Joachim „Joe“ Strähle hat’s erwischt. Nach langen Jahren des Obenauf-Schwimmens ist Strähle Geschichte. Der Griechenbesitzer der EFG-BSI-Privatbank schickte Joe heute früh ins Alterstübli.
Damit endet eine der erstaunlichsten Karrieren von Swiss Banking. Strähle war längst als Fehlbesetzung erkannt.
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Doch er überlebte alle Stürme, fand immer wieder ein warmes Plätzchen: nach dem Rausschmiss bei der CS in Basel bei der Sarasin, nach der Absetzung am Rheinknie in Zürich bei der EFG.
Nun ist es mit seiner Karriere vorbei. Am Ende verschaffen sich die Fakten Raum, kommt die Wahrheit zutage, entscheidet das wahre Können.
Das mag Strähles „Opfer“, die vielen Verlierer und Frustrierten, die seinen Weg säumen, befriedigen. Endlich, könnten sie sich sagen.
Und doch reibt man sich die Augen: Wie konnte Strähle grosse Persönlichkeiten solange täuschen? Wie gelang es ihm, sich immer wieder als Retter in der Not in Szene zu setzen?
Bei der EFG hätte Strähle vor zweieinhalb Jahren Präsident werden sollen. Kurz vor Amtsübernahme kam es zum Coup. Strähle wurde CEO.
Im Hintergrund hatte sich in jenen Tagen – ja Stunden – Dramatisches abgespielt. Der Verkauf der EFG an die Zürcher Konkurrentin Julius Bär war fixfertig ausgehandelt, die Verträge lagen unterschriftsreif auf dem Tisch.
Am Morgen im April 2015 waren alle entscheidenden Leute an Deck, die Anwälte der EFG warteten auf das definitive „Go“.
Es kam nicht. Statt dessen tauchte Strähle auf. Und zwar als neuer CEO, nicht als Präsident. Und der Deal mit der Bank Bär wurde abgeblasen.
Was war passiert? Insider sagen, Strähle habe in den Wochen seit seiner Ernennung zum neuen Präsidenten der EFG gegen den damaligen CEO John Williamson intrigiert.
Sicher ist, dass Williamson im April nach dem Platzen des Verkaufs seinen operativen Chef-Stuhl räumen musste – für Strähle. Die Finanz und Wirtschaft sah Williamson als Versager.
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Möglicherweise hat sich die Zeitung getäuscht. Williamson wurde zunächst mit dem Vizejob im Verwaltungsrat getröstet. Inzwischen ist er Präsident.
Heute nun kann er genüsslich eine Art Rache nehmen. Er verabschiedet Strähle mit wenigen, trockenen Worten.
„We wish Joe the very best for his well-deserved retirement“, zitiert die EFG ihren Präsidenten in einem Communiqué zum Führungswechsel.
Die Höchststrafe für einen wie Strähle, der sich immer nur an einem Ort richtig positioniert sah: ganz oben.
Nun, da auch dem Letzten klargeworden ist, dass er nicht der richtige Mann an der Spitze einer Bank ist, muss er sich halt selbst loben.
„I successfully executed on our strategic priorities, focusing on growth, efficiency and a strong management and performance culture at EFG. The BSI acquistion reflects this strategic direction (…).“
Effektiv hat Strähle Werte vernichtet. Nach dem Kauf der Tessiner BSI flossen Dutzende von Milliarden Kundenassets ab; ein offenes Rohr.
Die zusammen gelegten Gewinne der beiden Banken waren niemals dort, wo sie hätten sein müssen. Ohne Sonderposten waren 200 Millionen in Sicht, laut Insidern müssten es mindestens 300 Millionen sein; Altlasten in den USA blieben unangetastet.
Der neue Auftritt der EFG verschlang Millionen. Das Logo überzeugte Experten nicht. Es war zusammengeschustert aus den beiden alten Logos der BSI und der EFG.
Auf den neuen Briefköpfen stimmten die Schriften nicht. Alles schien handgestrickt, überhastet, unausgereift.
Dabei ist der Auftritt Chefsache. Joe Strähle liess bei den Details Präzision, Disziplin und Können vermissen.
Genau das, was sich wie ein roter Faden durch seine Karriere zieht. Hinzu kommen charakterliche Schwächen.
Bei der Sarasin putschte Strähle gegen die Besitzer. Diese stammten damals aus Holland: von der genossenschaftlichen Rabo-Bank. Sie wollten die Sarasin an die Julius Bär verkaufen.
Strähle nahm die Mannschaft in Geiselhaft: Er inszenierte einen Aufstand in der Belegschaft. Und er drohte, zusammen mit den wichtigsten Managern die Bank nach einem Verkauf an die Zürcher zu verlassen.
Dahinter stand purer Egoismus. Strähle war klar, dass er unter Bär-Chef Boris Collardi keine Zukunft gehabt hätte. Die beiden kannten sich aus gemeinsamer Asien-Zeit bei der Credit Suisse.
In dieser Region war Strähle Chef Private Banking. Laut einer Quelle kannte er auch nach Jahren nicht die Gepflogenheiten der vermögenden asiatischen Kundschaft.
Strähles Aufstand zeigte Wirkung. Die Holländer verkauften an die Safra-Familie. Diese band Strähle mit viel Geld und langem Vertrag an sich.
Bis die Safras merkten, dass Strähle der Falsche war. Und sich von ihm trennten. Strähle verschwand von der Bildfläche.
Nur, um beim griechischen Milliardär Latsis die nächste Chance zu erhalten.
Es war seine letzte.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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so einen unsauberen abgang hat ja wohl auch die chefin vom rennstall sauber bekommen – harte bandagen, viel geld. sind halt keine schaukämpfe, wenn alle nur gewinnen wollen
https://www.kalaidos-fh.ch/de-CH/Blogs/Posts/2017/09/uf-1130-Rennstall-Sauber-Kommunikation
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What goes up must come down.
