Tag und Nacht, Sommer und Winter, Eiszeit und Warmperiode, Leben und Sterben. Unmerklich und doch allumfassend ist unser gesamtes Leben und Wirken von Zyklen durchdrungen und wohl auch bestimmt.
Den Regierungen zu allen Zeiten hat selbiges noch nie in ihren Kram gepasst. Stalin liess dafür sogar den russischen Wissenschaftler Kondratieff umbringen, als der ihm verständlich zu machen versuchte, dass Wirtschaftszyklen stärker als Planwirtschaft seien.
Und selbst heute noch schwadronieren Regierungen mitsamt ihren Zentralbanken davon, eine Wirtschaft lenken zu können. Wie erfolgreich, sieht man an wiederkehrenden Rezessionen, Bankenkrisen und so weiter. Was die Verantwortlichen jedoch nicht davon abhält, dann einfach noch mehr Gesetze einzuführen.
Ein Nachfolger Kondratieffs im Westen, der Amerikaner Martin Armstrong, hat sich verdienterweise in den 1980er und 1990er Jahren dank Computerunterstützung des Themas neu und vor allem umfassend angenommen. Verblüffende Erkenntnisse und noch überzeugendere Börsenprognosen waren das Resultat. Zum Dank sperrte ihn die US-Regierung 11 Jahre lang weg, weil er sich weigerte, der CIA seinen „source code“ auszuhändigen. Wenig scheint sich seit Stalin geändert zu haben.
Wie auch immer, Armstrong hat überlebt, befindet sich wieder in Freiheit und hat seinen Computer wieder zum Laufen gebracht.
Demzufolge marschieren wir stramm in die nächste Weltrezession von 2016 bis 2020, ohne die letzte Finanzkrise überhaupt auch nur annähernd verdaut zu haben. Die Immobilien, die einen naturgemäss recht langen Zyklus aufweisen, hatten 2007 ihren Höhepunkt, deren High-End-Segment wohl dieses Jahr, und dann werden Immobilien voraussichtlich ein Vierteljahrhundert lang an Wert verlieren. Natürlich wird es auch der Euro nicht mehr lange machen, und vieles Spannende mehr. Wer möchte, einfach mal googlen.
Jedenfalls hat sich Armstrong auch einen Namen gemacht, weil er die historischen Staatsschuldenkrisen auf Regelmässigkeiten hin untersucht hatte – und ebenfalls natürlich zyklische Analogien herausfand. Warum ist das gerade so aktuell? Weil die kommende und auch die darauf folgende Rezession deswegen so schwer werden dürften, weil wieder einmal eine Staatsschuldenkrise zyklisch ins Haus steht.
Um das heute zu erkennen, bräuchte es fairerweise jedoch keinen Computer; der, sofern noch vorhanden, gesunde Menschenverstand sollte ausreichen. Die Schulden in der Welt (von den Derivaten ganz zu schweigen) bewegen sich mit rund 220 Billionen Dollar auf historischem Rekordstand. Auch deren Wachstum ist atemberaubend, allein die USA haben ihre Staatsschulden von 6 auf 19 Billionen hochgeschraubt, in gerade mal 25 Jahren. In der EU winkt Gevatter Staatsbankrott bereits kräftig mit seiner Sense, und selbst Japan, Dubai & Co. sollten noch nicht völlig aus der Erinnerung verdrängt worden sein.
Da sollte man doch meinen, dass wir es hier in der Schweiz vergleichsweise gut haben mit unseren niedrigen Staatsschulden. Leider weit gefehlt.
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Zum einen trifft uns jeder weitere Einbruch des Euro dank unserer SNB tief ins Mark des Volksvermögens. Und selbstverständlich wird der Euro nach einem letzten Aufbäumen weiter einbrechen, fressen sich einmal die EU-Staatskonkurse zwischen 2016 und 2020 von der Peripherie ins Zentrum durch. Wobei ich gerne konzediere, dass die Meinungen hierzu geteilt sind, nachdem es selbst auf diesem Blog nicht wenige gibt, die ein negatives Eigenkapital bei der Zentralbank schlicht als irrelevant betrachten. Leider wird uns als Volk das Lachen über solche Scherze dereinst im Halse steckenbleiben.
