Bernhard Hodler war unter Boris Collardi jahrelang für die Risiken und die Rechtschaffenheit bei der Julius Bär verantwortlich. Nun ist Hodler der neue Collardi, sprich der Chef der Bär.
Und er zittert. Grund sind Venezuelas Superreiche, die mit Devisenkurs-Tricks – der staatliche Superkurs für sich, der echte Schwachkurs auf dem Markt für die Anderen – Geldwäsche betrieben.
Im ganz grossen Stil. 1,2 Milliarden Dollar haben die Venezuelaner vom dortigen Regime aus dem Land geschaffen, das sie und ihre Freunde zuvor in den Ruin gewirtschaftet haben.
Keine Bank möchte sich mit solchen Praktiken einen Namen machen. Die Bär macht sich gerade einen. Denn ihr langjähriger Südamerika-Kundenberater Matthias Krull ist soeben für dessen Mithilfe beim Venezuela-Betrug zu 10 Jahren Gefängnis in den USA verurteilt worden.
Nach dem Urteil ist vor dem Urteil. Krull hofft, die 10 auf 5 Jahre zu reduzieren. Wie? Ganz einfach: Indem er die Julius Bär den Amerikanern ans Messer liefert.
Krull wird damit zur grossen Gefahr für die Bären. Und für deren Chef Bernhard Hodler. Der war als Riskchef nicht nur zuoberst verantwortlich. Sondern der muss nun auch aufräumen.
Die Panik ist spürbar an der Zürcher Bahnhofstrasse. Die Julius Bär hat vor kurzem die US-Rechtsanwälte von Quinn Emmanuel an ihren Hauptsitz in der Limmatstadt eingeflogen. Die Amerikaner-Juristen drehen derzeit jeden Stein um, um herauszufinden, was Bär droht.
Laut einem Sprecher ist die Gefahr nicht gross. „Bei der Verurteilung von Matthias Krull vorgestern sind keinerlei neue Hinweise aufgetaucht, dass die Bank in irgendeiner Form involviert war“, sagt der Mann.
Und schlussfolgert: „Deshalb gilt unser bekanntes Statement unverändert: ‚Matthias Krull ist ein ehemaliger Mitarbeiter, der aufgrund von ihm persönlich begangener Vergehen verurteilt worden ist. Der Bank wird keinerlei Fehlverhalten vorgeworfen.'“
Auch dass „wir eine interne Untersuchung durchführen“, sei No Big News. Das habe „Bernhard Hodler bereits im Sommer gesagt“, so der Bär-Pressemann.
Alles halb so wild also, will Bär die Welt verstehen lassen. Krull verhaftet, Krull geständig, Krull zu 10 Jahren verurteilt, Krull kooperiert, Krull hofft auf Halbierung der Strafe.
Und Bär meint: So what?
Es geht um Operation Money Flight. So hiess eine Undercover-Aktion von US-Spezialeinheiten gegen die Venezuela-Geldwäscher. Sie verkabelten ein geständiges früheres Bandenmitglied und stiessen mit dessen Hilfe auf ein riesiges Betrugsschema.
Mitten drin Matthias Krull, ein Ex-Grossbanker, der schon vor Jahren zur Julius Bär gewechselt hatte und dort viele Freiheiten genoss. Er brachte seine neuen reichen Kunden zur Bär, betreute diese nach allen Regeln der Kunst.
Sprich: Sagt mir, was Ihr wollt, und ich versuche, Eure Wünsche zu erfüllen. Das Modell ist alt bekannt auf dem Bankenplatz Schweiz – und inzwischen gefährlich, wie die US-Operation mit V-Mann zeigt.
Emmanuel Quinn, die Kanzlei, die der Julius Bär schon in deren US-Steuerkonflikt geholfen hatte, muss vor allem eine Frage klären: Hat Krull seine krummen Touren wirklich nicht über Bär-Konten gedreht?
Will heissen: Betreute der Bär-Berater zwar Venezuela-Kunden, die bei der gigantischen Geldwäscherei mitgemacht hatten, ohne dass aber irgendeine Transaktion rund um den Betrug über deren Bär-Konten gelaufen war?
Das wäre der Best Case. Der Worst Case lautet: Krulls Kunden haben eben doch auch illegale oder zumindest verdächtige Geldverschiebungen via die Zürcher Bank vorgenommen.
