In der Börsensprache gibt es den Begriff des sogenannten „Edge“: ein gewisser Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen. Ein Edge resultiert aus einer Erfolgsstrategie, die konsequent und systematisch zur Anwendung gebracht wird.
Das Entscheidende dabei ist, sich bei der Umsetzung nicht durch innere Impulse oder Emotionen im Unbewussten ablenken zu lassen, selbst wenn die Strategie zwischenzeitlich einmal nicht aufgeht oder das kollektive Herdenverhalten in eine andere Richtung galoppiert.
Das Prinzip des Edge wirkt nicht nur an der Börse, sondern in allen Lebensbereichen und insbesondere in Umbruchzeiten.
Sie haben heute schon viele Dinge getan und eine Menge Entscheidungen getroffen, und nun lesen Sie diese Zeilen; doch wie bewusst nehmen Sie diesen Vorgang wahr?
Hirnforscher ermittelten, dass unser Ich-Bewusstsein im Wachzustand nur einen geringen Teil in unserem Gehirn ausmacht, denn etwa 90 Prozent des Gehirns arbeiten im Unbewussten.
Wir erleben uns als denkend, fühlend, wahrnehmend oder entscheidend, aber wir nehmen die 90 Prozent der Prozesse, die uns dazu bringen, nicht wahr.
Es ist erstaunlich: Alles, was wir bisher im Leben erreicht haben, schufen wir mit Zugriff auf lediglich 10 Prozent unserer Gehirnkapazität – wie viel mehr wäre machbar, gelänge es, jenes immense unbewusste Potenzial zu erschliessen?
Bereits Aristoteles bezeichnet ein solches Potenzial als „Vermögen“: nämlich die Eigenschaft, in sich selbst oder in etwas anderem eine bestimmte Veränderung herbeiführen zu können. Es wird etwas Neues erzeugt aus einem Potenzial, das schon vorhanden ist.
Aristoteles‘ Lehre geht auf Platon und Sokrates zurück und das Konzept der „Anamnesis“. Damit beschreibt Platon das Erschliessen von besonderen Wissensbeständen und Fähigkeiten, die zwar grundsätzlich in jedem Menschen vorhanden sind, zumeist aber verborgen und somit ungenutzt im Unbewussten liegen.
Die moderne Kognitionswissenschaft bestätigt die 2’500 Jahre alten Erkenntnisse und spricht von „Metabewusstsein“: die bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen kognitiven und emotionalen Vorgängen im Gehirn und die Nutzbarmachung des eigenen unbewussten Potenzials.
Eine solche „Potenzialisierung“ führt nachweislich nicht nur zu einer grösseren mentalen Resilienz in schwierigen Zeiten und einer höheren persönlichen und familiären Lebensqualität (vgl. Abb. RS-42), sondern ermöglicht uns auch den Zugriff auf das Wissen unserer Vorfahren.
„Reichtum überdauert keine drei Generationen“ – das ist ein Phänomen, das in allen Ländern und Kulturen bekannt ist.
Der häufigste Grund dafür ist, dass der Begründer des Wohlstandes den Grossteil seiner Energie in den Aufbau seines Unternehmens steckt und nur wenig Energie für seinen Nachwuchs übrigbleibt.
Der Hirnforscher Gerald Hüther stellt fest, dass die derart emotional deprivierten Kinder infolgedessen häufig ein geringes Selbstvertrauen entwickeln. In Extremsituationen neigen sie dazu, sich unbewusst von ihren Emotionen leiten zu lassen und den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen.
Sie vermögen es dann nicht, dem Herdentrieb zu widerstehen, sondern passen sich dem irrationalen Verhalten des Umfeldes an. Ist man derart unbewussten Emotionen ausgeliefert, entwickelt sich auch kein Edge für einen selbst oder die Nachkommen.
Wir sind die Nachfahren unserer Ahnen. Man erkennt sie noch heute in unserer Physiognomie und auch in unseren Talenten und Gaben. Tief im Unbewussten tragen wir überdies ihr emotionales Erbe weiter: ihre Erfolge und ihre Wünsche.
Aber auch ihre ganzen Entbehrungen, die unsere mentale Belastungsfähigkeit und sozialen Konflikte im heutigen beruflichen und familiären Alltag unbewusst, jedoch massgeblich prägen.
Besondere Methoden ermöglichen es mittlerweile, dieses seelische Erbe mit seinen Höhen und Tiefen aufzudecken und zu klären. Wir erlangen so nicht nur tiefe innere Zufriedenheit und mobilisieren bislang unbewusste Erfolgsstrategien unserer Vorfahren, sondern können auch unseren Platz und unsere Lebensaufgabe beim Generationentransfer über Zeit und Raum hinweg erkennen.
