Adrian Künzi ist der Wanderprediger unter den Bankern. 3 Tage verbringt er im Notenstein-Headquarter in St.Gallen, einen Tag in der Filiale Zürich, einen in Genf.
Den Leuten bringt Künzi derzeit gute Nachrichten. Wir haben es geschafft, lautet seine Botschaft.
Was Künzi genau meint, ist allerdings wenig berauschend: Wir gehen nicht unter, heisst es im Kern.
Die Gefahr einer sich beschleunigenden Abwärtsspirale mit Milliarden-Abzügen durch Kunden war real, nachdem Notenstein Anfang 2012 in einer Notaktion von Wegelin an die Raiffeisen-Genossenschaft übergegangen war.
Nun wirkt Künzi fürs Erste beruhigt. „Die Asset-Abflüsse sind gestoppt“, sagt der junge Chef der jungen Privatbank, „ab jetzt erzielen wir jeden Tag Netto-Neugeld.“
Das wäre der Turnaround. „Per Mitte Jahr werden wir knapp 21 Milliarden Kundenassets ausweisen“, sagt der Notenstein-Chef. Das umfasse auch die institutionellen Kunden wie PKs.
Es wäre rund 1 Milliarde weniger, als Notenstein beim Start im Januar auf die Waagschale gebracht hatte.
Mit dieser Asset-Basis sei Notenstein eine „profitable Bank“, meint Künzi. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis von 70 bis 75 Prozent lasse sich im Konkurrenz-Vergleich sehen.
Zwischenzeitlich war ein Absturz zu befürchten. Noch im März sprach Künzi von monatlich mehreren Hundert Millionen Abflüssen. Ein Ende sei nicht in Sicht, meinte er damals.
Auf seiner Tour de Suisse setzt der 39-jährige auf einen guten ersten Eindruck.
Der Banker der neuen Generation trägt Nadelstreifenanzug und elegante Hermès-Krawatten; er spricht leise, aber sehr schnell; er studierte an den Wirtschafts-Eliteschmieden in St.Gallen und in Cambridge; er war bei Goldman Sachs. Zwar nur 2 Jahre, aber immerhin.
Künzi wirkt unerfahren, gibt sich aber selbstbewusst.
Intern komme er an, meint der Notenstein-Chef. Wäre er nicht glaubwürdig, dann hätten nicht einige wenige Kundenberater zur Konkurrenz gewechselt, sondern eine ganze Menge. Die Leute seien von den Headhuntern richtiggehend belagert worden.
Notenstein-intern ist nicht alles so ruhig, wie dies Künzi gerne hätte.
Vor allem Künzis „Club Notenstein“ gibt zu reden. Dieser schaffe eine Zweiklassen-Gesellschaft, heisst es.
Rund 20 handverlesene Senior-Kundenberater bilden den internen Elite-Zirkel. Nur die Auserwählten wissen um ihre Mitgliedschaft. Alle übrigen Vermögensverwalter könnten nur darüber rätseln, wer es ins Innere des Machtapparats geschafft habe, sagt eine Quelle.
Eine Notenstein-Sprecherin betont die Chancen für alle Berater.
„Der Notenstein Club ist in der Zusammensetzung nicht statisch, sondern dynamisch, was einen Anreiz darstellt“, sagt Dominique Meier. Zudem würden die Club-Mitglieder „auch die Anliegen der übrigen Anlageberater“ vertreten.
Ziel sei der Informationsaustausch unter den führenden Köpfen der Bank. „Beim Notenstein Club handelt es sich um eine Plattform, in der anstehende Entscheide diskutiert und hinterfragt werden“, sagt Meier.
„Dadurch können sich die Anlageberater an der Strategie-Diskussion beteiligen und diese mitgestalten. Dieser partizipative Führungsstil wird geschätzt und widerspiegelt das unternehmerische Denken bei Notenstein.“
Erste Resultate sind ein Fokus auf ein Dutzend Zielmärkte und ein Handbuch mit Regeln für das Offshore-Banking.
Notenstein-Vorgängerin Wegelin war unkontrolliert gewachsen. Beim Übergang auf die neue Bank fanden sich Kunden aus über 100 Ländern, sagt Künzi. Das übersteige die Risikofähigkeit seines Instituts.
Das Recht nimmt Überhand. Mit externen Spezialisten von Ernst&Young wurden Dos und Don’ts fürs Offshore-Banking erarbeitet, an der Bankspitze hat Künzi Juristen um sich geschart. 3 Corporate Centers – für Steuern, Risk-Management und Compliance – hat der Notenstein-Chef implantiert.
Der Panzer-Offizier der Schweizer Armee will damit ab Herbst in die Offensive gehen. Erstes Target sind die 600 Milliarden Pensionskassen- und Institutionellen-Gelder im Land. Aus heute 2 müssten mindestens 4 Milliarden werden. Dafür würden Berater abgeworben.
Anders bei den Privatkunden, dort setzt Künzi auf Eigenaufbau. Sein Vorbild ist Pictet. Die Genfer wurden aus eigener Kraft gross und nicht durch Übernahmen und Zusammenschlüsse.
Interessant ist Künzis Fokus auf das Segment der Halbreichen. Der „Sweet-Spot“ sei die Bandbreite von 0,5 bis 5 Millionen Vermögen. Allein mit Ultra-Reichen komme hingegen keine Bank auf einen grünen Zweig.
