Banken-Aktien boomen. Auf jeden Fall in den USA. Aber auch in der Schweiz, wenigstens zum Teil. Die Bank Bär-Aktie ist über 55 Franken gestiegen, Vontobel legte noch stärker zu.
Alle kaufen. Alle? Nicht ganz. Jene Gruppe, die dank ihrem Insider-Wissen viel mehr weiss als der Rest, stösst die Titel der Finanzhäuser ab.
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Und wie. Flächendeckend.
Die Rede ist von den sogenannten „Insidern“. Dabei handelt es sich nicht um einen gesetzlichen Begriff, sondern gemeint sind jene Lenker, die ganz oben sind und mehr über ihre Firma wissen als weiter Entfernte.
Kurz: die obersten operativen Manager und die Verwaltungsräte der kotierten Unternehmen. Diese müssen nach Governance-Vorschrift deren Deals melden.
Bei der Bank Vontobel gibt es seit Anfang Jahr 65 Deals von sogenannten Insidern. Wie oft handelte es sich dabei um Verkäufe? 65 Mal. Wie oft ging es um Käufe? Null Mal.
Kein einziger Topmanager der Zürcher Familienbank, die soeben ihren Auftritt herausgeputzt hat und wie ein paar andere auch auf den Hipster-Geschmack kam, kaufte eine Aktie seiner Arbeitgeberin.
Nicht eine einzige.
Ähnlich der Befund bei der Bank Bär. Dort finden sich seit Jahresbeginn 10 gemeldete Transaktionen – allesamt Verkäufe.
Der Zeitpunkt für die Verkäufe der Spitzenkräfte scheint nicht schlecht gewählt. Die Bär-Aktie hat den SMI, den Index der grössten Schweizer Aktien, in den ersten 9 Monaten hinter sich gelassen.
Plus 19 Prozent bei Bär, plus 10 Prozent beim Index.
Ähnlich sieht die Entwicklung beim Valor der Bank Vontobel aus. Die Aktie des Zürcher Allzweck-Hauses, eine Art Universalbank im Westentaschenformat, hat seit Januar um gut 13 Prozent vorwärtsgemacht.
Wie haben sich die Chefs der beiden Grossbanken verhalten? Deren Aktien blieben ja auch in diesem Jahr Sorgenkinder. Sowohl UBS- als auch CS-Titel hinken dem SMI hinterher.
Minus 3 Prozent bei der CS, minus 2 Prozent bei der UBS. Heisst das, dass die Cracks ganz oben in den zwei Schweizer Finanzmultis dazukaufen? Oder zumindest stillhalten?
Nicht bei der UBS. Dort verzeichnete die Börse, die für den Vorgang zuständig ist, insgesamt 9 Insider-Deals. Und 9 Mal handelte es sich um einen Verkauf.
Total gegen 13 Millionen betrug der Verkaufserlös. Dieses Geld kommt zu den hohen Fixlöhnen und den in Cash bezogenen Boni hinzu.
Das Kernargument lautet jeweils, dass die Spitzenmanager überproportional stark im eigenen Unternehmen investiert sind. Zur Vermögens-Diversifikation müssten sie Titel ihres Arbeitgebers verkaufen, sobald dies von der Börsenaufsicht her erlaubt ist.
Einzige Ausnahme im grossen Reigen des Insider-Ausverkaufs ist die Credit Suisse. Bei ihr registrierten die Aufseher deutlich mehr Käufe von Insidern als Verkäufe dieser Gruppe.
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Grund für das gegensätzliche Verhalten ist die Kapitalerhöhung. Die CS musste diesen Frühling zum zweiten Mal innert anderthalb Jahren zu den Aktionären gehen und sie um Frischgeld bitten.
Die Chefs der Grossbank und ihre Verwaltungsräte sind allesamt auch grosse CS-Aktienbesitzer. Wie die Käufe zeigen, machten sie bei der Kapitalerhöhung mit und kauften mehr Aktien ihrer Arbeitgeberin hinzu.