Denn auch wir selbst werden einst zu den Ahnen unserer Nachfahren zählen. Es ist an uns Eltern, unbewusste emotionale Belastungen aus unserer Kindheit und dem Leben unserer Vorfahren nicht ungewollt weiterzugeben an die nächste Generation.
Wenn es uns gelingt, ein Metabewusstsein für diese Zusammenhänge zu entwickeln, kann ein bewusster und systematischer Generationentransfer von Werten und Erfahrungen geleistet werden, um dem Phänomen des Vermögensverlustes innerhalb von drei Generationen seine Gültigkeit zu nehmen.
Vermögen wir es so, mittels eines gelungenen Generationentransfers eine sich verbunden fühlende Familiendynastie zu gründen, erfährt unser lebenslanges Streben und Schaffen grosse Nachhaltigkeit und einen tiefen Sinn.
Nach Erkenntnissen der Salutogenese-Forschung gibt es mehrere innere Faktoren mentaler Resilienz. Doch insbesondere tiefe „Sinnhaftigkeit“, die über das eigene Leben hinausreicht, überwindet alle Hindernisse, schaut selbst über schwere Krisenzeiten hinaus und entdeckt Potenziale für sich selbst und die Familie.
Mit diesem Edge, der überkommene unbewusste Belastungen in persönliche und familiäre Ressourcen wandelt, kann sogar „Antifragilität“ (Nassim Nicholas Taleb) erreicht werden: das Wachsen und Gedeihen an Krisen, anstatt diese lediglich auszuhalten oder an ihnen gar zu scheitern.
Das Wissen zur Potenzialisierung Ihrer Familienwerte ist vorhanden. Sie können es jederzeit abrufen und damit beginnen, die 90 Prozent zu erschliessen und proaktiv zu nutzen.
Literaturhinweise:
Gerhard Roth: 90 Prozent sind unbewusst. In: Psychologie heute 02/2002.
Gerhard Roth: Fühlen, Denken, Handeln. Wie das Gehirn unser Verhalten steuert. 6. Aufl. Berlin 2018.
Aristoteles: Metaphysik. V. Teil: Potentialität und Aktualität. In: Philosophische Schriften. Band 5. Übers. v. Horst Seidl. NA Hamburg 2019.
Platon: Menon. Hg. v. Reinhold Merkelbach. Frankfurt am Main 1988.
Platon: Phaidon. Hg. v. Franz Dirlmeier. Berlin 2014
Max-Planck-Gesellschaft: Der Sitz des Meta-Bewusstseins im Gehirn. 07/2012 https://www.mpg.de/5916738/meta-bewusstsein_gehirn.
Daniel Goleman: Emotionale Intelligenz. München 2011.
Zur Potenzialisierung vgl. https://www.krisenresilienz.ch/.
Karena Leppert et al.: Die Resilienzskala (RS). Überprüfung der Langform RS-25 und einer Kurzform RS-13. Göttingen 2008.
Deutscher Bundestag, wissenschaftliche Dienste: Transgenerationale Traumatisierungen. Aktenzeichen WD 1 – 3000 – 040/16. Berlin 2017.
Gerald Hüther: Kinder brauchen Wurzeln. Die Bedeutung emotionaler Sicherheit für die Hirnentwicklung https://www.dijg.de/ehe-familie/forschung-kinder/wurzeln-zugehoerigkeit-hirnentwicklung/.
Gerald Hüther: Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn. 11. Aufl. Göttingen 2013.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Was erhält den Menschen gesund? Antonovskys Modell der Salutogenese – Diskussionsstand und Stellenwert. Köln 2001.
Nassim Nicholas Taleb: Antifragilität. Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen. München 2013.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Immer geil wenn so typen sagen sie haben einen EDGE or koennen dir einen edge geben.. weil wenn die wirklich einen EDGE haben dann warum arbeiten diese typen dann noch. Wenn die wirklich wissen was abgeht dann koennten die mit Leverage unglaublich reich sein…
alles BS -
Perfekt nonsense..Was soll das ?