Künzi hat seinen Aufstieg Wegelin-Übervater Konrad Hummler zu verdanken. Diesem windet er ein Kränzlein. Dank Wegelins Offensive in alle Landesteile verfüge Notenstein über mehrere Jahre Vorsprung auf die Konkurrenz.
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Sollte dies ironisch gemeint sein? Wenn nicht hoffe ich nur, dass die VV-Mandate besser sind als die Fonds der alten Wegelin. Mit Schlagwörtern wie „Active Indexing“ und „Dynamic Indexing“ hat Notenstein resp. Wegelin nicht gerade brilliert.
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Notenstein hat es geschafft! Wirklich hervorragend. Die einzige CH-Bank, welche keine US-Assets hat – ein riesen Vorteil. Die sehr innovativen Vermögensverwaltungsmandate und die nähe zu den Elite-Universitäten zahlt sich aus. Bravo Herr Künzi!
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…. und fast jeden Tag kündigen langjährige Mitarbeiter, was wohl die Gründe dafür sein könnten?
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Holla, Russland und Kasachstan! Weiss man bei Notestein, auf was man sich da einlässt? Und kann man sich das nötige Frühwarn- und Monitoring-Dispositiv auch leisten? Der Compliance-Aufwand für diese Kundschaft ist massiv erhöht im Vergleich zum Rest der Welt – sofern man die Risiken ernst nimmt.
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Rentabilität scheint dem Panzer-Offizier ein Fremdwort.
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@ Jean-Luc: Ich kann Ihnen nur beipflichten: 20 Mrd. AuM, ein Dutzend Standorte, 700 MA und ein oberstes Führungstrio, welches in der aktuellen Zusammensetzung den noch kommenden Aufgaben nicht gewachsen sein wird. Es wimmelt von jungen Akademikern mit prallen Schulrucksäcken, nur haben die noch nie eine Schraube verkauft… und wissen auch nicht wie man mit betuchter Kundschaft umgeht.
Die echten Seniors (Kundenberater) mit Ihren Portfeuilles, welche seit Jahren für das Auskommen der Bank sorgen, sind in diesem neuen Notenstein-Club bestimmt nicht, und wenn, dann stark untervertreten.
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Ist das nicht meist das Problem? Heutzutage werden Banken eher rund um „Jöbchen“ im Back-Office herum gebaut, damit die üblichen Stuhlkleber „ein Umfeld“ haben. Dass eigentlich alles für die Front getan werden sollte, geht da leicht in Vergessenheit… …und zusätzlich kann man sich da irre cool die Zeit mit Reorganisationen vertreiben. Das Business (Front) merkt meist nichts davon, denn die Reorganisationen bringen nichts. Gleiches gilt leider meist auch für Übernahmen, Zusammenschlüsse, etc.
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Die Situation von Notenstein einfach schönzureden ist auch eine Strategie von einem jungen, dynamischen aber erfolglosen neuen CEO Dr. Künzi.
Die Mitarbeiter von Notenstein sind aber sicherlich nicht dumm und werden diese Schönfärberei nicht unbedingt begrüssen.
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Ganz genau.
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Wenn man sieht, dass zum Beispiel die Privatbank Mirabaud noch einige Milliarden CHF mehr Assets hat als Notenstein, dies aber mit knapp der Hälfte der Mitarbeiter erzielt, dann wird man nachdenklich über die zukünftige Rentabilität. Notenstein hat exorbitante Ueberkapazitäten.
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Jean-Luc trifft den kern. pro mitarbeiter kommt die notenstein gerade mal auf etwa 30mio assets bzw. 250-300tsd income. da liegen für einige notensteiner wohl nur kleine brötchen drin… in kürze müssen wohl effizienz massnahmen greifen, denn 700 leute ist eine viel zu fette mannschaft zur verwaltung von lediglich 20mrd. gut dass einige notensteiner dann bei raiffeisen anklopfen können.
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@Dölfi
Interessant, die Info. Nehme an das sind über-den-Daumen gepeilte Erfahrungsratios? Wenn ich mein PF bei meiner Privatbank anschaue komme ich auf viel weniger als 1 % die die mir übers Jahr abzwacken (Verwaltung, Komissionen etc).
Wenn ich das recht verstehe, müssen also die Notenstones entweder das verwaltete Vermögen pro Kopf mindestens verdoppeln oder meine Bank subventioniert mich (oder hat sonstwo einen Goldesel. Nostrogeschäfte dürfen sie nicht machen). -
@Max
wie alle anderen nehmen auch die notensteiner gebühren (die ihnen ausgewiesen werden) und generieren zusätzlich weitere erträge auf ihrem vermögen (wird ihnen nicht ausgewiesen). nehme an sie beziehen sich auf erstere. sollte sich jedoch ihr einwand bewahrheiten, und die notensteiner verdienen brutto noch weniger müssten sie ihre assets vervielfachen… oder massiv pers. kosten einsparen… keine leichte aufgabe.
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Wenn man sieht, dass zum Beispiel die Privatbank Mirabaud noch einige Milliarden CHF mehr Assets hat als Notenstein, dies aber…
Die Situation von Notenstein einfach schönzureden ist auch eine Strategie von einem jungen, dynamischen aber erfolglosen neuen CEO Dr. Künzi.…
@ Jean-Luc: Ich kann Ihnen nur beipflichten: 20 Mrd. AuM, ein Dutzend Standorte, 700 MA und ein oberstes Führungstrio, welches…