Sergio Ermotti antwortete im Oktober gemeinsam mit seiner Frau auf die Frage der Schweizer Illustrierten, ob es ihm „wirklich so leicht (fällt), am 1. November loszulassen“, dass ihm „das Adrenalin (…) fehlen“ würde.
„Du bist im Zentrum eines grossen Systems. Das kreiert eine positive Energie. Deshalb werden wir am 1. November verschwinden.“
Ermotti betonte damals, es würde zu einem scharfen Bruch kommen – mit grösstmöglicher örtlicher Distanz.
„So weit weg wie trotz Corona möglich“, sagte der scheidende UBS-CEO. „Weg von allen Gewohnheiten, am besten in eine andere Zeitzone.“
„Keine Anrufe, keine E-Mails. Ich brauche diesen Shutdown. Brutal und konsequent.“
Konsequent war dann aber etwas anderes. Nämlich das Fortsetzen des Bonus-Bezugs.
Ermotti erhielt Lohn und Bonus zwei Monate über seinen kommunizierten Abschied hinaus. Bis am 31. Dezember 2020 blieb der Tessiner auf der Payroll der Bank.
„(Schliesslich) hat Sergio Ermotti zu einem reibungslosen, effizienten Übergang seines Amtes auf den nächsten Group CEO beigetragen“, begründet die für die Entlöhnung des Spitzenpersonals verantwortliche UBS-Verwaltungsrätin im Vergütungsbericht von letztem Freitag.
„Diesen kritischen Prozess hat (Ermotti) über seinen Rücktritt im Oktober hinaus bis zu seinem Ausscheiden Ende 2020 wirksam unterstützt.“
Um das zu verstehen, muss man das Kleingedruckte unter Fussnote 7 im Vergütungsbericht beachten. Dort steht zu Ermottis 13,3 Millionen Franken für 2020:
„Widerspiegelt die Vergütung für 12 Monate bis zum Ende seiner Anstellung in der Konzernleitung am 31. Dezember 2020.“
Ermottis „Brutal und konsequent“-Abgang entpuppt sich somit als Soft Landing, weich gebettet mit zusätzlichen Millionen.
Allein Ermottis Kündigungsfrist von 10 Monaten ist aussergewöhnlich. Normal wäre für Mitglieder der obersten UBS-Führung ein halbes Jahr.
Mit dem Schluss-Reibach hat der Tessiner für seine 9 Jahre an der Spitze der grössten Schweizer Bank weit über 100 Millionen eingestrichen.
Ermöglicht hat dies der Präsident der UBS, Axel Weber.
Der Deutsche kommt seinerseits seit 2012 zuoberst bei der Bank auf rund 50 Millionen – ein Vielfaches dessen, was in Webers Heimat möglich gewesen wäre.
Heute steht die UBS unter Webers Führung und als eine der Hinterlassenschaften von Ermotti in Paris vor dem Richter.
Schon wieder: In der zweiten Runde rund um Schwarzgeld und Geldwäscherei geht es darum, die Strafe von 3,7 Milliarden Euro zu reduzieren, welche das Erstgericht im 2019 verhängt hatte.
Es könnte auch in die andere Richtung gehen: nach oben, zu noch mehr Bestrafung. Vor Gericht, heisst es, ist es wie auf dem Ozean. Da weiss man nie, wie die Sache ausgeht.
Weber 50 Millionen, Ermotti mehr als 100, der im Paris-Prozess engagierte Rechtschef der Bank Jahr für Jahr mehrere Millionen, die ganze Geschäftsleitung der UBS im letzten Jahr 116 Millionen.
Pro Kopf im Schnitt 8,9 Millionen. Das sind Einkommen wie von einer anderen Galaxie.
Verdient haben es die Leute nicht mit ausserordentlicher Begabung und Einsatz, sondern vor allem dank dem Staat. Der ermöglichte im Zusammenspiel mit der Notenbank massgebliche Erleichterungen.
Die antizyklischen Kapitalvorgaben wurden letztes Jahr im Rahmen der Krise gelockert, der riesige Covid-19-Kredit für die Schweizer KMU rettete die Banken vor Milliardenabschreibern, die Minuszins-Freigrenze wurde für die Geldinstitute ausgeweitet.
All das machte 2020 zum Jahr des grossen Rückenwinds für die hiesige Finanzindustrie.
Kein Wunder, erzielten fast alle Geldhäuser, mit der auffälligen Ausnahme der CS, rekordhohe Gewinne – staatliche Unterstützung sei Dank.
Nun vergoldet die UBS ihr Spitzenpersonal, welches umgekehrt die Kunden mit massiv mehr Minuszins flächendeckend zur Ader lässt.
Die Schweiz, ein Eldorado für die Grossbanken-Chefs. Corona-Verzicht aus eigenem Antrieb: Sonst noch Wünsche?
