Die einst stolze Deutsche Bank und ihr Ableger im Zürcher Prime Tower fahren ihr Geschäft herunter. Doch auch das will gelernt sein.
Die rausgeschmissenen Kunden mit einer halben bis ganzen Million Vermögen und Externen Vermögensverwalter (EAM) mit zu wenig Volumen müssen monatelang auf die Schliessung warten.
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Üblich sind maximal 3 Wochen. Doch die Deutsche Bank Schweiz schafft es derzeit nicht schneller als in 2 bis 3 Monaten. Ihr System macht schlapp.
Die Schuld liege bei Outsourcing-Partnerin B-Source, halten die Deutsche-Verantwortlichen in einer internen Mitteilung fest. Diese würde mit dem Volumen nicht fertig.
Die Rede ist von einem „significant backlog with our security transfers executed by B-Source“, wie in einer Intranet-Mitteilung der Deutschen Bank Schweiz-Führung an die „Dear Colleagues“ steht.
Ein Sprecher bestätigt die Probleme mit den Wertpapier-Transfers, diese seien aber bewältigbar.
Bei der Avaloq, welche die B-Source besitzt, gibt es nur eine allgemeine Stellungnahme.
„Kinderkrankheiten kann es bei Grossprojekten leider geben – wenn dieser Fall eintritt, handeln wir umgehend und mit Kundenzufriedenheit als oberstem Ziel“, meinte eine Sprecherin auf Anfrage.
Für die Deutsche Bank Schweiz (DBS) ist der massive Verzug beim Austritt der Kunden ärgerlich. Denn man weiss nie, ob man die Klientel dereinst gerne wieder hätte.
Die Überlastung des Systems und des Austritts-Prozederes hängt mit der Menge zusammen. Die DBS hatte sich letztes Jahr entschieden, flächendeckend die kleineren Privatkunden und EAM hinaus zu komplimentieren.
Nun benötigt sie Notmassnahmen. Um das Problem anzupacken, gebe es eine „B-Source taskforce“, steht in der Mitteilung ans Personal.
Diese Taskforce müsse den entstandenen „backlog“ abarbeiten. Neu gebe es auch ein „’early warning system‘, das sicherzustellen habe, dass B-Source proaktiv reagiere, um zukünftige Backlog-Wiederholungen zu minimieren und einzudämmen“.
B-Source habe ihr Personal für die Deutsche Bank von 2 auf 5 Mitarbeiter erhöht, die sich ausschliesslich dem Fall widmen würden, heisst es weiter.
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Die Schwierigkeiten der Deutschen Bank Schweiz mit der B-Source zeigen die Tücken des Outsourcings.
Die DBS hatte vor 2 Jahren ihr altes und selbst betriebenes IT-System mit Software der Temenos unter dem Projektnamen „Renaissance“ durch eine Outsourcing-Lösung bei der Tessiner Anbieterin abgelöst.
Schon im Vorfeld kam es zu Problemen. Auch danach hörten die Schwierigkeiten nicht auf.
Die B-Source-Führung versicherte darauf, dass sie die Kinderkrankheiten in den Griff gekriegt hätte.
Das ist offenbar nur beschränkt gelungen. Jedenfalls deuten Konto- und Depotschliessungen von mehreren Monaten bei einem der Vorzeigekunden des Markts Schweiz auf gravierende Unstimmigkeiten hin.
Trotzdem überlegen sich immer mehr Banken, ihre IT und wichtige Backoffice-Prozesse, die lange als absolute Kerndisziplin galten, einer spezialisierten Anbieterin zu übergeben.
Nicht nur das: Die Aufgaben gehen oft in ein Center im Ausland. Patrick Odier von der gleichnamigen Genfer Privatbank sagte gestern im Rahmen eines Bankiervereinigungs-Anlasses, dass angesichts der hohen Kosten keine Alternative bestünde.
Ob die Rechnung aufgeht, muss sich weisen.
Für die Schweiz bedeutet die Auslagerung zunächst einen Arbeitsplatzverlust. Umgekehrt gewinnen die Banken möglicherweise nur kurzfristig.
