Bei der Postfinance ist am Montag die neue Organisation in Kraft getreten. Nach der grossen Umbauübung namens „Viktoria“ soll die Staatsbank nun effizienter arbeiten.
Ob das gelingt, ist fraglich. Die Postfinance gerät nämlich immer mehr in einen eigentlichen Beraterwahn.
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Nach der bekannten Accenture und einer weniger bekannten zweiten Beratungsfirma haben die Postfinance-Chefs nun auch noch Bain & Company mit einem Grossauftrag beglückt.
Die Vorgabe für die Superberater mit hohem Stundenansatz lautet: aus der Postfinance ein „Digital Powerhouse“ machen, das es unter die Top-10 der Digitalbanken in Europa schafft.
Davon ist momentan wenig zu sehen. Diese Woche ist das System der Postfinance abgestürzt. Kein Bargeld an den Postfinance-Automaten.
Schon wieder.
Zum x-ten Mal versagt der Dienst der Staatsbank, die als Too Big To Fail gilt. Die vielen Crashes, Ausfälle und Verzögerungen, welche die Kunden der Postfinance direkt treffen, führten zu Medien-Headlines.
Schliesslich griff gar die Finanzmarktaufsicht Finma ein. Die externe KPMG, eine Prüf- und Beratungsgesellschaft, ging den Problemen auf den Grund.
Nun liegt das Ergebnis vor. Alles halb so wild, so ein Sprecher gestern auf Anfrage. „Die Störungen sind unabhängig voneinander aufgetreten und besitzen keine gemeinsame Fehlerquelle“, meinte er.
Und vor allem: Die Krisen haben keinen Zusammenhang mit einem neuen indischen IT-System.
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„Die KPMG hat auch einen allfälligen unmittelbaren und mittelbaren Konnex zwischen den Ausfällen im E-Finance und der derzeit stattfindenden Einführung des neuen Kernbankensystems untersucht“, sagt dazu der Sprecher.
„Dabei wurden keine negativen Einflüsse festgestellt.“
Doch die Probleme reissen nicht ab. Die Postfinance ist mit Vollgas in eine Existenzkrise gerasselt. Wohin will sie? Wie verdient sie in Zukunft Geld?
Oder noch schlimmer: Wozu braucht es sie eigentlich?
In Strategie-Workshops kamen die Verantwortlichen nicht weiter. Am Ende blieben Übungen wie „Viktoria“: Umbau, ein paar Stellenstreichungen.
Und neue Berater. Immer mehr, immer sehr teure mit immer sehr ausufernden Fragestellungen.
Kommt hinzu, dass intern immer lauter gefragt wird, wer eigentlich das Sagen hat. Hanspeter Köng, der CEO, sei es nicht mehr, meinen Gesprächspartner.
Hansruedi „Housi“ Köng, wie der Chef von seinen Leuten genannt wird, habe einen Widersacher. Es handle sich um den Entwicklungschef, und auch der erhielt einen netten Namen.
Beat Jaccottet, bekannt und gefürchtet als „Jack the Rock“ Jaccottet. Der Mann soll laut einer Quelle inzwischen die entscheidende Figur im Machtgerangel auf der Postfinance-Teppichetage sein.
„Jack the Rock“, so die Quelle, „ist zum eigentlichen Strategiechef“ aufgestiegen. Sein Führungsstil: „Management per Helikopter“. Damit versuche Jaccottet, „den Laden schön in Schwung“ zu halten.
Statt aber mit strategischem Weitblick und folgender akribisch geplanter Umsetzung gebe es viel Feuerwerk und grosse Töne.
Der Postfinance-Sprecher sieht keinen Machtkampf ganz oben. „Die Fäden für die Zukunft von PostFinance laufen wie bisher beim CEO, Hansruedi „Housi“ Köng, zusammen“, sagt er.
Es sei schon so, dass wichtige Geschäftsfelder wie das „Future Banking“ bei Jaccottet angesiedelt seien. Doch das sei „nur ein Teil der Zukunft von PostFinance“.
Die Bank würde mehr und mehr zum „Technologieunternehmen“. Entsprechend steige die Informatik zum zentralen Element auf.
Und dort gebe ein anderer Manager den Takt vor.
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Die beliebtesten Kommentare
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Mazda Hiroshima hat vor Jahren Bain als Berater beigezogen. Resultat Mazda ging praktisch Pleite und musste auf drängen seitens der Kreditoren von Ford übernommen werden. Damals wurde Ford mit 33% des Aktienkapitals die Entscheider von Mazda.
Viel Glück für die Post. Die Kosten von Bain werden von den Kunden der Post getragen.
