Es stürmt draussen. Erdöl crasht, Merkel basht, Draghi casht. Und was machen die Schweizer Privatbanken? Sie pflegen ihre Bobos.
Beispielsweise die DZ Privatbank, der Vermögensarm der grossen Deutschen Raiffeisenbanken mit Ablegern in Zürich, Luxemburg, Deutschland und Fernost.
Ein „Harmonisierungsvorhaben zu den Mitarbeitervergünstigungen“ beschäftigte letztes Jahr während Monaten die Führungsspitze. Heerscharen von Spezialisten analysierten Vor- und Nachteile von Anpassung, Ausbau oder Abschaffung der Goodies.
Wie ein Hirte um seine Schäfchen kümmerten sich die Verantwortlichen um die Belegschaft, wie aus einem Schreiben des zuständigen Personaldienstes der DZ Privatbank Schweiz an die Mitarbeiter hervorgeht.
Dort steht folgender Satz: „Auch die Aspekte, welche weitreichenden Auswirkungen es für die Mitarbeiter und die Bank geben könne und mit welchen Hürden bei der Umsetzung der einzelnen Schritte gerechnet werden müsse, standen ganz oben auf der Agenda.“
Es ging also um ein Topprojekt. Höchste Priorität, Chefsache.
Und was wurde beschlossen, was war das Resultat der scheinbar wichtigsten Angelegenheit im vergangenen Jahr, als die Notenbanken zu Minuszinsen griffen und die Börsen in luftige Höhen gerieten?
„Geschenke bei Krankheit: Übermittlung eines Blumenstrausses ins Krankenhaus im Wert von 50 Schweizer Franken“ lautet die erste Harmonisierung.
Die zweite: „Die bislang ausschliesslich bei der Schweiz gewährten Gutscheine zum Geburtstag werden nicht mehr verschenkt.“
Die dritte: Neue Hypo-Vergünstigungen gibt es keine mehr, „Prolongationen sind aber noch möglich“.
Viel Zeit und Raum nehmen die Beschlüsse zu den Jubiläen der Mitarbeiter ein.
Zum 10-jährigen gibt es ein „Sachgeschenk (sowie gemeinsames Essen mit Vorgesetzten/Kollegen plus Blumenstrauss)“, zum 20-jährigen zusätzlich zu Essen und Blumen „2.400 Schweizer Franken Geldgeschenk“.
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Der Betrag steigt mit dem Alter: 3’000 Franken nach 25 Jahren, 3’600 Franken nach 30 Jahren, 4’800 Franken nach 40 Jahren.
Dagegen ist per se nichts zu sagen. Die DZ Privatbank hält Traditionen hoch. Sie zeigt grosse Wertschätzung für Mitarbeiter, die lange bei ihr sind.
Andernorts Mangelware in der Wahrnehmung der Betroffenen.
Dass die Kürzungen bei Kantinenmenüs, Kaffee und Personal-Parkplätzen bei den Grossen zu reden geben, ist die Folge von gefühlter Geringschätzung und unfairer Verteilung – nicht des Fakts, dass man selbst für sein Pausengetränk aufkommen muss.
Wo also liegt das Problem bei Übungen wie jener bei der DZ Privatbank?
Mangelnde Professionalität. Die Zeiten sind für Bankkunden und speziell die Anleger unter ihnen hart geworden. Eine Rendite auf Vermögen zu erwirtschaften ist kein Kinderspiel mehr.
Doch darum geht es im Private Banking, oder nicht? Meine Bank, mein Banker sollen mir gute Empfehlungen geben und mich richtig durch Finanzstürme und Börsen-Untiefen steuern.
Bei der DZ Privatbank interpretieren die Chefs ihren Job, also ihren Auftrag, offenbar ganz anders. Sie sehen sich in erster Linie für das Wohlergehen ihrer Untergebenen verantwortlich.
Damit verwandeln sie den Arbeitsplatz in eine Wohlfühloase. Nicht der Kunde und dessen Bedürfnisse stehen im Zentrum, sondern der Mitarbeiter und dessen Sorgen und Ängste.
Wenn es je eine Zeit gab, bei der Anlageberatung wichtig war, so ist es heute. Bei der DZ Privatbank – und wohl bei vielen anderen vergleichbaren Instituten – agiert man hingegen, als ob in der Welt alles zum Besten stünde.
Es bräuchte Topleute mit einer Meinung zum Universum. Diese wollen einen guten Lohn, eine Beteiligung am Erfolg. Wenn’s darüber hinaus noch Blumensträusse gibt: so be it.
Doch just da, wo für gute Leute selbst bei der genossenschaftlichen DZ Privatbank am meisten auf dem Spiel steht, beim Bonus nämlich, wartet die Bank mit einer Verschlechterung auf.