Aber darauf will ich heute gar nicht hinaus. Denn die beiden grössten wirtschaftlichen Probleme werden in der kommenden Rezession zum einen erneut unsere Banken werden und zum anderen unsere Immobilienschulden. Fokussieren wir uns heute auf letztere.
Gemäss einer jährlich veröffentlichten Studie von McKinsey hat die Schweiz (Update 2013) die höchsten Schulden der Welt – pro Kopf. Warum? Weil wir dank unserem antiquierten Steuerrecht quasi Immobilienleasing betreiben: Wir leihen uns also unsere Immos von den Banken, statt sie „richtig“ zu erwerben. Leider eine reine Schönwetterstrategie. Besonders fatal natürlich für diejenigen unter uns, die erst jüngst „gekauft“ haben und jetzt ein Vierteljahrhundert mit ansehen müssen, wie der Wert ihres wohl grössten Einzelinvestments im Leben gen Süden geht. Und ja, ich kenne all die Sprüche um die Lage, und ich kann auch Zinscharts lesen. Nur, es hilft alles nichts – Zyklen sind nun mal leider stärker als menschliche Wunschvorstellungen.
Dennoch gibt es einen Lichtblick. In der Geschichte gab es bereits einen, genauer sogar zwei Fälle, wo ein Politiker (sic !) eine derartige Immobilien-/Hypotheken-/Bankenkrise lösen konnte, und zwar erstmals im Jahre 49 vor Christi Geburt. Sein Name: Gaius Julius Caesar. Dafür wurde er schliesslich auch umgebracht. Nicht vom Volk, das ihn liebte. Nein, von korrupten Regierungsmitgliedern und ebensolchen Bankern. Die die Geschichte dann entsprechend umgeschrieben haben – eine seit alters her bewährte Strategie.
Was uns heutzutage dennoch nicht abhalten sollte, Caesars Lösungsweg erneut aufzuzeigen. Rein für den Fall eines Falle natürlich. Wir haben diese Dokumentation im Detail ebenfalls Armstrong zu verdanken. Sie können das im Original gerne im Internet nachlesen. Ansonsten lesen Sie einfach hier weiter.
Die Krise damals entstand – wen wundert’s – infolge überbordender Staatsausgaben, welche mittels Staatsanleihen finanziert wurden, was die Geldmenge entsprechend ansteigen liess, worauf die Assetpreise stiegen und dabei besonders die Immobilien, die damals vorherrschende Assetklasse. Das ging so lange gut, bis es eben nicht mehr ging, worauf dann beim nächsten zyklischen Abschwung die Staatsanleihen, die Immo-Preise und mit ihnen deren Finanzierungen und damit die Banken ins Bodenlose krachten. Eine klassische deflationäre Krise eben. Ähnlichkeiten zu heute sind nicht allein zufällig.
Die damals bekanntermassen korrupte Regierung, die Senatoren von Rom, nicht wenige unter ihnen in Personalunion auch führende Investmentbanker entlang der Via Sacra, der damaligen Wall Street, hatten keinen blassen Schimmer, was um sie herum geschah, geschweige denn was zu tun wäre. Und so musste Caesar schliesslich – vom Volk umjubelt – den Rubikon überqueren, um diese Finanzkrise zu lösen.
Sein Lösungsansatz war recht simpel, wiewohl zunächst jeder, vor allem die korrupte Elite, dachte, dass er wie bislang einfach einen Währungsschnitt durchführte: sprich, die Spareinlagen des Volkes zugunsten eines Schuldenschnitts bei Regierung und Banken enteignete und dann zusammenstrich. (Man dachte damals noch nicht an Negativzinsen als moderne Variante einer Vorstufe.)
Was er jedoch nicht tat. Vielmehr widmete er schlicht alle gezahlten Hypothekenzinsen in Amortisationen um, und setzte eine Bewertungskommission ein, die die Kataster durchforschte und alle Immobilienpreise auf den Stand der jeweiligen Hypothekarvergabe zurücksetzen liess. Ich weiss, das klingt wenig marktwirtschaftlich, aber es funktionierte. Und die Lösung war in Tat und Wahrheit sogar hochgradig „marktkonform“.
