über dieses Institut zum teil eben fremdfinanziert wobei nur noch eine kleinere Hypothek besteht. Kürzlich wurde ich dorthin bestellt und mir wurde aufgetragen mindestens noch die Hälfte der Hypothek sofort abzutragen obwohl wir von einer momentanen monatlichen Zinsbelastung von Fr. 450.00 sprechen.
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