Die Schweiz kennt viele Monopole. SBB, VBZ, EWZ, um ein paar bekannte zu nennen. Dann gibt’s auch die Six. Sie sitzt wie die Henne auf dem Banking-Ei.
Die Gruppe beherrscht die Börse, die Valoren, die Abwicklung. Einzig beim Kartenbusiness mit den Zahlstationen in den Läden spielt die Konkurrenz.
Ihre einzigartige Machtstellung in der lukrativen Finanzindustrie nutzt die Six mit einer Selbstverständlichkeit aus, die an die Wegelagerer-Zeit im Mittelalter erinnert.
Das zeigt das Beispiel einer neuen Monopolgebühr bei den Indexdaten. Diese gehören der Six respektive ihrem Bereich Börse.
Bisher gab die Six die Daten für den SPI bei den Aktien und für weitere Indizes bei Festverzinslichen gratis ab. Seit Anfang Jahr verrechnet sie dafür eine Jahresgebühr.
Das Pricing hat es in sich. Ein kleiner Vermögensverwalter mit weniger als einer Milliarde verwalteten Assets kriegt auf den Standardpreis von 10’000 Franken 20 Prozent Rabatt.
Umgekehrt kann ein Grosser für den Pauschaltarif von 20’000 Franken eine unbegrenzte Anzahl an SPI-Lizenzen für alle seine Mitarbeiter und alle seine Geschäftsstellen rund um den Globus lösen.
Eine Zwei-Mann-Vermögensverwaltung zahlt somit knapp die Hälfte dessen, was die 60’000-köpfige UBS und die 50’000-köpfige CS, welche die Six beherrschen, auf den Tisch blättern.
Die Leistung der Six ist minim. Bei den SPI-Index-Daten geht es faktisch um den Free float, also was sich an Aktien im Publikum befindet. Der ganze Rest ist auch anderweitig erhältlich.
Die Freefloat-Angaben sind dabei nur für rund 100 Titel wichtig. Die übrigen der insgesamt 206 SPI-Valoren sind klein und fallen für die Berechnung kaum ins Gewicht.
Bloomberg liefert demgegenüber für 20’000 Dollar im Jahr ein Vielfaches.
Die Kostenpflicht gibt zu reden. Sie trifft alle, die mit dem Index eigene Produkte wie einen Fonds mit „aufgepepptem“ SPI kreieren.
Das sind viele. Deshalb hat der SPI den Status eines Allgemeinguts. Der Index ist der Sauerstoff des Schweizer Finanzplatzes.
Das sah die Börse lange selbst so. Seit dem Start des SPIs im 1987 stellte die Six die Daten frei zur Verfügung.
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Sie profitierte indirekt: je wichtiger der SPI, desto attraktiver der Börsenmarkt Schweiz in der globalen Finanzlandschaft. Dort kann die Six hohe Gebühren einkassieren.
Ein Sprecher der Six-Gruppe verteidigt die Kostenpflicht. „Wir sind fast die letzten unter den grossen Börsen, die für ihre Indexdaten etwas verlangen“, meint Alain Bichsel.
Das Argument überzeugt nur oberflächlich.
Die Six ist ein Infrastruktur-Gemeinschaftswerk der Banken. Mit jedem Jahr gebärdet sie sich aber stärker als rein gewinnorientiertes Unternehmen.
Heute publiziert die Six-Gruppe neue Rekordzahlen. Ohne Sonderertrag aus dem Eurex-Verkauf im Vorjahr schoss der Gewinn 2013 um 46 Prozent in die Höhe, die Vorsteuer-Marge beträgt über 15 Prozent.
Die Six hat sich zur fetten Milchkuh entwickelt. Umgekehrt geben ihre Leistungen zu denken.
Der Einführung der Kostenpflicht bei den Indizes war ein Tohuwabohu vorausgegangen. Mitte Dezember kündigte die Stoxx den Finanzteilnehmern die neue Gebühr an.
Bei der Stoxx handelt es sich um ein Verkaufs-Jointventure zwischen Schweizer und deutscher Börse. Sie vertröstete Banken und Vermögensverwalter auf Januar. So lange brauche die Six, um die Lizenzverträge fertigzustellen.
Es folgte tiefes Schweigen. Erst am 7. März hörten die Banker erneut etwas in der Angelegenheit.
Statt der Stoxx meldete sich ein Verkaufsberater der Six Swiss Exchange, des Börsenbereichs der Six-Gruppe. Per Mail verschickte er die Verträge.
Da war der Zähler längst am Ticken. „Our new policy has become effective as of January 1, 2014“, hielt der Mann fest.
4 Tage später, am 11. März, folgte das Dementi. „Please disregard the attachments on the previous email“, meinte der Six-Manager. „I’m sending you in this email the updated version.“
Der Fehler in den ersten Dokumenten war kein Detail. Es ging um die Preise. Die mittelgrossen Anbieter mit weniger 3 Milliarden verwalteten Vermögen erhielten 10 Prozent Rabatt, die kleinen die erwähnten 20.
Die peinliche Einführung passe ins Bild, meint ein Insider. Statt versprochener „High performance“-Kultur herrschten Schlendrian und Nine-to-Five-Denken vor.
„Um 9 Uhr, um 11.30 Uhr, um 15 Uhr, egal wann, stets ist die Kantine voll“, sagt die Quelle. Ein Fünftel des Personals könnte problemlos eingespart werden.
Ein Umdenken sei nicht in Sicht; dies, obwohl die Six mit ihrem Jahrhundert-IT-Projekt „Magellan“ kürzlich 60 Millionen in den Sand gesetzt hat.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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“Um 9 Uhr, um 11.30 Uhr, um 15 Uhr, egal wann, stets ist die Kantine voll”, sagt die Quelle, die es scheinbar wissen muss, weil sie zu diesen Zeiten ebenfalls dort anzutreffen ist.
