Adrian Künzi baute bisher immer nur auf und aus. Jetzt muss der Notenstein-Chef erstmals in seiner Karriere sanieren.
Und wie. Künzis Sankt-Galler Privatbank lagert in diesen Wochen und Monaten 230 Jobs an das Mutterhaus, die Raiffeisen Schweiz, respektive deren Töchter aus.
60 Informatiker, 80 Backoffice-Abwickler und Trader sowie 90 Leute vom Assetmanagement wechseln die Seite; insgesamt 230 Notenstein-Banker, mithin mehr als ein Drittel der ganzen Bank.
Die Folgen für die Betroffenen sind massiv. Der Handel und Teile der Informatik landen in Zürich und Umgebung, der Rest in der Zentrale der Raiffeisen in der Gallus-Stadt.
Wer nicht von der Ostschweiz nach Zürich pendeln will, der muss sich nach einem neuen Job umsehen. Die Gefahr steigt, dass gefragte Leute kündigen und zur Konkurrenz wechseln.
Besonders zu reden gibt die Auslagerung des gesamten Strukturierten-Geschäfts der Notenstein. Dieses hat eine ansehnliche Grösse. Nun landet der ganze Bereich bei der Raiffeisen Schweiz, auf dem alten Hürlimann-Areal in Zürich.
„Kundenhandel und der Vertrieb von strukturierten Produkten werden in das Departement Zentralbank von Raiffeisen integriert“, bestätigt ein Sprecher der drittgrössten Schweizer Bankengruppe.
Dabei soll es „nicht zu Entlassungen“ kommen. In einigen Jahren würden dank Synergien die Kosten tiefer.
Hier liegt der Kern der Sache. Die Notenstein-Bank konnte in ihrer bisherigen Form niemals rentieren.
Die Lösung heisst nun radikaler Schnitt mit der Vorgängerbank Wegelin. Diese hatten die Partner Konrad Hummler und Otto Bruderer unter US-Druck Anfang 2012 an die Raiffeisen verkauft.
Der Preis war mit über einer halben Milliarde stolz – vor allem angesichts des Gewinns. Der war ein Rinnsal: Mehr als 90 Rappen jedes verdienten Frankens ging den Notenstein-Bach runter.
Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz schaute lange zu. Statt sein neues Baby zu sanieren, versuchte er dieses für einen strategischen Hosenlupf zu nutzen. Fusion mit der Zürcher Vontobel lautete sein Ziel.
Die Operation erlitt Schiffbruch. Da entwickelte Vincenz Plan B: die grosse Zerlegung.
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Die spielt sich nun in vollem Tempo ab. Unter dem Kommando von Vincenz-Nachfolger Patrik Gisel muss Notenstein-Chef Künzi seine einstige Vollbank in ein Frontoffice eindampfen.
Keine eigene IT mehr, kein Strukturierten-Business, kein Assetmanagement, kein Trading, sondern nur noch Kundenberater und deren Assistenten.
Eigentlich könnte Notenstein ihre Bankenlizenz gegen eine für reine Vermögensverwalter eintauschen. Das käme günstiger.
„Operation Abbau“ soll die Notenstein endlich auf Touren bringen. Dabei hofft Chef Künzi auf LaRoche.
Die Basler Traditionsbank schlüpft unter die Sankt-Galler Decke. Sie bringt rund 70 Mitarbeiter in das neue Gebilde ein und erhält im Gegenzug einen Platz im Schriftzug.
Notenstein LaRoche heisst die Bank in Zukunft, und sie geht nach dem massiven Ab- und dem kleinen Ausbau mit rund 450 Bankern ins Rennen.
Dieses wird hart. Zum Geldesel wird Notenstein LaRoche in absehbarer Zeit nicht.
Für das erste Halbjahr 2015 rechnen die Verantwortlichen mit einem Kosten-Ertrags-Verhältnis von über 80 Prozent. Das wäre zwar deutlich besser als bisher, läge aber immer noch weit weg vom anvisierten Ziel.
75 Prozent, das ist die Schlüsselgrösse, damit kann eine Privatbank leben. Die Genfer Pictet und Lombard Odier oder auch die Zürcher Julius Bär, die alle deutlich grösser sind als die Notenstein, liegen in etwa dort.
Notenstein-Künzi hinkt hinterher. Keine Hilfe sind die Zinseinnahmen. Negativraten brachten das Differenzgeschäft, das immer stabile Gewinne beisteuerte, zum Einsturz.
Im Unterschied zu Pictet & Co., die viel breiter aufgestellt sind und ein Vielfaches an Kundenassets ausweisen, ist die Notenstein in der „blöden“ Mitte gefangen.
