Eine halbe Milliarde Kapital will die Credit Suisse durch Immobilienverkäufe einspielen. Den grössten Beitrag soll der historische Sitz der einstigen Volksbank an der Bahnhofstrasse 53 beisteuern. Ihn bietet die CS für 270 Millionen Franken an.
Sie tut dies im Expressverfahren. Nach einer kurzen Angebotsfrist über die Sommerferien ist bereits heute Einsendeschluss, am Montag will die CS-Spitze entscheiden.
Warum so überstürzt?, fragt ein Experte. Ist die Grossbank so dringend auf zusätzliches Kapital angewiesen?
Das Gebäude ist laut der Quelle schuldenfrei. Entsprechend kann die CS den ganzen Verkaufspreis als zusätzliches Kapital einbuchen.
Dieses musste sie massiv stärken, nachdem die Nationalbank die CS im Juni ultimativ aufgefordert hatte, ihre Eigenmittel zu vergrössern.
Laut dem Profi hat der Eilprozess potenzielle Bieter vergrault. Üblich seien zwei Runden, eine erste für jedermann, eine zweite für jene mit den höchsten Angeboten.
Bei Grossprojekten sei der Verzicht auf eine zweite Runde mit ausgewählten Investoren besonders befremdend.
Erst im entscheidenden Durchlauf würde das Objekt von den interessierten Profis zusammen mit Rechts- und Immobilien-Experten auf Herz und Nieren geprüft. Wenn man zu den Auserkorenen zähle, seien einem die Kosten nicht schade.
Die CS will nichts von Expressverkauf wissen. „Der Verkaufsprozess ist marktkonform“, sagt Sprecher Marc Dosch.
Die „Preisbildung“ ergebe sich aus dem „Potential der Liegenschaft mit der einmaligen Chance des Eigentums einer Bahnhofstrassenliegenschaft“, sagt der CS-Direktor.
Auch wüssten die Bieter genau, was sie wollten. „Die Angebotspreise werden durch eine due Diligence der potentiellen Käufer, welche auch zukünftige Nutzungspotentiale miteinschliesst, untermauert.“
Mit dem raschen Verkauf hat die Bank den Zürcher Ableger der globalen Immobilienvermarkterin Jones Lang LaSalle beauftragt, eine der grössten Real Estate Servicefirmen der Welt mit Milliardenumsatz und New Yorker Börsenkotierung.
Jan Eckert, Chef von Jones Lang LaSalle, bestätigte den Auftrag, wollte aber gestern den Verkaufsprozess nicht kommentieren. Das sei Sache der CS.
Mit ihrer Stellungnahme macht es sich die Grossbank zu einfach, meint der langjährige Zürcher Immobilienmann. Mit einem langsameren und überlegteren Vorgehen hätte die CS einen deutlich höheren Preis erzielen können als die angestrebten 270 Millionen.
Der Schätzwert stammt von Wüest & Partner, einer bekannten Schweizer Immobilienschätzerin. Das Gebäude soll schuldenfrei sein.
Die Liegenschaft an der unteren Bahnhofstrasse bei der Tramhaltestelle Rennweg zählt zu den prägenden Gebäuden der renommierten Zürcher Bankenmeile.
Bei solchen Spezialangeboten laute die zentrale Frage, wie die Immobilie zukünftig am gewinnträchtigsten genutzt werden könne, meint der Insider.
Für eine Antwort brauche es Phantasie und Arbeit. Diesen Effort hätten die CS-Verantwortlichen offenbar nicht erbringen wollen. Sonst gäbe es keinen Expressverkauf.
Das Gebäude im spätklassischen Stil mit elegantem Sandstein und schönen Verzierungen gehörte einst der Schweizerischen Volksbank, bis 1993 eine von damals noch 4 Grossbanken. Als die Berner in Schieflage gerieten, landeten sie bei CS-Vorgängerin Kreditanstalt.
Diese brachte im repräsentativen Haus einen grossen Teil ihres vornehmen Private Bankings unter. Auf Strassenhöhe installierte sie zwei Läden.
