Vor Jahresfrist erhielt die Zürcher Privatbank Julius Bär einen Schuss vor den Bug. Mit grosser Mehrheit lehnten die Eigentümer das Vergütungsreglement des Managements ab.
Entsprechend gespannt wartete man auf Anpassungen bei Lohn und Bonus der Topleute. Würden sie sich bescheiden?
Heute kommt die Antwort. Sie lautet: Nein.
Bär tut nur so, als ob. Dafür greifen die Verantwortlichen in die Trickkiste, sprechen von „pay for performance“ und „Obergrenzen“.
Das klingt gut, ist aber reine Ablenkung. CEO Boris Collardi kriegt mit 5,9 Millionen Totalentschädigung angesichts der Grösse von Bär weiterhin mehr als alle anderen auf dem Platz.
Collardis Chef, Bär-Präsident Daniel Sauter, nimmt für sich zwar „nur“ gut eine Million für ein Teilzeitpensum heraus, was deutlich weniger ist als bei seinem Counterpart bei der kleinen Vontobel.
Doch Sauter macht sein Geld mit Börsendeals bei einem Vehikel, das er zusammen mit einem langjährigen Bär-Kollegen beherrscht.
Die Mogelpackung kommt vor allem bei den Limiten zum Ausdruck. Dort klaffen Anspruch und Wirklichkeit am stärksten auseinander.
„Für die Vergütung der Mitglieder der Geschäftsleitung wurden klar definierte Obergrenzen festgelegt“, betont Julius Bär.
Es folgen Details, die in ihrem Wortlaut den Eindruck erwecken sollen, dass bei Bär nur noch dann hohe Boni ausgeschüttet werden, wenn diese auch wirklich verdient wurden.
„Die Koppelung an eine nachhaltige Wertschöpfung wird verstärkt durch eine strengere Aufschubregelung“, heisst es.
Und weiter: „Dabei wird im Vergleich zur früheren Struktur prozentual ein grösserer Betrag aufgeschoben und die Sperrfrist von drei auf fünf Jahre erhöht.“
5 Jahre klingen nach sehr viel. In England tobt eine Debatte zwischen Politik und Regulator auf der einen Seite und den Banken auf der anderen. Erstere fordern sogar bis 10 Jahre Aufschub.
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Wenn man dann bei Bär die versprochene 5-Jährige Sperrfrist untersucht, zeigt sich, dass nur ein kleiner Teil auf die lange Bank geschoben wird.
Das sieht wie folgt aus: Der Bonus besteht neu aus einem Aktienplan mit „Turbolader“, wie man dies von den Grossbanken her kennt, und einem Cash-Plan.
Vom Cash-Bonus wird bei Colladi die eine Hälfte sofort ausbezahlt, die andere aufgeschoben. Jedes Jahr kriegt Collardi 10 Prozent, bis auch die zweite Hälfte in seinem Sack ist. Das ist 2019 der Fall.
Das bedeutet, dass von der hinausposaunten 5-Jahres-Sperrfrist nicht viel übrigbleibt. 20 Prozent des Cash-Bonus sind vier respektive 5 Jahre lang gesperrt.
Auf die gesamte Entschädigung inklusive Fixlohn macht das dann nur noch einen verschwindend kleinen Teil.
Bei einer zweiten Limite spielt Julius Bär den Schweizer Musterknaben, ohne die Anforderungen dafür zu erfüllen.
Es geht um die maximale Höhe des gesamten variablen Anteils im Verhältnis zum fixen Grundsalär. In der EU gilt eine Bonus-Obergrenze von 1 x Fixlohn, ausnahmsweise wird das Zweifache erlaubt.
Als global aufgestellte Finanzhäuser mit starkem Ableger im europäischen Raum müssen sich UBS, CS und Bär an die scharfe Regel annähern.
Bär hat dazu für ihre Geschäftsleitungs-Mitglieder beschlossen, dass die „ausgerichtete variable Gesamtentschädigung das Vierfache der Summe der aggregierten Basissaläre ihrer Mitglieder nicht übersteigen“ dürfe.
Vier Mal höherer Bonus als fix – das ist vier Mal mehr, als die EU erlaubt. Selbst die für ihre Bonus-Programme bekannte CS hält sich diesbezüglich stärker zurück.
Die Bär-Führung scheint zu spüren, dass sie die Grenzen weiterhin sprengt. Für 2014 würden „zusätzliche Limiten“ eingeführt, heisst es.
