Der Schweizer Finanzplatz ist ein wichtiger Emissionsmarkt. Viele Ausland-Firmen nehmen hier Fremdkapital auf.
Umgekehrt zur Marktgrösse sind die Standards. Diese sollen Preisabsprachen unter Emissionsbanken ermöglichen, sagen Insider.
Jetzt steht ein grosser Schuldner auf die Hinterbeine. Ein französischer Energiemulti – es soll sich um die Electricité de France (EDF) handeln – beschwerte sich bei der Royal Bank of Scotland (RBS) über Preisklüngelei.
Die Franzosen könnten ins Schwarze getroffen haben. Vor wenigen Tagen beschloss die RBS personelle Massnahmen.
Die Grossbank, die in der Krise vom englischen Staat gerettet werden musste, hat zwei hohe Manager ihrer Zürich-Tochter suspendiert.
Es handelt sich offenbar um den Chef Syndizierung, der für die Kooperation unter den Emissionsbanken zuständig ist, und den Chef Sales, der die Anleihen im Markt bei grossen Investoren platziert.
Eine Sprecherin der RBS in der Europa-Zentrale in Frankfurt bestätigt, dass es bei ihr einen Fall gibt.
„Im Zusammenhang mit einer Kunden-Transaktion haben sich Fragen ergeben, die wir nun mit der gebotenen Vorsicht untersuchen“, sagt Christine Kortyka von der RBS.
„Wir wollen rasch wissen, was passiert ist.“
Im Kern geht es um die Verletzung von Interessenkonflikten.
Wie alle Banken war die RBS bei der Transaktion mit den Franzosen zweifach involviert: auf Seiten des französischen Schuldners und auf Seiten der Investoren, welche die Anleihe zeichnen sollen.
Zwischen den beiden Lagern gibt es sogenannte Chinese walls. Die müssen sicherstellen, dass die beiden Lager innerhalb der Bank sich nicht zum Nachteil des Schuldners absprechen.
Offenbar waren die Chinese walls bei der RBS aus Pappe.
„In London ist das strikt, in Zürich nicht“, sagt eine Quelle. „Hier gibt es Preisabsprachen.“
Die „Debt originators“, die mit den Schuldnern sprechen würden, und die „Syndicat- und Trading/Sales“-Leute seien im englischen Finanzzentrum strikt getrennt.
Möglicherweise sei die lasche Handhabung die Folge des verschärften Wettbewerbs auf dem Platz Zürich, sagt die Quelle.
Der Schweizer Emissionsmarkt sei lange ein Duopol von UBS und CS gewesen.
„In letzter Zeit haben Auslandbanken den Braten gerochen und machen den Platzhirschen das Leben schwer“, meint der Insider.
„Wenn es dann zu Preisabsprachen kommt, zahlt der wehrlose Schuldner die Zeche.“
Im konkreten Fall wollten die Franzosen viel Geld aufnehmen. Der Frankenmarkt ist für sie interessant.
Hier sind die Zinsen noch tiefer als in Frankreich, und die Nachfrage nach guten Schuldner ist hoch.
Die Spezialisten der Abteilungen Debt Capital Markets kamen zum Einsatz; darunter auch die Engländer der RBS.
Ein Bank-Konsortium sollte wie üblich den ganzen Betrag, den die Franzosen aufnehmen wollten, zu einem fixen Zins übernehmen.
Ob das Konsortium von der RBS angeführt worden war, ist nicht bekannt. Dieses sollte die Obligationen später zu einem möglichst hohen Preis im Markt platzieren sollen.
Das Ziel des Franzosen-Schuldners war, einen möglichst tiefen Zins zu bezahlen. Deshalb beauftragten sie mit der RBS eine grosse, bekannte Bank.
Die RBS-Investmentbanker auf der Syndikats- und Verkaufs-Seite sollen dann gegen die Regeln verstossen haben.
Sie hätten ein sogenanntes „Pre sounding“ mit potenziellen Investoren durchgeführt, heisst es auf dem Platz Zürich.
