Wer hat beim Zusammenbruch der Credit Suisse neben dem Management, dem Verwaltungsrat und der FINMA auch big-time versagt?
Die Aktionäre.
Diese winkten über die Jahre, nach der einen oder anderen Diskussion, de facto alle Anträge ihres Verwaltungsrates durch.
Und konnten am Ende ihre Investition noch minimal retten. Für 22.48 CS-Aktien gabs eine UBS-Aktie.
Dies im Gegensatz zu den AT1-Investoren. Diese Geschichte ist on-going.
Eine neue Geschichte des Aktionärsversagens bahnt sich in einem anderen systemrelevanten Institut an: bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB).
Diese ist eine Parlamentsbank. Die „Aktionäre“: 180 Kantonsrätinnen und Kantonsräte. Ihnen obliegt die sogenannte Oberaufsicht.
Vor ihrer Wahl wissen die wenigsten Kandidierenden, dass dies so ist. Und vor allem, was es bedeutet.
Im Wahlkampf ist die ZKB nie ein Thema. Die heilige Kuh des Kantons.
Das hat Gründe. Geregelt ist alles im Kantonalbankgesetz.
Politische Debatten gibt es vor allem, wenn es um die Kompensation von Mitarbeitenden, Geschäftsleitung und dem Bankrat geht.
Vom Letzteren liegt ein neuer Antrag auf dem Tisch. Thema: Die eigene Entschädigung.
Mit rückwirkender Inkraftsetzung, versteht sich.
Der Absender: Das dreiköpfige Vollzeitpräsidium, 3 Männer, 1 Mal FDP, 1 Mal SVP, 1 Mal SP. Dazu 10 weitere Bankrätinnen und Bankräte.
Schön aufgeteilt nach aktuellem Parteienproporz.
Der Inhalt: Anpassung an die Teuerung für alle. Und: Substantielle Erhöhung für die zehn nebenamtlichen Mitglieder, wie diese offiziell heissen.
Für ein 30%-Pensum soll es neu jährlich zwischen 87’000 und 104’000 Franken geben, inklusive Spesen und Sitzungsgelder.
Das macht dann 290’000 bis 347’000 Franken auf einer 100%-Basis.
Das sei immerhin weniger als ein Regierungsrat, wird sachlich festgehalten.
Für die drei Bankpräsidenten gibt es heute jährlich 405’000 bis 448’000 Franken all-in. Mehr als ein Regierungsrat.
Boni gibt es für niemanden. Dafür bestehen grosszügige Unterstützungen bei einer politisch bedingten Nicht-Wiederwahl durch den Kantonsrat oder einem frühzeitigen Ausscheiden auf Wunsch der Bank.
Whatever that means.
Goldene Fallschirme für den ungemütlichen Fall der Fälle ab Alter 56.
Es gibt Grund zur Nervosität: Im Kantonsrat ist ein Vorstoss für die geheime Wahl auch der nebenamtlichen Bankrätinnen und Bankräte pendent. Etwas, das bei Publikumsgesellschaften üblich ist.
Für Diskussionsstoff ist in den nächsten Monaten mannigfach gesorgt.
Wesentlich wichtiger wäre aber, wenn sich die 180 Aktionärinnen und Aktionäre mit den Themen der Wettbewerbsverzerrung und des Risikos auseinandersetzen würden.
Jetzt, in der gegenwärtigen Schönwetterperiode. Wenn eine Krise da ist, ist es vielfach zu spät. Die Credit Suisse lässt grüssen.
Oder liebäugelt man bereits jetzt mit den Instrumenten unter Notrecht? Erfahrungen sind ja gesammelt worden.
Und vor allem gibts dann wenig Opposition.
Die ZKB zahlt erst seit 2024 Gewinnsteuern. Und dies nur wegen des OECD-Diktats zur Einführung einer Ergänzungssteuer, um die 15%-Mindestbesteuerung für grosse, international tätige Unternehmensgruppen zu erreichen.
