Im Zentrum der Finanzkrise steht die Gier der Banker nach Boni. Mit Minder, Basel 3, Finma und so weiter wollte die Gesellschaft dem Treiben einen Riegel schieben.
Das Vorhaben ist missglückt. Während im Geschäft mit Kunden die grosse Planlosigkeit herrscht, entpuppen sich die Chefs der Schweizer Finanzhäuser als Virtuosen, wenn es um ihr eigenes Einkommen geht.
Der Vergütungsbericht des Assetmanagers GAM illustriert den Befund beispielhaft. Statt Lehren zu ziehen und simple Gratifikationen zu leisten, wirbeln die Verantwortlichen mit verwirrenden „Compensations“.
Die Folge ist die totale Vernebelung einer simplen Tatsache: Banker selbst mittelgrosser Häuser wie GAM oder ihrer einstigen Mutterfirma Julius Bär feiern weiter Bonus-Party, als wäre die Welt nie kollabiert.
Der neue Trick heisst: Greif zu, aber gib Dich nach aussen geläutert.
Zu diesem Zweck werden neue Bonus-Programme geschaffen, die scheinheilige Obergrenzen umfassen.
Bei Bär darf der Bonus maximal das Vierfache des Grundlohns ausmachen. Bei GAM ist es ein „Cap“ in absoluten Zahlen für die Geschäftsleitung.
Maximal 13 Millionen darf derzeit der Bonus für das 7-Köpfige operative Management der Gruppe unter CEO David Solo betragen.
Der junge Solo kommt trotzdem auf seine Rechnung. Für 2013 erhielt der Amerikaner insgesamt 3,4 Millionen.
Das entspricht dem Doppelten von ZKB-Chef Martin Scholl, der 5’000 Leute befehligt. Bei Solo waren es per 31. Dezember 2013 genau 1’072.
Solo weiss, wie man viel Geld für sich herausholt. Er und sein Präsident, GAM-Chairman Hans de Gier, haben ihre Firma mehrfach verkauft und zurückgekauft. Jedes Mal wurden sie steinreich dabei.
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Die beiden GAM-Chefs reiten die Bonus-Welle weiter. De Gier hat für das letzte Jahr 1,8 Millionen kassiert – obwohl er ab Frühling nur noch ein Teilzeit-Präsident war.
Die Bonus-Programme bei GAM tragen illustre Namen. Da gibt es für Cash-Leistungen einen „discretionary bonus“ und einen „formula bonus“.
Bei den aktienbasierten variablen Entschädigungen lauten die Begriffe „long-term incentive plan“, „share plan for members of the Board of Directors“, „2013 deferred compensation scheme for members of the Group Management Board and select key position holders“.
Hinzu kommen noch die „benefits“, damit niemand um seine Wohlbefinden fürchten muss. Gemeint sind Zückerchen neben Lohn und Bonus.
„Benefits are provided to promote employees’ well-being both in and out of the workplace and to assist with their financial security when they retire“, tönt das bei GAM.
Die vielen Programme treiben die Kosten in die Höhe. Der gesamte Personalaufwand von GAM hat im letzten Jahr zweistellig zugenommen.
Die Firma streicht ihr Plus um 30 Prozent beim operativen Gewinn hervor. Dass die verwalteten Vermögen um 2 Milliarden auf noch 114 Milliarden abgenommen haben, sticht weniger ins Auge.
Mit dem Verweis auf das starke Gewinnplus lenken die Verantwortlichen ab vom Fakt, dass sie das operative GAM-Management unter dem Deckmantel von moderat klingenden Obergrenzen weiter enorm vergolden.
Eine Alternative wären einfache Fixlöhne plus eine Gratifikation bei guter Leistung und einem Jahresgewinn der Firma gewesen. Damit würden all die wilden Bonus-Programme entfallen.
Verantwortlich für diese ist das Compensation Committee im Verwaltungsrat. Dort sitzt mit Daniel Daeniker ein bekannter Anwalt der Zürcher Kanzlei Homburger.
Daeniker hat offenbar kein Interesse an einfachen Salärstrukturen. Er wurde bekannt mit einer Untersuchung von Sonova und ihren vielen Insidern.
Dass Topbanker wie die GAM-Chefs nichts gelernt hätten, stimmt nur bedingt. Tatsächlich haben sie rasch herausgefunden, wie sie ihr Bonus-Spiel in der neuen Welt weitertreiben können.
Einblick in sein Denken gibt GAM-CEO David Solo selbst. „Our insights run deep and our methods are transparent“, schreibt er auf der GAM-Webseite.