Zweck des Testlaufs könnte gewesen sein, den Zins für die französische Schuldnerin nach oben zu drücken. Profiteure wären die Investoren und die Banken mit höheren Kommissionseinnahmen.
Als dies den Franzosen zu Ohren gekommen war, protestierten sie in der RBS-Zentrale.
Die geplante Emission in Zürich haben sie inzwischen abgeblasen.
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Wo Rauch ist, ist auch Feuer, sagen wir mal ein Flämmlein. Der Journalist hat wirklich nicht viel verstanden. Schlecht recherchiert. Dilettantisch. Auch die Kommentare zeigen mir, dass viele Leute wenig über den Kaptialmarkt wissen. Obwohl der Kapitalmarkt das Schwungrad der Wirtschaft ist, verstehen wenige was davon.
Auch die Aussagen zur UBS Aufgabe des IB unserer Bundespräsidentin Widmer-Schlumpf, Zitat: „ich begrüsse das sehr“ zeigt mir, dass auch Sie wenig Ahnung hat. Keine geglückte Aussage. Mehr Fingerspitzengefühle dürfte ich doch als Untertan von meiner Präsidentin erwarten. IB Fixed-Income ist ein klar definiertes Produkt, im welchem die Bank als Vertrauenspartei zwischen Investor und Schuldner agiert.
Solange man ethisch korrekt als Bank sich verhält, also beide Seiten vertritt auf Augenhöhe, ist das ein sauberes Geschäft. Stinknormales Komissionsgeschäft. Das Risiko erhöhte sich mit Basel II und vorallem mit Basel III Eigenkapitalhinterlegungspflichten. Was gut ist, dass man das Risiko von Restengagement dadurch reduziert, was schlecht ist, eine Bank kann meistens das Risiko nicht mehr selber stemmen..(Joint Leads)..Das hat zur Folge, dass mehrere Personen involviert werden müssen, das Risiko steigt von einem Leck.
Der Kapitalmarkt CHF – Ausland ist auf einem Reversed Inquiry aufgebaut. Also der Bedarf eines oder mehreren Investoren wird zugeführt zum Schuldner, Laufzeit, Spread, Qualitaet etc….ohne einen Namen eines Investors zu nennen. Was ja auch klar und selbstverständlich sein sollte. Da das Verhalten in der Schweiz von Seiten Investoren eine „Buy and Hold“ Strategie ist, verteuern sich, vorallem aus liquiditaets Gründen, die sekundär gehandelten Titel, gleicher Schuldner im Normalfall.
Wenn man Kenntnisse hat über Laufzeit und Spraed einer Neuemission, ist es ein leichtes, den Sekundärmarkt abzufüllen, bis zum erwarteten Spread, falls man Restbestände in den Büchern hält. Die Frage am Schluss ist immer die Ethik in jedem Geschäft, leider kommt sie immer mehr und mehr abhanden. Zum Rauch zurück….kein Emissionshaus in der Schweiz, darf einer anderen Bank, welche auch emittiert was vorwerfen. Jeder hat einen Fall….nur kommen die nicht immer an die Oberfläche, weil es sehr wenige Leute gibt, die wirklich über Kenntisse verfügen, im Verhältniss zu diesem Chf 50 mia bis Chf 100 mia Geschäft im schweizer Kapitalmarkt.
Locker bleiben, zurück lehnen und darauf warten, bis die UBS wieder ein Ziel hat, die Nummer Eins in diesem Geschäft zu werden. Nochmals, Leute die das IB als Ganzes vorverurteilen, verstehen davon wenig.
Teile davon brauchen wir wirklich nicht. Die Aufgabe einer Bank ist und bleibt…Annahme von Geldern und verleihen derer. Und dazu gehört halt auch das Zusammenführen von Schuldnern und Investoren für Schuldbriefe, Privatplatzierungen und oeffentliche Bonds.
