UBS-CEO Sergio Ermotti brauchte 11 Monate. Jetzt greift er zur Axt. Laut Financial Times wird der Tessiner morgen das Ende einer Ära verkünden.
Ermottis Plan heisse „Accelerate“, schreibt das Londoner Blatt. Für die grösste Schweizer Bank wäre es der radikalste Umbau der letzten 20 Jahre.
5 Jahre nach Ausbruch der Grossen Finanzkrise begräbt Ermotti, ein einstiger Ticino-Banklehrling, der im weltweiten Investmentbanking gross geworden war, nichts weniger als die alte UBS von seinem Vor-Vor-Vor-Vorgänger.
Marcel Ospel wollte die UBS zu einer zweiten Goldman Sachs machen. Ospels Nachfolger hatten diese Ambition nie aufgegeben.
Erst Ermotti macht jetzt Schluss damit. Er beendet damit eine der grössten und gleichzeitig teuersten Strategien, welche der Finanzplatz Schweiz in seiner Geschichte je erlebt hat.
Diese sah die Verschmelzung von konservativer Vermögensverwaltung mit riskantem Trading vor. Sie hat der UBS 2008 fast das Genick gebrochen.
„Accelerate“ zerlegt die UBS-Investmentbank. Der mächtige Zinshandel, der nach den horrenden Subprime-Abstürzen ab 2009 neu aufgebaut worden war, wird mitsamt hohen explosiven Risikopositionen zur Bad bank.
Co-Chef der Investmentbank Carsten Kengeter kümmert sich ums Abschmelzen der Altlasten über die nächsten 3 Jahre.
Für Ticino-Mann Ermotti ein Glücksfall. Der UBS-CEO wird den durch den 2-Milliarden-Crash von London abgehalfterten Kengeter elegant los.
Ohne Zinshandel ist die UBS noch eine mittelgrosse Investmentbank, mit weltumspannenden Aktien- und Devisenhandel und Dealberatung.
Insgesamt verlassen gegen 10’000 Mitarbeiter die UBS, mehr als die Hälfte des heutigen Personalbestands der Investmentbank.
Das Ziel lautet, die UBS zum globalen Investment-Manager umzubauen. Die zurechtgestutzte Investmentbank wird zur Zulieferin.
UBS-Stützpunkte sind Zürich, Singapur und New York. Entlang der entsprechenden Regionen Europa, Asien und USA kehrt die UBS zu ihrer Ur-Struktur zurück.
Ermottis Revolution ist schon seit zwei Jahren UBS-intern ein Thema und sorgte für viel Rumoren.
Führende Manager der Bank hatten Ermotti-Vorgänger Oswald Grübel bereits Ende 2010 einen vergleichbaren Vorschlag auf den Tisch gelegt.
Damals winkte Grübel ab. Der Mann, der im Zinshandel reich und mächtig geworden war, hatte seinen Aktionären 15 Milliarden jährliche Gewinne versprochen.
Der grösste Brocken sollte das Zinsgeschäft beisteuern. Das war Grübels Baby, damit hatte er nochmals voll auf Risiko gesetzt. „Ich kann das“, lautete Grübels Credo.
Dann knallte es. Der Crash von September 2011 durch den jungen Kweku Adoboli hat zur Umkehr geführt.
Adobolis Aussagen im laufenden Prozess zeigen immer mehr, dass Milliardenwetten auch noch unter Grübel zum System UBS gehörten.
Erst Ermotti machte Ernst. Andere Investmentbanken würden unter Zugzwang geraten, schreibt die Financial Times heute.
Der grosse Aufbruch der UBS ins Investmentbanking geht auf Anfang der 1990er Jahre zurück. Damals griff Marcel Ospel beim Bankverein nach der Macht.
Die kleinste der 3 Grossbanken stand mit dem Rücken zur Wand. Sie litt unter Kapital- und Kundenmangel.
Ospel, der wie Ermotti beim Wallstreet-Haus Merrill Lynch geschnuppert hatte, setzte alles auf die Karte Investmentbanking. Er ging auf angelsächsische Shoppingtour.
Zuerst kaufte Ospel die Chicagoer Derivateboutique O’Connor, dann die nicht mehr glänzende englische Investmentbank Warburg; in den USA erwarb der Schweizer die kleine Dillon Read und den bekannten Assetmanager Brinson.