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Die beliebtesten Kommentare
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Nein, keine besseren, sondern eine tieferen. War auch schockiert, als ich gelesen hatte, dass die Gesamtsumme 25% höher lag als letztes Jahr. Da wurde uns etwas anderes erzählt.
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DerNeid eines kleinen Journalisten, der über alles herzieht, oft ungenau recherchiert und nicht mal Bankfachmann ist. Sergio Ermotti war und ist eine grosse Persönlichkeit,eim Sonnenkönig. Die UBS ist unter seinem Zepter eine allseits geachtetete topserioese finanzstarke Bank geworden,mit hochqualufizierten Mitarbeitern auf allen Stufen, mit grosser Sozialkompetenz, ich bin UBS Kunde eine bessere Bank gibt es zur Zeit nicht.
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Die Spitzenmanager haben mehr kassiert, die normalen Angestellten haben keinen besseren Bonus bekommen als ein Jahr zuvor.. So muss es sein!
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Der Gute hatte sicherlich noch eine Menge an nicht kompensierten Überstunden die man ihm nun ausbezahlt hat.
In solch einer Position kann man ja nicht den Bettel um 17 Uhr hinscheissen.-
Fredy in solch einer Position gibt es keine Überstunden zu rapportieren.
Das ist abgegolten durch das Gehalt, Spesen und Bonus, aber schön mal wieder zu sehen das Du einfach keine Ahnung von der Materie hast…
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Schönes Bild die 2 grössten Blender und Abzocker 2020
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Es ist halt einfach, viel Geld auszugeben oder zu verschwenden. Vor allem wenn es sich um other people‘s money handelt und man sich darauf verlassen kann, dass dieses Handeln an der GV durch kommt.
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Korrektur. Bis Ende Februar ist Ermotti aud Payroll geblieben. Der Bonus musste auch ausbezahlt werden oder?
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Ich verstehe ihren Unmut und ihre Analyse Herr Hässig.
Sie können es drehen und wenden wie Sie wollen, es ist dem „Normalbürger“ nicht erklärbar. Punkt. Das ist das Dilemma der Grossbanken. Es hat seinen Preis. -
Der Kommentar aus der NZZ von Samstag 5. März sagt alles zu diesem Thema:
„Ein eher kostspieliger Super-League-Verein“
André Müller
4,2 Mio. Fr. in vier Monaten: Gehaltsmässig fährt der neue UBS-Chef Ralph Hamers da fort, wo sein Vorgänger Sergio Ermotti aufgehört hat. Bei ING, der ähnlich grossen niederländischen Retail-Bank, die Hamers zuvor geleitet hat, verdiente er rund 2 Mio. € im Jahr, also etwa einen Sechstel. Hat es die UBS verpasst, mit dem Chefwechsel neue Vergütungsgrundsätze aufzustellen?
Die etwas unselige Neid-Debatte, die 2013 rund um die Minder- oder «Abzocker»-Initiative ihren Höhepunkt erreicht hatte, ist zum Glück abgeflaut. Solange die Spitzenverdiener ihren Lohn ordentlich versteuern, kann es der breiten Öffentlichkeit eigentlich egal sein, wer wie viel verdient. Von den anfallenden Steuereinnahmen und AHV-Beiträgen profitiert das Gemeinwesen ja wiederum.
Für die Aktionärinnen sieht es anders aus. Sie bezahlen diese Cheflöhne und erwarten dafür Leistung. Doch wie bewertet man sie? Gemessen an der Marktkapitalisierung spielt die UBS nicht mit Nestlé oder Roche in der Champions League, sondern mit ABB, Zurich oder Richemont in der Super League. Deren Chefs verdienen ebenfalls sehr gut, zumeist im hohen einstelligen Millionenbereich, aber doch weniger als der UBS-CEO. Selbst der Nestlé-Chef Mark Schneider kann nicht mithalten.
In der Marktkapitalisierung steckt aber auch einiger Pessimismus der Anleger gegenüber den (europäischen) Banken. Wird die UBS an den harten Zahlen gemessen, sieht es 2020 etwas besser aus. Die Grossbank erzielte einen Reingewinn von 6,6 Mrd. $, die Zurich nur einen von 3,8 Mrd. $. Auch die Eigenkapitalrendite der UBS lässt sich sehen. Allerdings gingen ihre Spitzenkräfte auch in mageren Jahren nicht leer aus.
Es bleibt der Vergleich mit den Mitbewerbern, denen man die besten Talente abspenstig machen will: Die Europäer – ING, Barclays oder die Deutsche Bank – zahlen schlechter, die grossen US-Banken besser als die UBS. Jamie Dimon, Chef von JP Morgan, hat 2020 wiederum 31,5 Mio. $ verdient. Nun, der Ball liegt richtigerweise bei den Aktionären. Sie müssen letztlich entscheiden, wie europäisch oder amerikanisch die UBS ihr Personal vergüten soll.
