1991 war David Solo ein bleichgesichtiges Wizkid beim US-Derivathaus O’Connor. Dann übernahm Marcel Ospel vom damaligen Bankverein die Bude – und Solo wurde steinreich.
So reich, dass er wohl einer der vermögendsten Bankenchefs des Schweizer Finanzplatzes wurde. Nun geht Solo. Immer noch jung – er ist 49 Jahre alt – habe Solo genug, heisst es heute bei seiner Assetmanagerin GAM.
Die Karriere des David Solo steht für ein besonderes Kapital von Swiss Banking. Es ist die Geschichte von cleveren Managern, die es schafften, mit den grossen Banken mehrfach Kasse zu machen.
Solo und sein Weggefährte Hans de Gier, ein Schlachtross aus der Bankverein- und späteren UBS-Zeit von Marcel Ospel, verkauften ihre GAM-Boutique gleich mehrfach – und mit Gewinn für sich.
Wer im Banking wirklich reich werden will, muss es so anstellen wie das Gespann Solo und de Gier. Nicht wie in der Industrie selbst ein Grossunternehmen bauen, sondern sich als Söldner bei reichen Playern unentbehrlich machen.
Eine neue Ausgabe dieses Modells ist André Esteves, der als Brasilien-Banker rein und raus ging bei der UBS und nun soeben die Tessiner BSI gekauft hat.
Es sind Leute, die wissen, wie das Spiel läuft. Sie werden reich – und operieren ausserhalb des grellen Medienlichts.
Solo galt als Wunderknabe, der die meisten anderen Investmentbanker in den Schatten stellte. Statt diese Gabe zum Aufbau und Führen eines Finanzkonzerns zu nutzen, wählte er einen anderen Weg.
1998, sieben Jahre nach seinem Wechsel mit O’Connor zur Schweizer Grossbank, war die damals frisch fusionierte UBS in eine existenzielle Krise geraten.
Im Trading hatte sie mit Long Term Capital Management, einem Hedgefund von Nobelpreisträgern, eine Milliarde in den Sand gesetzt.
Die alte Crew, die von der früheren Bankgesellschaft stammte, musste den Kopf hinhalten und gehen. Solo stieg auf und übernahm die Leitung des globalen Risk Managements.
Kaum war die UBS über das Gröbste hinweg, zog sich Solo zurück. Er verliess die UBS-Konzernleitung und dislozierte in die USA.
Dort genoss der vermeintliche Wunderknabe die Freiheit und versuchte sich als selbstständiger Finanzunternehmer.
Nicht für lange. Nach kurzer Zeit kehrte Solo in den Schoss der grossen UBS zurück.
Die Episode verrät viel über Karrieren wie jene von David Solo.
Im dem Moment, in dem sich Solo als Unternehmer auf eigenen Beinen hätte behaupten können, folgte er dem Ruf seiner Ex-Arbeitgeberin, die einen Aufräumer brauchte. Bei seinem eigenen Unternehmen blieb er Präsident.
Nun also Plan B. Und der hiess: Lass uns den Power des Finanzmultis nutzen.
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Nötig dafür war ein Götti. In der Person von Hans de Gier hatte Solo den besten, den man sich vorstellen konnte.
De Gier war wie Solo stets unter dem Radar geblieben. Er war 1995 zentral beim Kauf der englischen Investmentbank S.G. Warburg. Damit machte Ospel seinen Bankverein zur globalen Investmentbank.
De Gier wurde zum engen Weggefährten und zentralen Einflüsterer von Ospel, als dieser Ende 1997 mit seinem maroden Bankverein die UBS übernehmen konnte.
Unter Ospel stieg de Gier die Leiter hoch bis in den UBS-Verwaltungsrat. Just als de Gier für den ganzen Schweizer Konzern hätte langfristig Verantwortung übernehmen können, stieg er aus.
De Gier und Solo, zwei Grössen, die das Rampenlicht scheuen. Verwandte im Geist.
Oder besser: im Portemonnaie. Was sie in der Folge unternahmen, erinnert an einen Feldzug durch die nobelsten und einflussreichsten Adressen des Schweizer Finanzplatzes.
2002 wurde das Gebilde SBC Wealth Management sichtbar, eine UBS-Tochter mit dem englischen Kürzel der Swiss Bank Corporation, des früheren Bankvereins.