Warum? Erstens, sie funktionierte für viele Jahrzehnte, und dann noch ein zweites Mal, 33 AD unter Tiberius, welcher die nächste zyklische Staatsschuldenkrise analog seinem damaligen Vorgänger lösen konnte. Erst danach schien der Verstand von Regierenden für die kommenden rund 2000 Jahre offenkundig leider auf Durchzug geschalten zu haben.
Und Caesars Lösung funktionierte methodisch so effektiv wie effizient, weil er brillant erkannt hatte, was „Geld“ ist und wie Geld „funktioniert“.
Geld, als „Zwischenparkiermittel“ eines noch nicht abgeschlossenen Tauschhandels hat seit seiner Erfindung in grauer Vorzeit – und egal in welcher Form auch immer – nie, aber auch wirklich nie seinen Wert konstant gehalten. Egal also, was Sie als Geld verwenden, von Muscheln über Reis, Weizen, Bronzeäxte, Sklavenmädchen, Wampums, Kugeln, Zigaretten, Poststempel, Gold, Silber, Immobilien, hin zu bedruckter Baumwolle (Papier) oder heutzutage Bits & Bytes: Geld taugte und taugt daher nicht als Wertaufbewahrungsmittel. Vergessen Sie also bitte alles, was Sie darüber je von sogenannten Experten gehört oder gelesen haben. Schlicht falsch.
Geld ist lediglich ein Tauschmittel und damit die Gegenseite zu allen anderen „Preisen“, ob zu Assets wie Immobilien oder zu Löhnen. Und steigt und fällt selber im „Preis“, beziehungsweise – präziser – im Wert wie alles andere auf der Welt. Mit anderen Worten: Wenn Sie jemals in Ihrem Leben erwartet oder zumindest erhofft hatten, eine Lohnerhöhung von Ihrem Chef zu erhalten, oder dass Ihre Immobilie oder Ihre Aktie eine Wertsteigerung erfährt, haben Sie intuitiv das Prinzip von Geld bereits verstanden. Meinen Glückwunsch. (Nur bitte fordern Sie ab jetzt nie mehr wieder „Preisstabilität“ oder gar einen „Goldstandard zur Währungsstabilität“ oder ähnliches, ja?)
Wenn man das einmal verinnerlicht hat, wird unmittelbar klar, warum Caesar mit seinem Vorgehen so erfolgreich war.
Wenn Sie in einer deflationären Krise einmalig regulatorisch bei der gewichtigsten Assetklasse den „Windfall profits“ der Gläubiger gegenüber ihren Schuldnern aus der einseitigen, explosiven Aufwertung des „Geldes“ gegen die Assetpreise quasi den Wind aus den Segeln nehmen, beruhigt sich der Markt. Das Vertrauen der Menschen kehrt zurück, und damit schliesslich auch die Preisrelationen des status quo ante. Das ist bereits alles, und wie immer schlicht simpel, hat man das Grundprinzip einmal erkannt.
Caesar hat also kaufkraftmässig die Gläubiger und Banker gar nicht enteignet, auch wenn es auf den ersten Blick danach ausschaute. Leider hatten die ihn dazumal bereits erdolcht, bevor sie das selber kapierten – falls sie es überhaupt kapieren wollten. Immerhin verjagte das empörte Volk all diese korrupten Seelen später aus Rom nach Kleinasien.
Mein Vorschlag wäre daher: Wir sollten hierzulande besser vor Eintritt der analogen Krise einmal gründlich nachdenken, was nach Eintritt zu tun wäre. Wobei das bei weitem noch nicht alles ist, was dieses Land an Reformen dringend bräuchte. Aber wer mich hier öfters liest, kennt diesbezügliche Baustellen wie Lösungsansätze ja bereits zur Genüge.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Die Rezession wurde nicht durch Immobilien Thurgau oder Immobilien Frauenfeld ausgelöst. Vielmehr durch zahlreiche falsche Entscheidungen und Vertuschung von richtigen und korrekten Zahlen. Leider ist es für den Käufer teurer geworden ein Haus kaufen Thurgau, Haus kaufen Frauenfeld, Haus kaufen Kreuzlingen, Wohnung kaufen Frauenfeld, Haus kaufen Weinfelden oder ein Haus kaufen in Frauenfeld.