Beim Aktienprogramm, das neben dem Cash-Programm den zweiten Teil der variablen Jahresentschädigung für Collardi & Co. ausmacht, hat Bär den erwähnten „Turbolader“ eingeführt.
Nach einer dreijährigen Sperrzeit wird dieser Bonus in Bär-Aktien gewandelt. Dabei können die zugrundeliegenden Anteile auf 150 Prozent steigen, sprich mit 1,5 multipliziert werden.
Gleichzeitig sei „das Risiko nach unten unbegrenzt“, halten die Julius-Bär-Chefs fest.
Mehr als auf Null können die Papiere allerdings nicht sinken. Selbst das wäre eine Premiere.
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Die beliebtesten Kommentare
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Aktionäre und Kunden von Julius Bär und andern Boni-Abzockerbuden sind schlicht Dummköpfe! Aktionäre bekommen in anderen, seriösen Firmen bedeutend mehr Rendite (Aktienkurs + Dividenden), Kunden bekommen auch bessere Leistungen bei Instituten, wo weniger abgezockt wird. Solange ich als Steuerzahler nie dafür aufkommen muss, habe ich kein Problem damit, nur zeigt die Geschichte, dass es leider anders läuft! Ich rufe hiermit auch alle Pensionskassen, AHV-Fonds, SNB etc. auf, sich von solchen Papieren zu trennen.
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Löhne und Boni kommen in einem effizienten Arbeitsmarkt durch Angebot und Nachfrage zustande – so sagen es die Betroffenen. Und noch edler: sie haben einen Bezug zu Leistung und Wertschöpfung.
Das „unschöne“ daran ist, dass der Arbeitsmarkt in dieser Sphäre nicht transparent ist. Die sog. „Marktlöhne“ werden in dieser Liga weitgehend durch das Kartell der international tätigen Headhunter gemacht, und zwar global. Im Klartext: dort werden die Gesamtkompensationen (sog. integrale „packages“) abgesprochen. Der Headhunter kann für seine Vermittlungsleistung oft eine sog. Vermittlungsentschädigung in Höhe eines Jahresgehalts (oft nicht nur auf den fixen Teil begrenzt) erhalten. Frage: worin besteht also der Anreiz, dieses System zu ändern, solange die (institutionellen) Kunden und Grossaktionäre munter mitmachen und evtl. Teil diese Systems sind?? -
Zum x-ten mal, die aktionäre haben es in der hand. wer sind sie denn? Nachschauen bei BBG oder anderswo. Collardi, sauter & cons. sind ja richtig bescheiden, sie könnten das doppelte holen u keiner würde etwas sagen. Wo ist denn das problem? Die ubs machts noch besser, zahlt mal den gewinn als boni aus u zahlt keine steuern, so muss es sein.
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Leute B. Collardi schafft/erhaltet Arbeitsplätze mit dem Comp-Päckli. Da freuen sich Baumeister, ital. Fuhrpark-Händler und Instandhalter, Gourmet-Tempel und Catering-Guys, Schneider und Accessories-Freaks, etc.
Aber Hallo: diese TOP-KMUs wiederum verfügen über eine TOP-Adressenkartei mit Prospects-Potenzial. Neugeschäft Chef-2-Chef sozusagen.
Wie mancher RM oder MD war schon in Maranello Gast bei LCdM im Rist. Cavallino – mit den C-Level Jungs von Ferrari-Watch-Partner LVMH und der Entourage von Alonso als Primi-Pasta-Tischnachbarn?
Mann könnte auch sagen, die Nobelpreisträger sind schlechte Lohnverhandler oder diese haben die falschen Connections. -
und sollte Collardi vorab gefeuert warden (was man aufgrund der eher schwachen Leistungen schon heute angebracht waere)- kriegt er die noch ausstehenden Boni sowieso per Vertragsende ausbezahlt.
What a scam ! Die Aktionaere werden regelrecht ausgenommen, vom einem Verwaltungsrat der auch sich selber gesund hält
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JA, es ist vielleicht nicht fair dem Fussvolk gegenüber und vielleicht auch nicht gerecht.
ABER: Jeder verhandelt mit seinem Vorgesetzten und in Gehaltsbandbreiten seinen „Lohn“. Wenn die Gesellschafter der JB sich die Gehaltsdimensionen ihrer Direkt unterstellten leisten wollen, dann hat das wohl seine Gründe:
(1) sie haben keine Ahnung und verstehen es nicht
(2) sie haben keine Alternative
(3) sie trauen sich nicht das System zu ändern.