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Die Postfinance positionierte sich massiv gegen Mittelstands-Auslandskunden, die CS positionierte sich massiv gegen Mittelstands-Auslandskunden, die UBS und die ZKB ebenfalls. Kleine Kontonalbanken dagegen machen dieses üble Spiel nicht mit und behandeln auch „nur“ millionenschwere Auslandskunden relativ fair – eine monetäre Diskrimminierung findet hier nicht statt. Die Flucht in die Digitalisierung dient hier nur als Ablenkung vom eigenen Versagen, der „Schlaganfall“ durch Auslands-Kundenmangel drückt sich eben auch im Massenexodus fähiger Manager aus, die das sinkende Schiff schnell verlassen, bevor es verstaatlicht wird.
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Auslandskunden? Wer braucht die noch bei einer Weissgeldstrategie? Hat ja in den meisten Ländern genug lokale Banken.
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an A. Usland
Gerade solch unüberlegten und überheblichen Aussagen sind das eigentliche Problem vieler Schweiz Banker – man hat den Kontakt zu den Auslands-Kunden verloren. Die Schweiz gilt immer noch als „sicherer Hort“ für das Vermögen vieler Deutscher, dies wurde gebetsmühlenartig anerzogen durch Großeltern und Eltern die noch ein anderes Deutschland kannten.
A. Usland, wenn Sie mehrmals enteignet wurden aufgrund kriegerischer Zustände, die Irre Herrscher verursachten, dann verstehen Sie die betroffenen Menschen vielleicht etwas besser.
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Ausser den gelegentlichen, lästigen, Systemabstürzen habe ich als Kunde an der Postfinance nichts auszusetzen. Ein Detail: Für das Wertschriftendealen ist es wichtig, den Kursverlauf über z.B. 10 Jahre zu sehen. Die Swissquote (Postfinance-Partner) bietet nur 1 Jahr. Das reicht nicht. Ich gehe deshalb alternativ in die gute Website der Berner Kantonalbank. Die zeigt den 10-Jahresverlauf. Das könnte man noch optimieren bei der Postfinance/Swissquote.
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Die Postfinance soll sich konzentrieren auf CHF-Zahlungsverkehr mit Euro-Ergänzung, damit ihre Kunden auch in der Euro-Zone Bankautomaten benützen können und KMU Rechnungen in Euro bezahlen können.
Bei den Wertschriften-Kunden nur Depotdienste leisten ohne Beratung für CHF Aktien und Obligationen. Dafür die Möglichkeit der Kundschaft Indexfonds zu erwerben, mit den gleichen Gebühr-Ansätzen wie billigsten Amerikaner. Die Käufer müssen nur unterschreiben, dass diese Fonds im Wert sich gleich wie die Börsen entwickeln, nämlich auf und ab.
Wer mehr will, soll zu diesen pick feinen Privatbanken gehen oder zu den Großbanken mit ihrer Aura. Leider meinen auch die Kantonalbanken, sie müssen eine solche Aura ausstrahlen. Soll mir mal einer erklären, ob all diese reichen Leute durch ihre Berater überaus reich geworden sind. In der Regel kommen sie als reiche Leute und gehen wieder, wenn sie Glück haben, als etwas weniger reiche Leute. Auch diese Leute würden dort mit einem Index-Fonds mehr Geld machen, aber wir Schweizer haben diese unter Zwang des Marktes erst jetzt entdeckt, aber meinen, weil Schweiz steht, müssten wir die höchsten Gebühren haben. Man kann verstehen, dass Ulf Schneider die Anlageberater der Nestle-Pensionskasse hinausgeworfen hat und durch Black Rock ersetzt. Die Schweizer Pensionskassen lassen sich wie wir einfachen Leute durch die Gebühren so richtig ausplündern. Wenn schon Stock-Picking, dann lieber mit dem Dart-Pfleil auf das Kursblatt!
Kostet eindeutig weniger! -
Die Postfinance ist ein episches Fehlkonstrukt. 80% der Kunden haben lediglich für den Zahlungsverkehr (und wegen den zahlreichen Postomaten) ein PC-Konto. Was soll ich mich am Post-Schalter von Postbeamten, welche nicht einmal den Unterschied zwischen Postfach und Postlagernd kennen, beraten lassen? Und wenn die „A“-Post eben nicht einen, sondern zwei bis drei Tage braucht? Die Post hat ihr Kerngeschäft schon lange nicht mehr im Griff. Was bringen da weitere Diversifikationen? Wie unser Freund Ueli schon sagte: „Püt yür haus in order.“
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Wäre schön, wenn das zukünftige „Digitale Powerhouse“ es schaffen würde, einen simplen Bankomaten zum zuverlässigen Betrieb zu bringen. Vom E-Banking ganz zu schweigen.
