Die NZZ titelte kürzlich: „Wirtschaftsprüfer umwerben junge Mütter.“ Gelobt wurden PwC&Co. mit ihren „generösen Regelungen für Mutterschafts- und Elternurlaube“.
Bei der PwC, die in der Schweiz mit Abstand die grösste Beraterin und Revisorin ist, löste der Artikel Erstaunen aus. Bei den Müttern.
Diese werden nämlich kurz gehalten von der Firma. Wenn sie weniger als zwei Jahre bei der PwC angestellt sind, dann erhalten sie gerade mal das gesetzliche Minimium.
Sprich 80 Prozent Lohn auf ein Maximalsalär von 88’000 Franken im Jahr. Und das für maximal 14 Wochen. Ein allfälliger Bonus wird reduziert.
Mit ihrer Regelung erfüllt die PwC zwar das Gesetz. Sie bietet aber bei weitem weniger als die Grossbanken. Dort erhalten die Mütter in der Regel ein halbes Jahr bezahlte Auszeit.
Bei der PwC kriegen die Mütter erst vom 3. bis zum 5. Arbeitsjahr etwas mehr, nämlich 100 Prozent ihres Lohns während 14 Wochen. Wer länger als 5 Jahre dabei ist, erhält schliesslich während 16 Wochen Mutterschaft das ganze Salär.
Ein Sprecher der PwC strich auf Anfrage die Flexibilität für Mütter heraus. „Bereits seit Juli 2019 haben wir ein flexibles Jahresarbeitszeitmodell für unsere Mütter, wie auch für alle anderen Mitarbeitenden.
„Das Jahresarbeitszeitmodell erlaubt eine flexible Einteilung der Arbeitszeiten in Abstimmung mit individuellen und privaten Projekten.“
Mütter und andere Mitarbeiter könnten auch Home office arbeiten. Und: „Zusätzlich zum Mutterschaftsurlaub haben Mitarbeitende die Möglichkeit, einen unbezahlten Urlaub von bis zu zwölf Monaten zu vereinbaren.“
Der Sprecher will nichts wissen von nicht mehr zeitgemässen Bedigungen für die jungen Mütter.
„PwC Schweiz ist es wichtig (wie vielen anderen Unternehmen auch), dass wir Mütter in ihrer schönen, aber auch anstrengenden Lebenslage so gut wie möglich unterstützen.
„Dasselbe gilt übrigens auch für Väter: Ich bin selbst seit neun Monaten Vater, arbeite neu Teilzeit und bin sehr froh und dankbar, wie flexibel mir PwC entgegenkommt und mich bei der Erfüllung dieser anspruchsvollen Aufgabe unterstützt.“
Die Regelung unter dem Titel „Leaflet on Pregnancy and Maternity“ umfasst auch die erlaubte Zeit, während der PwC-Mütter im Büro ihrem Baby die Brust geben dürfen.
Das erinnert an Schichtarbeit im Taylorismus. „For a working day of up to 4 hours: 30 minutes“, steht da. Bei mehr als 4 Stunden steigt die erlaubte Stillzeit auf 60 Minuten, bei über 7 Stunden auf 90 Minuten.
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Die beliebtesten Kommentare
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Die Diversität in diesem Unternehmen ist nicht gegeben. Frauen sind entweder jung oder sie sind als Assistentinnen tätig. Frauen über 35 Jahre sind nur wenige zu treffen. Noch weniger auf der Partner-Etage oder im Senior Management. Dies ist sowohl mit den schlechten Anstellungsbedingungen und der Natur des Geschäfts (Beratung/Audit) verbunden. Von einem Arbeitgeber, der Diversität & Inklusion auf die Fahne schreibt, sollte man erwarten, dass nicht nur das gesetzliche Minimum eingehalten wird. Die Unternehmenskultur entspricht nicht dem Zeitgeist, was auch an den hohen Turnover-Zahlen zu sehen ist. Langfristig wird sich dies auch im Geschäftsgang abzeichnen.
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Wieviel Ferientage bieten die denn allgemein? 20 ?
