Pierin Vincenz geht auf tutti. Der Chef der Raiffeisen baut mit dem Kapital seiner Genossenschafter eine volle Privatbank.
Nach Notenstein und EFG Financial Partners setzt Vincenz auf die Assetmanagement-Expertise des bekannten und umstrittenen Investmentmanagers Beat Wittmann.
Laut Insidern sollen Wittmanns eigene Assetmanagementfirma und Vincenz‘ 1741 Asset Management enger kooperieren.
Die 1741 ist eine Tochter der Raiffeisen-Privatbank Notenstein und war im Zuge der Wegelin-Übernahme im 2012 zur Genossenschaftsbank gekommen.
Vincenz sagte heute früh, Wittmann sei die treibende Kraft des Projekts. Es sei keine Fusion von Wittmann mit 1741 vorgesehen.
Wittmann versprach gestern Abend per SMS einen Rückruf, der ausblieb.
Der neue Assetmanager von Wittmann soll laut den Quellen „The Capital Management“ heissen. Eine Firma mit dem Kürzel TCMG Asset Management ist soeben von Wittmann gegründet worden.
Mit Wittmann und Vincenz treffen sich zwei Super-Alphatiere. Sie kennen sich aus dem Bündnerland und sind seit langem persönlich nah.
Beide greifen nach den Sternen. Vincenz setzt alles auf die Karte Private Banking, Wittmann will endlich beweisen, dass er ein grosser Manager und Investor ist.
Der Einsatz von Vincenz ist hoch. Die jüngsten Zukäufe und der Streit mit Vontobel könnte gegen eine Milliarde kosten. Damit hat Vincenz seine Munition weitgehend verpulvert.
Profiteure sind die Chefs der aufgekauften Einheiten. Adrian Künzi von der Notenstein, Jan Schoch von der EFG Financial Products und Beat Wittmann im Asset Management kriegen viel Geld und sichere Aufträge. Schoch und Wittmann können eigene Aktien vergolden.
Alles bezahlt von den fast 2 Millionen Genossenschaftern der grossen Raiffeisen.
Die Geschichte von Beat Wittmann ist eine Abfolge von Höhenflügen und Abstürzen.
Der Sohn des bekannten und streitbaren Autors und Ökonomen Walter Wittmann ging nach einem Start bei der UBS zur damaligen CS-Tochter Clariden.
Dort schuf sich Wittmann den Ruf eines begnadeten Investmentmanagers. Seine Fonds galten als das Non-plus-Ultra.
Das Erfolgsgeheimnis lag weniger in der herausragenden Performance als im ausgewiesenen Wachstum.
Mit echtem Geldzufluss habe das wenig zu tun gehabt, sagt eine Clariden-Quelle. Wittmanns Fonds seien eine Auftürmung von ineinander verschachtelten Konstrukten gewesen.
Eine zweite Quelle berichtet von Total Return Fonds der Clariden, die „zum absoluten Desaster“ geworden seien.
Neben 2 Prozent Verwaltungsgebühr habe es Investments in eigene „Guernsey Fonds“ gegeben, zudem sei der Total Return Fonds mit CDOs und anderen toxischen Anlagen vollgestopft gewesen.
2007 ging Wittmann als einer von 3 Führungsleuten von Bord der inzwischen zur Clariden Leu fusionierten Privatbank. Er hatte sich mit seinen beiden Kollegen verkracht.
Neuer Einsatzort war Konkurrentin Julius Bär. Dort wurde für Wittmann extra eine Einheit mit dem Namen Investment Products gegründet. Wittmann kriegte den Titel eines CEOs.
Nach 11 Monaten war Schluss. „Wittmann hatte sich mit allen überworfen“, sagt eine Bär-Quelle.
Der Streit sei so weit gegangen, dass hohe Bär-Vermögensverwalter damals durchgesetzt hätten, dass Wittmanns Badge für den Private-Banking-Hauptsitz gesperrt worden sei.
Nach dem Rausschmiss bei Bär wollte Wittmann der Welt sein Können aus eigener Kraft beweisen. Er gründete die Assetmanagerin Dynapartners und setzte auf die Trends Performance und Unabhängigkeit.
