Das Cardioband sollte Herzkranke retten. Stattdessen könnte es als grosser Pfusch in die Medizingeschichte eingehen.
Heute weitet sich der Skandal, der das Universitätsspital Zürich seit 5 Jahren in Atem hält, nämlich nach Deutschland aus.
Die „Welt am Sonntag“ berichtet von zahlreichen möglichen Opfern durch das Cardioband im nördlichen Nachbarland.
Dieses wurde für Hunderte Millionen US-Dollar an einen amerikanischen Pharma-Multi verkauft. Der hat es inzwischen aus seinem Angebot genommen.
Zudem hat die europäische Aufsicht ihre erteilte Lizenz zurückgezogen.
Es gebe „mindestens 500 Fälle seit 2014, häufig mit Todesfolge“, so die „Welt am Sonntag“.
„Obwohl keine Zulassung mehr für das Implantat in der EU besteht, wird das ‚Cardioband‘ noch immer vereinzelt an deutschen Kliniken angeboten“, schreibt die Autorin.
Deren früheren Aufreckungen hatten am Unispital in Zürich und in der Zürcher Gesundheitsdirektion für Aufregung gesorgt. Die Journalistin enthüllte vor Jahresfrist einen Bericht, der nie fertiggestellt worden war.
Umso brisanter war dessen Inhalt.
Er zeichnete ein viel gravierenderes Bild der Schäden, die durch das Cardioband in der Herzchirurgie des Zürcher Unispitals angerichtet worden seien, als bis dahin angenommen.
Die Gesundheitsdirektion attackierte darauf die „Welt am Sonntag“.
Der jetzige Artikel der Autorin wirft die Frage auf, warum die Involvierten in Deutschland vor einem Jahrzehnt den Einsatz des Cardiobands vorangetrieben hatten, obwohl von Beginn an Alarmlampen aufleuchteten.
„Bei den ersten Erprobungen des ‚Cardiobands‘ hatten sich bei jedem Dritten von insgesamt 30 Probanden die Schrauben gelockert als Folge einer Fehlkonstruktion“, steht in der Story.
An anderer Stelle schreibt sie:
„Nach einem Jahr blieben von den 62 Patienten in der Studie lediglich 26 übrig. Elf Patienten waren verstorben, 13 standen für die Studie nicht mehr zur Verfügung aus ungenannten Gründen.“
Zudem hätten 9 „ein weiteres Mal operiert werden“ müssen – sie „erhielten ein anderes Implantat“.
Als Kernproblem stellte sich simple Physik heraus. Die Kräfte durch das Zuziehen des Cardiobands waren derart stark, dass die im Muskelfleisch befestigten Schrauben gar nicht halten konnten.
Dass das Cardioband zum Problem werden könnte, hatten schon die ab Beginn der Zehnerjahre angestellten Tierversuche gezeigt.
Entsprechend war es zu keiner Zulassung des Cardiobands in den USA gekommen. Umgekehrt in Deutschland, da gab die zuständige Aufsicht 2015 grünes Licht für eine europäische Zertifizierung.
2024 zogen die deutschen Aufseher die Zulassung dann wieder zurück – nach einer Anfrage der „Welt am Sonntag“.
Dank der europäischen Zertifizierung war es den Besitzern der Patente möglich, reich zu werden. Sie verkauften das Cardioband Ende 2016 an Edwards Lifesciences.
Verkaufspreis: knapp 700 Millionen Dollar. Fast 400 Millionen flossen in der Folge zu den Verkäufern, die restlichen 300 Millionen zahlte Edwards nicht mehr.
Der Pharma-Konzern hatte das Cardioband kaum verkaufen können. Es war zum Ladenhüter mutiert.
Gegen die Weigerung von Edwards, den Restbetrag zu zahlen, klagten die Cardioband-Verkäufer. Ein Gericht im US-Bundesstaat Delaware erteilte ihnen vor anderthalb Jahren eine Abfuhr.
Spannend sind personelle Links zwischen Zürich und Deutschland.
„Von dem Deal profitierte unter anderen Maisano (damaliger Leiter der Zürcher Herzchirurgie, AdR), aber auch der Chef der Herzklinik an der Charité, Volkmar Falk“, so die „Welt am Sonntag“.
Falk war der Vorgänger von Francesco Maisano als Leiter der Klinik für Herzchirurgie am Universitätsspital Zürich (USZ). Der Deutsche hatte die Leitung des wichtigen USZ-Bereichs von Anfang 2009 bis Herbst 2014 inne.
Francesco Maisano war im Jahr zuvor unter Falk von Mailand ans USZ gestossen. Ab Herbst 2023 arbeitete er dort als „Leitender Arzt“.
Einen offiziellen Doktortitel hatte der aus der Lombardei nach Zürich geholte Herzoperateur nicht mitgebracht, wie der „Beobachter“ später aufdeckte. Von einer Habilitation ganz zu schweigen.
Die „Welt am Sonntag“ machte sich für ihren Artikel auf die Suche nach Ergebnissen mit dem Cardioband.