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Beim Einen riskiert die Bank in Frankreich CHF 4,5 Mia zu verlieren. Als Abschiedsgeschenk dafür erhält er nochmals CHF 13.3 Mio (2 Monate dazu, weil es ihm gelungen ist, die Schlüssel in seinem Büro korrekt übergeben zu können). Der Andere riskiert einen Prozess in den Niederlanden, erhält jedoch nach nur 4 Monaten CHF 4,2 Mio (Vielleicht ist sein Welcome Bonus nicht einmal inbegriffen). Und das alles in einem Umfeld von Corona. Was da abgeht ist an Perversität nicht mehr zu übertreffen. In so etwa stelle ich mir die Orgien und damit verbundene Dekadenz im Römischen Reich vor, bevor dieses unterging.
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Man kann dafür oder dagegen sein!
Aber, Herr Hässig, halten sie ihre Verträge nicht auch ein? -
Jede Zeile über diesen Selbstdarsteller, der kaum etwas bewegt hatte, ist eine zu viel. Nun wird er also bei der SREN „aktiv“ – ein Grund mehr, auch diese Aktie links liegen zu lassen.
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Alles ist relativ. Die Bezüge der Herren Weber und Ermotti sind wohl Peanuts im Vergleich mit den Beträgen, welche für´s Juristenfutter auf diversen internationalen Schauplätzen draufgehen.
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CS und UBS waren, sind und bleiben unappetitliche Banken mit charakterschwacher Führung. Würden diese Banken nicht so hohe Saläre und Boni zahlen, würde kaum jemand mehr dort arbeiten wollen.
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Weber soll endlich gehen.
Ohne goldenen Fallschirm.
Er kann froh sein, wenn ihn die Justiz nicht auch noch hart anpackt.Weber als Mitglied der SPD in Deutschland und sein unappetitliches kapitalistisches Gebahren in der Schweiz.
Wie passt das zusammen? -
Wann verschluckt sich endlich einmal so ein gieriger unersättlicher Manager an seinen Kröten? – Wäre höchste Zeit und eine Genugtuung für die kleinen Mitarbeitern und Aktionäre, welche diesem Treiben nicht mehr zuschauen können und dies erst noch in Corona-Zeiten, wo viele wirklich darben müssen.
Aber dieser Weber als VR-Präsident sitzt im gleichen Bonus-Boot und schaut diesem Treiben natürlich tatenlos zu.
Wann schreitet endlich die Finma ein und setzt diesem Selbstbedienungstreiben regulatorisch ein Ende….??? -
Und täglich grüsst das Murmeltier:
Es wurde imho noch nie ein Kunde/Aktionär mit vorgehaltener Pistole dazu gezwungen, bei UBS oder CS ein solcher zu sein!
Jedem, was er verdient!!! -
Sergio Ermotti wird als einer der grössten Abzocker in
die Schweizer Wirtschaftsgeschichte eingehen. Dazu passt
auch der neue UBS-Palast an der Bahnhofstrasse in Zürich.
Das alles unterstützt von dem Klassensprecher Weber aus
der Pfalz….
Und die Dividende für die Aktionäre wird dieses Jahr gekürzt.-
@Hapo: Danke für den Lacher ;-)))
Sergio Ermotti wird als einer der grössten Abzocker in
die Schweizer Wirtschaftsgeschichte eingehen. Da gibt es andere ….BILANZ könnte mal die 300 Abzocken der Schweiz nennen … so als Idee ;-))))
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ist einfach pervers, wieviel die beiden unnützen Kapitäne des Riesendampfers UBS abholen. wie lange wird da noch zugeschaut….?
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Alle machen den Job doch nur wegen der Kohle. Es gibt keinen anderen Anreiz bei der UBS. Ergo passiert was halt passiert.
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Die Zweiklassengesellschaft – hier die Schweizer, da die Angelsachsen – hat sich im Corona-Jahr zusätzlich akzentuiert. Auch in der Swiss Re oder Zurich Insurance wird dieses Problem grösser und grösser. Die Leute haben generell immer mehr und mehr die Schnauze voll. Zum Glück ist es noch nicht Hass.
Und da sind wir bei diesen typischen Angelsächsischen unseriösen Boni-Party und irren Dividenden Ausschüttungen mit absolut katastrophalen Auswirkungen im Hintergrund noch gar nicht angelangt.
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Nur weil Herr Ermotti auch in der Schlussphase nochmals so richtig zugelangt hat, muss man jetzt auch nicht so streng mit ihm sein…wollte
doch nur nochmals kurz sein Wallet weiter auffüllen. -
Grundsätzlich haben es die Aktionäre in der Hand die Spielregeln zu ändern. Erst wenn es richtig schmerzt, kommt wohl der Wandel.