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und in Davos ist ein Schneemann umgefallen
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Weniger als 2 Jahre, also: Kaum angestellt, schon schwanger und wieder nicht bei der Arbeit. Ich habe Verständnis dafür, dass kein Arbeitgeber solche Mitarbeiterinnen wirklich sucht. Und ein Bonus wird ja für erreichte Ziele bezahlt. Nur: wie kann man Ziele erreichen, wenn man gar nicht bei der Arbeit ist? Insgesamt ist das klagen auf hohem Nivau. Wenn Ihr’s nicht glaubt, könnt Ihr ja mal die Kassiererin im Supermarkt fragen.
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Sehe ich genauso.
Zwei Jahre an Mitarbeit sind nicht zuviel verlangt.
Der Ausfall alleine nach kurzer Arbeitszeit schadet den anderen potentiellen Mitarbeiterinnen.
Stellvertretungen sind oft teuer (Einarbeitungszeit) & Frauen werden ev. als Konsequenz weniger rekrutiert.Schwangerschaften lassen sich nicht immer planen ok, aber MA die in den ersten zwei Jahren schwanger werden sind teuer.
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Herr Meier,
Irgendwann während ihres Lebens wird ein Teil der Frauen schwanger. Oft vergisst man in dieser Diskussion jedoch, dass es auch die zweite Hälfte dafür braucht, nämlich den Mann. Warum soll die Frau alle negativen beruflichen Konsequenzen einer Schwangerschaft tragen, während Männer ihre Karrieren weitertreiben und sogar bei Absenzen fürs Militär mehr vom Arbeitgeber erhalten als eine Frau im Mutterschaftsurlaub? Dies ist schlichtweg unfair. Kommentare wie derjenige von Ihnen zeigt, dass wir in der Schweiz bezüglich Gleichstellung Jahrzehnte zurückliegen.
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R.A.: „Warum soll die Frau alle negativen beruflichen Konsequenzen einer Schwangerschaft tragen, während Männer ihre Karrieren weitertreiben und sogar bei Absenzen fürs Militär mehr vom Arbeitgeber erhalten als eine Frau im Mutterschaftsurlaub?“
Weil die Frau eben diejenige ist, die schwanger wird. Der Mann muss die finanziellen Konsequenzen ja paritätisch mittragen, selbst wenn er nicht einmal mitentscheiden darf, wenn es um die Frage der Schwangerschaft (oder dessen Abbruch) geht. Die Konsequenzen tragen also beide gleichermassen, auch wenn die Entscheidung ziemlich einseitig bei der Frau liegt (1. Entscheidung, wann und ob man schwanger wird und ein Kind behält, 2. Entscheidung, wieviel man denn gerne nach der Schwangerschaft noch arbeiten möchte, etc.). Ist das etwa fair?
Der Vergleich Militär und Schwangerschaft ist schlicht lächerlich und hinkt gewaltig. Militärpflicht ist eine gesetzliche Pflicht und keine freiwillige persönliche Entscheidung wie das Kinderkriegen, falls Sie das noch nicht mitbekommen haben. Und das Militär dient der Allgemeinheit, Kinderkriegen hingegen nicht oder wenn, dann höchstens indirekt, falls Ihr Kind mal ein gesellschaftlich „nützliches“ (steuerzahlendes) Mitglied der Gesellschaft wird.
Und wenn Sie glauben, dass es einzig darauf ankommt, wie etwas verteilt wird (ganz fair oder nicht ganz fair) und nicht wieviel der zu verteilende absolute Betrag ist, dann schlage ich ihnen Folgendes vor: Wandern Sie doch in eines der progressiven, total gleichberechtigten Länder der Welt aus, wo alles (dem Papier nach) schön fair verteilt ist. So gesehen müssten Ruanda, der Iran oder Schweden (20% tiefere Kaufkraft, als MEHR als die Differenz des Lohnniveaus in der Schweiz) für sie das totale Paradies sein. Das sind nämlich mitunter die angeblich „fortschrittlichsten“ Länder der Welt bezüglich Gleichstellung von Mann und Frau. Viel Spass in diesen „fairen“ Ländern! Einfach seltsam, dass das Nettowanderungssaldo dieser Länder zur Schweiz hin verläuft und nicht umgekehrt. Es scheinen mehr aus diesen Gleichberechtigungsparadiesen weg und in die Gleichberechtigungshölle Schweiz kommen zu wollen als umgekehrt. Seltsam, nicht?
