Lernen von Boris Collardi geht so: Wie werde ich mit 41 Super-Super-Millionär? Ganz einfach: Ich hole mir mehr Bonus.
Koste es, was es wolle. 550’000’000 Dollar zahlten die Bär-Aktionäre kürzlich US-Busse. Die Folgen für Collardi? Keine. Der Bär-CEO erhält mehr: 6,2 Millionen Franken sind es für 2015.
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Fast noch besser: Collardi hat bei seiner Bank über 12 Millionen Kredit offen – wohl für seine neue Villa –, der ihn nichts kostet; wenn er nicht gar etwas darauf herausbekommt.
Im Annus horribilis der Zürcher Privatbank, die immer noch den Namen der einst bescheidenen Familie trägt, gehen Collardis Freuden und Entschädigungen also nicht etwa runter.
Sondern … hoch.
Wie ist das möglich? Niemand weiss es. Klar ist: Es ist so.
Der Vergütungsbericht der Bär-Bank von heute zeigt bei Collardi eine saftige Steigerung von 5,7 Millionen Gesamtentschädigung auf 6,2 Millionen. Macht mal eben plus 9 Prozent.
Man kann mit dem Gewinn ohne Bussen und übrige Sonderposten argumentieren. Doch das greift zu kurz. Für die Aktionäre, die das Management zahlen, kosten auch solche Extralasten.
Collardi verdient auch relativ extrem viel. Sein Lohn und Bonus in Bezug zum Unternehmensgewinn ist viel höher als das Verhältnis bei den Grossbanken-Chefs.
Boris der Banker ist der wahre König der Boni.
Als er vor 2 Monaten das Resultat seiner Bank präsentierte, drückte Collardi noch etwas auf die Tränendrüse. Er werde wegen der US-Steuerbusse auf Bonusteile verzichten.
Davon ist nichts zu sehen. Im Gegenteil: Um rund 400’000 Franken ist Collardis variable Vergütung, sprich sein Bonus, im zurückliegenden Jahr gestiegen; von gut 3,8 auf über 4,2 Millionen.
Macht 10 Prozent mehr. Und das für über eine halbe Milliarde Strafe: Es ist der dritthöchste Ablass im Steuerkonflikt mit Übersee. Die übermächtige UBS zahlte nur gut 200 Millionen mehr.
Eine Meisterleistung in eigener Sache. Mir das Geld, Dir die Verluste.
Collardis Bär-Aktienbestand sank denn auch von 224’000 auf 206’000 Titel, womit sein Risiko mit Aktien der eigenen Bank per Ende 2015 sich von knapp 11 auf noch gut 10 Millionen reduzierte.
Nur 10 Millionen in eigenen Aktien, und das nach 7 Jahren CEO, sind Peanuts: Eigentlich müsste ein Aufschrei durchs Aktionariat gehen.
Doch dieses verhält sich nach einem einmaligen Proteststurm ruhig.
Grund könnte eine einzigartige Intransparenz sein. Die Bonus-Zahlen, die offengelegt werden, sind nicht jene, die wirklich zählen.
Das hängt mit dem Konstrukt der Bär zusammen. Dieses ist genial.
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Über der Bank Julius Bär, wo rund ein Dutzend oberste Chefs im überlaufenden Bonus-Topf rühren und wo das Geld fliesst, thront eine Holding.
Deren einziger ersichtlicher Zweck ist die Verschleierung. 6 operative Chefs und deren Entschädigungen werden gezeigt.
Auch da ist die Summe nicht gesunken, sondern gestiegen – und zwar trotz einem Mann weniger. Auf fast 18 Millionen belaufen sich Fixgehälter und Boni fürs Gruppen-Management, macht im Schnitt 3 Millionen.
Nun ist das aber erst die Hälfte der Miete.
In der Bank hat es nochmals so viele Topmanager, welche zusammen mit den Kollegen von der Gruppe die Geschäftsleitung der Bank bilden.
Würde dort im Schnitt gleich viel bezogen, was wohl etwa hinkommt, zahlt die Bank ihrem operativen Management über 35 Millionen für aus.
35 Millionen für eine mittelgrosse Privatbank mit gut 5’000 Mitarbeitern, einem Zehntel der CS und noch weniger im Vergleich mit der UBS.
Würde man das hochrechnen, dann müsste das Topmanagement der UBS 400 Millionen im Jahr beziehen – eine absurde Summe. Tatsächlich waren es bei der Grossbank 93 Millionen im 2015, was sich auch sehen lässt.
Collardis System funktioniert. Niemand fragt, alle kassieren.
