Mit traurigem Blick schaut sie in die Kamera: „Meine Geschichte wurde bisher ausschliesslich von anderen erzählt“, sagt Jolanda Spiess-Hegglin.
Diese ominöse Story um die Landammannfeier in Zug, K.o.-Tropfen im Drink, Filmriss, Schändung.
Darum haben Spiess-Hegglin und der ebenso bekannte Medienmann Hansi Voigt ein Buch geschrieben.
Das Duo leitet auch den Verein Netzcourage, der sich gegen Hass im Netz einsetzt, aber wegen Querelen und fehlendem Geld seit längerem „eine Pause macht“.
Spiess-Hegglin will nun viel Geld, 430’000 Franken – vom Verlagshaus Ringier, das damals genussvoll über die Sexaffäre berichtet hatte. Das Urteil wird dieser Tage erwartet.
Hansi Voigt ist in dieser Geschichte fast so wichtig wie Spiess-Hegglin. Er war früher Chefredaktor von 20 Minuten.
Der 61-Jährige ist Lebenspartner von Ursula Gabathuler. Seit diesem Jahr ist Gabathuler ganz oben bei SRF. Sie leitet die Chefredaktion Audio/Digital.
Vor einer Woche berichtete der Gebührensender über das neue Buch von Spiess-Hegglin. Im Dreierpack: online, im Radio und in der Tagesschau.
Geschrieben hat der Text ein bekannter Krimiautor, Raphael Zehnder. Der Artikel trägt den Titel: „Rufmord per Klick: Jolanda Spiess-Hegglins Kampf um Gerechtigkeit“.
Zehnder vergleicht Spiess-Hegglin mit dem Nobelpreisträger Heinrich Böll. Dieser habe ein ähnliches Buch geschrieben.
Krimiwürdig ist vor allem das, was nach der Veröffentlichung geschieht. SRF schrieb in der ersten Version, dass Spiess-Hegglin nie von einer bekannten „Tages-Anzeiger“-Journalistin kontaktiert worden sei.
Halt wieder Opfer der bösen Medien. Weil das so nicht stimmte, änderte SRF die Stelle und schrieb neu, dass das so im neuen Buch stehen würde.
Weil das aber immer noch nicht stimmte, löschte der Gebührensender die betreffende Passage ganz.
Gleich ging man im Radiobericht vor. Auch hier musste man Änderungen vornehmen. SRF löschte 18 Sekunden.
„Inhaltliche Fehler korrigieren wir im Text“, schreibt SRF in seinen publizistischen Leitlinien. Theoretisch will man noch mehr machen:
„(Wir) fügen eine Textbox hinzu, die beschreibt, welchen Fehler der Text in einer früheren Fassung enthielt.“
Bei Spiess-Hegglin wurde der Fehler nicht aufgeklärt. Erst nachdem sich dieses Medium erkundigte, wurde im Artikel auf die früheren Falschmeldungen hingewiesen.
Auch andere Fehler werden berichtigt. Weil so vieles im Text nicht stimmte, wurde der „Transparenzhinweis“ immer länger.
Am Ende über 1’500 Zeichen lang. Wahrscheinlich ein Leutschenbach-Rekord.
Ein weiteres Kuriosum im Text: 12’000 Artikel, schreibt SRF, seien zwischen 2015 und 2016 über Jolanda Spiess-Hegglin veröffentlicht worden.
12’000. Im Durchschnitt 16 Berichte pro Tag. So viel Raum kriegt nicht mal das Wetter.
Bei der Schweizer Mediendatenbank werden im Zusammenhang mit Spiess-Hegglin zwischen 2015 und 2016 genau 924 Artikel gelistet.
SRF schwant Unangenehmes. „Diese Zahlen“, heisst es nun ganz am Ende des Textes, fänden sich im Buch von Spiess-Hegglin.
Der SRF-Krimiautor wollte der Sache offenkundig nicht auf den Grund gehen und glaubte der Böll-Nachfolgerin blindlings. Spiess-Hegglin hätte wahrscheinlich auch von 120’000 Artikeln schreiben können, man hätte es ihr geglaubt.
Der Text muss im Kontext der letzten Wochen betrachtet werden. Etwas Unerhörtes ist nämlich passiert.
Zwei renommierte SRF-Journalistinnen wurden kürzlich vom Zürcher Obergericht der üblen Nachrede verurteilt. Das hat es noch nie gegeben.
Im Prinzip ging es um das Gleiche. Ein Medienopfer, hier der Krypto-Prinz, fühlte sich von einem Medium verurteilt, gedemütigt und kämpfte viele Jahre dagegen an.
Für SRF steht aber mehr auf dem Spiel als 430’000 Franken. Sollte die Halbierungsinitiative durchkommen, wird der Sender komplett umgestellt.
