Wie sehr das Alter die unternehmerische Potenz sinken lässt, zeigt nicht nur Berkshire Hathaway, deren Aktie seit dem Ausstieg von Warren Buffett, 94, allein einen Weg kennt: nach unten.
In Europa ist es einer der reichsten Europäer, Klaus-Michael Kühne, 87, dessen aufgebautes Unternehmens-Empire mit über 300’000 Mitarbeitern langsam in sich zusammenfällt.
Dem jungen „Klaumi“ Kühne hätte es niemand zugetraut, das Erbe seines Vaters auf solch globalen Höhen zu führen.
Er fuhr mit seinem Porsche regelmässig von Hamburg nach Lenzerheide, wo seine Familie, aus Angst vor den Kommunisten, sich niedergelassen hatte.
Als sein Vater vorzeitig starb, machte Kühne Junior Fehler wie den Kauf von Schiffen, die nie rentierten.
Einen Teil von Kühne+Nagel musste er sogar verkaufen. Aber er kaufte die Aktien später wieder zurück. Never give up.
Dann bestellte er mit Klaus Herms einen CEO, der die Weichen in die Zukunft richtig stellte. Herms, langjähriger Asienchef von Kühne+Nagel, verheiratet mit einer Japanerin der obersten Gesellschaft, zog – widerwillig – an den nebelverhangenen Zürichsee.
„Aber einer musste den Mist in Ordnung bringen“, sagte er mir.
Gleichzeitig übernahm ein ebenso genialer wie freimütiger Holländer, Gerd van Kesteren, als CFO die Finanzen des aufstrebenden Logistik-Konzerns.
Van Kesteren trat an die Stelle von Bruno Salzmann, der als langjähriger Konzern-Finanzchef den mächtigen, aber in vielem unerfahrenen Hauptaktionär Kühne auf der richtigen Bahn hielt.
Salzmann wurde Kühne+Nagel-Verwaltungsrat, nahm aber bald seinen Abschied.
Herms und van Kesteren waren die Anker für den globalen Aufstieg eines Schweizer Konzerns deutscher Herkunft.
Beide überzeugten den eher vorsichtigen und sparsamen Kühne, massiv in Datenbanken zu investieren, damit die Kunden die Möglichkeit hatten, ihre Lieferkette genau zu verfolgen.

Der Aufstieg von Kühne+Nagel International mit Sitz in Schindellegi mit Kühne als bestem Steuerzahler des Kantons Schwyz nahm seinen Gang.
Er verdiente jedes Jahr Hunderte von Millionen Franken an Dividenden. Früher oder später brauchte seine Holding eine Anlagepolitik, um die Einnahmen in Milliardenhöhe wieder am Markt zu platzieren.
Als Hamburger „im Herzen“, der trotz Investitionen in die Hochschule St. Gallen und die Universität Zürich von der Elite in der Finanzstadt nie angenommen wurde, schlug Kühne zuerst mit der Traditionsfirma Hapag-Lloyd zu.
Am Hamburger Unternehmen hält er bis heute 30 Prozent, was ihn zu den bestimmenden Aktionären macht. Er begleitete dort einen Turn-around, der ihm weitere Milliarden einbrachte.
Dann stieg Kühne bei der Deutschen Lufthansa, zu der auch die Swiss zählt, mit 20 Prozent ein; damit war er grösster privater Aktionär der Fluggesellschaft. Aus Frankfurt flossen weitere Dividenden-Schätze in seine ohnehin übervolle Kasse.
Weniger bekannt ist Kühnes Engagement bei der Brenntag AG, dem weltweit grössten Händler von Chemikalien.
Er baute ein Spitzenhotel auf Mallorca, das 5-Sterne-Hotel „The Fontenay“ in Hamburg, das rund 700 Millionen Euro gekostet haben soll.
„Mein privater Elbtower“, wie er gerne sagte. Er stieg bei Start-ups ein, deren Name heute vergessen sind.
Kühne investierte über eine halbe Milliarde in den österreichischen Grossbetrüger René Benko, weil dieser ihm, wie anderen Grossinvestoren auch, 9 Prozent Zins versprochen hatte.