Die Bär-Bank betont auf Anfrage stets, dass sämtliche bisherigen Abklärungen keinerlei Kriminalitäts-Bezug zur Bär aufgezeigt hätten. Und auch die bis jetzt gemachten Aussagen der Richter und Ermittler in den USA würden Bär nie in die kriminelle Ecke stellen.
Warum aber holt dann Bär notfallmässig super teure US-Anwälte? In Amerika hatten die Bären vor ein paar Jahren ja mehr als eine halbe Milliarde Dollar Steuerstrafe bezahlt und sich verpflichtet, bis 2019 keinen Mist mehr zu bauen.
Wenn die Bank zuletzt doch als Teil des Venezuela-Konstrukts dastünde, dann würde auch die US-Steuerstrafe erneut zum Thema. Für „Bernie“ Hodler keine angenehmen Aussichten.
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Die beliebtesten Kommentare
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Man sollte mal Punkt für Punkt das FATCA Abkommen der USA mit der Schweiz und ihres mit demjenigen mit der EU durchforsten, dann würde man nämlich darauf stossen, dass die US-Behörden auf Schweizer Bankgeschäfte mit Dritt-Staaten, die die USA nicht betrifft, durchgreifen können. Dies gilt vor allem jetzt mit Venezuela und nicht nur Geschäfte mit dem Dollar, wo man dessen Clearing benötigt. Venezuela ist eine für die USA unfreundliche Nation, da können die US-Behörden zugreifen. Wir Schweizer sind dank unserem FATCA Abkommen mehr ausgestellt, als die Banker in London, deren EU-FATCA Abkommen sie besser schützt und genauer sagt, was erlaubt ist und was nicht. Die Rechtsauslegung der US Behörden erlaubt vieles und wenn mal ein solcher Schweizer Geldwäscherfall durch Urteil Rechtspraxis wird, kann man nichts mehr ändern, „Case Law“.
Es bleibt uns dann nichts anderes mehr übrig als Frau Martullo Ende 2019 zur Bundesrätin zu küren. Sie wird dann im Geiste ihres Vaters nach Washington reisen und der Trump Administration zeigen, wo der Bartli den Most holt.-
Looooollllll…. So en Seich! Das hät gar nünd mit FATCA z’tue. Und was verzellscht du vo wäge „EU-FATCA“. Es git FATCA i drü Usprägige: 1.) IRS Code, 2.) IGA Model 1 und 3.) IGA Model 2… Und in sämtliche Usprägige isch sunneklar, was Sache ischt.
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Versuchst du sarkastisch zu sein? Denn ernst kann man deine Bemerkungen kaum nehmen besonders deiner erhoffe Rettung durch die erwähnte Dame.
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Der Hodler ist jetzt der Watschenmann. Aber hat denn diese Bank auch einen VR und und vielleicht gar einen VR-Präsident?
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Hodler der Watschenmann? Mir kommen gleich die Tränen. Er hat jahrlang sehr, sehr fürstlich verdient umd seit er CEO ist, sind die Bezüge Collardimässig explodiert. Das ist das eine. Auf der anderen Seite muss man seine langjährige Funktion sehen: Chief Risk Officer der Julius Bär Gruppe. Und nun torkelt diese von Sumpfloch zu Sumpfloch. Alles wegen Collardi und seinem unterwürfigen CRO und dessen brave Adjudanten bei Legal und Compliance. Diese sahnen ebenfalls mit ab, während man auf Sachbearbeiter-Ebene mit einer nichtssagenden Beförderung zum nächst höheren nichtssagenden Titel Vorlieb nimmt. Sorry, aber eine kaputtere Firmenkultur habe ich nirgendwo gesehen.
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Die dubiosen Geschäftspraktiken von Bär – but there is more to come for sure.
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Verrückt wie lange es geht auch in der heutigen Zeit, bis etwas mal im Management passiert. Alle haben ab ERM massiv auch beim Bär kassiert – egal wie!!! Und heute schauen sogar die Familie Bär und Großaktionäre zu, wie ein jahrzehntelanger Name einer Top Bank innerhalb von wenigen Monaten und Jahren aus Reputation Gründen zu mindest komplett kaputt gemacht wird.