Die „Auszahlungstermine der Boni“ würden von „bisher März auf künftig April“ verschoben, liess die DZ-Führung ihre Angestellten vor Monatsfrist wissen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Da kommen aber noch einige Kosten auf die DZ zu. Bei so vielen Dauer-Ausfällen und Krankheitsfällen ist das ein gar nicht so unwesentlicher Punkt… Ob die Blumensträusse etwas daran ändern werden, lässt sich stark bezweifeln. Das scheint in der jetzigen Marktlage wohl auch das einzige Resultat einer machtlosen Mannschaft zu sein, die ebenfalls seit langem nicht mehr mit Können und Wissen überzeugt. Da erfreuen sich die finanzplatzfremde Manager auch an solchen kleinen Projektresultaten zumal man bei der DZ Schweiz auch nicht mit Können punktet sondern mit Vetternwirtschaft und gegenseitigen „Gefälligkeiten“ auf niedrigstem Niveau. Da wirkt Wissen und Können auf die leitende Liga regelrecht beängstigend. In der Lage muss jeder schauen bloss nicht zur Gefahr für den Teamleiter zu werden. Die Luxemburger wird diese amüsante Aktion selbstredend kaum überzeugen. Der Laden treibt vor sich hin – was soll er auch noch anders machen? Die Macht wurde schon längst nach Luxemburg übertragen. Die Fähigen sind bei dem politischen Kampf schon längst gegangen. Ein anderer Teil hat sich gegenseitig ausgestochen. Wer noch da ist, wartet auf den Absprung, den meisten wird er eh nicht gelingen. Luxemburg wartet noch eine Anstandszeit ab, bis der Laden dicht gemacht wird. Tragbar ist er ehr schon längst nicht mehr. Traurig und schade für die Kunden, die keine Ahnung von den Zuständen haben. Unter normalen Umständen wäre so eine Unternehmung schon längst wieder vom Markt verschwunden.
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Das Personalmanagement der DZ Bank ist doch offensichtlich vorbildlich. Inwiefern dieser positive Umstand nun automatisch zu Qualitätsverlust bei der Kundenbetreuung führt, ist mir schleiherhaft.
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Zweifel sind angebracht. Bei der CS gehts eher drunter und drüber, und ich beneide dort niemanden, der dort arbeiten muss. Vielleicht schaus in der Teppichetage anders aus, aber wenn ich dortin die Gesichter der Vorgesetzten schaue, weiss ich, dass die nicht ein besonders beglückendes Leben führen.Jahrelanges Giften, Neiden und Gieren hinerlässt schon seine Spuren.
Und seien wir ehrlich, machen materielle Zuwendungen in einem Land wie die Schweiz wirklich glücklich? -
Die Schweizer Banker haben es verlernt, sich um das Wesentliche zu kümmern. Zusätzlich wurde diese Tendenz gezielt von „Nicht-Schweizer-Bankern“ gefördert, da dadurch erstere noch rascher übervorteilt werden konnten. Nun leben wir mit den übriggebliebenen Ruinen der Schweizer Banker: oft unbrauchbar und gegenüber „anders Kulturellen“ fast immer eine Niederlage einfahrend.
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Richtig, motivierte Mitarbeiter sind gute Mitarbeiter. Was wohl aber von den bisherigen Kommentatoren nicht verstanden wurde ist, dass durch diese Massnahmen die Mitarbeiter in der Schweiz immer weniger motiviert sind. Denn ds geht ja darum, dass durch die Harmonisierungsmassnahmen des Mutterhauses in Luxemburg die Mitarbeiter in der Schweiz schlechter gestellt werden als davor. Alles was schlechter ist wird übernommen, die Vorteile der Kollegen in LUX werden aber nicht weitergegeben. Das fördert die Motivation bestimmt nicht… Wohl ein weiterer Schritt in Richtung sämtliche CH Mitarbeiter zu vertreiben, alles nach LUX zu zentralisieren und damit den Standort CH zu schliessen um die eigene Misere in LUX besser dastehen zu lassen…
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Es dürfte wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis diese Auslandsbank in der Schweiz, wie schon viele andere, zumacht.
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LH umschreibt hier doch etwas, was in ca. 70% der Firmen und in 100% der Verwaltungen tägliches Brot ist. Das Management und das Personal wollen es sich kuschelig einrichten (das Geld kommt ja Ende Monat sowieso von alleine irgendwie auf’s Konto). Und man befasst sich am liebsten mit denjenigen Projekten, die a) einen niedrigen Komplexitätsgrad, b) eine hohe Umsetzungswahrscheinlichkeit und c) eine sehr tiefe Misserfolgsgefahr aufweisen.
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Wertgeschätzte Mitarbeiter = Motivierte Mitarbeiter = Engagierte Mitarbeiter = Engagierte Berater = Bessere Berater = Glücklichere Kunden.
3 Fragen:
Wie kurzsichtig ist der Schreiberling des Artikels? Sprich da der Neid? Wie viele Mitteilung derselben Bank innerhalb eines Zeitraums von 30 Tagen wurden für diesen Artikel analysiert?-
Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Eine Bank, die nicht weiss, wie man die Mitarbeiter behandelt weiss in der Regel auch nicht, wie man Kunden behandelt.
Der Artikel, nach üblicher LH-Manier, kritisiert oder verspotet undifferenziert ohne aufzuzeigen, dass die DZ irgendetwas schlechter gemacht haben soll als eine UBS oder CS, die sich einen Dreck um die Mitarbeiter schert.
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Äh, und jetzt? Sorry LH, aber dünner geht’s nimmer.
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Genau! Nur würde ich ‚dünner‘ mit zwei ‚m‘ schreiben. Nach dem gestrigen inhaltsleeren Gähner über irgendwelche bornierte A….o wie es sie zu Tausenden gibt, kann man dem IP nur ein besseres neues Jahr mit abwechslungsweise auch wieder mal positivem Betrachtungsansatz wünschen.
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Äh, und jetzt? Sorry LH, aber dünner geht's nimmer.
Genau! Nur würde ich 'dünner' mit zwei 'm' schreiben. Nach dem gestrigen inhaltsleeren Gähner über irgendwelche bornierte A....o wie es…
Wertgeschätzte Mitarbeiter = Motivierte Mitarbeiter = Engagierte Mitarbeiter = Engagierte Berater = Bessere Berater = Glücklichere Kunden. 3 Fragen: Wie…