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Also ich bin völlig dagegen, Vermögen über „3 Generationen zu vererben“. Mir wird jeden Tag schlecht, wenn ich die völlig verkommenen, unloyalen, ungebildeten und uninteressierten Jugendlichen von heute sehe – die sich nur für Ausgang, shoppen, Gamen, Handys, und Daddies Geld ausgeben interessieren. Schaut sie Euch doch nur an, die reichen Goldküsten Eltern, wie sie ihre missratenen Sprösslinge mit dem SUV zur Schule kutschieren (lächerlich), den ganzen Tag Gango Mama spielen und ihre Kinder verhätscheln! Das soll unsere Zukunft sein? Die sollen verdammt nochmal arbeiten gehen, sich ihre Kohle selber verdienen! Hoffentlich gibt es bald einen massiven Währungsschnitt, 1:3, Zwangsumtausch mit Einführung digitaler Franken.
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In dem Artikel steht doch klar beschrieben, dass es eben nicht um Geldvererben geht, sondern um die Vererbung von Werten, damit der Sohn/Enkel eben nicht ohne Sinn und Verstand das Geld verprasst.
Ich finde die Idee gut, dass man den Kindern Werte wie Durchhaltevermögen und vor allem Lebenssinn vermittelt. Es laufen heute bei uns im Westen Millionen junge Männer herum, die überhaupt nicht wissen, was ihre Lebensaufgabe ist. Meinen Sie das ändert sich durch die Einführung einer digitalen Währung?
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Ach was für wissenschaftliches Geschwurbel. Da wo ich herkomme, nennt man das ganz einfach Erberinnerung, oder man spricht von Ahnung–>Ahnen.
Also sollte man in erster Linie schauen, dass der Son ?gute? Ahnen hat.
Also auf die Erbsünde aufpassen. Oberstes Gebot. Todsünde. Haaha. -
ist da wohl ein Zombie aus dem vorvorigen Jahrhundert auferstanden?
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Hat nicht mal wer gesagt, es gibt keine lineare Zeit, sondern nur Kreisläufe, also alles nur ein Teufelskreis….haaha.
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Ein Satz auf Kosten der Lesbarkeit und der Verständlichkeit: „Nach Erkenntnissen der Salutogenese-Forschung gibt es mehrere innere Faktoren mentaler Resilienz.“
Kommentar: „99% der Leser oder sogar 100% werden diesen Satz nicht verstehen können, ohne ein Nachschlagewerk zu konsultieren. Warum schreiben Sie also so als ob Sie Ihren Beitrag an ein Fachpublikum richten? Damit es wichtiger, gebildeter klingt?“
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Ja ja unser Bildungssystem schafft sich eine eigene Clownworld mit allem Pipapo, um überhaupt mal als Bildungsclown mitreden zu können, muss man zuerst unzählige Zeit verschwenden und unzähliges Papier verschmutzen. Ist wohl als eine Art Ausleseverfahren zu betrachten. Oder als temporäres Abstellgleis für all die „Vorigen“ Haaha.
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„…/… etwa 90 Prozent des Gehirns arbeiten im Unbewußten.“
2 Sätze später:
“ Alles, was wir bisher im Leben erreicht haben, schufen wir mit Zugriff auf lediglich 10 Prozent unserer Gehirnkapazität – wie viel mehr wäre machbar, gelänge es, jenes immense unbewusste Potenzial zu erschließen?“
Ich dachte, die anderen 90% arbeiten auch, nur im Unbewußten. Und 2 Sätze später heißt es, sie arbeiten nicht?
Abgesehen einmal davon wie froh wir sein können, daß wir nicht 90% der Arbeit unseres Gehirns bewußt mit-erleben.
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Was für ein schräger Wirrwarr!
Was ist Ihre konkrete Botschaft?-
Er hat gar keine konkrete Botschaft. Foto zeigen und endlos schreiben. Das kennen wir von Frenkel, Geiger und Stöhlker.
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Was soll dieser Beitrag im IP?
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Familienwerte – das ist ja eines der ganz grossen Mankos in der westlichen Welt und besonders auch in der Schweiz – die bedeuten nämlich praktisch gar nichts. Das ist so gewollt. So ist das einzelne Individuum gegenüber dem Staat schwach. Funktionierende Familienstrukturen werden verunmöglicht durch unsere Arbeitswelt im Hamsterrad. Eigenverantwortung und interne Familienhilfe wird klein geschrieben, dafür werden uns „Solidaritätsbeiträgen“ aufoktruiert und abverlangt. Reichtum kann ohne weiteres drei Generationen überdauern, aber es braucht eine Zusammengehörigkeit, eine Fokussierung auf Prosperität, eine frühzeitige Eingliederung des Nachwuchses in die Firma etc. Man muss die Familie als Unternehmen betrachten, an dem alle ihren Anteil haben und auch dazu beitragen. Kein Lari-Fari.