Seiner Heimatstadt Hamburg bot Kühne an, sich mit 300 Millionen Euro am Bau eines neuen Opernhauses zu beteiligen; dort stellen sich Weichen.
Es ist eine biologische Tragödie, dass Kühne in dieser Zeit 87 Jahre alt geworden ist.
Den dänischen Konkurrenten von Kühne+Nagel, DSB, der für den deutschen DB Schenker-Konzern 15 Milliarden Euro auf den Tisch legte, unterschätzte Klaus-Michael Kühne samt seinem Führungskreis.
„Passt nicht zu uns“, „ist zu gross für eine Übernahme“, war aus Schindellegi und Hamburg zu vernehmen.
Der alternde Grossunternehmer mit einem geschätzten Vermögen von 35 bis 45 Milliarden Franken wollte das Risiko nicht mehr eingehen, diesen „Big deal“ zu realiseren.
Traute „Klaumi“ Kühne seiner eigenen Mannschaft eine solche Übernahme nicht zu?
Diese Frage wird unbeantwortet bleiben.
Der unglaublich reiche Patron, der dem Kloster Einsiedeln auch einmal die Renovation einer Kapelle über dem Zürichsee bezahlte, begann, ganz wie Warren Buffett auch, auf der Stelle zu treten.
Hapag-Lloyd, Deutsche Lufthansa und Brenntag sind heute Aktien, die stagnieren oder sogar weiter sinken.
Selbst bei seiner wichtigsten Firma, der Kühne+Nagel, sind die Impulse „des Alten“ nicht mehr spürbar.
Am Ende steht die Schweizer Kühne-Stiftung, die darauf wartet, sein Erbe anzutreten. Kühne hat keine Kinder. Es gibt keine direkten Erben.
Woher der neue unternehmerische Impuls kommen soll, bleibt offen. Kühne, das ist ein grosser Fall neben vielen Kleinen. „As time goes by“. Ja, so ist es.
Kommentare
Kommentar zu Rudi vo Schindellegi Abbrechen
Die beliebtesten Kommentare
-
bezüglich Kühne und Nagel Aktienkurs, verstehe nicht warum nicht erwähnt: Letztendlich brachte doch die Corona Krise den signifikanten Erfolg, das jetzt wieder abebbt.
Bezüglich Einfallsreichtum, wenn man mit Personen wirtschaftet wie dem ehemaligen CEO vom USZ Zünd bei dem Gesundheitsprojekt in Davos oder Benko im Bereich Immobilien, dann stimmt etwas nicht mehr bei den Strukturen. -
Zitat: „Wie sehr das Alter die unternehmerische Potenz sinken lässt, zeigt nicht nur Berkshire Hathaway, deren Aktie seit dem Ausstieg von Warren Buffett, 94, allein einen Weg kennt: nach unten.“
Dieser Satz ist doch an „Dummheit“ nicht mehr zu überbieten?
Warren Buffet war bis ins hohe Alter erfolgreich. Wenn nach seinem Ausstieg die Aktie sinkt hat das gerade NICHTS mit dem Alter von Buffet zu tun. Die Aktie sinkt gerade weil der „Alte“ ausgestiegen ist.
Als Steve Jobs verstarb sank auch die Apple Aktie. Buffet hat dann erstmals Apple Aktien gekauft, weil Apple auch nach dem Tod von Jobs erfolgreich weitergeführt wurde.
Und Buffet mit einem Kühne zu vergleichen ist wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen.
-
Nicht aufregen. Das ist eben Stöhlker Journalismus. Er kann es nicht besser.
-
-
Nur einem kann das Alter nichts anhaben … Klaus J. Stölker. Er ist für immer jung. Sein Geheimnis: Sich den Müll von der Seele schreiben und sich darüber freuen, wenn man sich darüber nervt.
-
Genau so ist. Er macht sich einen Spass daraus, andere zu ärgern.