Nun zieht die Bank aus, in den nächsten zwei Jahren sollen die Private Banker der CS in anderen Liegenschaften untergebracht sein. Dannzumal werden die 3 oberen Stockwerke leer, und vermietet bleiben nur die beiden Shops im Erdgeschoss.
„Wie gross ist das Rendite-Potenzial dieser Immobilie in 10 Jahren? So werden solche Verkaufsabsichten normalerweise angepackt, nicht mit einem Hauruck-Entscheid, der zum Ziel hat, das Objekt tel quel zu veräussern“, sagt die Quelle.
Retail laute das Schlagwort. Mit dem Auszug der Private Banker verstärke sich der Trend zur Bahnhofstrasse als reiner Shoppingmeile. „Die CS-Verantwortlichen hätten ein Projekt für eine hyper-moderne Shopping-Mall erarbeiten können“, meint der Zürcher Immobilienexperte.
Ein ausgearbeitetes Projekt hätte die Bank gezielt grossen, globalen Retailketten vorlegen können. „Wo dann der Preis gelegen wäre? Bei 350 Millionen? Bei 400? Sicher höher als jetzt.“
Die CS betont, dass sie den Verkauf ihres Prestigeobjekts nicht übers Knie gebrochen habe. Seit Monaten seien die internen Experten mit dem Prozess beschäftigt.
Zudem liege der Grundsatzentscheid, sich von grossen und wertvollen Liegenschaften zu trennen, bereits mehr als ein Jahr zurück.
Von Überstürzung zu reden sei „Blödsinn“, sagt die Bank.
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Die beliebtesten Kommentare
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Wetten, dass sich die Rentenanstalt (sorry: Swiss Life) das Gebäude zu Phantasiepreisen unter den Nagel reissen wird? Und in 9 Monaten kommt dann SL auf den Knien bei der FINMA angekrochen und bettelt um eine Sonderregel für ihr überteuertes, abschreibungspflichtiges Immobilienportfolio – da sonst die formelle Kapitalunterdeckung droht…
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Die Eile beim Verkauf der Liegenschaften und insbesondere auch der Entscheid das (zumindest Schweizer) Tafelsilber zu veräussern kann eigentlich nur durch das NY-beherrschte Management gepusht werden. Wer denkt, dass auch nur die kleinsten Entscheide noch in der Schweiz gefällt werden irrt gewaltig. Das Schweizerischste an der Bank ist noch das „Suisse“ im Brand…
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Würde mich nicht wundern, wenn die CS Pensionskasse das kaufen würde. Das wunderschöne Metropol Gebäude mit unverbaubarem Blick auf die Frauenbadi soll ja an die SNB gehen.
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…zwar nicht gerade gewählt ausgedrückt, doch es trifft es auf den Punkt…
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Der Zürcher Immobilienexperte versucht schon seit mehreren Jahren die Bahnhofstrasse in ein Retailparadies zu verwandeln. Mit gutem Grund MCR verdient sein Geld mit dem platzieren lukrativer Mietverträge. Eines seiner Lieblings Projekte ist die Pelikanstrasse. Verständlich, dass es ihn schmerzt. Da ihn niemand um Rat gefragt hat bei diesem Deal. Warum wohl? Es ist nicht alles Retail Location was glänzt.
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…und mit dem Erlös finanziert man die Boni in Ldn und NY… (…in Sng können sie das ja selber…)
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SNG können es auch nicht….
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Azeptiert. Wollte mal wieder nett sein – aber Sie haben recht!
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Mal sehen was die Ratinagenturen zu diesem sehr eiligen verfahren meinen.
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Die Bank wird eine „logische Erklärung“ haben, so in der Art „…wir wollen die Kräfte an den übrigen Standorten konzentrieren…“.
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Wenn eine Bank durch solche Maßnahmen zu neuem Geld kommen will, dann lecken sich die Ratingagenturen die Finger.
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Wenn das Tafelsilber veschleudert wird, ist dies ein mehr als deutliches Zeichen, dass es de Besitzerin finanziell sehr schlecht geht!!!
Normalerweise ist dies das letzte was man verkauft.