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Die Frage ist doch auch: wo kann man denn bei PwC seine Babys stillen (im Büro ZH sind Kinder in den Büros generell verboten)? Oder wo kann man sich einschließen und Milch abpumpen? Dafür braucht man auch Strom… aber so ist es eben nicht nur bei PwC, sondern auch bei vielen anderen Arbeitgebern… Theorie und Praxis passen nicht zusammen.
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Firmen müssen zwar das gesätzliche Minimum zahlen, müssen jedoch nicht die Stelle frei halten. Sie dürfen sofort die Stellen neu besetzen. Schon schlimm, wenn die Mutter nach den 14 Wochen ohne Stelle da steht, das kommt leider nicht selten vor.
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Weeks of paid leave for mothers:
🇪🇪 166
🇸🇰 164
🇫🇮 161
🇭🇺 160
🇱🇻 94
🇳🇴 91
🇰🇷 65
🇨🇿 63
🇱🇹 62
🇦🇹 60
🇯🇵 58
🇩🇪 58
🇸🇪 56
🇸🇮 52
🇵🇱 52
🇨🇦 51
🇩🇰 50
🇮🇹 48
🇬🇷 43
🇫🇷 42
🇬🇧 39
🇱🇺 37
🇧🇪 32
🇵🇹 30
🇨🇱 30
🇮🇸 26
🇮🇪 26
🇳🇿 18
🇦🇺 18
🇳🇱 16
🇪🇸 16
🇹🇷 16
🇮🇱 15
🇨🇭 14
🇲🇽 12
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🇺🇸 0-
Könnten Sie bitte Ihre Quelle teilen, mir kommen über 3 Jahre Paid Leave I n Estland doch schon etwas sehr grosszügig vor 😉
https://www.oecd.org/els/soc/PF2_1_Parental_leave_systems.pdf
Laut OECD sind die Unterschiede bei weitem nicht so gross. Die Schweiz kann da aber auf jeden Fall noch zulegen
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PwC stellt häufig junge Hochschulabgänger an, die schnell mal ihre Erfahrungen sammeln wollen, einen guten Lohn verdienen und eine gute Referenz im Lebenslauf erhalten – dann ziehen sie nach 1-2 Jahren weiter. Da ist es bei der Fluktuation dann klar, dass man für kürzere Anstellungen auch nur das gesetzliche Minimum abdeckt und länger angestellte „belohnt“ werden. Was sicher gut ist, dass frau den Mutterschaftsurlaub noch mit einem unb. Urlaub und allfälligem Überstunden- und Ferienbezug ausdehnen kann und auch Teilzeit-Arbeit ermöglicht wird – was nicht in jeder Firma der Fall ist.
Was aber definitiv nicht der Fall ist, das der Bonus reduziert wird. Ich hab 3/4 des Geschäftsjahres gearbeitet bis ich in den Mutterschaftsurlaub bin und bekam kein Bonus und auch die Beförderung wurde ausgesetzt – weil man während dieser Zeit nicht im Performance Prozess berücksichtigt wird. Aber alles in allem passts und wer nicht zufrieden ist, dem ist es jederzeit frei gestellt sich was besseres zu suchen. -
Völlig lächerliche Kritik. Habe selber 8 Jahre bei PwC gearbeitet und in meiner Abteilung sind über die Jahre viele Frauen Mütter geworden. Das gesetzliche Minimum wird mindestens gewährt, hier wäre dann eher der Gesetzgeber in der Pflicht, etwas zu ändern. Darüber hinaus gewährt PwC immer unbezahlten Urlaub bis zu einem Jahr, meistens sind im Audit die Mütter dann genau nach der Busy Season zurückgekommen und haben dann Mandate übernommen, die stressfreier waren und mit der Familie vereinbar, was eher eine Benachteiligung für kinderlose Mitarbeiter ist. Auch bei reduzierten Pensum wurden Mütter befördert und im Rating Prozess nicht benachteiligt, wenn sie ein halbes Jahr zum Beispiel nicht da waren.
