Was japanischen Patienten in den letzten zehn Jahren geschehen ist, der Zugriff auf nur noch halb so viel innovative Medikamente wie in den USA und Europa, könnte auch der Schweiz geschehen.
Die japanische Regierung hat die Rahmenbedingungen für Unternehmen der Pharmabranche bedeutend verschlechtert und die Preise der Medikamente beschnitten.
In der Folge verliessen zahlreiche Unternehmen das Land. Seit sechs Monaten versucht die japanische Regierung, die Unternehmen wieder zurückzuholen.
In der Schweiz ist die Bedeutung der Pharmaindustrie, ausser in der Region Basel, wenig bekannt. Sie trägt fast zehn Prozent zum Schweizer BIP bei und macht 40 Prozent aller Exporte aus.
Roche allein leistet mit 2,5% einen grösseren Beitrag zum BIP als Landwirtschaft, Hotellerie und Gastgewerbe zusammen.
Mit 3,5 Milliarden Franken in Forschung und Entwicklung erreicht Roche nahezu das Budget der beiden ETH’s in Zürich und Lausanne.
Mit diesen Hammerzahlen, die bisher in der Schweizer Öffentlichkeit nahezu unbekannt waren, tritt ein weitgehend unbekannter Top-Manager in Erscheinung.
Jörg-Michael Rupp, seit März dieses Jahres Präsident des Branchenverbandes Interpharma.
Rupp arbeitet seit vierzig Jahren für Roche, wo er den Bereich Pharma International führt, der in über hundert Ländern der Welt, darunter auch der Schweiz, aktiv ist.
In einem angesichts der allgemeinen Schweigsamkeit der Pharmaindustrie ungewöhnlich offenen Interview in der NZZ vom 9. September gibt er seiner Sorge um die industrielle Zukunft der Schweiz Ausdruck.
Roche bleibe der Schweiz treu mit Investitionen von 5,8 Milliarden Franken seit 2010 bis 2030.
„Das ist nicht selbstverständlich“, sagt er den beiden NZZ-Redaktoren Fabian Schäfer und Dominik Feldges und begründet, welche Stärken die Schweiz mehr als bisher pflegen müsse.
Es sei ein grosser Fehler der Schweiz gewesen, die neue OECD-Mindeststeuer überhastet einzuführen.
Viele Länder würden nicht daran denken, dies zu tun, darunter die USA, China und Indien.
„Der Bundesrat hat damit einen wichtigen Standortfaktor verschlechtert“, sagt Rupp.
Offensichtlich unterliegt der Roche-Topmanager einer Täuschung, wenn er meint, die Schweizer Bevölkerung verstünde die nun laufenden Verhandlungen mit der EU besser und sei kompromissbereiter als früher.
Die Schweiz müsse bald wieder voll in das Forschungsprogramm Horizon integriert werden, ansonsten käme es zu dauerhaften Nachteilen.
Rupp: „Wer nur am Rande sitzt, ist verloren.“ Die Schweiz spiele dann nicht mehr im Weltcup mit, sondern nur noch bei den Schweizer Meisterschaften.
Bereits nimmt das Know-how an den Schweizer Universitäten ab, das akademische Netzwerk wird schlechter. Damit würden viele Pharmafirmen das Interesse am Standort Schweiz verlieren.
Rupp warnt: „Es gibt Faktoren, die sind so wichtig, dass man sie nicht kompensieren kann. Deswegen mache ich mir schon jetzt Sorgen um die Schweiz.“
Auch die Personenfreizügigkeit ist für Jörg-Michael Rupp zentral. Die Hälfte der Roche-Angestellten am Standort Basel haben einen EU-Pass; viele sind Grenzgänger.
Gäbe es statt der Freizügigkeit andere Lösungen, würde man sich anpassen. Es handle sich um ausländische Fachkräfte, die in der Schweiz eine Wertschöpfung kreieren, die es sonst nicht gibt.
Das bedeute grosse Wohlstandsgewinne für die Schweiz.
Schon in einem Jahr wird die EU ihre Arzneimittel-Gesetzgebung erneuern. Wenn sie danach der Schweiz die Anpassung der bilateralen Abkommen verweigert, droht der hiesigen Pharmabranche ein riesiger Rückschritt.
Es würde Mehrkosten von einer halben Milliarde Franken bedeuten.
Rupp weist darauf hin, dass die Schweiz ihre Bedeutung als Exporteur in die EU weit überschätzt. Brüssel schaue zuerst in die USA, nach China oder Indien.
China wird auf tieferem Niveau weiterwachsen. Die USA schauen mehr auf sich und auf aufstrebende Staaten wie Indien einer ist.
Diese Warnzeichen aus Basel sind ernst zu nehmen.