Dafür verpflichtete er alte Weggefährten, die Kosten stiegen. Der Erfolg liess vorerst auf sich warten.
In der Not kam Wittmann vom Pfad des reinen Assetmanagements ab. Er gründete eine Wealth-Management-Tochter mit Ableger in Genf, zusammen mit Alex Hoffmann, ein Ex-Präsident der Clariden-Bank und Senior im Schweizer Private Banking.
Der Aufschwung blieb trotzdem aus. 2011 brauchte Wittmann offenbar Support.
Diesen fand er bei Vincenz. Der Raiffeisen-Chef kaufte eine Minderheit an Wittmanns Dynapartners.
Nun würde der letzte Schritt folgen. Wittmann soll laut Informationen aus Zürcher Finanzkreisen neuer CEO eines Assetmanagement-Verbunds mit der Raiffeisen werden.
Wie das Konstrukt aussehen könnte, ist offen. Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz sagte, er strebe keinen engen Schulterschluss mit Wittmann an.
Bei Vincenz‘ 1741 Asset Management gab es zuletzt Turbulenzen. Der langjährige Wegelin-Assetmanager und -Partner Magne Orgland ging kurz nach dem Start von Bord. Auch Nachfolger Frank Häusler hat bereits wieder das Büro geräumt. Im Januar übernahm Daniel Leveau.
Die Assets der 1741 Asset Management stagnieren bei 2 Milliarden.
Vincenz Shoppingtour nimmt ungeahnte Dimensionen an. Für Notenstein zahlte der Raiffeisen-Chef 580 Millionen, für 20 Prozent an der EFG Financial Products 70 Millionen.
Was Vincenz Wittmann hinblätterte, ist nicht bekannt.
Mit dem Geld kaufte Vincenz etwas, das ihm die Partnerschaft mit Vontobel bereits geboten hatte. Diese steht vor einem Schiedsgericht.
Geht die Kooperation definitiv in Brüche, dann müsste Vincenz möglicherweise eine dreistellige Millionensumme in seine IT investieren.
Damit käme Vincenz‘ Drang ins Private Banking auf rund 1 Milliarde zu stehen.
Die Absturzgefahr steigt. Die Kapitaldecke der Raiffeisengruppe ist mit 13 Prozent dünn. Im März kündigte die Raiffeisen eine Hybridanleihe zur Kapitalstärkung an.
Kippt der Immobilienmarkt, könnten Vincenz und seine Raiffeisen in Schieflage geraten.
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Die beliebtesten Kommentare
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Der Neid der Menschen zeigt an, wie unglücklich sie sich fühlen, und ihre beständige Aufmerksamkeit auf fremdes Tun und Lassen, wie sehr sie sich langweilen.
Erfolgreich zu sein, scheint in der Schweiz schon bald ein Verbrechen zu werden…
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Was für grosse Worte. *Erfolgreich* den Finanzplatz Schweiz versenkt zu haben, wäre wohl die treffendere Anwendung für dieses Wort.
Nur weil ein paar Wenige in einem schrumpfenden Markt den speziell Erfolglosen Marktanteile abjagen konnten, heisst noch lange nicht, dass man ein gutes Geschäft hat.
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Neid? Wohl eher Besorgnis über die Verhaltensweise bestimmter Akteure, die immer noch nicht verstanden habe, dass weniger manchmal mehr ist. Die Wittmanns und Vincenz dieser Erde sind nicht erfolgreich, sondern vom eigenen Ego getriebene.
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Und wer ist erfolgreich nach ihrer Definition? Tja… Bis heute ist Raiffeisen wohl oder übel eine der erfolgreichsten Banken im Schweizer Markt und dies ohne Staatsgarantie wie gewisse Kantonalbanken.
Erfolg = Ursprünglich bezeichnete dieser Begriff lediglich die allgemeine Folge, Konsequenz oder Effekt eines Handelns (z. B. durch den Ausspruch: „Erfolg ist die Summe richtiger Entscheidungen“). Mitunter wurde mit dem Wort lediglich das Erfolgen bzw. der (schicksalhafte) Verlauf eines Ereignisses beschrieben. Erst später, insbesondere mit der Industrialisierung, erhielt Erfolg die Bedeutung eines wertfreien, neutralen Resultats. Für das, was später mit „Erfolg“ bezeichnet wurde, dienten zunächst Begriffe wie Sieg oder Glück.
