Die zwei wichtigsten Anlagegrundsätze lauten: Erstens: Kaufe nur, was Du verstehst! Zweitens: Diversifiziere! Beide haben sich in der Krise als weniger einfach erwiesen als angenommen. Anlageprodukte verhielten sich anders, als erwartet.
Die Diversifikation der Anlagen ist oft danebengegangen, weil die in Normalzeiten gemessenen Relationen in der Krise zusammenbrachen. Alle, oder fast alle Korrelationen zwischen den Preisen der verschiedenen Anlageklassen schossen in die Höhe.
Die Krise ist jetzt fünf Jahre alt, eine Ende nicht in Sicht. Alles ist möglich, nichts scheint unmöglich. Das durch aufgeblähte Notenbankenbilanzen finanzierte Fiat-Geldsystem ist zum Hochrisikoprojekt mutiert.
Soeben hat der Autor des „Schwarzen Schwans“, Nassim Nicholas Taleb, einen neuen Bestseller publiziert, der ein Rezept für solche Zeiten liefert. Das Buch heisst „Antifragile: Things that Gain from Disorder“.
Mit dem Konzept der Antifragilität liefert Taleb eine Gebrauchsanweisung, wie wir Chaos und unberechenbare Ereignisse nicht nur überstehen, sondern sogar davon profitieren können.
Alles, was nicht antifragil sei, werde verschwinden, sagt Taleb. „Antifragil“ ist mehr als „robust“. Robuste Lösungen überstehen einen Schock, das Antifragile wird in der Krise besser.
Die Antifragilität bietet für den Finanzplatz Schweiz ungeahnte Möglichkeiten, jedoch nicht an der Bahnhofstrasse und am Genfersee.
Die neuen Finanzzentren liegen in alten Festungswerken im Gotthardgebiet oder im Berner Oberland. Betrieben werden sie nicht von Banken, sondern von Logistikunternehmen. Diese verraten ihre Kunden nicht an ausländische Behörden, sie sprechen nicht vom Bankgeheimnis, und sie lassen sich ihre Computer nicht ausspionieren und die Daten nicht stehlen.
Ihr Angebot erfüllt die zwei genannten Anlagegrundsätze. Die Anlagen sind sehr einfach, die versteht jedermann: Gold, und zwar in physischer Form, in Barren und Münzen, nicht als Fonds oder Zertifikate oder in anderen Formen, bei denen der Lagerort des Edelmetalls und die allfälligen Gegenparteienrisiken verschleiert sind.
Vielleicht bringen die Anleger auch Silber, das allerdings viel Platz braucht. Aber die Festungen sind ja immens gross. Vielleicht legen die Investoren auch ihre geliebten Kunstwerke und alten Schriften in die sichere Obhut unserer Festungen.
Auch dem Anspruch der Diversifikation genügen die neuen Finanzplätze. Dabei geht es nicht um die Korrelation von Preisen, sondern um die geografische und politische Verteilung der Risiken.
Sind meine Werte sicher verwahrt, sind sie geschützt gegen Diebstahl, Verstaatlichung und Konfiskation? Habe ich jederzeit Zugriff darauf?
Da gelten die Schweiz und die aufgerüsteten Festungswerke immer noch als verlässlicher und sicherer als andere Länder und Orte.
Die Irrungen und Wirrungen des Schweizer Finanzplatzes seit der Auslieferung der amerikanischen UBS-Kunden an die USA im Februar 2009 haben zwar die Reputation und die Glaubwürdigkeit der Schweiz als zuverlässiger Partner und Rechtsstaat beschädigt, aber offensichtlich schneiden diesbezüglich andere Länder noch schlechter ab.
Zürich und Genf gehören bezüglich des Geschäftsumfeldes und der Stabilität der Wettbewerbsfähigkeit zu den fünf Spitzenreitern der Welt.
Wer aber sind die Kunden des alpinen Finanzplatzes? Alle, die viel Vermögen haben, und sich mit einem Teil von vielleicht 10 Prozent für den schlimmsten Fall schützen wollen.
Mit dieser antifragilen Asset Allocation überstehen sie einen nächsten Schock nicht einfach unbeschadet. Nach Taleb wird das antifragile Investment in der Krise stärker und besser.