Ganz offensichtlich herrscht im Bundesrat grosse Unsicherheit, um nicht zu sagen Führungslosigkeit, welchen Forderungen an unser Land rasch zuzustimmen ist (US-Flugzeuge, Aufrüstung, Ukraine-Milliarden) und wo man extrem langsam vorgehen will (EU-Verhandlungen, Koordination der politischen Anliegen im Binnenmarkt).
Die Unternehmen haben nicht mehr viele Jahre Zeit, denn auch sie stehen unter gewaltigem Innovationsdruck.
Roche und der Pharmabranche als Ganzes muss vorgehalten werden, dass ihre Kommunikationspraxis in den letzten Jahrzehnten grauenhaft schlecht war.
Das rächt sich jetzt, wo der Druck von allen Seiten zunimmt.
Während die Schweizer Bauern mit der SVP und fast allen anderen Parteien im Parlament jedes Anliegen durchdrücken, dem Tourismus Millionengeschenke gemacht werden, die gemäss der Kommission Gaillard nicht mehr notwendig sind, und die Hoteliers sich jeden Tag Ausfall vergüten lassen, hat die Schweizer Pharmabranche, lange Zeit in Milliarden schwimmend, das harte Geschäft des Lobbyings und der Kommunikation vernachlässigt.
Wem die Stunde schlägt, der muss rennen, um zu überleben. Das gilt für die Schweiz, den Bundesrat, Roche und die ganze Pharmabranche.
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Die beliebtesten Kommentare
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Alle Topmanager aller grossen Firmen hier sind Deutsche oder Amis oder jedenfalls nicht Schweizer (die Schweizer studieren ja lieber nicht an der Hochschule sondern machen eine Lehre).
Kein Wunder also dass sie sich für die CH die sofortige EU-Anbindung, wenn nicht gar den Beitritt wünschen. -
Wenn dieser Herr Rupp die PFZ lobt wegen der vielen Ausländer bei Roche, so kann man ihm als älterer Zeitgenosse sagen, dass es bei Roche schon in den 70er und 80er Jahren von Ausländern wimmelte, hauptsächlich Franzosen, Deutsche, aber auch Amerikaner, Holländer usw.. Also lange vor der PFZ. Der Schreibende weiss das aus eigener Erfahrung. Vielleicht ist Herr Rupp zu jung und kennt jene Zeit nicht oder nur als Kleinkind.
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Kläusele, du meinst diese internationalen Fachkräfte, die während Jahren ihre vorgefertigten Dokumente mir Dr. unterzeichneten und erst nach Warnschuss von Luky Luke merkten, dass sie gar einen Doktor haben? https://insideparadeplatz.ch/2018/04/18/ethik-chefin-novartis-blufft-mit-falschem-titel/
Meinst du diese und solche, Kläusele? -
Klausilein, du hast das was: „hat die Schweizer Pharmabranche, lange Zeit in Milliarden schwimmend, das harte Geschäft des Lobbyings und der Kommunikation vernachlässigt.“ Und das babbelst du nach 3 Jahren unlimitierter Bundesförderung der internationalen Pharmakonzerne, vulgo Covid-19 Massnahmen! Ernsthaft? Klausilein, lass dich mal untersuchen…
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Ein Warnzeichen ist Klaus J. Stöhlker selber. Wenn LH noch ein wenig Verstand hat, muss er KJS für immer löschen auf IP.
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DAs mit Japan stimmt nicht. Japan hat einen automatischen Preissenkungsprozess, der jedes Jahr ca. 5% den Preis für ein Medi senkt für eine gewisse Zeit. Plus, der Einführungspreis orientiert sich an bereits vorhandenen Medis bzw. am Nutzen. Eigentlich sinnvoll, wenn sich ein Gesundheitssystem von Zwangsabgaben finanziert. In den USA ist das nicht so, deshalb sind die Preise anders.
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Lieber Herr Stöhlker
als ein alter Hase im PR Geschäft – international branchenübergreifend hervorragend vernetzt – können Sie vielleicht bestätigen, dass die „Warnschüsse“ aus der Hüfte dieser Gestalten nichts mit irgendwelchen Rahmenbedingungen zu tun haben, sondern mit der Tatsache, dass die „Führungsriege“ dieser Kapitalsammenbecken wie Roche &. Co. sich haben regelrecht drängen lassen, „Geschäfte zu tätigen in der grossen weiten Welt, um ihre Ertragskraft zu stärken – von Rating-Agenturen, von Finanzanalysten, vom Markt – die Rede ist von teueren M. &. A. Veräusserungen, Abspalltungen etc.