(4) sie wollen es nicht ändern, weil sie im gleichen Boot sitzen
(5) sie wissen es nicht und schauen weg
(6) es ist ihnen egal, weil es im grossen Spiel Peanuts sindUND: Die Diskussion zeigt wieder:
a) Menschen ertragen es zwar eventuell schlecht bezahlt zu werden (kurzer Blick in andere Branchen reicht dafür) und trotzdem motiviert und mit Einsatz bei der Sache zu sein.
b) Menschen ertragen es nicht,ungerecht bezahlt zu werden. Wenn ich mir die Gehälter im normalen mittleren und unteren Kader von Finanzunternehmen ansehe, dann liegen diese noch deutlich über dem allgemeinen Schnitt der Gesamtwirtschaft. Die perversen Angestellten-Vergütungen ganz oben ohne erkennbare Extrem-Leistungen erscheinen dann trotzdem als Demotivierend.FAZIT: Frage doch mal den Frosch, ob er dafür ist den Teich trocken zu legen …
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was soll denn dieser mist immer noch von wegen bonus darf nur das 1x des jahreslohns sein und so weiter? Ist es besser, wenn er statt dessen 3 mio fix bekommt und 3 mio als bonus? entscheidend ist ja am ende nur die gesamtkompensation. dass die politik immer noch auf der polemik der bonusproblematik surft, zeigt mir wieder einmal deren durchschnitts IQ!
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Boris arbeitet hart und viel. Der Kanton Schwyz freut sich auch über die Einkünfte. Wo ist das Problem ? Alles wieder Neid der Besitzlosen.
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Ach hören Sie doch auf, Sie Kadermann! Die Collardi-Truppe, und viele andere Bankkader sind doch lächerlichst überbezahlte Angestellte, die wie langjährig erfolgreiche Unternehmer abkassieren wollen, ohne Risiko und ohne wirkiche Leistung und Mühe. Das Stichwort heisst höchstens „Verantwortung“ tragen. – Aber wenn es dann dazu kommt weiss man von nichts (siehe CS-Hearing vor dem Senat) und/oder man macht das eigene Portemonnaie nicht auf, um Schäden zu decken.
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5.9 Mil. pro Jahr, macht pro Tag (365) 16‘165.- Fr. macht pro Stunde (10) 1‘616.- Fr. , wenn er Samstag und Sonntag und allg. Feiertage arbeitet , keine Ferien und oder Golf spielt. etc.
Mit ein paar Freie Tagen etc. (250) kommt der Monsieur auf 23‘600.- Fr. , respektive 2‘360.- Fr. pro Stunde und Spesen noch dazu.
Kein Angestellter alleine ist so viel Wert, Sorry. Aber er muss ja nur noch ein Jahr halten, für ihn stimmt die Rechnung
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Eine subtile Abzocke sähe anders aus. Collardi und Co. spielen mit offenen Karten. You get what you see. Where is the problem? Hört endlich auf mit dieser kleingeistigen Neidkultur.
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Was heisst hier „Risiko nach unten unbegrenzt“. Das Risiko ist gedeckelt bei exakt NULL. Oder decken die Herren Collardi allfällige Verluste der Bank in Zukunft auch aus dem eigenen Sack wie Unternehmer? (Mal abgesehen von eventuellen Wert-Verlusten, die sie auf den sich zugeschanzten Aktien erleiden könnten.)
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Wieviel Zeit haben Collardi und seine ihm ergebenen wohl gebraucht, um dieses Compensation-Package auszuhecken? Wieviel Gehirnschmalz ist wohl verbraten worden, um dieses „Kreative Abzocken“ verbal zu verpacken bzw. verstecken? – Einen Collardi ebenbürtigen Manager kriegte man auf dem Markt wohl schon für 250k. Wieso spielt denn der Markt nicht, auf den man sich immer berufen will?
Wieviel Zeit haben Collardi und seine ihm ergebenen wohl gebraucht, um dieses Compensation-Package auszuhecken? Wieviel Gehirnschmalz ist wohl verbraten worden,…
Was heisst hier "Risiko nach unten unbegrenzt". Das Risiko ist gedeckelt bei exakt NULL. Oder decken die Herren Collardi allfällige…
Eine subtile Abzocke sähe anders aus. Collardi und Co. spielen mit offenen Karten. You get what you see. Where is…