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Werter Herr Doktor Ott
Wie lautet Ihre Botschaft in diesem Artikel auf den Punkt gebracht?
Bitte Antwort in einem Satz. Danke
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@ Fred
Leider enthält mein Text mehrere Botschaften; ich habe sie sogar bewusst ein wenig verpackt ;-)) Sorry dafür, im Nachhinein.
Aber vielleicht könnten Sie mir ja mit dem einem Satz aushelfen, oder, zumindest, was ist denn bei Ihnen angekommen ?
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Das hört sich kompliziert an. Wie wäre es, wenn stattdessen von einem Hypothekarnehmer bei Zinsen unter 1.5% eine Kreditsummenverkleinerung von pro Monat 1/500 des Wertes der Immobilie verlangt wird. Beispiel 1: Haus, 1 Mio. Wert, 800 Tausend Fremdkapital, Zinsen 1.4%, Schuldreduktion von 1/500 oder 2000 pro Monat. Beispiel 2: Haus, auch 1 Mio. Wert, 0 Schulden zunächst, dann Aufnahme eines Hypo-Kredits von 50 Tausend zum Zins von 1% für den Kauf eines Autos, Zahlung von 1/500 des Hauswerts oder 2000 pro Monat. Gingen die Immobilienpreise zurück, hätte die Bank so bessere Kredite in ihren Büchern. Ich hielte es auch für logisch, wenn nach den extremen Preiserhöhungen von Immobilien an manchen Orten die Preise wieder zurückgingen.
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Sehr geehrter Herr Doktor Ott
Besten Dank für Ihren sehr interessanten Artikel. „Es gibt nicht Neues unter der Sonne“ hat schon König Kohelet in Jerusalem gesagt (Davidsohn, Bibel).
Erschütternd ist das Beispiel Kondratieff.
Die grösste Gefahr für die Immobilien geht m.E. von den drohenden Negativzinsen aus. Fällt der Euro weiter, was ich langfristig schon seit Jahren hier prognostiziert habe und die SNB hält an ihren Devisenanlagen fest, so droht der SNB negatives Eigenkapital.
Um das abzuwenden, musste sie Negativzinsen einführen und so versuchen, die drohenden Verluste durch eine positive Zinsmarge wettzumachen. Dadurch sinken jedoch die Zinsmargen der Banken, so dass diese die Hypothekarzinsen anheben müssen.
Kausalkette: Je mehr der Euro fällt, desto tiefroter werden die Negativzinsen der SNB, desto mehr steigen die Hypothekarzinsen, desto mehr fallen die Immobilienpreise.
Die Immobilienbesitzer finanzieren so nachträglich das Abenteuer „Mindestkurs“. Die Immobilienpreise werden nur noch durch die Zuwanderung gestützt.
Ich unterstütze Sie vollkommen, wenn sie schreiben, wir sollten alle einmal gründlich nachdenken. Das gilt insbesondere bezüglich der Geldpolitik unserer Zentralbank.
Aber wie schloss Kohelet:
„Denn: Viel Wissen, viel Ärger, wer das Können mehrt, der mehrt die Sorge.“
Hätte sich Kondratieff an diese Weisheit halten sollen?
Freundliche Grüsse
Marc Meyer
Sehr geehrter Herr Doktor Ott Besten Dank für Ihren sehr interessanten Artikel. „Es gibt nicht Neues unter der Sonne“ hat…
Das hört sich kompliziert an. Wie wäre es, wenn stattdessen von einem Hypothekarnehmer bei Zinsen unter 1.5% eine Kreditsummenverkleinerung von…
Werter Herr Doktor Ott Wie lautet Ihre Botschaft in diesem Artikel auf den Punkt gebracht? Bitte Antwort in einem Satz.…