Zum Abschied am Freitag gab’s Blumen. Urs Baumann habe als CEO in den letzten 3 Jahren einen „substantiellen Beitrag zur Weiterentwicklung“ der Bellevue-Gruppe geleistet.
Was nach Minne klingt, ist das Ende eines harten Machtkampfs an der Spitze der Gruppe mit Privatbank und Asset Management unter dem bekannten Namen und mit wechselvoller Geschichte.
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Gewinner des Seilziehens, das sich in den letzten Monaten hinter der Kulisse abgespielt hat, ist Hauptaktionär Martin Bisang, Verlierer der Ex-CS-Banker Urs Baumann.
Baumann, der selbst 5 Prozent an der börsenkotierten Bellevue-Gruppe hält, dürfte seine Minderheit wohl an Bisang und die obsiegenden Bellevue-Investoren zurückverkaufen. Er war nicht erreichbar.
Hinter dem CEO-Abgang von letzter Woche steht ein Krimi. Er ist der jüngste Höhepunkt einer Geschichte mit potenten Ausland-Financiers, teuren Beratern und dem lichtscheuen Martin Bisang.
Drei Mal versuchte eine Gruppe von Amerikanern und anderen Investoren in den letzen drei Jahren, sich die Bellevue zu schnappen.
Diese war nach mehreren Skandalen wie der Fusion mit Swissfirst von Thomas Matter von 2005 geschwächt.
Vor allem die schwere Verletzung ihrer „Pflicht“ beim Verkauf der Thurgauer Schleifpapier-Firma Sia nach Deutschland führte zu einer harschen Rüge der Finanzmarktaufsicht.
Mit Finma-Urteil von 2011 durfte Bisangs Bellevue bis auf weiteres keine neuen Privatkunden mehr aufnehmen. „Für den Widerholungsfall“ drohte ihr die Aufsicht mit Lizenzentzug.
Da kam mit Urs Baumann ein neuer CEO zur Bank. Im CS-Reich hatte er sich einen Namen gemacht mit einem Joint-Venture mit der American-Express-Kartenfirma.
Baumann, ein Ex-McKinsey-Berater, brachte es zu Vermögen. Dieses investierte er zum Teil in Bellevue-Aktien.
Baumanns erster Plan war es, aus der schlingernden Bellevue eine auf die deutsche Schweiz, Deutschland und Österreich ausgerichtete Privatbank zu machen.
Damit lief er bei Bisang und seinen Kollegen im Bellevue-Aktionariat auf. So kamen die Ausland-Investoren wieder ins Spiel, die bereits zuvor im Hintergrund aktiv gewesen waren.
Damals ging es um ein Management-Buyout durch Hans-Peter Diener, den Ex-Chef des Bereichs Asset Management der Bellevue. Diener verliess die Gruppe. Er wollte sich nicht äussern.
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Die US-Investoren hatten offenbar mehrere erfahrene Banken-CEOs an der Leine, die sich mit eigenem Geld an der Bellevue beteiligen wollten.
Auch dieses Unterfangen scheiterte. 2014 kam es zum dritten und letzten Anlauf.
Diesmal schien alles zu klappen. „Wir wollten, dass der Verkauf im Einklang mit den Bellevue-Grossaktionären geschieht“, sagt ein Involvierter.
Bellevue-Präsident Walter Knabenhans, ein Ex-Julius-Bär-Chef, war der Ansprechpartner der Investoren. Knabenhans und Bellevue engagierten die bekannten Moelis-Berater für den Verkauf.
Alles schien geritzt, bis Anfang 2015 das plötzliche Aus verkündet wurde. Die Gründe blieben im Dunkeln.
Dafür folgten rasch die Abgänge. Zunächst zog Knabenhans die Konsequenzen und verliess den Verwaltungsrat. Wenige Wochen später kam das Aus von CEO Urs Baumann.
Damit sind jene Leute, welche die Bellevue an Leute mit Geld verkaufen wollten, von Bord. Deren Plan war, die Bellevue in eine KMU-Bank mit interessanten Finanzierungsmöglichkeiten zu verwandeln.
Zurück bleiben die alten und neuen Machthaber. Allen voran Martin Bisang.
Der konnte seine Frau an einflussreicher Stelle installieren. Mirjam Staub-Bisang sitzt neu im dreiköpfigen Bellevue-VR.
Nachfolger des abgetretenen Knabenhans als Präsident ist Thomas von Planta, ein langjähriger Vertrauter der Bisangs.
Die Wirren um Bellevue zeigen, dass Martin Bisang, der 1993 zusammen mit dem verstorbenen Ernst Müller-Möhl und weiteren die Bank gegründet hatte, nicht beabsichtigt, die Zügel loszulassen.
Das Interesse an neuen Eigentümern war offensichtlich nur vorgetäuscht. Zumindest blieben die wahren Absichten absichtlich im Dunkeln.
Sphynx Bisang, geheimnisvoll und undurchschaubar. Für die Zukunft der Bellevue-Gruppe wirft das Fragen auf.
Das Unternehmen lebt praktisch ausschliesslich von seinem Asset Management. Und dieses fast nur vom Beteiliungsvehikel BB Biotech.
Dort wurden mit einem Trick die Einnahmen in die Höhe getrieben. Die maximale Obergrenze von 1 Milliarde Wert der BB Biotech zur Berechnung der Entschädigung fürs Asset Management der Bellevue wurde gestrichen.
Das geschah Ende 2013, und zwar still und leise.
Wohlweislich. Denn die jährlichen Gebühren fürs Bellevue Asset Management für ihre Arbeit rund um BB Biotech, die zuvor 12 Millionen betrugen, vervielfachten sich.
Nicht durch bessere Leistung. Sondern allein weil der Wert der BB Biotech so hoch war.
Was will der Hässig mit diesem Artikel uns sagen? Soll man jetzt Bellevue Aktien verkaufen oder kaufen? kann man gleich bei BB Biotech einsteigen? ist der Bisang eher ein skrupelloser Metzger als ein hinterlistiger Banker?
Die beschriebene Geschichte kommt mir vor wie „die Spielleute von Seldwyla“, tief in der Provinz, wo es doch ausser die drei, vier Beschriebenen und Betroffenen niemanden interessiert.
Und jetzt? Kann passieren. Spannend wäre einzig, die (Hinter-)Gründe zu erfahren.