SRF versucht sich nun zu profilieren und nutzt Spiess-Hegglin als Steilvorlage. Über das Buch urteilt es:
„Eine vernichtende Analyse der Schweizer Boulevardmedien. Und die Qualitätsmedien? Die haben im Shitstorm weitgehend geschwiegen.“
Der Boulevard und die Qualitätsmedien haben versagt. Einziger Lichtblick: SRF. Aha.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Jolanda Spiess-Hegglin die Uneinsichtige Politikerin hat sich die Rechthaberei zur Lebensaufgabe gemacht.
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Nicht einmal bei komplett unwichtigen Stories kommt SRF nicht ohne Lügen und Falschdarstellungen aus!
Unsere Zwangsgebühren-Manipulations-Institution braucht wirklich niemand! Statt UKW würde SRF viel besser sich selbst abschalten!
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SRF schrieb in der ersten Version, dass Spiess-Hegglin nie von einer bekannten „Tages-Anzeiger“-Journalistin kontaktiert worden sei. – Was nicht stimmte. Journalismus besteht heute hauptsächlich aus Copy/Paste und nachplappern. Recherchieren wäre ja zu zeitaufwändig.
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CHF 200.- sind noch immer CHF 200.- zuviel für solchen „Gefälligkeitsjournalismus“. Echt übel, dass solcher Schrott mit Zwangsgebühren alimentiert werden muss.
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Wenn interessiert das überhaupt?
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Bitte Frau Wille, umgehend eine conflict of interest policy einführen!!
Es darf nicht sein, dass die Chefredaktörin Audio/Digital mit einem wie Hansi liiert ist.
Brainwashed?
Soll einfach bitte zurücktreten, oder ausserhalb von staatsmedien arbeiten.
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Im Kontext des Tagesschau Ablaufes: Zuerst, gefühlte 5′ Bericht zur Frauendemo (3000 Teilnehmer) auf dem Bundesplatz mit der Auferstandenen aBR Sommaruga, dann die Nimmermüde NR Funiciello. Als „proof“ des Misstandes Spiess-Heggli, ca. 10′. Ist das das was die Bevölkerung hören will ???
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Hört denn dieser Sch… nie auf?
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Sobald sie nicht mehr klagen kann, verdient sie kein Geld mehr.
Also stoppt doch einfach die Berichterstattung über sie und riskiert somit keine Klagen.
Game over für JSH
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Wen interessieren die Rechthabereien dieser schon längst vergessenen Kantonal-Politikerin heute noch?
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ob jetzt dank dieses Artikels von Herrn Frenkel 25 Bücher mehr verkauft werden, macht den Braten auch nicht fetter. Dafür gibt es so richtig viele Klicks für ip. Ich schätze, bis Mitternacht werden das etwa 11’000…sein
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Wer dies alles noch ernst nimmt, kann einem bloss leid tun.
Dies gilt ohne Einschränkung für Boulevard-/sog. Qualitätsmedien und ganz besonders für SRF. -
Was ist eigentlich genau auf diesem Schiff passiert?
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Buchempfehlung: Michèle Binswanger über Spiess-Hegglin. Das Buch gehört als Lesestoff in jede Schule. Für Zuger Kantonseinwohner Pflichtlesestoff.
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Wer Fehler macht, soll auch dafür bezahlen.
(Musste ich kürzlich auch, als ich mit 54 durch’s Dorf bretterte. Das kostete zum Glück knapp etwas weniger als die 430’000 Franken.)
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Bei SRF steht Ideologie über allem.
CHF200 sind zu viel! -
Wurde der Verein Netzcourage aufgelöst? Vor kurzem wurden Spenden, Statuten und die Mitgliedschaft gelöscht.
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SRF hat in diesem Artikel glaubs den Überblick verloren. Im Transparenzhinweis bei SRF steht am Ende, sie hätten die Angaben zu „DNA von zwei Männern“ korrigiert, aber sie habens nicht korrigiert.
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Da haben wojl alle Sicherungen versagt. Interessenkonflikte, nicht unabhängig, nicht prüfen anderer Quellen. Hier müssten wohl einige beim MAZ nachsitzen.
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Die meisten Journalisten sind unehrlich und voreingenommen. Darum haben wir heute die Situation, dass die Leute kaum mehr etwas glauben.
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Das ist die Transformation wie Wille und Wappler ihn anstreben. Noch mehr linker Filz, noch mehr Fakten manipulieren, noch mehr Arbeit für den Ombudsmann! Scheinbar wird das Kulturprogramm jetzt auch beim Abendessen von Voigt und Gabathuler gemacht!
Buchempfehlung: Michèle Binswanger über Spiess-Hegglin. Das Buch gehört als Lesestoff in jede Schule. Für Zuger Kantonseinwohner Pflichtlesestoff.
Hört denn dieser Sch… nie auf?
Sobald sie nicht mehr klagen kann, verdient sie kein Geld mehr. Also stoppt doch einfach die Berichterstattung über sie und…