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Danke für die definitorische Abhandlung zum Thema ‚Glück‘, Herr Professor. Das Ursprungsthema ist aber eigentlich ein anderes.
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Zwei Alphatiere aus dem Bünderland, das geht nicht gut. Der eine ein Versager, der Andere ein Stier. Der wird seine Hörner abstossen.
Nicht nur mit der Notenstein, auch mit Herr Wittmann. Mal sehen. -
Ich freue mich bereits jetzt auf den Tag wenns Raiffeisen endgültig verbläst.
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Dass die Konkurrenz erfreut wäre, lieber Fritz Feldschlösschen, dass erstaunt wohl niemanden hier! 🙂 Doch bevor es Raiffeisen erwischt, stehen noch ein paar Kantonalbanken an… (eine der Grossbanken hatte es ja bereits erwischt, die nur noch dank uns lebt)
–> mit erstaunen habe ich festgestellt, dass auch die Kantonalbanken in dieser Steuergeschichte wieder mitmischen, eine absolute Sauerei was uns Steuerzahlern zugemutet wird.
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Wann begreifft ihr es endlich, PV muss seine Erträge diversivizieren (immer noch über 80% vom Hypo-Geschäft) und dies ist ihm bislang nicht so schlecht gelungen obwohl er von Vontobel jahrelang über den Tisch gezogen wurde mit Horrorgebühren, welche andere Banken zu einem Bruchteil anbieten. Somit auch seine Exit-Strategie in dieser Kooperation Sinn macht.
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Die Mär von den überteuerten Kosten, die Raiffeisen über die Kooperation mit Vontobel aufgebürdet werden, ist was es ist: dummes Geschwätz von Leuten, die mit den Details nicht vertraut sind. Und selbst wenn die Kosten zu hoch sein sollten ist das noch lange keine Legititmation, um bestehende Vertäge zu brechen, sondern allenfalls Grundlage für Neuverhandlungen. Alles andere ist ein einfach nur schlechter Stil und einer Raiffeisen-Genossenschaft unwürdig.
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You’re 1.000 percent right!
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Wie sagt man – „Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht“! Herr Vincenz dreht ein grosses Rad!
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Wobei ich bei Raiffeisen eigentlich keine grossen Bedenken habe. Andere Banken wie die Kantonalbanken, Grossbanken , Privatbank und teilweise Regionalbanken machen wir viel mehr Sorgen. Auch bei exportorientierten Firmen habe ich Angst sowie in der Rüstungsindustrie. Tabak und Alkohol verabscheue ich ebenfalls, diese Firmen gehen bald ein und Airlines können mit diesen Margen auch nicht überleben.
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Der neue Stern am Anlagehimmel könnte sich für die Astronauen Vincenz, Wittmann, Künzi und Schoch zum schwarzen Loch entwickeln. Hier von einer erfolgreichen (Raiffeisen-)Strategie zu sprechen, grenzt an masslose Selbstüberschätzung.
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Bis jetzt stimmt die Strategie von Notenstein, Raiffeisen wie auch EFG FP. Oder Kennen Sie viele erfolgreichere Finanzgesellschaften? Ich nicht, zu mindest nicht viele 🙂
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Ich lese am Anfang etwas von einem Schulterschlusse zwischen 1741 Asset Management und „The Capital Management“. Wo liegt nun der Grund zum Abheben für Herr Wittmann? Wenn 1741 Asset Management nur 2 Mrd. Vermögen verwaltet, kann ich mir kaum vorstellen dass Herr Wittmann stark profitiert. In diesem Bericht werden verschiedenen Fakten zusammen gemischt, die nur teilweise zusammen gehören.
Liebe Raiffeisen, Erfolg bringt Neider –> es kann nicht alles falsch sein was Sie machen Herr Vincenz.
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Der Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht.
