„Kroko“ an „Atlas“. Solch ein Hilferuf von Adrian Künzi, CEO der lahmenden Notenstein Privatbank, ging oft an HSG-Studifreund (nicht Pfadi, wie zuvor gemeldet) Matthias Oberholzer.
Kroko-Künzi und Atlas-Oberholzer verbinden lange Jahre. Der Banker und der Headhunter kennen sich aus gemeinsamen Geschäften.
Künzi machte seinen Weg im Private Banking, zuerst bei Wegelin, nach deren abruptem Ende Anfang 2012 als operativer Chef der Nachfolgebank Notenstein.
Oberholzer war einst bei McKinsey und stieg danach bei der globalen Vermittlungsfirma Russell Reynolds Associates auf. Heute ist er Russell-Chef Schweiz und sucht Leute für die Finanzbranche.
Diesen Frühling wurde Künzis Not besonders gross. Mit dem Abgang von Martin Schenk, dem erfahrenen und beliebten Schweiz-Chef von Wegelin-Notenstein, wurde die wichtigste Stelle vakant.
Künzi suchte Unterstützung. Doch diesmal ging er nicht zu Pfadifreund Oberholzer, sondern zu dessen Bekannten Philippe Tschannen.
Auch Tschannen ist seit Jahren im Headhunting unterwegs. Sein Leistungsausweis ist umstritten.
Der Partner von Heidrick & Struggles versuchte sich bei beiden Grossbanken. Zunächst war er bei der Credit Suisse, danach kurz bei der UBS, bevor er sich 2009 selbstständig machte.
Auf der Homepage von Heidrick & Struggles, die wie Russell Reynolds zu den bekannten globalen Namen im Headhunting zählt und ihren Hauptsitz in Chicago in den USA hat, tönt sein Werdegang nach Erfolg und Erfahrung.
Bei der CS habe Tschannen das „strategic recruiting for the private banking division“ aufgebaut, steht da.
Laut einem Insider sei Tschannen bei der CS gescheitert.
Als er den Finanzmulti nach 4 Jahren verliess, gründete Tschannen gleich zwei eigene Firmen: die tschannen & partners AG und die tschannen consulting GmbH.
Schon zuvor hatte er ein Gesellschaft namens Pinheirinho in Zug eintragen lassen, die sich gemäss Handelsregister auf die „Verwertung und Veräusserung von Immobilienwerten in Portugal“ konzentriert.
Was aus diesen Aktivitäten wurde, ist nicht bekannt. Die Selbstständigkeit scheint jedenfalls seit längerem vorbei zu sein. Heute tritt Tschannen offiziell nur als Partner von Headhunterin Heidrick & Struggles auf.
Dort also rief ihn Adrian Künzi an. Er brauche einen neuen Chef Private Banking für seine Notenstein. Hauptaufgabe sei das Schweizer Geschäft mit den vermögenden Privatkunden.
Tschannen machte sich auf die Socken. Er nutzte sein Netzwerk und kontaktierte Banker, von denen bekannt war, dass sie auf der Job-Suche wären.
Einige zeigten Interesse, und es kam in der Folge zu Gesprächen mit Adrian Künzi. Doch der fällte keinen Entscheid.
Wie sich jetzt zeigt, ist die Stelle seit April, als der Spitzenjob frei wurde, nach wie vor unbesetzt.
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Es würde „an Kandidaten für diese wichtige Stelle“ nicht mangeln, meinte Adrian Künzi diese Woche gegenüber der Finanzplattform Finews, man würde „die Nachfolge zu gegebener Zeit“ bekanntgeben.
Das Problem kann sowohl bei Künzi als auch beim Headhunter – in diesem Fall Tschannen – liegen.
Fakt ist, dass eine Bank, die praktisch null Franken Gewinn schreibt und deren Zukunft ungewiss ist, eine zentrale Position monatelang nicht besetzen kann.
Das wirft eine generelle Frage auf. Wie nützlich sind Headhunter?
Für sich selbst liegt die Antwort auf der Hand. Die Vermittlung von Spitzenkräften ist ein hoch lukratives Geschäft.
Je nach Hierarchiestufe erhält der Vermittler eine Provision, die einen stolzen Anteil einer ganzen Jahresentschädigung des vermittelten Kandidaten ausmachen kann.
Der Aufwand dazu hält sich in Grenzen. Faktisch kommt es nur darauf an, wen man kennt.
Das ist nicht wenig. Es braucht Jahre, um sich ein gutes Netzwerk aufzubauen.
Selbst das hilft bei schwierigen Mandaten oft nicht weiter. Die renommierte Egon Zehnder, die als Nummer eins im weltweiten Headhunting gilt, brauchte lange, bis sie einen neuen Chef für die schlingernde VP Bank fand.
Daher fragt sich, warum die Banken sich die teuren Headhunter leisten. Diese bringen offenbar nicht immer den gewünschten Erfolg.
Zudem verfügen die Finanzinstitute über eigene Ressourcen im Personalbereich. Dort tummeln sich auch nach der Auslagerung vieler Administrativ-Jobs immer noch ganze Heerscharen von Angestellten.