Ich sehe eine fette, träge Hauskatze, die es knapp zum Futternapf schafft, aber davon träumt, in der Savanne mit den Löwen zu jagen… -
😂😂😂 Digital Powerhouse, welches es unter die Top-10-Europas schaffen soll. 😂😂😂
Im Blick steht: „Fehlerhaftes Software-Update für Postomaten seit Mittwoch.“
Das ist bei der PostFinance schon Standard. Ein Klappergestell mit Amateuren.
Wie erfolgt dort die Personalauswahl? Wer macht die Qualitätssicherung?
Es gibt Firmen, die haben etliche Geräte, an denen sie testen. Wie testet die Postfinance? Es gibt doch nur eine handvoll an unterschiedlichen Kartentypen. Was ist mit Simulatoren für automatische Tests?
Hat dort vermutlich noch niemand etwas davon gehört, sonst würden diese vielen Schlampereien nicht passieren.
Vielleicht kommen diese Leute schweizerisch pünktlich zur Arbeit. Aber was sie während 8,4 Arbeitsstunden machen ist mangelhaft.
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Housi, nimm de Duume use!
Ran an die Lina, zupf sie mal!
Kleb die Briefmarken an den richtigen Ort! -
Viktoria ; jetzt kommt neuer Berater-Segen!
Die PostFinance, permanent im Dauer-Regen;
von allem Anfang an ein staatlicher Zwitter.
Mit hochbezahlten ‚Genies‘ vor dem Gewitter:
Stehen vereint unter dem roten Sonnenschirm,
sofort privatisieren, wir sind dabei sagt ihr Hirn. 🙂———————————————————————————————
Fazit:
Das Preis-Leistungsverhältnis der PostFinance sinkt auf unter Null. -
Post. Toast?
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staatsbanken braucht es nicht. sie gehen garantien ein, bei denen weder die kantone noch der bund grad stehen können!
und wenn, dann kann man grad snb filialen aufmachen. die kann wenigstens geld drucken, soviel sie will. -
Wieder mal ein Staatsunternehmen mit Grössenwahnsinnigen, das sich wieder übernimmt.
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Wozu braucht es sie eigentlich?
Ja die Postfinance brauchts dringend als korrektiv, solange die Zeiten des widerlichen Casino-Kapitalismus nicht überwunden sind.Leider werden der Postfinance vom bürgerlich kontrollierten Parlament viel zuviele Auflagen auferlegt. Fussfessel-Politik vom Feinsten. Während die börsenquotierten Schweizer Feudalbanken in Arabisch-Amerikaner Hand alles unrentable vom Angebot streichen bzw. Outsourcen muss die biedere Postfinance mit kaum rentablen Brosamen vorlieb nehmen.
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Oh, Baba, Sie haben mein Tag gemacht!
Sie fragen mich immer wieder, wo die Öllampe verschwunden sei… aber ich kann nicht dafür, tut mir leid!
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Zur Zeit scheint es Mode zu sein, sein Unternehmen durch irrwitzige Sparübungen an die Wand zu fahren.
Die IT ist im Bankwesen das A und O. Ohne läuft gar nichts. Trotzdem werden da Outsourcing- und Sparübungen gemacht die trotz der schlechten Resultate vom zuständigen Manager positiv beurteilt werden. Alles Andere würde ja ein schlechtes Licht auf den Blender auf dem Chefsessel werfen.
Etwas mehr gesunder Menschenverstand wäre angebracht. Oder kann sich jemand vorstellen dass ein Handwerker das Qualitativ gute Werkzeug entsorgt und stattdessen billigere Chinaware verwendet?
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Das sind Abräumer im Chefsessel! Sie opfern die Zukunft der Firma für ihren kurzfristigen Bonus!
Eine Firma kann man schickanieren bis es kracht. Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht. UBS, CS und jetzt auch die PostFinance werden so auseinandergenommen.
Schuld ist der damalige Richter, welcher den VR der SwissAir freisprach, und so diese Narrenfreiheit ermöglichte.
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Ah endlich Ton für meine Ohren…
Aber der Ziel sei nicht so Ambitious: sie sollten besser unter der erste 3 sein! Da in Europe noch nicht viel zu sehen ist… haben sie sonst andere Möglichkeiten?
Wozu braucht es sie eigentlich? Ja die Postfinance brauchts dringend als korrektiv, solange die Zeiten des widerlichen Casino-Kapitalismus nicht überwunden…
Die Postfinance soll sich konzentrieren auf CHF-Zahlungsverkehr mit Euro-Ergänzung, damit ihre Kunden auch in der Euro-Zone Bankautomaten benützen können und…
Das sind Abräumer im Chefsessel! Sie opfern die Zukunft der Firma für ihren kurzfristigen Bonus! Eine Firma kann man schickanieren…