Alles andere wäre auch Öl ins Feuer der Kritik gewesen. Die CS-Spitze braucht Geld vom Aktionär, selbst will sie nichts von der eigenen Aktie wissen – diese Headline wäre schlecht angekommen.
Abgesehen von der CS-Abstinenz: Was steckt hinter der Massenflucht der Spitzenbanker bei Bär, Vontobel und UBS? Was sehen die Chefs dieser Institute, was der Rest der Anleger nicht wahrnimmt?
Bald einbrechende Gewinne sollten es kaum sein, zumindest nicht bei den Multis. Dort waren die Resultate in den ersten beiden Quartalen wenig berauschend.
Das zeigt sich inzwischen nicht nur im Vergleich mit den längst auf und davon gezogenen US-Grossbanken, sondern auch im Wettbewerb mit europäischen Konkurrenten.
Insbesondere die französischen Universalbanken haben der UBS den Rang abgelaufen – dieser Ikone Helvetiens, die sich von ihrem tiefen Fall, der vor genau 9 Jahren seinen Anfang genommen hatte, nie mehr richtig erholen konnte.
Bei der Julius Bär und der Bank Vontobel könnte hinter den ins Auge springenden Absprung-Chefs hingegen effektiv eine baldige Abkühlung der Gewinne stecken.
Bei Bär waren die Zahlen wie meistens in den letzten Jahren prima vista berauschend. Doch unter der glatten Oberfläche machen sich Risse bereit. Das Kundenwachstum stammt aus Asien und Middle East, überall sonst herrscht Flaute.
Und Vontobel? Die Bank hat ein Management, das in die Jahre gekommen ist. Es predigt den Alleingang und hält die drei Zylinder Private Banking, Asset Management und Derivategeschäft auch ganz ordentlich auf Touren.
Doch der richtig grosse Aufbruch fehlt, Vontobel bleibt in einer mittleren Grösse stecken, die beides möglich macht: dass die Bank konsolidiert oder dass sie eines Tages konsolidiert wird.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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„Insbesondere die französischen Universalbanken haben der UBS den Rang abgelaufen – dieser Ikone Helvetiens, die sich von ihrem tiefen Fall, der vor genau 9 Jahren seinen Anfang genommen hatte, nie mehr richtig erholen konnte.“
Wie wahr. Bei der UBS ist die Luft draussen. Die innovativen Leute nehmen Reissaus (Bussmann, Bruno, Hühnebeck u.a.). Zurück bleibt das Mittelmass.
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In dieser Branche haben viel zu viele Leute kein „skin in the game“.
Wenn man sich einen Beachbody für den Sommer erarbeiten möchte, lässt man sich ja auch vom Sixpack-Instruktor/Ernährungsberater zeigen, wie es geht und nicht vom speckigen Couchpotato.
In der Vermögensverwaltung gibt es genug PHD, CFA, CIIA, FRM usw. die keinen Groschen ihrer eigenen Kohle am Markt haben oder jemals gehabt haben.
Wenn man die theoretische Fahrprüfung bestanden hat, kann man noch lange nicht Autofahren, erst recht nicht anderen beibringen, wie es funzt.
Man könnte Einstellungen und Beförderungen teilweise von dem abhängig machen. Bei vereinzelten Fonds wurde bereits eingeführt, dass ein Senior PM mindestens 1 Mio USD selbst im Fonds halten muss. Juniors müssen 500k ihrer eigenen Kohle einbringen.
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Es gibt keine Spitzenleute bei den Banken, nur noch Abzocker; diese merken, dass das sog. Swappen von einer Bank zur anderen, um sich lediglich wieder einen Spitzenplatz zu erklimmen, dem Ende neigt. Diese zu hochdotierten Blender waren gar nie als Banker geboren, denn sie beweisen es selber, da diese Schicht von Showmasters auch noch nie Kunden selber generieren mussten. Dazu zählen auch sehr viele zu hochbezahlte Analysten, die auch nur mit reden sich ins Showmasterlicht aufleben lassen, ihre sämtlichen Berichte waren keine Woche später makulatur. Auch bei diesen Showmasters hat wohl keiner in der Finanzbranche jemals gesehen, wie Analysten ihr eigenes Vermögen angelegen.