Ganz ehrlich, wer möchte bei so einer Bank ein Konto geschweige denn arbeiten noch?
Ah ja, wer kann sich an die UBS Zeiten nach der Finanzkrise erinnern? Wie war es damals in einem Tennisclub als UBS Mitarbeiter zu sein?
Heute betrifft es die JB?? -
Wenn irgendwo auf der Welt unsaubere Bankgeschäfte aufgedeckt werden, ist JB in der Regel involviert. Verantwortung übernimmt niemand, im Gegenteil: der vormalige Risiko-Chef wird mangels valabler Alternativen und aus der Not heraus zum CEO gekürt. Ein Witz und der Regulator steht an der Seitenlinie und schaut zu.
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Welcher Regulator? Gibt es denn einen in der Schweiz?
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wow! ganau so wie beim Banken-Thriller „Quartier des Banques“ ! ( Zitat: „Ich musste mich zwangsläufig um neue Kunden bemühen die eine Spur weniger exquisit waren“)
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Die Aufdeckung solcher Auswüchse bei der Asset – Beschaffung nehmen bei Bär kein Ende. Was Collardi über all die Jahre seiner „Tätigkeit“ diesem Bankhaus eingebrockt hat, ist in Tat und Wahrheit eine Türöffnung in den Untergrund. Das jahrelange Wegschauen durch den Verwaltungs-Rat und durch die FINMA wurde durch Blendereien des CEO abgewendet bzw. übertüncht. Es ist noch nicht zu spät den Verantwortlichen zu belangen. Der Finanzplatz Schweiz täte gut daran, endlich ein Exempel zu statuieren.
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Baer ist seit Jahren bekannt, dass zu wenig Rückstellungen für legal cases getätigt wurden, möchte wissen ob für den Fall Venezuela und Malaysia mind. 500 Mio. CHF an Rückstellungen getätigt wurden. Da die „alten“ Baer Teilhaber eigentlich draussen sind, die Misstimmung unter den MA sich anhört, IT Probleme, e-Banking Ziele verfehlt wurden, dann ist Baer mit an Sicherheit keine 2 Jahre mehr selbstständig.
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Wer will den Laden denn kaufen. Bei all den Altlasten? Keinen Pfifferling wären mir die Risiken wert. Und selbiges gilt für noch so manche Privatbank auf dem Finanzplatz Schweiz. Wieso eine Due Diligence durchführen, wenn das Resultat eh schon bekannt ist. Zwei oder drei Telefonate, und man weiss, ob ein Target allenfalls toxisch ist. Mich verwundert eher, wieso solche Dinge nicht im Rahmen ordentlicher Buch- und Geschäftsprüfungen schon lange identifiziert und bereinigt worden sind. Ah ja; weil’s ein Augiasstall ist, in dem die eine Hand die andere wäscht…
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Wow, 500 Mio. CHF für solche Risiken!? – Hold on…
Das ist eine RIIIIEEESIGE SUMMER! Da muss man sich doch fragen warum eine solche Summe für Risiken bereitgestellt und nun vermutlich auch bezahlt wird? – Dämmert’s? – Um die überrissenen „Saläre“ der Teppichetage zu bezahlen!
Das ist doch ganz klar fragwürdige Geschäftsführung. Aber gell, in der Bananenrepublik Schweiz werden die oberen geschützt und die kleinen für Fehler belangt!
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Einmal mehr stellt sich die Frage warum die Finanzmarktaufsicht FINMA dem Treiben tatenlos zuschaut? Es tummeln sich bei Bär scheinbar Leute die Anforderungen auf Gewährleistung nicht erfüllen? Augenscheinlich weiss man bei der FINMA selber nicht wie man die Sache mit der Gewährleistung definiert, mit Ausnahme zum Sachverhalt das man etwa Mal mit grossem Medientamtam ein Bauernopfer präsentiert und mit Ankündigungen glänzt, die sich als heisse Luft herausstellen, wenn es um grosse Fälle bzw. namhafte Personen geht. Das ganze kann man auch als grosse Schwäche und Überforderung der FINMA sehen. Ein angeblich starker Finanzplatz den man sein will, der parallel durch eine überforderte Aufsicht reguliert und beaufsichtigt werden soll, ist ein Packet das hinterfragt werden muss und augenscheinlich nicht funktioniert. Nur ist das noch nicht zur Politik vorgedrungen!
