In wenigen Tagen, am 2. Mai, wird sich das Schicksal eines Vereins entscheiden, der die Mundarten der Schweiz wie die deutsche Sprache seit 1968 gefördert hat.
Das passt zum kulturellen Niedergang des Landes, wo die französische Sprache immer weniger gesprochen wird und wo die Ostschweizer Kantone sie im Unterricht sogar abschaffen wollen.
Das passt zum kulturellen Niedergang des Landes, wo die Welschen nicht Schwyzerdütsch lernen wollen, weil sie dann von jenen, die Hochdeutsch sprechen, kaum verstanden werden.
Das passt zum kulturellen Niedergang eines vielsprachigen Landes, wo das Italienische und das Romantsch eine immer geringere Rolle spielen und künstlich am Leben erhalten werden.
In den wirtschaftlichen Zentren der deutschen Schweiz wird heute Englisch gesprochen.
Das Tessin ist ein Vorort von Milano, wo man die saubere und teure Schweiz geniesst.
Die heimischen Sprachen des Schweizer Volks sind für jene, die es nicht ganz nach oben geschafft haben. It’s the money, stupid.
Der Sprachkreis Deutsch der Bubenberg Gesellschaft, Bern, hat sich seit 1968 darum bemüht, die Entwicklung der Schweizer Dialekte und des Hochdeutschen professionell zu begleiten.
Jetzt ruft René Wyss, Vizepräsident und Redaktor des Sprachkreises, um Hilfe, denn der Verein ist überaltert und trägt sich nicht mehr selbst.
Die vorhandenen Finanzmittel erlauben es gerade noch, das Buchprojekt zu deutschen Flurnamen in der Schweiz und in Oberitalien von Rolf Marti, Saanen, herauszubringen.
Dann ist Schluss. Im schlimmsten Fall.
Der Verein muss sich auflösen mangels Personal und Substanz.
René Wyss, wie er mir geschrieben hat, will weitermachen. Das ist typisch für Kleinpublikationen, deren Schicksal von einem Mann abhängen.
In Wirklichkeit geht aber mehr verloren. Eine Stimme der Deutschschweizer Kultur. In der Folge wird sich viel von dem auflösen, das für Herkunft wie Gegenwart der Schweiz bestimmend ist.
Am 2. Mai um 16.00 Uhr im Hotel Weisses Kreuz in Lyss wird sich anlässlich der Jahresversammlung 2025 zeigen, ob die Kulturträger der Schweiz den Sprachkreis Deutsch zu retten vermögen.
Es braucht pro Jahr weniger Geld als eine Drohne für das VBS kostet und einige Bildungsschweizer, die sich für die Sprachkreis einsetzen.
René Wyss würde sich freuen, solche zu finden. Sicher ist das nicht.
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Die beliebtesten Kommentare
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Klaus sollte diesen Club übernehmen, dann würde IP vielleicht sogar überleben.
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Die Beobachtung stimmt, die Vielfalt der Deutschschweizer Dialekte nimmt ab. In meiner Kindheit konnte man, wenn man die Ohren etwas spitzte, problemlos heraushören, ob der Sprechende von Oensingen, Ober- oder Niederbuchsiten, Egerkingen, Neuendorf, Wolfwil usw. stammte. Nicht lachen jetzt! Das war wirklich so! Das entfällt heute völlig. Das dominante Berndeutsch („ueche“, „gäng“ usf. 🫤) verdrängt ursprüngliche Wörter und Wendungen, ebenso die hereinkommenden Teutonenwörter („lecker“ HILFE 😱). Schproch änderet sech, weisch Monn! Dasch doch gliich! Das solothurnische „Mau!“, die trotzige Bejahung einer negativ gestellten Frage, hält sich aber wacker. Wie tröstlich! 🙂
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Neulich am Kreuzplatz Zürich in einem Restaurant. Neben mir sitzt ein Deutscher mit seiner amerikanischen Begleitung und erklärt ihr auf English (mit starkem Akzent), das er das Schweizerdeutsch scheußlich findet. Immerhin ist sein Akzent auch eine Art Dialekt wo man feststellen kann aus welcher Ecke er kommt. Meine Deutsche Mutter zog 1962 an den Kreuzplatz, lernte und sprach schlussendlich akzentfrei Schweizerdeutsch genau genommen Züridütsch.
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KJS hat offenbar noch nie von Porto Ercole oder Portofino gehört, wo die Mailänder wirklich gerne hingehen.