Dann war Ospels Bankverein faktisch Pleite. Der letzte Cent wurde ins Investmentbanking investiert, doch die Erträge sprudelten nicht wie gewünscht.
In der Stunde der Not reichte die Bankgesellschaft die Hand. Chef Mathis Cabiallavetta akzeptierte Ospels verrückte Idee, die beiden Grossbanken zur neuen UBS zu verschmelzen.
Cabiallavetta war durch einen Derivate-Crash in London, der an den heutigen erinnert, geschwächt, so dass Ospel seine Leute an die entscheidenden Positionen des neuen Finanzriesen setzen konnte.
Dann legte Marcel Ospel richtig los.
2000 erwarb er für 20 Milliarden den US-Broker Paine Webber. Dieser machte aus der einstigen konservativen Militärbank UBS endgültig ein amerikanisch geprägtes Tradinghaus.
Ospels operativer Steuermann Peter Wuffli hatte die Sache nur dem Schein nach im Griff. Tatsächlich gaben Investmentbank-CEO John Costas und seine Boys den Ton an.
Costas&Co. legten eine Pipeline vom Paradeplatz nach Wallstreet. Die Milliardenerträge der Vermögensverwaltung wurden auf amerikanische Subprime-Papiere gesetzt.
Costas verdiente geschätzte 50 Millionen Dollar – im Jahr. Wuffli und Ospel gaben sich mit 25 Millionen zufrieden.
2007 fuhr der UBS-Tanker ungebremst in den Subprime-Eisberg. Da waren Costas und die übrigen Händler schon von Bord.
Im Interregnum von Marcel Rohner und Peter Kurer, zwei Ospel-Weggefährten, wurde die Investmentbank zaghaft zurückgebunden.
Die Krise verschärfte sich durch den Steuerkonflikt mit den USA. Der VR wusste nicht mehr weiter und übergab das Steuer Haudegen Grübel.
Der tat, was er immer tat: Risiken nehmen.
Das ging eine Zeitlang gut. 2010 machte die UBS einen stolzen Milliardengewinn. Sie war auf Kurs Richtung 10 und mehr Milliarden.
2011 dämmerte es schliesslich auch Grübel. Die Welt hatte sich definitiv verändert. Wie er darauf reagieren sollte, wusste er nicht.
Intern brachen Richtungskämpfe aus. Grübel liess die Zügel schleifen. Adobolis Milliarden-Crash kam ihm zupass. Er konnte die Schuld auf sich nehmen und von dannen ziehen.
Nun hat Ermotti den Mut zum Tabula rasa aufgebracht. Wie wichtig dabei der neue Präsident Axel Weber war, bleibt offen. Weber ist bekannt dafür, dass er grosse Tradinghäuser als unkontrollierbare Gefahr für den Steuerzahler betrachtet.
Auch die neue UBS birgt Risiken. Sie muss eine eigenständige, von Angelsachsen dominierte Investmentbank zügeln und den „guten“ Teil ins dominierende Wealth Management einfügen.
Und sie muss die vielen Milliarden schweren Risiken in der neuen Bad bank ohne grössere Verluste herunterfahren.
Ermotti wagt viel. Der Ausgang ist offen.
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Die beliebtesten Kommentare
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Sergio Ermotti erklärt warum und wie…http://lecartoonist.wordpress.com/2012/10/30/ubs-cuts-10000-jobs-in-its-investment-banking-division/
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Eine Frage bleibt noch:
Wieso hat es so lange gedauert, bis durchgegriffen wird ???
Antwort: Seilschaften, Politik, Positiönli retten, etc.
Und wo bleiben die, welche die Rechnungen bezahlen, nämlich die Kunden ???
Goodbye good old Big Bank Model !!!
TCS – Tschüss, Tschau, Schöne -
ich denke, es ist auf gutem weg. die äre der angelsachsen auf schweizer banken – als klare dominanz – hat sein ende. langsam aber sicher. sie haben nichts gebracht als kosten, chaos und risikolosem verhalten. wem hat das etwas gebracht? europa und der schweiz sicherlich sehr wenig. von daher, ich bin überzeugt, dass die CS folgen wird. die anglosachsen-show ist ein dead-end geworden. cool!
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Sehr guter Kommentar. Es ist dazu anzumerken, dass jeder der 2500 Arbeitsplätze, der in
der Schweiz abgebaut wird, hauptsächlich in London wieder aufgebaut wird. Der Zweck dieser
Übung ist das Blutband in London zu verkleinern und die Abwicklungskosten dort geringer
zu halten. 2500 Leute in der Schweiz abzuwickeln ist kostengünstiger als in London.