Schöenen Tag noch-
Sie schreiben es ja selber: die Ethik kommt abhanden. Quick wins auf Kosten anderer. Da ist ja bereits der Rauch und das Feuer.
Nochmals zum weiteren Verständnis: höherer Zins = schnellere Platzierung = weniger VaR auf dem Trading Buch = weniger EK Kosten = höherer und schnellerer Profit
Es gibt verschiedene Sichtweisen.
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wieso ging der vorwurf denn nicht schon füher and die cs, ubs oder zkb? die hatten doch lange marktbeherrschende stellung.
das problem duerfte wohl am schweizer recht liegen, denn im gegensatz zum englischen recht wo ein trustee bestimmt wird, setzt in der schweiz die emissionsbank die bedingungen aus dem emissionsprospekt wenn noetig um. in der vergangenheit war es mehrfach so, dass dann die emissionsbanken mehrheitlich die interessen der emittenten statt derjenigen der anleger verteidigt haben. zudem sind viele emissionsbanken gleichzeitig kreditgeber. dort liegen die wirklichen interessenskonflikte.-
Auf den Punkt gebracht. Toller Kommentar. Finanzplatz Schweiz wie er leibt und (nicht mehr lange) lebt.
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Höherer Zins = höherer Emissionsbetrag = höhere Kommission. Ist das so schwer zu verstehen?
Chinese Walls gibt es auf dem Finanzplatz Schweiz keine. Wieso auch? Der FINMA ist es egal. Denn sie sagt, dass die Verantwortung dafür bei der Geschäftsleitung der Bank liegt. Und die Hacken sich ja selber sicher kein Auge aus!
Auf dem Finanzplatz Schweiz gibt es dafür Clubs. Grössere, kleinere, aber alle mit dem gleichen Ziel: Bereicherung. Die einen Clubs bescheissen ganz offensichtlich, andere machen es ein bisschen subtiler. Zu den zweiten gehört der Syndikats-Club.
Bestimmt hat sich der Emittent nicht ganz grundlos beschwert. Oder wettet jemand dagegen?
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Der Emissionsbetrag ist vorgegeben. Zurzeit wird gute Qualität x-fach überzeichnet. Kein Grund den Coupon raufzudrücken. Die Komission ist sicher auch fix.
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Kann mich meinem „Vorredner“ nur anschliessen. Halbwahrheiten, welche reisserisch verbreitet werden.
Hier wurden Bauernopfer gesucht und der recherchierende Redaktor hat dies dankbar aufgenommen ohne sich kritisch damit auseinanderzusetzen.
Die Behauptung, mittels „Pre-sounding“ die Zinsen in die Höhe zu drücken um damit höhere Kommissionen zu erzielen entbehrt jeglicher Grundlage und ist schlichtweg lächerlich, da in der Praxis die Bezahlung für eine Emission anderst geregelt ist.
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Dieser „Artikel“, oder sagen wir einmal, Diese Sammlung von Halbwissen, widerspiegelt den Charakter dieser halbzerohedge Seite ziemlich genau. 5% Der Fakten sind fast korrekt, der Rest koennte auch eine Schülerzeitung besser recherchieren. Z.B. befinden sich diverse Auslandsbasnken schon seit geraumer Zeit in Markt fuer CHF Emissionen. Dabei ist es doch zur Zeit gar nicht so schwer interne Quellen zu finden, siehe DerSonntag re UBS News. Sorry, Thumbs down.
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Nun. Zunächst braucht es solche Seiten, denn die „Anderen“ sind alle gleichförmig!
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Dieser "Artikel", oder sagen wir einmal, Diese Sammlung von Halbwissen, widerspiegelt den Charakter dieser halbzerohedge Seite ziemlich genau. 5% Der…
Kann mich meinem "Vorredner" nur anschliessen. Halbwahrheiten, welche reisserisch verbreitet werden. Hier wurden Bauernopfer gesucht und der recherchierende Redaktor hat…
Nun. Zunächst braucht es solche Seiten, denn die "Anderen" sind alle gleichförmig!