„We actively embrace new and emerging approaches when we think they’ll give our clients better and more enduring returns.“
Statt „clients“ könnte „bosses“ stehen. Dann wäre Solo wirklich transparent.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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I was offered by De Vere & Partner to switch my money to GAM for a 5% „joining“ fee, told them to get lost..here in Switzerland. This is happening everyday. And they find people who naively subscribe to these products. Where is the FINMA?
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solo und de gier sind eine schande fuer den finanzplatz
sie sind wesentlich mitverantwortlich fuer den enormen vertrauensverlust der kundschaft in unser bankensystem – sie sind die totengraeber vom finanzsystem
sie denken wohl sie koennen ihre gehorteten millionen ins jenseits mitnehmen
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so ein schwachsinn herr tinner, totengraeber vom schweizerischen finanzsystem bleiben die ubs und der lasche bundesrat und andere naive politiker. diese jungs wissen dass es nicht besser wird und nehmen lieber reichlich solange der tisch noch gedeckt ist.
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solche Firmen wie GAM, JBaer muss man ganz einfach boykottieren, als Kunde und als Aktionaer; schreiben auch sie Ihrer Pensionkasse !
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Motto von Solo und de Gier:
Bescheidenheit ist eine Zier, aber besser lebts sich ohne ihr!-
Sehr schön, Spunz. Long live William Bush!
Nicht auszudenken was wäre, wenn Solo, de Gier, Collardi, Dougan, Scheidt und wie sie alle heissen ihren Kunden nur annähernd so viel Hingabe widmen würden wie ihren eigenen, ausgeklügelten Bonus-Modellen…
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Wir wollen Freihandel, frei Märkte, ja Freiheit für alle Menschen!
Freiheit verlangt Verantwortung.
Mit verantwortungsbewusstlosen Managern beginnt das Unglück, aber es braucht auch dumme Kunden dazu.
Dummheit ist nicht strafbar, darf nicht strafbar sein, denn sonst öffnet das der Willkür Tür und Tor.Im übrigen müssen sich die Besitzer darum kümmern, dass Ihre Angestellten nicht zuviel Unsinn produzieren, resp. die Kasse plündern.
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So lange die grossen Aktionäre diesem Treiben kein Ende setzen, wird sich nichts ändern.
Und ich frage mich, warum sollen die grossen Aktionäre etwas ändern wollen? Es ist ja oft nicht deren Geld, das investiert wird, sondern das Geld von ganz normalen Leuten, die einer ehrbaren Arbeit nachgehen. Die grossen Aktionäre sind nur an der Rendite ihrer Anlagen interessiert. Für mich ist es in erster Linie eine Frage von Moral und Anstand. Leider scheint es der Fall zu sein, dass die heutigen Manager nicht mehr am Wohle der Firma interessiert sind, sondern nur noch am Wachstum ihres Kontostandes. Trotzdem, auch bei Manager hat das letzte Hemd keine Taschen. -
in vielem stimme ich dem autor zu. aber eine anmerkung: des öfteren hab ich jetzt schon gelesen, dass man chefs und deren saläre an der grösse, bzw. der anzahl der angestellten misst. wieso? was hat die grösse einer firma mit dem anrecht des ceo auf seinen lohn, bzw. dessen höhe zu tun?
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Immer wieder erstaunlich, welche Firmen trotz absolut umstrittener Geschäftsführung immer noch teuer bezahlende Kunden haben.
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solo & de gier: nomen est omen! wenigstens ist der name programm! verstehe keinen pk-verwalter, der auch nur einen müden jimmy in GAM-produkte investiert! aber auch da gilt wohl: sau-häfeli – sau-deckeli!
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Wieso soll ein PK Verwalter da kein Geld reinstecken? Ist ja nicht sein Geld! Und die Kunden werden sicher zu „weis ich was“ für Anlässe eingeladen, klar alles im streng legalem Rahmen. Von daher macht GAM eigentlich alles richtig, nur die Moral bleibt auf der Strecke, aber was kann man schon mit der Moral Kaufen? Da gibt es für Bonviva Punkte sogar noch mehr!
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solo & de gier: nomen est omen! wenigstens ist der name programm! verstehe keinen pk-verwalter, der auch nur einen müden…
Immer wieder erstaunlich, welche Firmen trotz absolut umstrittener Geschäftsführung immer noch teuer bezahlende Kunden haben.
Wieso soll ein PK Verwalter da kein Geld reinstecken? Ist ja nicht sein Geld! Und die Kunden werden sicher zu…