Diese Gewinnsteuer von rund 156 Millionen fürs 2024 sackte der Kanton Zürich zu 100% ein. Der Betrag wurde jedoch der seit je etablierten Dividendenausschüttung zwischen Kanton (2/3) und Gemeinden (1/3) angerechnet.
Ein „Buebetrickli“, wie die bürgerliche Denkfabfrik Avenir Suisse in ihrer jüngsten Analyse „Kantonalbanken: Garantiert im Vorteil“ zu Recht festhält.
Die Gemeinden sind nämlich ohne Risiko „in the game“ und konnten ihre Machtposition im Verteilkampf um Gelder gegenüber dem Kanton einmal mehr durchsetzen.
Rund 50 Millionen hätten die Kommunen „verloren“. 100% Zustimmung im Kantonsrat bei der Minirevision des ZKB-Gesetzes im letzten Herbst.
Auf Bundes- und Gemeindeebene bleibt die ZKB steuerbefreit. Der Grund ist die Rechtsform einer öffentlich-rechtlichen Anstalt. Für die Gemeinden gabs eine Lösung.
Der Bund geht hingegen leer aus. Bei sich leerenden Kassen ist wohl die Finanzministerin nicht so happy damit.
Dieses Steuerprivileg verzerrt auch die Berechnung des Nationalen Finanzausgleichs. Und bevorteilt die ZKB gegenüber den Privat- und Geschäftsbanken.
Diese sind bekanntlich auf allen Staatsebenen steuerpflichtig.
Das ist aber nur eine Komponente der Wettbewerbsverzerrung. Die andere heisst: Staatsgarantie.
Sie ermöglicht ein besseres Rating und somit eine günstigere Refinanzierung auf den Kapitalmärkten. UBS und Co. sind not amused und monieren auch diesen Missstand seit Jahren.
Die beiden Rating-Agenturen S&P Global Ratings und Fitch bezeichnen die ZKB als grösste „contingent liability“ für den Kanton Zürich. Mit Abstand folgen dann die Spitäler.
Mit einer Bilanzsumme von rund 200 Milliarden und einem Eigenkapital von rund 15 Milliarden ist die ZKB über die gesetzlich verankerte Ausfallgarantie die Eventualverbindlichkeit für die Steuerzahler schlechthin.
In einer Krise hilft ein in der Schublade zwischen der ZKB, der FINMA und der kantonalen Finanzdirektion vorbereiteter Cash-Call von etwas über einer Milliarde zur Erhöhung des Eigenkapitals (das sogenannte Dotationskapital) herzlich wenig.
Wesentlich höhere Beträge müssten nachträglich wegen der expliziten Staatsgarantie fliessen. Funded durch den Kanton. Denn nur dieser darf die ZKB derzeit kapitalisieren.
In Zürich ist das Funding-Risiko für den Kanton respektive die Steuerzahler noch verflixter. Auf Verfassungsstufe gibt es nämlich die Institutsgarantie.
In anderen Worten: Bricht die ZKB zusammen, müsste eine neue ZKB 2.0 gegründet und kapitalisiert werden.
Somit stellt sich die Frage: Wer soll bei Bedarf die ZKB in Zukunft finanzieren?
Die Möglichkeit zur Einführung von Partizipationsscheinen (PS) wurde in einem denkwürdigen Schlagabtausch vor rund 10 Jahren aus dem Gesetz gekippt.
Das hätte eine Teilprivatisierung ermöglicht und die jetzigen Alleinaktionäre entsprechend verwässert. Bei weniger Mitsprache und Kontrolle gäbe es auch weniger Dividenden.
Das mögen Politiker nicht.
An eine Umwandlung in eine Aktiengesellschaft und Kotierung an der Schweizer Börse war bis anhin auch nicht zu denken.
In anderen Kantonen gingen solche Anpassungen relativ geräuschlos politisch über die Bühne und bewähren sich bis heute.