Sind wir mal ehrlich, warum sollen die Herren nicht absahnen, wenn Sie niemand daran hindert. Eigentlich ein geniales System. Jeden Monat ein Lottogewinn, da man die Zahlen vorher mitgeteilt erhält. Natürlich nur wenn Du ganz oben bist, wäre ja gelacht, wenn alle ohne Leistung zur Tränke gehen könnte.
Jeder Kunde und Aktionär ist freiwillig bei der UBS und hat die Wahl dies zu ÄNDERN.-
@Peter Müller
Irrtum! Das Votum der Aktionäre (erwähnen Sie auch wer diese sind) ist nicht bindend. Dass sich die UBS Aktionäre (2019) mit der Nicht-Entlastung den Weg für Schadenersatzklagen gegenüber der eigenen Bank offenhalten (Frankreich-Urteil) ist was anderes. Es besteht aber Hoffnung, wenn auch, so die Befürchtung, zu einem volkswirtschaftlichen sehr hohen Preis. Dieser Prozess hängt nämlich wie ein Mühlstein am Hals des Rest-Finanzplatz Schweiz und zehrt an der Rest-Reputation dieses Landes. Im Lichte von abermals zweistelligen Millionensaläre für Vorstände, ist die Liste der Dinge, die in unserem Land schieflaufen, lang, deshalb könnte der Fall UBS vs. Frankreich das Fass zum Überlaufen bringen…in der Zwischenzeit wachsen die Schuldenberge der privaten Haushalte nicht nur ggn. Banken und Finanzdienstleister, sondern insbesondere explodieren die Steuer,- und Krankenkassenschulden – „Mitteilung der Konjunkturschungsstelle der ETH Zürich“. Diesen Geist den man aus der Flasche herausgelassen hat, kriegt man nicht wieder rein.
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„Grundsätzlich haben es die Aktionäre in der Hand die Spielregeln zu ändern.“, mein werter Peter Müller, wer sind denn die grossen Aktionäre hier im Lande, und wer nimmt ihre Interessen wahr? Wer bereits einmal in einer Stiftung Einsitz hatte, weiss, in welchem Dunstkreis sie/er sich plötzlich befindet. Hier werden Boni und Jöbli unter der Hand vergeben, gelackmeiert sind ein bisschen die aktuellen, aber vor allem die zukünftigen Aktionäre. Und wenn ich mir dann vorstelle, wer den zukünftigen Wertberichtigungsbedarf bei den Swiss Life Immobilien tragen muss, dann könnt ich kotzen. Der Dörig wird’s nicht sein.
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Herr Peter Müller
Sie haben in Ihrem Geschriebenen Text nicht unbedingt unrecht.
Ein Punk wo Sie nicht recht haben;
Jeder Kunde und Aktionär ist freiwillig bei der UBS und hat die Wahl dies zu ÄNDERN.
So einfach ist das mit ändern nicht. Wenn ich Aktionär bei der UBS bin und die Aktien zu einem Preis Gekauft habe der danzumal zu hoch war, und die Aktie fällt, fällt, und fällt,
und die Erholung findet einfach nicht statt,dann kann ich nicht’s ändern. Ohne ich Verkaufe, dann hat sich was geändert, wo mich in einen Verlust führt. -
Für grosse Aktionäre spielt es keine Rolle, sie sitzen alle in gleichem Boot und bereichern sich gegenseitig.
Die kleine Aktionäre sind, ja, klein.
Es wird so weiter gehen bis zum bitteren Ende.
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Wenn ich als Angestellter „weit weg verschwinde, am besten in eine andere Zeitzone. Keine Anrufe, keine E-Mails. Brutal und konsequent“ bekomme ich von keinem normalen Arbeitgeber dieser Welt dafür ein Gehalt, geschweige denn auch noch einen Bonus. Das ist ungetreue Geschäftsbesorgung.
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Wer kann, der nimmt.
Mit Anstand und Fleiss wird keiner mehr Chef oder Reich. Hauptsache das Fussvolk der UBS glaubt das und erscheint jeden Tag pünktlich zum AV undvarbeitet seriös und brav bis max. 55 und dann ab zum RAV!!
Beim Einen riskiert die Bank in Frankreich CHF 4,5 Mia zu verlieren. Als Abschiedsgeschenk dafür erhält er nochmals CHF 13.3…
Grundsätzlich haben es die Aktionäre in der Hand die Spielregeln zu ändern. Erst wenn es richtig schmerzt, kommt wohl der…
Weber soll endlich gehen. Ohne goldenen Fallschirm. Er kann froh sein, wenn ihn die Justiz nicht auch noch hart anpackt.…