Es spielt das jahrhundertealte Prinzip der Klientel-Bewirtschaftung: Je mehr Du Deine Mitstreiter bei Laune hältst, desto stärker kommst Du selbst auf die Rechnung.
Inzwischen getraut sich Collardi gar, die Schamgrenze bei den Krediten auszureizen.
Im Bericht von heute sind 12,2 Millionen offene Ausstände für ihn deklariert. Was bezahlt der Bär-Chef dafür?
Vermutlich nichts.
„Die Hypothekardarlehen an Mitarbeitende und Geschäftsleitungsmitglieder der Gruppe im Jahr 2015 wurden mit einer Reduktion von 1% p.a. im Fall von variabel verzinslichen Hypothekardarlehen bzw. Refinanzierungssatz plus 0.5% p.a. für Liborhypotheken gewährt“, steht im Bericht.
Ausgedeutscht: Wenn Bär Gelder im Markt mit -0,75 Prozent aufnimmt – sie erhält also Zins fürs Verschulden – und darauf eine Marge von 50 Basispunkten schlägt, bleibt ein Zinssatz von -0,25 Prozent.
Bei 12,2 Millionen Hypokredit wären das im Jahr: 30’000 Franken.
Herausgeld.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Tolles Bedingungsloses Grundeinkommen, das die Bär da Boris und Freunden zugesteht.
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Ich bin entsetzt was bei den grossen Banken und Versicherungen abgeht. Heuschrecken als Aktionäre, geldgierige Abzocker in der Teppichetage und (hochgezahlte) reine Lobbyisten in Bundes-Bern. Versicherungs-Lobbyistin Christa Markwalder ist grad die höchste Schweizerin. Soziale Verantwortung und/oder Führungskompetenz sucht man überall vergeblich. Die gleichen Leute lassen den Mittelstand in die Armut abgleiten, denn jemand muss den Wahnsinn ja bezahlen. Bin gespannt, wie lange der Krug noch zum Brunnen geht.
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Der gute Boris wird sich ärgern, dass die US-Busse nicht noch viel höher ausgefallen ist, da der Bär-VR (und noch ein paar andere) die TC offensichtlich „direkt proportional“ zur Dimension der Fehlleistung festlegen.
Die «reziproke» Version hat man natürlich seit der Volksschule wieder vergessen – und an der HSG lernt man Wichtigeres.
Bin jedenfalls gespannt, welche (neuen) Fifa-Namen A. Marty noch aufs Tapet bringt.
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Da wird vermutlich gar der Josef Blatter bleich – soo tief hat der vermutlich dann doch nicht in den Topf gelangt…:)
Anyway: ich frage mich immer wieder, was sich Aktionäre so alles gefallen lassen (müssen)?! -
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Meanwhile the boss of JP Morgan buys USD 26mio worth of his own stock. At least someone with balls, some honour and trader instinct on top of it. Seems to have become a rarity in this absurd „wanna-be big swinging dicks boys club“. Just pathetic.
If I look at the next generation of consultants, err I mean bankers, I’m not very optimistic about this industry. Soon there won’t be any carcass left to scavenge on. Thank God Switzerland is exceedingly good at other things it does!
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mate where’s the like button for your comment! nailed it!
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Und es gibt imer noch Anleger und Investoren die diesen Raubzug mitfinanzieren. Magere Performance, hohe Spesen und Gebühren, geht da langsam ein Licht an ?
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Leute wie Collardi nehmen das Geld der Kunden mit der Segnung der grossen Aktionären, die selber Absahner sind . Ein grosser Teil dieses Gelds gehört den Kunden !! Ohne Kunden gibt es keine Bank!
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Boris ist nicht mehr lange im Amt, da gehe ich jede Wette ein. Sein freiwilliger Abgang ist nur noch eine Frage der Zeit. Man darf gespannt sein, wer seine Nachfolge antreten wird. Spekulationen sind erwünscht.
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Da ist offenbar jemand sicher, dass die BA das Fifa-Problem (oder noch was anderes?) durchzieht.
Soll jemand anders gegen Sie wetten, denn:
„Hope springs eternal“ – auch bei mir …. -
Solange es keinen Aufstand von der Strasse (Massendemos) gibt, wird sich nichts ändern. Die lachen doch alle nur über die kleinen Schreiberlinge, wetten!
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Ich auch. Allerdings tippe ich mehr auf ein nicht vorhersehbares externes Ereignis, wo es noch ein paar andere CEOs gleich mitzieht – Finanzkrise, Fehlspekulationen, Liquiditätsengpässe etc.