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„überfordert“ – sie will ganz einfach nicht durchgreifen und prominenten Missetäteren die „Rote Karte“ zeigen.
Der FINMA-Chef kommt einem je länger je mehr wie das altbekannte „trojanische Pferd“ vor, inszeniert nicht von den Griechen, sondern den lobbyierenden „Swiss Bankern“. -
Finde ich naiv immer von Schwäche, Unvermögen und Überforderung der FINMA zu sprechen. Bei dieser sind hochgradig korrupte Individuen am Werk und wie so oft deckt eine Bande die andere. Schweiz halt.
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Ja, Kollege Meier, das wissen wir doch beide )
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Baer ist Toast, soviel ist sicher. – Collardi sollte auch noch drankommen, sonst waere das wirklich schreiendes Unrecht.
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collardi war immer ein eigenütziger darsteller der extra art.
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Krull war sicher schlau genug, den „Vorwaschgang“ für die 1.2 Mrd. nicht über Julius Bär abzuwickeln. Dies wäre ab 2016, als Deloitte im Auftrag der Finma ein Untersuchung zu PDVSA durchführte, höchstwahrscheinlich auch nicht mehr möglich gewesen.
Laut Gerichtsunterlagen wurden in dieser Phase Finanzinstitute in den USA sowie Malta benutzt. Krulls Plan war aber sicher, die vorgewaschenen Gelder irgendwann zu Bär zu bringen (für das wurde er schliesslich bezahlt), denn mindestens 4 Mitglieder des Geldwaschrings waren seine langjährigen Private Banking Kunden (siehe Case 1:18-cr-20682-CMA Document 30, Page 7).
Die Frage ist, was wussten Krulls Vorgesetzte bei Bär? Die Tatsache, dass diese Krull fröhlich weitermachen liessen, obwohl die ernüchternden Resultate der Deloitte-Untersuchung seit Herbst 2016 bekannt waren, spricht nicht unbedingt zugunsten des Bär Managements.
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Hat JB nicht eigens einen Chief Risk Officer für LATAM ernannt, als der Deloitte-Report gravierende Mängel in dieser Region zu Tage förderte? Offenbar nur pour la galerie.
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– weshalb Boris Collardi, der Oberverantwortliche für die Bär-Altlasten der letzten Jahre, nun bei Pictet „Gewähr für einwandfreie Geschäftsführung“ bieten soll?
– wie lange die Banken-Marionette namens Mark Branson noch ihr Unwesen an der Spitze der FINMA treiben darf?
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Treffender kann man es kaum sagen!
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Frage 1: Eine Hand wäscht die andere. Ich tippe mal drauf, dass da hinter den Büschen was grösseres läuft. Könnte es sein, dass die Bärli Bank schon bald von der Pictet Bank zu einem Schnäppli Preis übernommen wird?
Frage 2: Solange, bis sich die Zitrone nicht mehr auspressen lässt. Solange, bis die Leute in Entscheidungspositionen von Politik und Aufsicht keine Benefits für dieses Wegschauen mehr haben.
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Fragen sich doch unseren zuständigen Bundesrat – welcher für das Finanzdepartement verantwortlich ist und damit auch für die Finma.
Uebrigens geplanter nächster Bundespräsident – dann wird er sicher keine Zeit mehr für die FINMA haben??? So funktionieren wir…..
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als schweizer muss man sich ständig fremdschämen für solche gierigen idioten!
wann endlich schiebt die justiz und die zuständige aufsicht den riegel solcher geldwäscherei und solchen diebstählen??
wofür braucht man heute noch private banking, wenn nicht für steuerhinterziehung oder geldwäsche?
- weshalb Boris Collardi, der Oberverantwortliche für die Bär-Altlasten der letzten Jahre, nun bei Pictet "Gewähr für einwandfreie Geschäftsführung" bieten…
Krull war sicher schlau genug, den "Vorwaschgang" für die 1.2 Mrd. nicht über Julius Bär abzuwickeln. Dies wäre ab 2016,…
als schweizer muss man sich ständig fremdschämen für solche gierigen idioten! wann endlich schiebt die justiz und die zuständige aufsicht…