Ein weiter Beweis, dass das Management völlig unfähig ist. -
Der rasche Verkauf der Immobilie ist genauso wenig überstürzt wie die überhastete Aufgabe von Clariden Leu…
Das Top-Mgmt der CS hat keine Strategie mehr. Es ist nur noch ein reines „Beta Play“, wo gehofft wird, dass sich die Märkte verbessern, und damit Erträge und der Aktienpreis wieder steigen.
Wie die Angelsachsen sagen „the tide lifts all boats“.
Zur Verteidigung der CS: bei der UBS ist es genau gleich.
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Eine Überschlagsrechnung zeigt, dass der Verkaufspreis am unteren Ende angesetzt sein muss. Die Bank ist im Zugzwang. Fragt sich wieso so eilig? Vielleicht ist es auch das findige Resultat eines luschen Workshops des Top Managements bei Sonne, Spa und Wein.
Die CS aktiviert nun ihre letzten Substanzreserven. Bald operiert sie (und die meisten Banken) wie Fluggesellschaften. Auch denen gehört heute nichts mehr. Es ist ein reines Cash-Flow Geschäft. Schon bei leichtem Gegenwind wirds eng und Fixkosten sind der Teufel.
Folgen u.a. sind höhere Risikoprämien der Banken (sprich Kapitalkosten über die gesamte Bilanzstruktur) und demzufolge auch Kreditkosten für die gesamte Wirtschaft.
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So ist es. Die Angelsächsische Cashflow Kultur hält Einzug und führt dazu, dass beim kleinsten Windstoss nicht alle – aber viele – umkippen. Hauptsache das Management kann am Quartalsende einen Bonusfähigen ROI präsentieren. Und wenns mal schiefgeht, stehen Staaten und ihre unmoralischen Druckerpressen dann schon zur Seite…
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Wenn der kurzfristige Kapitalbedarf (1. Halbjahres-Bonus für Brady und seine MDs) angeblich „Blödsinn“ ist, gibts für mich nur eine, wenn auch wilde Erklärung: Schlussverkauf der Schweizer Aktiven, da man früher oder später nach Asien ziehen will und einem das Swiss Imitsch mittlerweile piepegal ist. Das Bankgeheimnis ist Geschichte, die Unterstützung durch den Bundesrat bröckelt, die Stimmung im Volch hat gedreht. Und die eigenen MA werden bespitzelt, siehe heutigen Artikel auf Tagi online. Wenn die CS immer noch nach Balanced Scorecard arbeitet, sitzt die Geschäftsleitung mittlerweile in einem Meer von roten Ampeln …
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Die Immobilien-Verhökerung der C.S. wirft ein ähnliches Bild auf ihre Immo-Fondpalette,
wo teilweise Verluste von 25 % (Euro-Immo)und mehr ausgewiesen werden.In den 90iger-Jahren waren es bekanntlich auch die Banken, welche Immobilien-Besitzer durch willkürliche WErtbereinigungen ruinierten! Wir befinden uns möglicherweise erneut vor einer
massiven Preiskorrektur, diesmal ausgelöst durch klamme Banken, welche Bares brauchen.Alle Zeichen deuten darauf hin!
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…die CS soll doch die Bären fragen… die kaufen doch alles… auch Bankgebäude
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Tja …
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…na ja, ein paar grosse Retailer haben schon abgewunken, zu schwierig, in diesem Gebäude etwas wirklich Gutes zu realisieren.
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270 Millionen seien zu wenig? Auf der einen Seite hören wir die Unkenrufe der Nationalbank von überhöhten Immobilienpreise, auf der anderen Seite Herr Hässig, der lieber noch höhere Verkaufspreise sehen würde!
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Ob eine Immobilie teuer oder günstig ist, kann man anhand des Preises alleine nicht beurteilen. Die erzielbare Miete im Verhältnis zum Preis ist aussagekräftiger.
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270 Millionen seien zu wenig? Auf der einen Seite hören wir die Unkenrufe der Nationalbank von überhöhten Immobilienpreise, auf der…
...na ja, ein paar grosse Retailer haben schon abgewunken, zu schwierig, in diesem Gebäude etwas wirklich Gutes zu realisieren.
Tja ...