Zu den Kunden gehören sicher Zentralbanken, die wieder vermehrt Gold erwerben und dieses an einem sicheren Ort professionell verwahrt haben wollen.
Dazu gehören institutionelle Anleger, welche die eiserne Reserve in Gold auch hochsicher aufbewahren wollen.
Und dazu gehören reiche Private, die bei ihrem Urlaub in den Schweizer Bergen nicht die banklagernde Post, sondern ihre Goldbarren und –münzen und ihren Picasso betrachten wollen.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
HG war wohl noch nie in einer Festung der CH-Armee. Bis auf wenige Räume ist es dort so feucht, dass sich das Lagern von Kunstgegenstände kaum lohnt. Sogar als Käselager konnten die Festungen nicht gebraucht werden. Der Unterhalt für eine geeignete Lagerung (Heizung, Lüftung, Feuchtigkeit, Licht, etc.) wäre immens.
Gruss, ein Festungsgärtner a.D.-
Gold rostet nicht!
-
-
Wo ist das Fähnlein der sieben Aufrechten?
Der von Hans Geiger vorgeschlagene – nach 1971 (Währungsentankerung) neuerliche – Paradigmawechsel setzt ein Selbstverständnis der
Finanzplatzträger voraus, welches weiterhin selbst-schädigend eher durch Abwesenheit glänzt. Indem die „Verantwortlichen“ kaum mehr
wissen, woher sie kommen, welches Erbe sie angetreten haben, und welches sie und in guter Ordnung weiterzugeben haben. Denn
getrieben durch verheerende lex americana universalis und lex europae Gläubigkeit der ehemaligen Verbündeten ihrer Kunden gegenüber
dem Staat, hat sich inzwischen die gesamte classe politique zum Erfüllungsgehilfen, zum Vasallen und Agenten fremder Behörden, ja zu
schwarzfahrenden Pharisäern abartiger Treuhandpraktiken, wie Weissgeld-Verwaltern, Gruppenanfragen-Apologeten und
Rechtsstaats-Hintertreibern gemausert. Mal sehen, was unser Bundesrat in Beantwortung der Interpellation 12.4178 „Eigenständige
Wahrung der Schweizer Finanzplatz-Interessen“ (www.solami.com/parlament.htm#Wahrung ) demnächst auf der punktierten Linie
unterschreiben wird. Und ob – im Sinne von Thomas Schmidheiny’s wegweisendem Beitrag „Schönwetterchancen“ in der
Dezember-Nummer des Schweizer Monats (www.solami.com/bankingfuture.htm#Chancen ) – sich ein „Fähnlein der sieben Aufrechten“
einstellen wird, welches die überfällige back to basics, Frühpensionierung und Bankenkultur-Umpflügung nachhaltig vorantreiben wird. Wie
dies im Lichte des „Leistungsausweises einer anpassungsfähigen Bundesrätin“ (www.solami.com/EWS2012.htm ) z.B. im
Interpellations-Entwurf „Lex Helvetica Banking“ (www.solami.com/vorstoss.htm#helvetica ) angeregt ist. -
Es ist eine interessante Idee! Meistens sind einfache Ideen auch Erfolgreich. Wieso nicht?
Als komplementäre Stützpunkt für die Zukunft.
Auch die Idee von Taleb (nicht neu in der Physik, bekannt unter „Resilienz“)ist nicht schlecht, aber es ist schwierig umzusetzen. Wenn alle eine Antifragile Strategie fahren, dann funktioniert nicht mehr!-
@ Solomon
Wenn Sie schon glauben mit Fremdwörtern, die notabene nicht nur in der Physik gebräuchlich sind, Ihre unverständliche Aussage hier deponieren zu müssen, dann sollten Sie auch in der Lage sein, einigermassen frei von Ortographie – und Fallfehlern ein paar richtige Sätze zu schreiben. -
@ Nörgeler: du bisch än geile Siech! Lässt sich über „Ortographie“ aus (welchen Ort hast du gemeint) und lässt uns mit einem abgebrochenen „-“ stehen.
Von Beruf sicher Investmentbanker, oder?