Offenbar fürchten sich diese vor der Verantwortung für die neuen Leute. Lieber delegieren sie diesen Teil der Arbeit an Auswärtige und beschränken sich auf den ganzen Rest wie Verträge, Pensionskasse etcetera.
Die Folge ist ein Transferkarussell, das an das Fussballgeschäft erinnert. Dort sahnen Spielervermittler mit umstrittenen Methoden im grossen Stil ab.
Im Spitzenfussball herrscht seither das Söldnertum.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Es gilt ganz klar zwischen drei Kategorien dieser „Consultants“ zu unterscheiden:
* Head-Hunters für Topshots
* Soul-Traders fürs gehobene Management, und
* Body-Snatchers for everybody else.-
Zum Glück neigen Sie nicht zu Verallgemeinerungen.
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Niemand will den Job. Da helfen weder die eigenen Netzwerke noch die Headhunter. So schaut’s doch aus.
Thema Headhunter: Frisches Blut in alte Netzwerke reinzunehmen täte (übrigens nicht nur) Banken sehr gut.
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There is another reason for preferring headhunters (I have at least three examples): I sign a contract with you and if I ever have a problem with my bank, you will help me because I was so nice to you.
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Kroko und Atlas kennen sich nicht aus der Pfadi, sondern aus dem Studium – beide waren in einer Studentenverbindung.
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Na, dann hoffentlich wohl in einer Schlagenden. Alles andere ist ja für Chorknaben. Doch genauso schaun die zwei Bübchen ja aus, oder etwa nicht?
(sorry, aber gegen Verbindungsheinis hatte ich schon früh eine Allergie entwickelt)
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Darüber habe ich bereits in Zusammenhang mit der UBS: Top-Bonis (im Archiv) Zeilen geschrieben. Solches findet nicht nur in der Privatwirtschaft statt sondern auch in den Bundesbetrieben.
Namor
29. Juli 2014 / 22:15
Solange die Mehrheit unserer Volksvertreter und der Parteien am Geldsack hängen der Banken wird sich nichts ändern. Eine Krähe hackt der anderen keine Augen aus. Ja, ich nenne es Korruption innerhalb dem Machtzirkel. Dabei spielen die Headhunter eine wichtige Rolle. Die suchen und schlagen diese Zusammensetzung auf höchster Ebene vor, nein, sie platzieren diese unterschiedlich regelmässig. Es sind immer wieder die gleiche Menschenklasse und Personen/Persönlichkeiten. Abgehoben und loyal gegenüber der Spitze und Geldgierig. Die alte ehemalige Garde, die dieses verursacht haben werden nicht zur Rechenschaft gezogen. Wie viele Millionen haben diese sich gegenseitig offiziell auszahlen lassen und wie viel haben die Vermittler (Headhunter) % davon erhalten? -
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Headhunter sind moderne Sklavenhändler. Absolut unnütze Branche. Wenn ein Management nicht fähig ist, selber gute Leute zu rekrutieren aus ihrem Netzwerk und aus Marktkenntnissen, dann ist das ein Armutszeugnis für die Führungscrew. Es sind dieselben, welche auch für alle Probleme gleich nach Consultants schreien. Wir sollten wieder auf ein gesundes Geschäft zurückkommen, wo Führungsleute selber ein Netzwerk haben und dies auch nutzen können. Ein weiteres Zeichen, dass Notenstein immer mehr sich dem abgrund nähert…
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Meine Hochachtung, genau auf den Punkt gebracht!
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Eigentlich vertrete ich ähnliche Ansichten. Es kann jedoch sinnvoll sein, einen Headhunter einzusetzen, wenn beispielsweise ein Management einer Machinenfabrick einen Leiter für die interne Informatikrevision einstellen muss. Wenn jedoch ein Chef für ein Kerngeschäftsbereich gesucht wird, dann ist es in der Tat ein Armutszeugnis, wenn die Management-Crew das nicht selber schafft.
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Headhunter sind wie Broker und Makler/Vermittler nur Schmarotzer zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Die braucht es gar nicht! Selber die Leute suchen und anstellen wie früher ist angesagt!
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Der Schluss könnte auch ein anderer sein: man findet keinen gestandenen Private-Banker, der weichgespühlt genug ist, sich bedingungslos unter die indirekte Fuchtel von PV zu stellen. Wie die Rekrutierung von neuen Bankleitern in der Raiffeisen-Gruppe läuft ist hinlänglich bekannt: es werden – unabhängig und unbesehen von der fachlichen Qualifikation – nur noch Bankleiter angeheuert, die bereits im ersten Bewerbungsgespräch die Eier abgeben. Für die Gesamtgruppe ein nicht zu unterschätzendes Risiko.
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„Eier abgeben“ hahahahahahahahaha….
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Der Schluss könnte auch ein anderer sein: man findet keinen gestandenen Private-Banker, der weichgespühlt genug ist, sich bedingungslos unter die…
"Eier abgeben" hahahahahahahahaha....
Headhunter sind wie Broker und Makler/Vermittler nur Schmarotzer zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Die braucht es gar nicht! Selber die Leute…