Vincenz tätigt solang Akquisitionen bis die Raiffeisen bricht…-
Diese alte Binsenweisheit ist wirklich sehr klug 🙂
Moment, ich versuche diese auch auf andere Firmen umzubruchen:
Opel hält an Standorten in Deutschland fest, bis die die Firma bricht…oder
Der Novartis VR bezahlt seinen Top Managern überhöhte Gehälter, bis Novartis bricht…
etc…
Fakten wären interessanter, warum dass Raiffeisen „brechen“ soll. Solider Geschäftsbericht 2012 in einem schwierigen Umfeld!
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Finanzielle Verflechtungen, mit dem Ziel die selben Kundengelder mehrmals zu melken, sind keine Zukunftsstrategie. Auch wenn die Köpfe Wittmann oder PV heissen. Ob es ein Struki-Laden oder AM-Shop ist, spielt keine Rolle.
Auf der Dynapartners Webseite sind 0815-Anlageprodukte zu sehen. Sie haben eine seeehr hohe „Management-Fee“ (hüstel hüstel), welche nicht einmal aufschlüsselt wie sich diese Fee genau zusammensetzt, keine erkennbare Kernkompetenz aus dem Produktangebot, unterdurchschnittliche Performance (brrr).
Alles neues Wasser in alten Schläuchen was PV und Wittmann hier predigen.-
Die Geiz ist Geil-Mentalität gibt es halt nicht nur in der Lebensmittelbranche. Ob günstig aber auch gut ist, diese Frage muss sich der Konsument schlussendlich selber stellen.
Ein Mercedes-Käufer bezahlt auch mehr als ein Dacia-Käufer, erhält dafür auch etwas Hochwertigeres! Was nicht bedeuten soll, dass teuer = gut ist, aber auch nicht. Schlussendlich zählt was unter dem Strich bleibt. Der Preis ist nicht dasselbe wie der Wert einer Ware oder Dienstleistung.
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Aus Schaden wird man klug. Diese Erfahrung musste ich mit Wittmann-Fonds leider gründlich machen. Reiner Marketing-Mensch der offenbar immer wieder „Opfer“ findet aber keinen echte Erfolge nachweisen kann. Mein Fazit: Finger weg und auf Distanz gehen!
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Helloooo Papa Wittmann: how about a Kommentar, in üblicher Manier, zu den Aktionen und Leistungen des Sohnemannes!
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Schade dass alle erfolgreichen Manager immer denselben Fehler wiederholen. Sie sind nicht in der Lage den Erfolg über eine gewisse Zeit zu konsolidieren und setzen sofort wie getriebene
zu neuen höheren Sprüngen an. Leider schaffen sich solche Leute immer ein Umfeld, das nicht genügen „Füdli“ und Kraft hat dämpfend einzugreifen. Wenn’s schief geht bezahlt dann immer die Allgemeinheit, bei Raiffeisen die „Genossenschafter“-
@Heidy Meyer: Von welchem Fehler sprechen Sie? Bis jetzt war ja keine Entscheidung falsch oder sehen Sie das anders? Und bezahlen musste ebenfalls niemand, ich sehe bis jetzt nur Ertrag aus diesen Geschäften für den Genossenschafter. Siehe Anstieg der Kommissionen aus dem Anlagegeschäft um über 50% bei gleichbleibenden Aufwandskonto:
http://www.raiffeisen.ch/raiffeisen/internet/db_news.nsf/vAllNewsDocs/F4014CF1DE52938AC1257B2000435B32
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gibt es kein Regelwerk für ein „Berufsverbot für offiziell gestrauchelte Banker“ ?
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ist denn der Alpen-Macho schon gestrauchelt? Ist doch mit der Leiterin Compliance, nicht?
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Die Mär von den überteuerten Kosten, die Raiffeisen über die Kooperation mit Vontobel aufgebürdet werden, ist was es ist: dummes…
Der Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht. Vincenz tätigt solang Akquisitionen bis die Raiffeisen bricht...
Der neue Stern am Anlagehimmel könnte sich für die Astronauen Vincenz, Wittmann, Künzi und Schoch zum schwarzen Loch entwickeln. Hier…