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Es ist eine logische Konsequenz die Kleinen auszuquetschen: Weniger L&C-Kosten, kein aufgelähtees Mgmt eine funktionierende IT und das Backoffice ist hoch produktiv. Hier bleibt am Monatsende etwas übrig.
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Wie gesagt….Monopole haben irgend etwas komisches an sich. Die Leute drinnen werden zum Teil überheblich, zum Teil arrogant und vielleicht zum Teil auch desinteressiert. Monopole sind etwas schlechtes, und Gegenmonopole, wo für immer sie auch sind, muss man versuchen, anzukämpfen.
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Ein typisches Beispiel dafür, dass Monopole immer schlecht sind.
Monopole führen zwangsläufig zu Korruption.
In der Schweiz sind wir nicht immun dagegen.Die Politiker lieben die Monopole, weil sie so Nepotismus betreiben können. Einen Posten hier einen Posten dort, ohne Arbeit aber selbstverständlich mit Bonus. So kann man mit fremdem Geld grosszügig sein und sich Unterstützung für die nächste Wahl kaufen.
Eigentlich wird hier Volksvermögen veruntreut!
Aber eben, wir wählen diese Veruntreuer und sind daher selber schuld.
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Ich bin auch unzufrieden mit meiner Bank, das ist die CS. Magere Leistung, schlechter Service, niedrige Zinsen. Im Prinzip für nicht geeignet für Kleinanleger wie mich.
Ausserdem sind es Schnäppchenjäger.
Werde demnächste mein Konto dort saldieren -
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Hallo CS-Kunde
Es mag ja sein, dass Du mit den Leistungen der CS nicht zufrieden bist, aber das hat mit dem obigen Artikel nun nicht gerade viel zu tun …
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Vor allem für die tiefen Zinsen ist die CS Schuld!!!
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@Neutraler
ich finde er hat schon recht. die CS profitiert von ihrer Marktmacht,und drückt bei ihren Zulieferern die Preise. Die Anbieter wie die SIX müssen das woanders wieder reinholen. Leider ist es so, dass die CS ihren Preisvorteil nicht weitergibt, im Gegenteil. Sie zählt eher zu den hochpreisigen Anbietern was Depotgebühren und Kontoführungsgebühren angeht. Von Transaktionsgebühren ganz zu schweigen.
die CS ist eine Bank für Reiche (das sagt sie ja selbst, das sie dorthin will) und das Management handelt ohne soziale Verantwortung und nur für die eigene Kasse. Ich bin mal ihm Paradeplatz ins Tram eingestiegen, und Brady Dougan mit 2 seiner Kollegen ebenso. Die haben die ganze Zeit nur darüber gequatscht, was sie anstellen könnten um in der Oeffentlichkeit besser dazustehen, von wegen soziales Engagement oder Umweltbewusstsein. Es klang so, als würde man darüber reden, welche Krawattennadel zu welche Anzugsfarbe besser passt. Die werfen irgendwo ein paar Millionen hin (das ist nun wirklich nicht viel für die) und erwarten, dass ihnen andere Menschen auf den Leim gehen. Dabei machen sie sich eigentlich nur lustig über die ihren Ansicht nach nützlichen Idioten.
Gesellschaftspolitisch gesehen ist das, was Grossbanken machen, bestenfalls grober Unfug. Ziemlich unseriös, aber das muss nicht immer so bleiben. schon winkt der nächste Finanzskandal. CLOs = Collateralized Loan Obliagations. Mal schauen wer diesmal die anderen ausgeschmiert hat. Ich sehe es mit Humor und Augenmass.
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Herr Hässig, Sie haben die Billag vergessen. Auch dort wird schamlos ab- und einkassiert dass die Balken krachen! Notabene mit ‚eidgenössischem‘ Auftreten.
Das Himmeltraurige an Billag ist, dass deren Business-Modell immer weitere und neue
Halsabschneider auf den Plan ruft. SIX ist nun das jüngste Kind in dieser Reihe von Kosten-Ritter ohne Pferd und Gegenwert.-
@ Charles A. Tan
Was hat denn die Billag mit dem ganzen zu tun?? Die Gebühren für Radio und Fernsehen werden nicht durch die Billag festgesetzt (im Gegensatz zur SIX). Die Billag macht nur das Inkasso und ist nicht für die Gebührenhöhe verantwortlich. Sie vermischen hier Grundsätzliches und Ihre Argumentation ist reiner Stammtisch-Populismus (ist leider in diesen Blogs zunehmend feststellbar!).
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Ist leider typisch für die Schweizer Finanzbranche: Hohe Gebühren, magere Leistung, Beamtenmentalität wo immer man hinschaut, angefangen mit den Grossbanken.
Dass Monopole und Oligopole fast immer zu hohen Kosten und tiefen Leistungen führen, ist in der VWL-Lehre Inhalt des ersten Jahres. Nur in unserer immer noch stark korporatistisch denkenden Schweiz scheint sich das noch nicht herumgesprochen zu haben…
Die gesamte Abwicklung von ZV und Börsengeschäften ist ein Witz mit den heutigen technischen Möglichkeiten.
Ist leider typisch für die Schweizer Finanzbranche: Hohe Gebühren, magere Leistung, Beamtenmentalität wo immer man hinschaut, angefangen mit den Grossbanken.…
Herr Hässig, Sie haben die Billag vergessen. Auch dort wird schamlos ab- und einkassiert dass die Balken krachen! Notabene mit…
Ich bin auch unzufrieden mit meiner Bank, das ist die CS. Magere Leistung, schlechter Service, niedrige Zinsen. Im Prinzip für…