-
-
Die Post geht nicht mehr bei Kühne&Nagel ab, sondern bei Kühne’s neuen Milliardenbeteiligungen Aenova und Flixbus,wo er sich dank seinem CEO der Kühne Holding wie ein sehr grosser Private Equity Fund verhält,ohne jedoch über deren fundierte Erfahrungen und personelle Kapazitäten zu verfügen.
-
Die Post geht nicht mehr bei Kühne&Nagel ab, sondern bei Kühne’s neuen Milliardenbeteiligungen Aenova und Flixbus,wo er sich dank seinem CEO der Kühne Holding wie ein sehr grosser Private Equity Fund verhält,ohne jedoch über deren fundierte Erfahrungen und personelle Kapazitäten zu verfügen.
-
-
Der arme Reiche !
-
Ich würde keine Aktien von jemandem kaufen, der jemandem Geld gibt, weil dieser ihm 9 % Zinsen verspricht.
-
Immer wieder stimmen Sie das Jammerlied über Kähne an. Wenn Sie immer noch Aktien von Kühne halten, ist Ihnen nicht zu helfen. Auch beim Hamburger wachsen die Bäume eben nicht in den Himmel, auch wenn er ein Deutscher ist. Und das ist auch gut so. Dass die Zürcher Wirtschaftselite ihn nicht aufgenommen hat, hat vielleicht mit der Geschichte des Unternehmens zu tun. Übrigens auch Sue scheinen nur noch älter aber nicht klüger zu werden.
-
züricher wirtschaftselite???-schoggi??
-
-
Wenn Klaumi Kühne mal nicht mehr
da ist, muss man sich Sorgen machen
um K&N. Die Nachfolger haben keine
Visionen !! Reine Verwalter ! -
Bitte den ersten Absatz noch einmal lesen!
-
Beeindruckend, wie konsequent man Fakten so lange verbiegen kann, bis sie ins eigene Märchen passen. Zwischen Halbwahrheiten, ausgedachten Anekdoten und dramatischem Storytelling wird jede Realität zur Bühne für den nächsten „Wow“-Moment. Hauptsache, es gibt Klicks, Aufmerksamkeit und Applaus von Leuten, die’s eh nicht hinterfragen. Faktencheck? Langweilig. Willkommen KJS im Zeitalter der Selbstinszenierung – wo Wahrheit nur stört, wenn sie nicht glänzt.
-
Beeindruckend, wie konsequent man Fakten so lange verbiegen kann, bis sie ins eigene Märchen passen. Zwischen Halbwahrheiten, ausgedachten Anekdoten und dramatischem Storytelling wird jede Realität zur Bühne für den nächsten „Wow“-Moment. Hauptsache, es gibt Klicks, Aufmerksamkeit und Applaus von Leuten, die’s eh nicht hinterfragen. Faktencheck? Langweilig. Authentizität? Überbewertet. Willkommen KSJ im Zeitalter der Selbstinszenierung.
-
-
kühne schäftigt sich zuviel mit dem HSVlau.
-
Und Sie zu wenig
bis gar nicht um die deutsche Rechtschreibung!
-
-
Anstatt DSB sollte es DSV heissen im Artikel…
-
Genau. DSB ist die dänische Eisenbahn 😉
-
Seriös recherchieren gehört nicht zu Stöhlker‘s Kernkompezenzen.
-
-
Buffet hat seine Firma selbst aufgebaut, während Kühne als Sohn von Beruf alles geerbt hat.
-
Und Spuhler hat eingeheiratet. Aber eben, diese böse Erbschaftssteuer, welche Familienunternehmen bodigt, welche eh schon über Finanzierungsgesellschaften gesteuert werden.
-
Buffet hat seine Firma selbst aufgebaut, während Kühne als Sohn von Beruf alles geerbt hat.
Ich würde keine Aktien von jemandem kaufen, der jemandem Geld gibt, weil dieser ihm 9 % Zinsen verspricht.
Beeindruckend, wie konsequent man Fakten so lange verbiegen kann, bis sie ins eigene Märchen passen. Zwischen Halbwahrheiten, ausgedachten Anekdoten und…