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Sehr richtig, rund 10 % sind aktives Bewusstsein der Rest 90 % ist Hintergrundarbeit.Grob vergleichbar mit einem PC.
Dieses Grundmuster zieht sich durch fast alle Lebensbereiche!
Das ist zb. auch in einem Betrieb oder grösseren Einheiten der Fall. 90 % Hintergrund Abläufe und Verarbeitungsprozesse.
Ohne ist es schlicht NICHT möglich nicht lebensfähig.
Die Umkehrung des Verhäitnisses 10 % Hintergrund zu 90% ist ein Ding der faktischen Unmöglichkeit.(Reine Wunsch-Traumwelt.)
Das kann man durchaus mit einem Betreib anstellen, DAS kommt sehr häufig mit einem ,,Trick“ auch sooooo zum Einsatz, das Zauberwort heisst auslagern‚ oder aus dem Auge aus dem Sinn.
DER Denkensatz ist somit FALSCH!
Wir verschwenden NICHT 90 % unserer Hirnkapazität.
DAS geht etwas anders
WIR überschätzen uns zu oft um den Faktor 10.
Wunsch und reale Möglichkeit liegen sehr oft weit auseinander.
DARUM kann ein gut funktionierendes Team gegenüber dem Einzelnen nicht linear, jedoch im absoluten Ergebnis mehr erreichen
Das ist in der DNA des Menschen so verankert Zb . gemeinsames Jagen sowie auch bei höheren Wirtschaftsformen bringen ein besseres Ergebnis.( Bei div. Spezies auf tieverer Stufe Zb.Wahle Delfine. Löwen, sowie weiteren Beutegreifern ebenfalls.)
Doch VORSICHT, es gibt auch VARIABLE Obergrenzen. -
Die grundsätzliche Idee ist interessant. Der Text enthält aber viele bedenkliche Passagen, aus meiner Sicht jenseits von Wissenschaft und gesundem Menschenverstand, obschon der Autor große Namen zitiert und aus dem Zusammenhang gezogene Aussagen so zusammenstellt, dass sie seine Botschaft zu belegen scheinen. Logisch passt wenig zusammen. Was die zitierten Personen dazu würden? Über ‘Edge’ im Hinblick auf wirtschaftliche Themen habe ich wenig erfahren. Das hätte mich interessiert.
Einige Aussagen als Beispiele:
– “Eine solche „Potenzialisierung“ führt nachweislich nicht nur zu einer grösseren mentalen Resilienz in schwierigen Zeiten und einer höheren persönlichen und familiären Lebensqualität (vgl. Abb. RS-42), sondern ermöglicht uns auch den Zugriff auf das Wissen unserer Vorfahren.” – Zugriff auf das Wissen unserer Vorfahren?
– “ insbesondere tiefe „Sinnhaftigkeit“, die über das eigene Leben hinausreicht, überwindet alle Hindernisse (…)” – alle Hindernisse, im Ernst? -
Und wenn sich im Land die Erkenntnis durchsetzt, dass persönliche Leistungen in der Realwirtschaft belohnt und nicht bestraft und anstelle von Gleichmacherei und Gaslighting greifbare Erfolge zugelassen werden sollten, dann könnten wir alle unseren ‚Edge‘ einbringen oder auch nicht. Bis dahin reicht die Idee leider nicht sehr weit über blosses Gutmenschgesäusel hinaus.
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Danke IP. Die Wochenendartikel werden immer interessanter.
Ein paar der Aspekte im Artikel waren mir schon bekannt, aber in den gezeigten Zusammenhang haben sie erst Sinn ergeben. Hilfreich finde ich grundsätzlich auch Buchtipps am Ende von Artikeln, das spart mir Zeit selbst zu googlen. Herr Olschewski, bitte zeigen Sie uns in einem Folgeartikel ein paar konkrete Anwendungen oder Beispiele.-
Neun Hilfe, bitte keine Folgeartikel mehr……
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Die Verarmung der 3. Generation kann sein, muss aber nicht. Es kommt auf die Erziehung und das Umfeld an. Es ist sogar möglich, das die 3. Generation das Vermögen der Vorfahren sogar noch vermehrt. Erst Erb-Streitigkeiten, Neid, falsche Freunde und Berater führen oft in die Verarmung.
Was für ein schräger Wirrwarr! Was ist Ihre konkrete Botschaft?
Was soll dieser Beitrag im IP?
Familienwerte - das ist ja eines der ganz grossen Mankos in der westlichen Welt und besonders auch in der Schweiz…