Beispielsweise hat sich die Generalversammlung der Thurgauer Kantonalbank zum Volksfest entwickelt.
Der Handlungsbedarf in Zürich ist wegen dieser verschiedenen Missstände evident und dringend.
Sämtliche Formulierungen zur Änderung der Verfassung, Abschaffung der Staatsgarantie, Einführung von PS, Umwandlung in eine Aktiengesellschaft ohne Steuerprivilegien und Kotierung an der Schweizer Börse liegen in der Schublade bereit.
Nur passiert nichts. Aktionärsversagen. Parlamentsversagen.
Die ZKB als „untouchable“ und „everybody‘s darling“.
Ein Grund ist auch der Leistungsauftrag. 2024 wurden so 140 Millionen in „alle Richtungen“ verteilt. Sport, Kultur, Nachhaltigkeit – you name it.
Wie üblich bei Fördergeldern, Subventionen und Gratisgeld für Gemeinden: Auf solch süsse Geldströme will niemand verzichten.
Braucht es Druck aus Bern in Zusammenhang mit der „Akte UBS“? Oder aus der EU, Stichwort Rahmenvertrag? Oder gar aus den USA, da „Level playing fields“ eine Top-Priorität der Trump-Administration sind?
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Und wieder mal wird eine *** durchs Dorf getrieben
Und wieder macht der Mob begeistert mit
Der würde auch bei ganz anderen Sachen begeistert mitmachen -
1. Die Staatsbank ist auch eine heilige Melkkuh.
2. Die seit dem CS-Untergang überhöhten Zinsmargen bezahlen die meisten Kunden unbewusst (!) in gutem Staatsglauben.
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Die Streuaktionäre versagen fast immer. Die sind nur an der Dividende und an der Bewirtung an der GV interessiert. Wenn der Vergütungsplan nur 80% Ja-Stimmen erhält, spricht man schon von Denkzettel für das Management. So war’s auch bei der CS bis zuletzt. Auch die Entlastung erfolgt fast immer. Und so bleibt halt die Aktionärsdemokratie toter Buchstabe.
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Passt 100% zum linken Zürich!
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Warum ist hier nur die Rede von der ZKB? Ist bei allen Kantonalbanken so der Fall bzgl Steueraufwand, Rating, und undund
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Wobei wir wieder einmal bei der UBS wären. Auch die geniesst eine Staatsgarantie und zwar eine Eidgenössische. Dies weil die UBS systemrelevant ist und gerettet werden muss.
Die UBS ist ein zu grosses Risiko für die Schweiz. Ein Konkurs der UBS würde die Schweiz Hunderte von Milliarden kosten. Dieses Risiko ist zu gross. Die UBS wird wieder einen Kollaps erleiden, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Die Risiken mit dem Auslandteil sind absolut nicht im Griff. Die unfähige Finma hat schon mehrmals bewiesen, dass sie nichts unter Kontrolle hat, genau wie das Management der Bank.
Die UBS aus aufgeteilt werden in Teile, die nicht mehr systemrelevant sind. Wenn die UBS das nicht will, muss sie mit dem Auslandteil die Schweiz verlassen.
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Schauen wir einmal zurück! Die ZKB besteht seit 1870 und war immer in der Gewinnzone, was man von den Grossbanken nicht behaupten kann. Es waren 1932 einmal 8 davon und heute sind es nur noch eine und alle davon sind zusammengekracht wegen dem Ausland und nicht wegen der Schweiz. Natürlich gab es Ausfälle bei den Kantonalbanken, zum Beispiel bei der Neuburger Kantonalbank (Uhrenkrise) und der Graubündner Kantonalbank (Tourismus) in den Dreissiger Jahren und in den Neunziger Jahren wegen Übernahmen von Lokalbanken (Solothurner Kantonalbank/Bank in Kriegsstätten), aber nie solche Rettungsaktionen wie bei den Grossbanken durch die SNB. Dieser Kommentar entbehrt eigentlich jede Kenntnis über die Schweizer Finanzgeschichte. Natürlich tut ja die UBS in $ bilanzieren, aber das Risiko hat die SNB. Und was geschieht, wenn der $ auf 75 Rappen je Franken absackt? Und was geschieht, wenn die UBS
z.B. die State Street kauf für 90?