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Daß kein Insider Aktien seines Arbeitgebers kauft zeigt doch nur, daß die wenig glücklichen Nachrichten aus der Branche hier im wesentlichen der Wahrheit entsprechen!
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Na ja, in Zeiten wo einerseits Referenzgrössen wie Inflation und Arbeitslosigkeitsrate offiziell (und beabsichtigt) so konstruiert sind, dass sie das, was sie messen sollten, gar nicht wirklich abbilden (z.B. „wir sind unter dem Inflationszielwert“, „Gefahr der Deflation“ – bei riesigen Asset-Blasen in ALLEN Anlageklassen…), oder wo die Messwerte so gefaked werden (das dumpfbackige „wir haben Vollbeschäftigung“), damit der Narrative der Elite noch stimmt, und wo dann die Zentralbanken auf falschen oder gefakten Referenzgrössen abstützend Geld-„Politik“ machen, da wird es irgendwann zu einem gewaltigen Knall kommen, wo die Fiktion auf die Realität trifft und die Blasen implodieren.) Dieser Zeitpunkt steht bevor, und die Banken (und die Industrie ebenfalls) werden dann durch ein langjähriges Tal der Tränen gehen, schlimmer al 2009.
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Perfekte Punktlandung! Mehr gibt es da nicht zu sagen. Nur eine Anmerkung: Die mitverantwortlichen Zentralbankenclowns werden dann Greenspan frei zitieren „oh mein Gott, ich habe nicht gedacht, dass die Welt so böse ist…“ Das fällt dann unter Dummheit. Wäre es nicht Dummheit, ist es ein Verbrechen.
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„Insider trennen sich flächendeckend.“
Vielleicht erwartet der eine oder andere „Insider“ zwar nicht die Finma im Hause, dafür aber früher oder später die BA.
(Höchste) Zeit dafür wäre es bei mehr als einem „Institut“.
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Was söll dä Seich? Was haben dokumentierte Käufe und Verkäufe mit der BA zu tun?
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Heute 27.9.17: In der BRD werden diverse UBS Standorte auf Steuer-Hinterziehung untersucht…… Fits!!!! UBS immer dabei.
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Dabei ist VRP Weber mit dem Versprechen angetreten, diesem Spuk ein Ende zu bereiten. Man erhält bald den Eindruck, dass die Boni in Relation mit den Bussen festgelegt werden.
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Bis am 31. Oktober müssen in den meisten Kantonen die Steuern 2017 bezahlt werden, sonst Verzugszinsen. Mit dem Verkauf von Aktien werden dafür die Mittel bereitgestellt.
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A bisserl naiv
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aber wahr:-)
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Ach Lukas, sind eigentlich nur CS-Breaking News für Dich Breaking News? Es brennt ja in Deutschland und du schläfst!
Ach ja, es geht ja nicht um den Thiam, Romer, Khan oder McKinsey Personen. Also nicht so wichtig
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Logisch verkaufen die Geschäftsleitungsmitglieder und Verwaltungsräte praktisch nur.
Wenn ich jedes Jahr eine halbe Million Aktien (oder weiss der Teufel wie viele) meines Arbeitgebers bekomme, kaufe ich sicher nicht noch zu. Schon mal was von Diversifikation gehört? Und wenn die Kurse hoch sind, soll man verkaufen, wenn sie tief sind, soll man kaufen. Ergo – verkaufen.
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Na ja, in Zeiten wo einerseits Referenzgrössen wie Inflation und Arbeitslosigkeitsrate offiziell (und beabsichtigt) so konstruiert sind, dass sie das,…
Heute 27.9.17: In der BRD werden diverse UBS Standorte auf Steuer-Hinterziehung untersucht...... Fits!!!! UBS immer dabei.
Bis am 31. Oktober müssen in den meisten Kantonen die Steuern 2017 bezahlt werden, sonst Verzugszinsen. Mit dem Verkauf von…