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Neben all den kantonal unterschiedlichen Schweizerdeutsch Dialekten haben wir seit 1990 zunehmend Schweizerdeutsch im „Jugo Slang“ und Schweizer Kinder machen das auch noch nach. Voll krass Mann.
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Im Tram unterwegs in Zürich hört man schon lange kein Schwiizerdüütsch mehr, fühle mich fremd in der eigenen Heimat.
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Ja. Wir sollten stolz sein, dass unsere letzte Bundespräsidentin die Neujahrsansprache in Ihrem Dialekt hielt, der etwa 50% der Hörer/Zuschauer schwer folgen konnte🙃. Ich bin echt froh, dass heutzutage viele Junge dank Internet, social media und Internationalisierung ein gutes Englisch spricht.
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*sprechen
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Die kommende Neujahrsansprache wird dann sicherlich mit rätoromanischen, italienischen, französischen und deutschen Untertiteln unterlegt.
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ja grossvater beim stalin das waren zeiten😳
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Nennen wir es doch ganz neutral mal einfach „zeitlich-kulturelle“ Anpassung an den Weltenlauf. Wenn KI jetzt schon alles gratis in jede beliebige WeltSprache & Dialekt übersetzt (SRF hat das CH Archiv jetzt auch digitalisiert/published/alle Dialekte), dann wird Sprachkenntnisse in der Wirtschaft mit 0 bewertet beim Lohn. Also, soll Franz lernen wer möchte als Hobby aber BITTE IM JAHRE 2025 nicht mehr OBLIGATORISCH (war mal Sekundarlehrer).
Volkswirtschafliche BildungFahrlässigkeit könnte man das locker nennen mit Blick auf 6G!Herr Stöhlker – Sie haben doch kürzlich über 6G geschrieben???
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Kultureller Niedergang … und was ist mit einer glaubhaften Selbstverteidigung? Der Osten der Ukraine geht nicht wegen einem Sprachenverein verloren, sondern wegen fehlender militärischer Mittel.
Russland produziert nun 1500 Panzer pro Jahr. Garantiert sprechen die nur eine Sprache!
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Beten sie für den Frieden, das würde mehr nützen als ihr Kriegsgeschrei, oder senden sie ihre Kinder an die Front?
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Hoch lebe der Niedergang heisst also „Long live the decline“.
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für die Schweiz, und Schweizer haben sie nichts übrig, ausser Radarkontrollen an allen Ecken der Strassen, sowie strengste Steuerkontollen für Schweizer.
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Muss er doch in einem Land wo es Leute gibt die nicht mit Namen zum Unsinn den sie schreiben stehen,
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Kein richtiges Deutsch, kein richtiges Französisch, kein richtiges Italienisch, und kein richtiges Iinglisch: Das nennt sich in der Deutschschweiz Vielsprachigkeit…
PS: Man braucht sich nur unsere Parlamentarier, ja auch BR, anzuhören…
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Richtig. Deshalb kleben wir ja auch so an unseren diversen Dialekten. Auch das ist die Deutschschweizer Vielsprachigkeit.
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Nicht zu vergessen: unsere rätoromanischen Freunde und 💃Innen
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Klar ist das bedenklich. Andererseits wurde „Schwiizerdütsch“ schon oft totgesagt. Das Gegenteil ist passiert. Immer mehr Schweizer sind stolz auf ihren Dialekt und schreiben ihn sogar in mails und handys. Sogar Migrantenkinder nutzen Dialekt gerne und singen auch Rap auf Schweizerdeutsch. Frühfranzösisch in der Schule ist tatsächlich umstritten. Das grösste Hindernis ist jedoch eindeutig die fehlende Sprachpraxis sowohl bei Deutschschweizern wie bei den Romands. Beide weichen dann halt auf Englisch aus.
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Dass E-Mails und SMS von einigen auf Schweizerdeutsch geschrieben werden, ist nicht durch die Liebe zum Schweizerdeutsch zu erklären, sondern durch mangelnde Schulbildung.
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für die Schweiz, und Schweizer haben sie nichts übrig, ausser Radarkontrollen an allen Ecken der Strassen, sowie strengste Steuerkontollen für…
Kein richtiges Deutsch, kein richtiges Französisch, kein richtiges Italienisch, und kein richtiges Iinglisch: Das nennt sich in der Deutschschweiz Vielsprachigkeit...…
Klar ist das bedenklich. Andererseits wurde "Schwiizerdütsch" schon oft totgesagt. Das Gegenteil ist passiert. Immer mehr Schweizer sind stolz auf…