Schweigen und Ausrufen. Gute Bilder, schlechte Bilder und gute und schlechte Fortsetzungsgeschichten. Mit diesen Sätzen lässt sich zusammenfassen, was wir im letzten Beitrag aufgezeigt und wofür wir zwei Fortsetzungen angekündigt haben.
Hier ist die zweite Folge. Eurovision-Song-Contest in Basel, niedergeschmetterte Unternehmenssteuerreform in Kanton Zürich, Sport.
Auch dieses Wochenende kriegten wir genügend Beispiele dafür, dass Bilder mehr sagen als Worte. Widmen wir uns also ihnen.
Sie erinnern sich beispielsweise ans Foto der Schweizer U-23-Fechter? Die auf dem Podest stehen und komplett weggedreht von allen andern in Richtung Kamera schauten?
Die jungen Fechter, die an den U-23-Europameisterschaft teilgenommen hatten, hatten sich beim Abspielen bei der Nationalhymne nicht in Richtung Israels Flagge gedreht.
Sie hatten die Wirkung ihres Handelns komplett unterschätzt. Das Bild ging um die Welt, hat viele Reaktionen ausgelöst, zum Beispiel eine des israelischen Aussenministers.
Später folgte eine tiefe, betroffene Entschuldigung. Die lassen wir selbstverständlich stehen. Der Jugend verzeiht man alles, und wir werten das Vorkommnis nicht.
Was wir aber mitnehmen, ist die damit aufgezeigte Wirkung der Bilder: Sie ist immens, und einmal gesehen, bleiben sie für immer im Kopf.
Bewusst visuell in Szene gesetzt hatte sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, als er sich mit US-Präsident Donald Trump beim Begräbnis von Papst Franziskus im Petersdom auf eigens dafür assortierte Stühle setzt.
Zu sehr ist Selseksyj Kommunikationsprofi, als dass die Szene Zufall sein könnte.
Abgesehen davon, dass ein hohes Mass an Selbstdisziplin und Professionalität gefragt ist, damit es Selenskyj nach dem Eklat im Weissen Haus im März gelingt, Trump so inszeniert entspannt gegenüberzutreten, lässt sich folgendes mit Sicherheit sagen:
Dass auch Selenskyj weiss, dass Bilder mehr als Worte sagen. Also nutzt er sie. Denn sie bleiben und prägen das Framing der nächsten Stories.
Medienberichterstattung folgt Mustern, ähnlich wie in Märchen. Da werden etwa stereotype Rollen wie „Gut gegen Böse“ oder „David gegen Goliath“ verteilt.
Und Abfolgen von Mediengeschichten sind wie Kapitel von Märchen nicht selten absehbar.
Gemäss Medienlogik verkaufen „Blut, Büsi und Busen“ besser als Zahlen, News besser als Hintergrundinfos, Nähe, Bilder und Betroffenheit besser als Abstraktion, Personalisieren besser als einordnen, Stories inklusive ihrer Folgegeschichten besser als Fakten.
Bilder wirken nicht nur selbst, sie sind auch in der Abfolge von Geschichten besonders wirkungsvoll. Denn auch sie appellieren – anders als Fakten und gleich wie Geschichten – nicht nur an den Verstand, sondern auch an Gefühle.
Wenn also einer mit einem Bild Assoziationen zu einem starken stereotypen Bild auslöst, bringen wir dieses nicht mehr weg.
Fechter zollen einer traumatisierten Nation keinen Respekt? Zwei eben noch als zerstrittene Streithähne wahrgenommene Staatschefs plaudern entspannt in einer Kirche? Und das ohne Pomp?
Da passiert bei jedem was. Sei es, dass das Bild tiefgreifendere Gefühle hervorruft und sich für immer ins Erinnerungsvermögen einfrisst.
Sei es, dass intuitiv eine Fortsetzungsgeschichte erscheint.
Am Beispiel Selenskyj: Die zwei zusammen in der Kirche? Versöhnt? Das kann ja nur gut kommen!
Die Medienlogik ist simpel. Man muss nur wissen, wie man sie nutzt.
Dies gilt nicht nur für NGOs, Interessenverbände, Parteien und Unternehmen. Sondern auch für die Politik insgesamt. Inklusive Regierungen und Verwaltungen. Auf Fortsetzungsgeschichten sind wir mal gespannt.