-
-
Ein lustiges Planspiel lautet: „You get what you see“ – gar nicht so abwegig. Wenigstens wäre dann das Grundgeschäft nicht nur physisch vorhanden, sondern auch noch sicht- und tastbar. Die Transportkosten und das Logistikproblem können wir mal ausklammern oder der Armee überlassen. Und all die Winkelkonstruktionen mit Stiftungen und daran anhängenden exterritorialen Trusts wären wann wohl Makulatur? Wäre dann 1:1 sichtbar was wem was gehört? Die SNB könnte dann Interventionen gegen physisches Gold vornehmen und jeweils einen Lageristen in die Kaverne schicken, um wieder Manövriermasse zu besorgen. Der physische Übertrag von Fort Knox könnte ja diversifiziert von statten gehen: mit Flug, Schiff, Zug und die letzte Meile zur Kaverne mit einem Armee-eigenen Geländefahrzeug plus Puma. Die Mobilität des „Produktionsfaktors“ Gold wäre dann zwar eingeschränkt, aber die Kunden könnten dann ja – gegen Voranmeldung – ihr Vermögen in der Kaverne anfassen und beriechen. Ob die Kosten dieser neuen „Wertverfassung“ die volkswirtschaftlichen Kosten eingeschränkter Mobilität aufwiegen? Man könnte dann noch die physische Kavernen-Aufbewahrungspflicht in die Bundesverfassung aufnehmen sozusagen als Unterabsatz zur Eigentumsgarantie. Aber: Werden damit die aktuellen globalen Finanzprobleme gelöst oder geht es in der vorgeschlagenen Vision nur um Bestandeserhaltung von privatem Vermögen?? Und: soll das Modell global gelten oder nur für den Sonderfall Schweiz? Ich wünsche allen kreativen Geistern einen spielerischen Rutsch ins 2013!
-
Mathis, Sie haben Recht. Die aktuellen globalen Finanzprobleme werden nicht gelöst. Aber die Bestandeserhaltung des privaten Vermögens wird trotz der globalen Finanzkrise ermöglicht. Das ist schon einmal eine gute Leistung. Natürlich muss man aufpassen, dass die Spesen für Transport und Lagerung nicht zu hoch sind. Das ist machbar. Das grössere Problem sind die Steuern, vor allem die Mehrwertsteuer und Zölle. Bei Gold fallen keine solchen an, bei Silber und anderen weissen Metallen müsste der Anbieter den Status eines Zollfreilagers oder eines Offene Zolllagers annehmen.
-
-
Über die genaue Ausgestaltung kann man geteilter Meinung sein. Was der Artikel jedoch zum Ausdruck bringt ist die richtige Stossrichtung. Das Finanzgeschäft muss zurück zu „realen“ Produkten und Leistungen.
-
-
Und wer verspricht mir, dass ein Mitarbeiter nicht die Daten der Kunden ans Ausland verkauft? Oder dass ich jederzeit Zugang zu diesen Bollwerken habe? Was wenn auf einmal die entsprechende Firma oder Mitarbeiter davon mit dem Gold ins Ausland abhauen?
100%iger Sicherheit gibt es leider nie, nur gutes oder schlechtes Marketing! -
Hinweis zum letzten Abschnitt:
Jetzt wird mir bewusst wieso der Berg so heisst: GotthART. und zur Eröffnung dieser „Public“ Art Gallery rockt: GotthART.
Vorschlag: 1-2 mal im Jahr soll dieser Ort öffentlich zugänglich sein. Die schönsten Kunstgegenstände, die sonst eh niemand zu sehen sind, werden ausgestellt. Das wäre eine Touristenattraktion erster Güte, könnte man doch endlich sehen, was für Schätze sich Vermögende aneignen.
Hinweis zum letzten Abschnitt: Jetzt wird mir bewusst wieso der Berg so heisst: GotthART. und zur Eröffnung dieser "Public" Art…
Und wer verspricht mir, dass ein Mitarbeiter nicht die Daten der Kunden ans Ausland verkauft? Oder dass ich jederzeit Zugang…
Über die genaue Ausgestaltung kann man geteilter Meinung sein. Was der Artikel jedoch zum Ausdruck bringt ist die richtige Stossrichtung.…