Gleichzeitig ergibt sich daraus eine bessere Stimmung für die UBS gegenüber den UK und EU Behörden. Die Schweizer Politik schläft und erkennt die Hintergründe von solchen
Reorganisationen nicht. Es ist erstaunlich, dass die UBS den US-Retailmarkt (PaineWebber/
USA-Vermögensverwaltung) nicht jetzt verkauft, die Gelegenheit wäre günstig. Man hat
heute leider die Mittel nicht mehr, das Osteuropa-Geschäft der UNICREDITO dieser billig
abzuluchsen. Zur Geschichte der UBS ist noch ergänzen die Geschäfte der Herren Schäfer und
Holzach mit dem Goldmarkt und Südafrika. Ein Geschäft auf den Spuren der Rothschild des
19. Jahrhunderts. Nach der Fusion SBG/SBV sorgte Herr Wuffli und die Amerikaner
schnellstmöglichst für den Abbau dieses Spirit. Ob Herr Ospel diese Zusammenhänge immer
verstanden hat, wagt man zu bezweifeln.
der UBS. -
They all live in a submarine – Fragt ein IBler den anderen: „Dich kenn ich doch vom Bereich X der IB?“ worauf die Antwort kommt: „IB, noch nie gehört, kann man das trinken?“
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Endlich wurde vollzogen, was das Duo Grübel/Villiger mit Kostenfolgen so lange hinausgezögert hat. Rückblickend fällt die Bilanz beider Herren nicht so umwerfend aus wie sie das in den Medien jeweils in bemitleidenswerter Selbstdarstellung zu tun pflegen.
Gratulation jedoch der neuen Crew Ermotti/Weber. Sie haben überfälliges nicht nur nachgeholt, sondern auch vorausschauend die richtigen Weichen gestellt.-
soises!
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Einmal mehr erwartet man zu viel von UBS. Wacht auf, die Bank ist und bleibt infiziert vom „maximize my bonus virus“
Buy on the rumor, sell on the news!
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Da muss ich zustimmen.
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Soweit die Absicht. Es wird sich zeigen, ob die Engländer und Amerikaner das so einfach hinnehmen. Es ist gut denkbar, dass am Schluss viele Schweizer den Job als vermeintliche „Investmentbanker“ verlieren und unsere angeksächsischen Freunde gestärkt aus der „Kur“ kommen und seelenruhig weiterwursteln.
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Endlich mal jemand der die Fakten des SBV’s auf den Tisch legt.
„Dann war Ospels Bankverein faktisch Pleite. Der letzte Cent wurde ins Investmentbanking investiert, doch die Erträge sprudelten nicht wie gewünscht.“
Leider hat er dann einen noch Dümmeren gefunden und M. Cabiallavetta über den Tisch gezogen, den Rest kennen wir. -
Herzlichen Glückwunsch an die Herren Weber / Ermotti. Die richtigen Weichen werden nun gestellt. Der Markt hat darauf gewartet und wie der UBS Kurs heute zeigt, goutiert die Strategie.
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Endlich!! Hoffentlich fährt er diesen Investmentladen endlich herunter. Allen ist hoffentlich klar geworden dass das Engangement ins Insvestmentbanking mehrere 2stellige Milliarden gekostet hat. Wenn er dies durchführt wird die UBS wieder zu alten Werten zurück kehren und das Privat/Wealthmanagement – Banking wird sehr gross werden. Es gibt genügend Investmentbanken welche die Aufträge für die UBS kostengünstig durchführen können und auch wollen. Hoffe echt für den Rest der UBS dass er es durchzieht. Wenn nicht ist die UBS über kurz oder lang dem Untergang gewidmet, gegen die amerikanische Schnorri und Selbstdarstellungskunst haten die Schweizer nie eine Chance, was herausgekommen ist sehen wir seit Jahren.
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Die Sitaution bei der CS ist noch viel schlimmer wie bei der UBS. Im Uetlihof, 12. Stock, sitzen einige überbezahlte MD’s (Jahressalär CHF 500k+) die nur noch die Zeit bis zum Ruhestand absitzen, unnötig die jungen hungrigen vom Arbeiten abhalten und generell nur schlechte Stimmung verursachen! Wann hat das alles endlich ein Ende???