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Die beliebtesten Kommentare
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Fr Barbara Günthard-Maier hat recht. Bilder bleiben, prägen das Framing der nächsten Stories. Die Medienlogik ist simpel. Man muss nur wissen, wie man sie nutzt. Bravo.
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Artikel einer Politikerin – na ja – Realität gute Frau ist: Eine Software, die töten kann: Doku über die Firma „Palantir“ (google Schweiz: Kanton Schwyz, Swiss Re, Ex-CS usw.):
https://www.ardmediathek.de/video/ndr-kultur-das-journal/eine-software-die-toeten-kann-doku-ueber-die-firma-palantir/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS85OWYxZTdjMC0zNjQ2LTRlOWEtYmE5Zi0zM2IyYmE2NTUyMTIÜberzeugende Kommunikation erfordert das Sprechen in Bildern, denn Bilder befinden sich bei der Wahrnehmung auf der Überholspur. Sie sind wie „schnelle Schüsse ins Gehirn“ (Kroeber-Riel 1993, S. 53). Überlegen Sie einmal, wie viel Text Sie anstelle von Bildern benötigen, um den gleichen Inhalt wiederzugeben. Darüber hinaus gelingt es Ihnen, mit bildhafter Sprache eine gewisse Emotionalität zu vermitteln.
Bilder: „sind schnelle Schüsse ins Gehirn“ (Kroeber-Riel 1993, S. 53).
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Das war doch nicht Selensky, der die Stühle im Petersdom so arrangieren liess, das war Trump. Er war es ja auch, der Macron von der Szene weggeschickt hat, um das Bild mit Selensky zu vervollkommnen. In seinem Interesse.
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Nichts Neues von der Kommunikationsberaterin Cassis…
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Gemäss den Bildern im TV sind es eher die Palästinenser, welche eine traumatisierte Nation sind. Ich sehe Trümmer, und Leute die herumirren.
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Wieso werden die Klickwerbungen den immer wieder durch nichtssagend Text unterbrochen?
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@ponzi: Sie meinen Adblocker? Wobei bei dem Content hier ein Contentblocker sicher sinnvoller wäre.
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Blah, blah, blah…..täglich gehen Bilder des Genozid in Gaza um die Welt, Kriegsv erbrechen und Hunger werden gezeigt, und? Unsere Politiker finden keine starken Worte, das Heimatland des Roten Kreuzes und der Genfer Konvention schweigt – was für eine Schande. Ihre Bildfantasien….das war einmal?
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Bilder, von der Hamas verursacht und genehmigt. So viel Manipulation von Bilder wie in diesem Krieg gibt es wohl nirgendwo.
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@Peter Kamber: Die Hamas hat keine Gebäude in Gaza mit lachenden israelischen Soldaten sprengen lassen.
Die „politische Vater“ der Hamas ist Netanyahu, welcher dir Palästinenser spalten wollten.
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Bilder ja. Schaut auf den Bergsturz von Blatten VS. Die Zeitungen und die Leser warten nur so darauf, dass die Katastrophe passiert. Mal sehen, wie schlimm es wird. Je schlimmer desto besser für die Medien, die dann tagelange Berichterstattungen mit noch schlimmeren Titeln publizieren.
Mit Worten gewinnt man heute keine Leser und Zuschauer mehr. Es geht um die Sensation. Die junge Journalisten-Generation macht nur noch clickbait-Journalismus. Es gibt kaum noch Recherche-Journalisten, weil das viel zu mühsam ist. Printzeitungen werden deshalb sterben. Alles wird nur noch digital sein. Sensation bringt Werbekunden. Ohne Werbung keine Medien.
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Nanu? Keine Werbubg für Sonnenbrillen?
Blah, blah, blah.....täglich gehen Bilder des Genozid in Gaza um die Welt, Kriegsv erbrechen und Hunger werden gezeigt, und? Unsere…
Bilder, von der Hamas verursacht und genehmigt. So viel Manipulation von Bilder wie in diesem Krieg gibt es wohl nirgendwo.
@Peter Kamber: Die Hamas hat keine Gebäude in Gaza mit lachenden israelischen Soldaten sprengen lassen. Die "politische Vater" der Hamas…