In dieser Subholding landeten einige Perlen, mit denen die UBS nicht recht wusste, was sie damit anfangen sollte.
Dabei waren es stolze Brands. Die Privatbanken Ferrier Lullin aus Genf, die Banco di Lugano und die Basler Ehinger gehörten ebenso zur SBC-Holding wie das Zürcher Börsenhaus Cantrade und die Assetmanagerin GAM.
De Gier und Solo machten sich ans Werk. Das Resultat kam im September 2005, also vor 9 Jahren, zum Vorschein.
Überraschend kauften die beiden mit ihrem Vehikel die Julius Bär.
Offiziell lief der Deal umgekehrt, Bär übernahm die 4 Banken und die GAM. Tatsächlich war es ein Reverse Takeover.
De Gier wurde CEO der massiv vergrösserten Zürcher Privatbank, Solo übernahm die Führung des mit GAM aufgepeppten Asset Managements.
Die Übernahme pushte nicht nur Bär in eine neue Liga, sondern überschüttete auch de Gier und Solo mit Dutzenden von Millionen.
Die beiden waren am Verkauf der SBC Wealth Management beteiligt und konnten in den folgenden Jahren Kasse machen.
Dabei waren sie gar keine Unternehmer, sondern lediglich Manager, also Angestellte. Das unternehmerische Risiko lag bei den Aktionären. Solange der Kurs stieg, kamen auch diese auf ihre Rechnung.
Ihren Coup wiederholten de Gier und Solo vier Jahre später. Nun lösten sie ihre GAM, mit der sie bereits einmal vermögend geworden waren, aus der Julius Bär heraus und brachten sie an die Börse, zusammen mit dem übrigen Assetmanagement der Bär-Gruppe.
Erneut machten de Gier und Solo Kasse. Und wollten das Spiel weitertreiben.
Als Präsident und CEO der neu kotierten GAM-Gruppe übernahmen sie die Spitzenpositionen der Assetmanagerin.
Zunächst zimmerten sie Bonuspläne für den Finanzplayer. In der Folge überschütteten sie sich Jahr für Jahr mit einem Millionen-Regen.
Danach warteten sie auf den richtigen Moment, nochmals zuzuschlagen. Ziel war der Zukauf weiterer Boutiquen aus dem Assetmanagement, um daraus eine grosse Gruppe zu bilden.
Doch nach der grossen Krise wollte das Vorhaben nicht klappen. Das Duo blieb mit seiner GAM im Finanzteich stecken.
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Also ich finde jeder macht was er will , weil jeder steht dazu was er macht
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Dazu braucht‘s es nach meiner bescheidenen Meinung nach zumindest immer zwei Parteien nämlich, Derjenige der lutscht und Denjenigen, der sich auslutschen lässt!
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So macht man’s ! Die naiven Möchtegernbanker über den Tisch ziehen. Und tschüss……..
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Die konnten ja nur so handeln, weil die Schweizer Deppen waren.
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Solo wird vielleicht der nächste CEO der CS. Intelligenter als die CS-Fuzzies ist er auf jeden Fall…
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Clevere Burschen, die es verstanden haben, das System eiskalt, aber legal für sich auszunützen. Ich habe einige Jahre mit Solo zusammengearbeitet. Er ist super intelligent, aber in seinen Adern fliesst kein Blut, sondern eiskalter Stahl. Für seine Karriere und seinen Drang nach Macht und Geld war ihm wenig zu schade. Ob sich Solo wirklich aus der Finanzwelt verabschiedet bleibt abzuwarten. Der Drang, noch mehr Kohle zu scheffeln wird ihn wohl wieder einholen. I am sure he will be back….
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Auf den Kopf gefallen sind beide nicht: Bei der GAM haben Sie die Rechtsstruktur so konzipiert (Holding), dass Solo als CEO einer gelisteten Firma, nie seine Bezüge hat ausweisen müssen.
Auf den Kopf gefallen sind beide nicht: Bei der GAM haben Sie die Rechtsstruktur so konzipiert (Holding), dass Solo als…
Clevere Burschen, die es verstanden haben, das System eiskalt, aber legal für sich auszunützen. Ich habe einige Jahre mit Solo…
Solo wird vielleicht der nächste CEO der CS. Intelligenter als die CS-Fuzzies ist er auf jeden Fall...