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Was heisst da im UH E12, auch der Bärenhof/Parade inkl.GH. Da gibts ganze scharr an MD wo nichts tun ausser auf Ihre pension zu warten. Früher war Werdmühleplatz der „Alterssitz“. Das schlimste ist die schlechte stimmung wo diese verbreiten und immer die Wichtigtuerei. Dabei wenn diese neu anfangen müssten, die wären als gewöhnliche Mitarbeiter schon nicht zu gebrauchen. Mich fasziniert wie es solche Leute immer wider schaffen in solche Positionen zu kommen, und gleichzeitig junge tüchtige MA klein gehalten werden.
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Unbelehrbar
Wie lange wird es wohl noch dauern, bis die vom Paradeplatz auch einsehen, dass das IB nur viel Geld kostet und abgesehen von dicken
Boni für die Oberen nicht’s bringt?
Sie sparen viel lieber bei den Kleinen am ÜH und in der Galleria, da gibt es schon bald mehr „Häuptlinge“ als „Indianer“! Die Arbeit wird nach Polen und Indien verlagert, aber die Chefs sind immer noch da.
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Verstehe ja, dass diese Seite einen gewissen Boulevard-touch haben will…
Trotzdem: was bringt diese rekurrierend „Ticino“ Geschichte? Was möchte man damit suggerieren?
Vielleicht, dass er erfolgreich in verschiedenen Kulturen arbeiten kann?
Wenn es stattdessen um Filz gehen sollte, dann gibt es da noch andere Kantone die in dieser Disziplin auch recht gut mithalten können.Gruass aus der Sonnastuba… : )
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Ja die gute Galleria ein erbe von der ex Volksbank. Stimmt die Galleria ist voll von Häuptlingen ( wurden die vom Schärenmoos auch nach Galleria ausgelagert) Das mit Polen (HR) und Indien (Informatik) ist eine echte plage die Polen schreiben die Zeugnisse manchmal sechs mal ( hehe ist aber anscheinend billiger) Die Inder haben gerade letzte Woche, gehört das die Projekte harzen aber die sagen immer „no problem“ wie grösser das problem wie lauter. Auch viele MA werden durch Temporäre ersetz ( spart Personalkosten ? haha) Die Logik der Oberen.
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leider hocken im WM bereich viel zu viele MD’s, die nun wirklich schon lange keinen MD job mehr machen. die drücken die jobs der anderen runter. leider fehlt der schon lange nötige kahlschlag auf dem top senior level immer noch. das wird sich mit dem MD abbau in der IB nur noch verschärfen. echt schade. das junge und mittel-junge kader wird gehen wollen und bzw. auch müssen – nicht die verhockten und vertrockneten MDs. um’s IB trauere ich nicht. das geld fliesst dort nicht, sondern nur die boni und salär-aufwände gehen dort hin… meist in die USA, nach London und Singapur. für dieses ausnützen des finanzplatzes schweiz, von äusländischen bank-teilen, bin ich schon lange nicht mehr. das risiko liegt in der schweiz, den grossen profit machen mitarbeiter im ausland (vornehmlich die anglosachsen). das ist nicht nur eine frechheit den schweizer UBS mitarbeitern gegenüber, sondern schlicht auch politisch und wirtschaftlich für den schweizer staat nicht mehr tragbar.
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Die letzten Monate und Jahre haben allerdings gezeigt, dass viele Manager aus der IB ins WM wechseln (teilweise sicher auch im Wissen, sonst keine Stelle mehr zu haben). Somit ist zu befürchten, dass das angelsächsisch geprägte Denken der IB verstärkt Einzug ins WM erhält. Es wird spannend sein zu sehen, wie sich das auf das Geschäft auswirkt…
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Viel Erfolg, Sergio! Man kann es ihm nur wünschen.
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Endlich verschwinden diese überbezahlten Manager der Investment Bank. Man kann nur hoffen die CS folgt der UBS und entlässt die vielen überflüssigen MD’s!
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Sehr guter Kommentar. Es ist dazu anzumerken, dass jeder der 2500 Arbeitsplätze, der in der Schweiz abgebaut wird, hauptsächlich in…
Viel Erfolg, Sergio! Man kann es ihm nur wünschen.
Endlich verschwinden diese überbezahlten Manager der Investment Bank. Man kann nur hoffen die CS folgt der UBS und entlässt die…