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@LH
Danke für den Transparenten Bericht. Zum Inhalt: Meiner Fresse der BC muss ja das Geld Wert sein. Busse rein. Aktienkurs runter. Pfeiffen im Top Management angeheuert. Top. So macht Banking Spass in der Schweiz. Die Frage ist nur wie lange noch? 5 bis 10 Jahre?Die Abwärtsrally wird sicher nicht lusting mir tun schon jetzt die Leute leid welche im Maschinenraum malochen müssen. Die oben werden sich immer schon aus der Affäre ziehen. War so, ist so bleibt so. (Leider)
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Endlich gibts wieder Kohle …yieppiehhh
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Die Welt neigt sich so oder so dem Ende zu, da kann auch der Ziehsohn Collardi nichts mitnehmen.
Wie dem auch immer, solange sich die bestimmenden Aktionäre nicht durchsetzen wollen, solange wird der Knabe sich bedienen, Punkt. -
Juhuu ! Grosse Klasse. Boris, cheers !
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Die Bank Bär erhält in Relation zu ihrer Grösse von den Amis eine abartig hohe Busse aufgebrummt aber keinen personellen Konsequenzen? So läuft es im Normalfall nicht. Und gleichzeitig wird in den Medien der Fruithof gepusht wie blöd „das Gesicht der Bank Bär“?
Vielleicht erhielt Boris einfach noch sein Abschiedsgeschenk.-
@Einsundeins
“ …. sein Abschiedsgeschenk“ zum Wechsel in die Finma?
Wäre zwar ein bisschen früh für die Nachfolge von M“L“B, aber im Schweizer Finanzsektor ist nichts undenkbar …….
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Ich denke, Fruithof hat eine PR-Agentur engagiert…
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Man nennt das Teuerungsausgleich, Herr Hässig. Danach schreien auch alle Mitarbeiter jedes Jahr… Bei Herrn Collardi unterliegt halt der Lohn nicht nur einer – bescheidenen – Steuerprogression, sondern halt logischerweise auch kleinen Progression beim Teuerungsausgleich.
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Negativzinsen
Herr Hässig versteht das mit den Negativzinsen leider nicht. Die Bank Bär kann kein Geld zu -0.75 % aufnehmen, sondern maximal zu 0%, aber dies bezweifle ich. Ein paar Pips muss auch sie zahlen im Markt. Anyway, Herr Collardi wird für seine Hypothek wohl so um die 0.50% zahlen, wie viele andere Bankmitarbeiter auch. Nicht, dass ich Herr Collardi hier verteidigen will, aber die Milchbüechlirechnungen von Herr Hässig kann man nicht einfach so stehen lassen.-
Dürfte wohl korrekt sein
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Was, wenn er wie bei Raiffeisen eine generelle 1%-Retro-Vergütung (Personalvergünstigung) auf die Hypo bekommt?…
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Nennen sich Bips, nicht Pips. Zudem muss er die Differenz seiner Vorteilszinssatzes als Einkommen versteuern.
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Wie finanziert die Bär denn die Hypothek?
Also EK ist ja ein minimaler Teil davon und für diese Kalkulation vernachlässigbar.
Dann ist es? Ja genau. Fremdkapital.Und zwar verschuldet Sie sich bei dem Ersteller/Verkäufer der Liegenschaft. Angenommen die haben ihr Konto auch bei der Bär.
Also die Bär hat ein Guthaben gegenüber ihrem CEO und nimmt dafür offenbar 0.5% ein.
Und was zahlt sie dafür? 0% auf dem Konto. Und wenn es ein grösserer Insti-Kunde ist, erhält sie wohl einen Negativzins.
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Solange er Steuern in der Schweiz bezahlt und ca. 500’000 CHF in die Pensionskasse fliessen…
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Na ja, die letzten 3 Abschnitte zur Hypothek sind wohl nicht korrekt. Allerdings scheint mir auch, dass bei Bär das „Bedingungslose (Mega-)Grundeinkommen“ auf GL-/Direktionsstufe schon lange eingeführt wurde. Bär-Kunden: Ihr bezahlt schlicht zuviel!
Na ja, die letzten 3 Abschnitte zur Hypothek sind wohl nicht korrekt. Allerdings scheint mir auch, dass bei Bär das…
Solange er Steuern in der Schweiz bezahlt und ca. 500'000 CHF in die Pensionskasse fliessen...
Negativzinsen Herr Hässig versteht das mit den Negativzinsen leider nicht. Die Bank Bär kann kein Geld zu -0.75 % aufnehmen,…