Von der Öffentlichkeit in der Schweiz wird dieser lenkende und zerstörerische Einfluss der Finanzwirtschaft auf die Unternehmen mit all seinen Konsequenzen für Mitarbeiter und Gesellschaft kaum wahrgenommen, doch gerade darin liegt der Niedergang der Schweiz als kapitalistische-wissenschaftliche Industriegesellschaft die seit Jahrzehnten auf Grund dieser „Halsschreier und Warmwasserverkäufer“ grundlegenden technologischen Innovationen verpasst hat.
So ist die Aussage: „Schweiz Innovationsweltmeister“!. So überschlagen sich „Avenir-Suisse, Economiesuisse, SRG, willfährige PR-Spezialisten, Professore usw.“. Untermauert wird es mit „Studien“ die der Bevölkerung verkauft werden, nur, beurteilen diese „Gefälligkeitsstudien“ i.d.R. nicht die tatsächliche Innovationskraft einzelner Industrieklassen aus. Man sollte sich deshalb über die wichtigsten Themen möglichst direkt in der realen Welt informieren. Dabei stellt man Beunruhigendes fest. Seit 1997 büssen Schweizer Industrieunternehmen, einschliesslich KMU -, dramatisch an Innovationskraft und Konkurrenzfähigkeit ein. Ein Indiz sind die gut bezahlten und qualifizierten Arbeitsplätze die in der Exportindustrie seit 1997 netto vernichtet wurden (also keine neue entstanden). Seit 1997 sind in der Exportbranchen 21% Jobs weggefallen. PayPal, Smart-Watch, echte hochwirksame Pharma-Präparate sind keine Schweizer Erfindungen, obschon es sich dabei um Schlüsselindustrien des Made in Switzerland handelt. Man erinnere sich an Diovan (Ciba Geigy – Entwicklungszeit 9 Jahren!!!)
Übrigens: Der Impfstoff gegen die Meningitis Typus 2 wurde in KUBA erfunden und entwickelt – einschliesslich hochkomplexen Produktions-Verläufe!
Grüsse -
“Roche alleine leistet mit 2,5% Anteil am BIP mehr als Landwirtschaft, Gastronomie und Hotellerie zusammen”. Herr Stöhlker: Ihr ganzer Artikel ist einfach nur Schrott und dilettantischer Pharma-Lobbyismus. Ist Ihre Quelle ein ruzzisches Märchenbuch?
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KJS ist uns bleibt eine totale Katastrophe.
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Waren es doch gerade Roche und die Pharmaindustrie welche sich vor der Volksabstimmung für diese OECD Mindeststeuer so stark gemacht haben. Gedroht wurden mit der EU und den USA. Diese Vorlage wurde vom Volk mit starker Mehrheit angenommen.Liberale Kritiker hatten davor gewarnt auch im Hinblick das die USA schlussendlich eine solche Steuer nicht einführen werden. Nun da die Pharma die Auswirkungen kommen sehen wollen sie in Bundesbern dagegen Einfluss nehmen. Rupp als Markgräfler hätte es eigentlich besser wissen müssen wie die Schweiz und deren Politiker in Bern ticken. Die Basler Pharma und deren deutschen Lenker leben in einer Blase.
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Stöhler verbreitet mal wieder Fake News: Ein paar Jahre zuvor wollte Big Pharma die OECD-Mindeststeuer in der Schweiz ASAP eingeführt sehen. Nun will Rupp plötzlich das Gegenteil?
Die Söldner, welche in Big Pharma Manager spielen, haben nur die Kohle im Sinn, sonst nix. -
Die Pharmaindustrie interessiert mich nicht weder als Arbeitgeber noch als Steuerzahler. Die Basler sind vielleicht interessiert betreffend der Steuerzahler. Aber wo ich wohne sind diese irrelevant. Sie würden die Schweiz in ein Unglück stürzen wenn wir auf ihren Druck die Rahmenverträge unterschreiben würden.
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Besten Dank❗
Hoffentlich hat er auch alle getroffen❗ -
Weltuntergangsstimmung? Die Lobbyisten werden‘s richten. Und der Steuerzahler wird‘s bezahlen, direkt oder indirekt. Wer sonst soll alles berappen? Diejenigen denen heute schon vom Staat den letzten Rappen aus dem Geldbeutel gefingert wird. In Bern wird zusehends an der Realität vorbei politisiert und der einfache Bürger hat das Nachsehen. Nicht kurz-, aber langfristig. Wohin geht die Reise?
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Pharmalobby und Bürgerliche verhindern tiefere Medikamentenpreise.