Im Universitätsspital Heidelberg stiess die Autorin des Artikels auf zwei Patienten, bei denen das Implantat eingesetzt worden war.
„Auffällig an diesen beiden: Sie waren zum Zeitpunkt des Eingriffs ungewöhnlich jung, 34 und 36 Jahre alt, einer verstarb sechs Monate nach der Implantation ‚während einer Operation, die aufgrund der nach wie vor bestehenden schweren Herzinsuffizienz erfolgte‘.“
„Der zweite Patient sei fünf Jahre nach dem Eingriff an einer ’nicht bekannten Ursache‘ verstorben“, so die Sonntagsausgabe des einflussreichen Berliner Blatts.
In Ulm an der dortigen Uniklinik kam das Cardioband noch lange zum Einsatz: insgesamt bei 21 Patienten seit 2019, dem Jahr, in dem in Zürich ein Whistleblower vor den hohen Gefahren gewarnt hatte.
In einem Fall machten die Ulmer Werbung für einen Operierten. „Nach der Cardioband-OP habe K. auf der Bettkante gesessen und beteuert, dass es ihm ’schon viel besser gehe'“, gibt die Journalisten die Ulmer Webseite wieder.
„Was die Werbeschrift verschweigt: Sechs Wochen nach der Operation war Rentner K. tot.“
Der Grossteil der Cardioband-Implantierungen sei an deutschen Spitälern erfolgt, hält die „Welt am Sonntag“ fest. Trotzdem sei „das Schicksal der Opfer in Deutschland bislang unbeachtet“ geblieben.
Anders als in der Schweiz. Dort gelte „der Fall als der grösste Medizinskandal der vergangenen 20 Jahre“.
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Die beliebtesten Kommentare
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Ich erwähne es halt ein weiteres Mal:
In der Schulmedizin geht es nicht um Heilung oder Gesundheit der Menschen, sondern um deren Behandlung – und dies möglichst lange, von Geburt an bis wir den Körper wieder verlassen.Es liegt in der Eigenverantwortung jedes Einzelnen, in wie fern er sich auf dieses „Spiel“ einlässt oder nicht. Um die Menschen „freiwillig“ in dieses Spiel einzuschleusen, wird meist mit Angst operiert. Ein anschauliches Beispiel liefert hier natürlich auch der Covid Wohltätigkeits-Piek…
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Absolut deiner Meinung und für das kriegst du von mir ein, Danke und Frohe Ostern!
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Will endlich in Ruhe Maledivenferien planen!
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@Taminomal
Die Malediven sind ein überwiegend muslimisches Land, wobei der Islam die Staatsreligion ist. Die Bevölkerung ist fast vollständig sunnitisch. Es gibt keine offizielle Religionsfreiheit, und die öffentliche Religionsausübung anderer Religionen ist verboten.
Islamische Unterdrückung
Die Regierung betrachtet sich als Beschützerin des Islam. Offiziell gibt es keine maledivischen Christen. Die Politik des Ministeriums für islamische Angelegenheiten und des Verteidigungsministeriums zielt darauf ab, als abtrünnig empfundene christliche Konvertiten niemals zu tolerieren und Religionsfreiheit unter keinen Umständen zuzulassen.
Diktatorische Paranoia:
Die Triebkraft der diktatorischen Paranoia vermischt sich mit islamischer Unterdrückung, weil politische Parteien die Wähler mit dem Argument locken, sie seien die besten Beschützer des Islam. Ausländische Christen im Land stammen häufig aus Indien, Sri Lanka oder Bangladesch.
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Und wieder einmal ist es Herr Hässig, der den Skandal öffentlich macht – während andere Medien offenbar kollektiv in einen tiefen, komfortablen Winterschlaf gefallen sind. Allen voran MEDINSIDE: ein Portal, das sich durch eine bemerkenswerte Nähe zur Werbewirtschaft, zu politischen Kreisen und zu Entscheidungsträgern im Umfeld des Unispitals auszeichnet – zumindest lässt die Berichterstattung regelmässig diesen Schluss zu. Umso erfreulicher, dass es noch Plattformen wie INSIDE PARADEPLATZ gibt, die journalistische Verantwortung nicht mit PR-Arbeit verwechseln. Danke dafür.
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wäre auch mal ein Thema!
Nur so nebenbei, Danke!!
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Einige Götter in Weiss tun vor allem eines: Schauen, dass ihre Kasse stimmt.
Bezahlt über die obligatorische Krankenkassenkasse. Kein Wunder, dass die Prämien jedes Jahr übermässig steigen.-
Die „Götter in Weiss“ haben sich bei Corona sofort zurückgezogen und uns im Stich gelassen.
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Und wieder einmal ist es Herr Hässig, der den Skandal öffentlich macht – während andere Medien offenbar kollektiv in einen…
Einige Götter in Weiss tun vor allem eines: Schauen, dass ihre Kasse stimmt. Bezahlt über die obligatorische Krankenkassenkasse. Kein Wunder,…
wäre auch mal ein Thema! Nur so nebenbei, Danke!!