Wenn die Kunden wie bei der Deutschen Bank Schweiz vergrault werden, dann schlägt sich das auf die Reputation nieder.
Am Ende könnte der Schaden die Einsparungen übersteigen. Hinzu kommen die Sicherheits-Risiken rund um ins Ausland ausgelagerte Daten.
Es wäre nicht das erste Mal, dass sich kurzfristiges Kostendenken langfristig rächt.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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lol, genau dies haben wir „sehr effizient“ mal bei der CS gemacht…ich persönlich hatte 7K „Kundenbeziehungen“ in 6MT saldiert… zu Beginn waren wir für nichts anderes zuständig, unsere „Berater“ hatte ich nie „beneidet“, da gab es nichts zu „beneiden“!…logischerweise waren 90% neue CS Mitarbeiter….
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Im Zusammenhang mit dieser Software kommt mir eine Anekdote in den Sinn. Ein Amerikaner besucht einen Bauern im Appenzellerland. Sie kommen auf ihre Höfe zu sprechen. Meint der Appenzeller, er brauche zwei Stunden um die Grenzen seines Hofes abzuschreiten. Der Ami erwidert, er brauche mit dem Auto zwei Tage um seine Farm zu umrunden. Darauf der Appenzeller: „So ein Auto habe ich auch einmal gehabt!“
Ist ansonsten die Vermutung falsch, dass die Probleme der deutschen Bank eine Hinterlassenschaft der früheren Geschäftsleitung sind. Da war doch ganz oben auch einmal ein Schweizer tätig? -
Pingback: Anonymous
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Typisch Deutsche Bank. Das Thema Bank 24 haben sie wohl schon wieder vergessen. Kurzfristiges Denken ist wohl eine Spezialität. Kunden, die man gekündigt hat, werden als Kunden verloren sein. Noch gibt es auf dem Markt viele Banken, die besser und preiswerter sind. Die Deutsche Bank als Statussymbol ist vorbei mehr das Gegenteil, was du bist noch bei solch einer „kriminellen“ Bank? Für die Deutsche Bank gilt nicht das Sprichwort : Aus Schaden wird man klug!
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OMG – keiner der Kommentatoren kennt sich in dem Fall aus. Es sind nicht die Kontoschliessungen das Problem, sondern der Depottransfer an die neue Bank („DFP – delivery free of payment“). Das ist egal mit welcher Software ein manueller Prozess, u.a. da die Gegenpartei bestimmt wohin die Valoren zu liefern sind. Das lässt sich zwar EDV-technisch unterstützen (z.B. durch automatisierte Depotstellenanfragen, bei B-Source nicht im Einsatz), aber nur zu einem gewissen Prozentsatz. Der Rest ist manuelle Arbeit. Und wenn die DB jetzt kurzfristig einen Grossteil der Assets transferiert – dann gibt es natürlich ein Ressourcenproblem. Bis in dem Bereich jemand versteht wie es geht dauert es Minimum 3 Monate, und da wären Wertschriftenkenntnisse schon nicht schlecht als Basis. Hätte die DB nicht ausgelagert, dann wäre dass Problem noch grösser. Denn so konnte die B-ource wenigsten intern Personal umschichten das sich auskennt. Aber in meinen Augen ist auch B-Source damit nicht professionell umgegangen, da das Problem rasch sichtbar war – aber vom Management so nicht erkannt wurde.
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Man könnte meinen, ganz China wäre bei denen Kunde, und die Kontoschliessungen passieren täglich.
Oder Kontoschliessungen würden noch per manueller Handarbeit wie anno 1960 (?) erfolgen, als man zu einem Archiv laufen musste (oder so ähnlich).
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Wie kann man nur Dienstleistungen bei einer Firma beziehen, die sich „B-Source“ nennt?
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Meinen Sie, „A-Source“ wäre besser?
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Na ja, die Deutsche Bank könnt Ihr eh bald komplett zumachen. Die ist doch de facto – trotz Accounting-Gimmicks und korruptem Wirtschaftsprüfer – pleite. Wird zwar vom Staat und der Zentralbank gerettet werden, aber diesmal werden die Banker nichts mehr zu lachen haben.