Ein Blick auf die Lobbymandate der Parlamentarier:innen bringt Licht ins Dunkel:
Die Gesundheitslobby ist mit über 121 bezahlten Mandaten die zweitgrösste in Bundesbern. Viele der Mandatsträger:innen sitzen in den Gesundheitskommissionen von National- und Ständerat. Die Partei mit den meisten Mandaten im Bereich Gesundheit ist die Mitte – dies zeigt eine Analyse von Lobbywatch.
Ganzer Artikel, Quelle zum selber lesen: https://direkt-magazin.ch/featured/kkrft/pharmalobby-verhindert-tiefere-medikamentenpreise/
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Basel hatte letztes Jahre einen Steuerüberschuss von 442 Mio CHF. 936 Millionen Franken stammte aus der Unternehmensbesteuerung, was 351 Mio CHF über dem Budget lag. Das mit einer Unternehmensbesteuerung von 13% (statt 15% nach OECD). Mit 15% läge man bei Unternehmen 150 Mio höher, wovon man 37.5 Mio an den Bund abliefern müsste. Verbliebe 112 Mio in Basel oder genügend Budget, Basel für Firmen attraktiver zu machen. Und ich bin zuversichtlich, dass man für Forschung und Patente Schlupflöcher finden wird. Schön, dass Basel so im Geld schwimmt. Jetzt kommt auch noch der ESC und das bedeutet beste Tourismuswerbung und weitere hunderte Mio an Einnahmen. Da kann man stolz sein, und auch kein ZüriStölker kann einem das madig reden.
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Dann bitte lies mal hier die Realität, was in Wirklichkeit passieren wird, Du Riesensozileuchte, sollten die Steuern auch nur 1.5% für Unternehmer ansteigen:
https://finance.yahoo.com/news/spain-shown-why-wealth-tax-050000444.html -
@Manager Hasser und Patron Unterstützer
Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.
Dieser Artikel wurde von Szu Ping Chan geschrieben die mit einem Abschluss in Arts and Humanities am Research Council (AHRC) ein postgraduate scholarship erworben, und eine ausgewiesene Expertin ist (sie schreibt u.a. für The telegraph).
Meine Rat an Sie: Nachdenken (selber) und nicht Meinen!
Mit diesem Spiel und dieser Rhetorik die in den Medien kritik,- und widerspruchlos übernommen wurde, hatten seit den 1980iger (Tatcher, Reagan, Blair, Schröder, Berlusconi, Aznar, Sarkozy und Andere dieser Welt ein Leichtes Europa zu Deindustralisieren und in einer Schuldenfalle zu stürzen. Die neoliberale Agenda wurde somit durchgeboxt. Die Grossindustrie musste sich des Transformationsdrucks nicht stellen und Banken hat man nicht pleite gehen lassen. Übernahmen wurden als Lebenselixir verkündet und man feierte sich selbst. Die Resultate sind nicht mehr von der Hand zu weissen, trotz verlogener Berichterstattung, auch hier bei uns.
Zur Erinnerung: Die Stadt Basel hat schon mehrmals mitgeteilt, dass „Subventionen“ es regeln werden….
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Bundesrat hat nichts gelernt!
CRS wurde auch eingeführt und USA macht nicht mit. Das Gleiche wird mit der OECD Steuer passieren.
International werden diese 7 konstant über der Tisch gezogen und merken es nie.
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Einfach unfähig!
Diesen ferngesteuerten, abgerichteten Regierenden im Bundeshaus ist nicht mehr zu helfen!
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Beide Chefs von Roche sind Deutsche. Klar wollen die eine EU Anbindung der Schweiz. Die Schweiz schaut jedoch ebenfalls nach USA und China, aber nicht nach Brüssel. Ausserdem kommen z.Z.immer noch mehr Unternehmen in die Schweiz als umgekehrt.
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Können gut auf die Hälfte der Pharmaprodukte verzichten… dann fallen wohl endlich die Krankenkassenbeiträge…. Dies ist keine Industrie. Wie zahlreiche Verurteilungen gezeigt haben.
Dennoch netter Versuch von S. sich der Pharmaindustrie anzubiedern-
Gut erkannt.
Eine vernünftige Lebensweise ermöglicht uns auf viele Pharmazeutika und deren Nebenwirkungen zu verzichten.
Ein natürlicher Lebensstil ist gar nicht so einfach zu erlernen, dafür aber umso nützlicher.
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Beide Chefs von Roche sind Deutsche. Klar wollen die eine EU Anbindung der Schweiz. Die Schweiz schaut jedoch ebenfalls nach…
Bundesrat hat nichts gelernt! CRS wurde auch eingeführt und USA macht nicht mit. Das Gleiche wird mit der OECD Steuer…
Können gut auf die Hälfte der Pharmaprodukte verzichten… dann fallen wohl endlich die Krankenkassenbeiträge…. Dies ist keine Industrie. Wie zahlreiche…