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Dann kann der grösste Blender im Bankwesen der Schweiz jetzt den verdienten Job bei Julius Bär in Angriff nehmen?
Wundern würde sich niemand! Schlimm wieviel verbrannte Erde Strähle auf dem Weg der total Ahnunglosigkeit und Naivität zurückgelassen hat.
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Es gibt immer wieder Manager auf allen Stufen, die nichts bringen, der Firma schaden, aber sich jahrelang halten. Weshalb ? Weil sie sich gut verkaufen, gut präsentieren und verwedeln. Vorgesetzte, vor allen wenn sie im Ausland sitzen, kriechen ihnen jahrelang auf den Leim. Das Controlling solcher Firmen ist oft leistungsschwach und merkt nicht, dass die Profitabilität nicht stimmt. Irgendwann, z.B. bei einem Chefwechsel oder Besitzerwechsel, fällt dann die Guillotine. Und der Manager erhält ein gutes Zeugnis und rutscht ins nächste weiche Bett …
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Ein Strähle in Ehren kann doch niemand verwehren. – Im Ernst: Er verkörperte absolut glaubhaft die Corporate-Dumpfbacke.
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Leider können sich schwache Manager in der Schweizer Bankenwelt lange halten. Es gibt da viele gute Beispiele wie Ch. Weber (Vizechef) bei der ZKB oder der PB Chef (genannt Sakko-Blender) einer Notenstein Filiale. Dass solche Leute hemmungslos zulangen können über lange Frist zeigt, dass im Banking immer noch zu viele verdient wird. In jedem anderen Sektor wären Firmen mit solchen Chefs schon lange weg vom Fenster. Das schlimme ist, dass solche aufgeblasenen Chef die guten Mitarbeiter, welche das Geld für die Firma verdienen, nur demotivieren. Es müsste im Schweizer Banking in der Teppichetagge so richtig gesaugt und schamponiert werden. Ein richtiger Rausputz!
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Neben dem Heissluftbeschleuniger im Büro von Ch. Weber noch einen Staubsauger und ein Schamponiergerät einzusetzen, ist dann schon bald ein bisschen viel Technik auf kleinem Raum ….
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Nicht zu vergessen seine unsägliche Rolle im US Steuerstreit, wo er bei der CS der für Amerika zuständige Top Manager war und um seine Haut zu retten, bei den US Behörden Mitarbeiter und Kollegen genannt hat.
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Ein Strähle ist nie allein…
Wir haben auf dem Finanzplatz Schweiz extrem viele gleich gelagerte „Manager“ der Sorte Strähle. Die Finanzbranche produziert laufen solche vermeintliche Lichtgestalten in unterschiedlichsten Hierarchiestufen. Wer sich in seiner sogenannten Karriere dann diesem Format unterwirft (Bückling, Duckmäulertum, Oben nicken – unten treten, ..), die werden laufend nachgezogen. Solche Leute müssen nicht mehr die Sprossen erklimmen, sondern werden von oben förmlich hinauf gezogen. Je länger das funktioniert, desto mehr wird dies zur akzeptierten Realität resp. dem Rezept wie eben das Management zu erfolgen hat. In dieser Zeit baut man sich dann auch das Netz, welches einen auffängt, wenn man mal strauchelt oder aussteigen muss. Die Leute werden also linientreu und somit kompatibel. Gepaart mit einigen Eigenschaften wie Narzissmus, übersteigertem Egoismus (nur gegen unten und seitwärts; nie gegen oben), Machtspielchen, … sind sie dann in Positionen in welchen sie ihr Unwesen treiben dürfen – mit Deckung von oben, selbstverständlich.
Es stellt sich noch eine wichtige Frage: Warum ändern das die Aktionäre nicht?
Antwort: Aktionariat bei Finanzinstituten sind meist Institutionelle (u.a. unsere Pensionskassen). Jöbchenzuschieberei, Verknüpfungen über Verbände, Vereine, Netzwerke, etc. auf diesem Niveau unterbindet dann wirkliche Veränderungen, da sich Krähen bekanntlich gegenseitig keine Augen aushacken. Weitere Ausführungen obsolet – vgl. u.a. frühere IP Berichte.
Wie also sollen wirklich fähige Leute nach oben kommen, wenn sie auf dem Weg dorthin „formatiert“ werden und sonst kaum ein Weg nach oben führt?
Wenn wie bei EFG der Patriarch eingreift, dann ändert sich etwas. Die Frage ist wie glücklich sein Händchen bei der CEO-Wahl nun sein wird.
Affaire à suivre…. -
endlich!
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Strähle hinterlässt jedes Mal nur Trümmerhaufen, die Bank Sarasin in Deutschland musste verkauft werden wegen der Cum Ex Anzeigen von Maschmeyer und Müller und Eric Sarasin musste zurücktreten. Bei der EFG brennt auch die Hütte. Dennoch wird Strähle in spätestens 12 Monaten wieder auf einem 5 Mio Chefsessel sitzen, irgend ein Dummer wird ihn wieder als CEO anheuern..
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Würde mich nicht wundern wenn er bei der Falcon aufschlägt 😉
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Typisch. Wer wird der nächste abtretende Clown? Boris? TT? Blessing?
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Du kannst so rasch sinken,
daß du zu fliegen meinst.Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach
* 13. September 1830 † 12. März 1916
Strähle hinterlässt jedes Mal nur Trümmerhaufen, die Bank Sarasin in Deutschland musste verkauft werden wegen der Cum Ex Anzeigen von…
endlich!
Typisch. Wer wird der nächste abtretende Clown? Boris? TT? Blessing?