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Eine Null an der falschen Stelle verzehnfacht die Probleme.
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So lustig!
Die Deutschen Superschlauen und B-Source!
Später mit A-Source werden Sie um solche Kunden wieder betteln!
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Wohl zuviele Deutschschweitzer und zu wenig Romands in dieser IT, kann meine Meinung nach nicht gut gehen.
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An dem wird’s bestimmt liegen.
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B-Source ist leider aus dem Tessin 😉
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Es ist ein Skandal, wenn irgendeine Bank drei Monate für Kontenschliessungen braucht. Wer ist denn hier für die IT verantwortlich? In welchem Jahrhundert leben die denn? Muss eine Kontoschliessung per Hand gemacht werden? Wenn dies stimmt, lebt die IT dort meiner Meinung nach in der Steinzeit.
Kein Wunder, wenn in ein paar Jahren neue Firmen massiv Marktanteile gewinnen. Man sollte meinen, dass in der post Schwarzgeldbonanza Service wichtig ist, um Kunden zu halten. -
Danke Herr Hässig für den Bericht. Es zeigt mal wieder das „Top“ MDR’s immer weider den gleichen Fehler machen. Das Projekt in einem Schlag durchzuführen. Ernüchterung kommt am Schluss aber dann sind diese „Top“ MDR’s schon weiter gezogen (intern oder extern). Das Motto lautet auch hier Agiles Projektmanagement. Stück für Stück das Projekt in Angriff nehmen mit kleinen Meilensteinen. Alles andere ist immer zu komplex zu unüberschaubar. Und Banking heisst IT. Wer nicht auf Agile umschwenkt der ist 2000 and late.
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Banking heisst IT, bitte nicht verbreiten. Wenn das stimmen würde, würden in den Gorss und Kantonalbänklis A´s aus der IT Branche zu finden sein, in Tat und Wahrheit sind es jedoch C´s und D´s, die lediglich mit hohem Kosten- und Personalaufwand einigermaßen Lösungen schaffen können.
Banking ist nach wie vor, die Margin der Kundengeschäfte zu nehmen. Um fair zu sein sehen wir von Hypotheken und Unternehmensfinanzierungen mal ab.Wollen wir wirklich IT Banking machen, ist das mit den gegebenen Mgr nicht zu machen.
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Ja und ja. Weil der Bänker von heute ist morgen schon ausgestorben. Wer Fintech sagt muss mit den neuesten Technologien vertraut sein aber euch mit den neuesten Methoden der Softwareentwicklung und Projekt Mangements.
Welcher Bänker kann aus dem Stand heraus den TWR oder MWR berechnen oder auch nur den Unterschied nennen? Agile, Scrum, Kanban, BPMN 2.0 uvm. Wenn die hier lesenden Bänker Bahnhof verstehen dann bitte warm anziehen.
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Die IT-Fuzzis haben solche Kausalitäten: Massive Konto- und Depot-Schliessungen nie und nimmer programmiert? Das System ist auf Aufbau, Zugang und Vermehrung ausgelegt.
So wurde aus Avaloq der reinste Sündenbock……
Oder:
‚Der Fahrstuhl nach unten ist besetzt!‘ -
Hat nicht ein anderes oberflächliches Bankenportal vor Kurzem kommentiert, dass die Deutsche einen neuen CIO (IT-Chef) bekommt, der das PB digitalisieren soll?
Weiss jemand was dahinter steckt – neben heisser Luft?
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tönt nach einem ziemlichen non-event. zudem: warum verlust für die schweiz? bsource sitzt doch mit 800 mann im tessin, oder?
tönt nach einem ziemlichen non-event. zudem: warum verlust für die schweiz? bsource sitzt doch mit 800 mann im tessin, oder?
Hat nicht ein anderes oberflächliches Bankenportal vor Kurzem kommentiert, dass die Deutsche einen neuen CIO (IT-Chef) bekommt, der das PB…
Die IT-Fuzzis haben solche Kausalitäten: Massive Konto- und Depot-Schliessungen nie und nimmer programmiert? Das System ist auf Aufbau, Zugang und…