z.B.die State Street Bank kauft für 90? -
Die Dekadenz scheint auch die ZKB erfasst zu haben. Gegenseitige Pöstchen zuschanzen und überall abnicken. Die Sozialisten wollen den Kapitalismus überwinden- in Tat und Wahrheit kassieren sie kräftig ab, wo es nur geht. Sie sind unter dem Mantel der Verschwiegenheit die grössten Kapitalisten. Was rund um die ZKB abläuft und wenn man erst noch sieht, wie mit dem Personal umgegangen wird, dann muss man von Totalversagen der Verantwortlichen sprechen. Auch die Woke-Hysterie hat die Geschäftsleitung und den Verwaltungsrat erfasst. Wie lange kann das gutgehen und wann wird von der Politik endlich durchgegriffen im Selbstbedienungsladen?
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Sehr geehrter Herr Gantner, schreiben Sie doch mal darüber, was bei der Maurer Zeitung (Ihr Ort) bezüglich Medienfreiheit geschieht. Wäre interessant. Danke und mfG.
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…immer noch günstiger als Steuerbefreiungen die in den letzten Jahren um sich gegriffen haben. Damit geht dem Land und der Bevölkerung am meisten Geld verloren… allerdings sieht man auch das Gerangel der Gewerbler und Nutzniesser des staatlichen Segens und die lieben netten Erklärungen im Gemeindeblättchen zu Thema, wer den nun warum Geld aus dem Topf kriegen soll. Ich hab auch vorgesprochen, meine Vorschläge wurden verbal begrüsst, es wurde eifrig notiert und dann beerdigt. Bringt keine Umsätze…
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Ich habe immer nur dem Volk gedient!
Doch es ist nicht in der Lage seine Schulden zurück zu zahlen.
Was soll ich bloss manchen?
Wir sind offen für ihre Geldeinzahlungen! -
Und ganz treffend;
Notrecht sei Dank!
Falls nötig, wird ganz praktisch, dass blöde Volk aussen vor gelassen.
Kennen wir doch schon, war beim Jahrhundertbetrug vor drei Jahren super praktisch und wurde erfolgreich angewendet; kann die Regierung schalten und walten wie sie will, ohne dass der blöde Souverän reinquatscht. Aergerlich ist immer nur, wie wir Politiker das Notrecht wieder abschaffen müssen, weil zu Viele Blödbürger zu viel protestieren, weil wir Politiker dieses natürlich beibehalten wollen, ist so praktisch!
Paradies für uns einführen wie in der EU, wo das Blödvolk auch nichts zu melden hat.
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Es ist im Sozialismus so wie diese ZKB Bank eine ist in einer Prunkbaute, das einer lacht und 99weinen. Dabei ist es nicht nur das normale Personal, sondern vor allem die Kunden die leiden.
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Deutsch als Zweitsprache.
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Aufruf an die Gen Z!
Diese UnArt von Staat muss schleunigst weg.
Weg Weg Weg Weg Weg Weg Weg
Der verdirbt eure Zukunft.
Und ganz treffend; Notrecht sei Dank! Falls nötig, wird ganz praktisch, dass blöde Volk aussen vor gelassen. Kennen wir doch…
Wobei wir wieder einmal bei der UBS wären. Auch die geniesst eine Staatsgarantie und zwar eine Eidgenössische. Dies weil die…
Aufruf an die Gen Z! Diese UnArt von Staat muss schleunigst weg. Weg Weg Weg Weg Weg Weg Weg Der…