Zu gross zum Sterben, zu klein zum Abheben.
Die Auslagerung der Kosten an die Mutter bringt keine nachhaltige Lösung. Statt als Vollbank die Kosten selbst zu bestimmen, hängt die Notenstein nun über sogenannte „Service Level Agreements“ am Kostentropf der Raiffeisen.
Es führt kein Weg vorbei an Wachstum. Die Notenstein braucht mehr Assets, mehr Kunden, mehr Business.
Sonst bleibt sie eine triste Hobbyveranstaltung im Schatten der grossen Raiffeisen.
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Die beliebtesten Kommentare
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Jetzt könnte bald eine Doku oder ein Buch über den „Untergang“ von Wegelin resp. Notenstein realisiert werden. Die Verlagerung der Mitarbeiter und die Vernetzung/Adaption der Core Banking Lösung von Sunguard mit DIALBA könnte ein interessante sowie teures Unterfangen werden.
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Meldungen wie diese werden von nun immer häufiger erfolgen. Die Schweiz wird ausbluten – schuld ist der Schweizer Franken. Es gibt zwar viele Traeumer, die glauben, mit Qualität können die Schweizer Preise gehalten werden. Jeder kauft doch günstiger im Ausland ein, wenn er dies mit vernuenftigem Aufwand erledigen kann. Die Verlagerung von Jobs aus der Schweiz haben schon immer stattgefunden…oder wer kauft den noch Kleider, welcher in der Schweiz produziert werden oder wer trinkt nur schweizer wein.
Die Jobs bei den Schweizer Banken werden in Zukunft fast alle, ausser die Front, ausgelagert werden. CH Banker, rette sich wer noch kann und wappne dich für den gigantischen Strukturwandel.-
Es wird geschehen. Viele Top-Banker werden das Arbeiten
noch lernen oder sie gehen unter.
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Die neue Notenstein wird nur noch Fassade sein. Die Raiffeisenbank ist nicht gerade dafür bekannt, dass sie z.B. im Trading oder bei den strukturierten Produkten sehr profesionell agiert. Wenn man nicht mal weiss, was ein Call und ein Put ist, kann man als Privatbank nicht wirklich profesionelle Dienstleistungen für eine gehobene Kundschaft anbieten.
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Rechnen wir mal 230 Leute weniger auf der Payroll macht bei einem durchschnittlichen Jahresgehalt ein Reingewinn von 46 Mio. Damit hat der Chefe der Hobbybank alles erreicht. Die Zahlen stimmen, was will man mehr…. ups vergessen die ca. 40 – 50 Ü50 Mitarbeiter aus der Fusion, die ohne Job dastehen. Geld regiert die Welt, und die Sozialleistungen zahlen wir alle.
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Naja Rolf Meier: betriebswirtschaftliches Rechnen scheint nicht Ihre Stärke zu sein. Keep on dreaming oder kaufen Sie sich ein Buch über die Erstellung einer Erfolgsrechnung.
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@hanslima: Dann rechnen Sie mal bitte vor, anstatt zu beleidigen. 230 Leute, die jeder 200k CHF kosten (Gehalt plus Sozialleistungen plus Infrastruktur) sind 46 Mio. CHF, um die der Betriebsgewinn vor Steuern steigen kann. Was soll an der Rechnung falsch sein?
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Hobbybank… da frag ich mich doch wird in Zukunft dieser Hobbybank das gleiche passieren wie Sarasin… Verkauf und Rückkehr zum Kerngeschäft….
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So findet man superbanker von morgen: Google, Vincent Lehmann, Instagram, und Video abspielen
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Der Konsolidierungszirkus hat gerade erst begonnen. Was zaubert Frankenstein La Poche als nächstes aus der Tasche?
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Es wird für Investment- und Privatbanker eine nie dagewesene Zeit anbrechen.
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Macht Sinn.
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Haben sie nach Jahren des parallelen Dahindarbens doch noch das Wort Synergie-Effekte kennengelernt bei der Bauernbank.
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Einfach mal ein bisschen dahin blabbern….
und ein bisschen ETFs „managen“….
Leistung sieht anders aus, man darf sich auch informieren
http://www.raiffeisen.ch/web/home_de
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Haben sie nach Jahren des parallelen Dahindarbens doch noch das Wort Synergie-Effekte kennengelernt bei der Bauernbank.
Einfach mal ein bisschen dahin blabbern.... und ein bisschen ETFs "managen".... Leistung sieht anders aus, man darf sich auch informieren…
Macht Sinn.