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Bezweifle, dass Sie wirklich bei PwC waren?
Bei Abwesenheit egal ob grösserer Krankeit, unbezahltem Urlaub oder eben Mutterschaftsurlaub, wird man im Rating-Prozess „gefreezed“ = Bonus aufs Minimum-Rating gesetzt, um Abwesenheit gekürzt (kann ich ja noch verstehen) und sicher nicht befördert.
Teilzeitler werden generell praktisch nicht mehr befördert wenn unter 80%. Ausser es werden per Zufall ein paar Vorzeige-„Workingmoms“ in einem Bereich gebraucht (siehe Management Board).Der Stillraum ist im Behinderten-WC…
Bei Krankheit des Kindes, muss ab dem ersten Tag ein Zeugnis gebracht werden!
„Mutter-freundlich“ geht anders.
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Das gesetzliche Minimum ist das gesetzliche Minimum und verdient kein an den Pranger stellen. Alle Leistungen über dem gesetzlichen Minimum erfolgen freiwillig durch den Arbeitgeber. Falls Ihnen das gesetzliche Minimum nicht passt, ändern Sie das Gesetz.
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Haben Sie schon mal was von „employer branding“ gehört?
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Wer wird an den Pranger gestellt? Es ist im Text klar ersichtlich, dass PwC sich ans Gesetz hält. Sind ja selbst Schuld machen sie nur das gesetzliche Minimum.
Es heisst immer Fachkräfte sind gesucht und der Markt wird es regeln, funktioniert aber nur wenn man weiss was jeder anbietet.PwC eben nur das Minimum…
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Herr Eigner, Sie sind sicher auch mit den gesetzlichen Ferien von 20 Tagen jedes Jahr zufrieden, oder? Mutterschaft findet nicht jedes Jahr statt.
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Immerhin noch besser als bei anderen Firmen. Dort werden Mütter exekutiert, die LGBT Community gefeiert und Worte wie „Heirat“, „Mann“, „Frau“ verboten.
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Viel prestige aber ziemlich schlechte Arbeitsbedingungen. Die gescheiten Mütter arbeiten pro forma 100% aber kommen dann nicht aufs Mandat – „Krankheit“. Diejenigen die sich das nicht getrauen arbeiten offiziell 80% und inoffiziell 120%. Big 4 sind generell keine attfaktiven Arbeitgeber. Lohn und Hierarchiestruktur aus den 80ern. Arbeitsgesetze gelten üblicherweise nicht und wenn man den Lohn ins Verhältnis zur geforderten Arbeitsleistung setzt, geht die Rechnung nur für den Partner auf. Dazu kommen Knebekverträge vom Feinsten.
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Wen überrascht das?
Bei reduziertem pensum gibts sogar auch keine wirkliche möglichkeit befördert zu werden da man ja nicht vollzeit arbeitetTypisch für schweizer unternehmen. Sind halt im mittelalter hängem geblieben
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„Typisch für schweizer unternehmen. Sind halt im mittelalter hängem geblieben“
Weil die PWC ja ein Schweizer Unternehmen ist…
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Immerhin noch besser als bei anderen Firmen. Dort werden Mütter exekutiert, die LGBT Community gefeiert und Worte wie "Heirat", "Mann",…
Das gesetzliche Minimum ist das gesetzliche Minimum und verdient kein an den Pranger stellen. Alle Leistungen über dem gesetzlichen Minimum…
Wen überrascht das? Bei reduziertem pensum gibts sogar auch keine wirkliche möglichkeit befördert zu werden da man ja nicht vollzeit…