Die Julius Bär hat heute einen rabenschwarzen Tag erlebt. Ihre Aktie stürzte ab: um 12 Prozent, im freien Fall unter die 50-Franken-Linie.
Grund ist ein schwacher Zehnmonats-Ausweis. Die durchschnittliche Marge sank von 93 auf noch 83 Basispunkte, angeheuerte Kundenberater sorgten für mehr Kosten.
Auch der Zufluss an neuen Vermögen fiel mit total 10 Milliarden enttäuschend aus. Vor allem aber stach ein 82-Millionen-Abschreiber auf Kredite ins Auge.
Ob es dabei um René Benko respektive dessen schlingernde Immobilien-Gruppe Signa geht, wie alle rätseln, verrät die Bär-Führung nicht.
No comment.
CEO Philipp Rickenbacher und seine Kollegen zuoberst spielen nicht nur rund um Benko Versteckspiel.
Sie geben sich auch sonst cool: Alles halb so wild, so ihre Haltung nach aussen.
Zwar würde der Gewinn 2023 nach der Entwicklung der letzten Monate unter jenen des Vorjahres fallen.
Doch hey: Damals erzielten wir das zweitbeste Resultat aller Zeiten. Kein Grund zum Klagen.
Die Verharmlosung hat System.
Wenn’s kracht, verkriecht man sich bei der Privatbank gerne – in der Hoffnung, dass bald kein Hahn mehr nach einem kräht.
Ob das Kalkül diesmal auch aufgeht?
Vielleicht nicht. Die Julius Bär schiebt nämlich Hunderte von Millionen Franken nicht realisierter Verluste vor sich her.
Dies als Folge von steigenden Zinsen. Die Fixed Income-Anlagen der Bären verlieren an Wert, weil sich die Zinsen nach oben entwickelt haben.
Solche Buchverluste „ausblenden“ ist nach Buchhaltungs-Regeln nicht verboten, weil die Bank deklariert hat, dass sie ihre Bonds bis zu deren Verfall halten wolle.
Da es sich um dabei um sichere Anlagen handelt, muss die Bär-Bank keinen Abschreiber auf die Investments vornehmen.
Das Geld ist nicht futsch – eben „unrealised losses“.
Der Vorteil dieses Verhaltens ist, dass Gewinne und Boni für die Verantwortlichen unberührt bleiben von den Verwerfungen an den Märkten – ganz im Unterschied zu harter „Mark-to-market“-Bewertung.
Easy, nicht?
Nicht wirklich.
Die Verluste auf die Bonds schleichen sich nun trotz dem „Trickli“ in die Gewinn-Rechnung der Bären ein; einfach nicht auf einen Schlag.
Sondern langsam. Und stetig.
Das hängt mit dem Kundenverhalten zusammen.
Die Zinseinnahmen hätten in der Zeit von Juli bis Ende Oktober leicht abgenommen, „following a further rise in the cost of deposits“, schreibt die Bank heute.
Die Klienten würden „current account balances into time and call deposits“ verwandeln; also von zinsgünstigen Kontokorrent-Guthaben in höher verzinste Festgeld-Anlagen umwandeln.
Die Bank muss mehr Zins auf Kundeneinlagen bieten, damit diese an Bord bleiben, gleichzeitig sitzt sie auf Bonds, die aus der Tiefzins-Phase stammen und entsprechend weniger Zinseinnahmen generieren.
Das „Spiel“ verläuft gerade zu Ungunsten der Julius Bär. Das könnte sich in den kommenden Monaten weiter verschärfen.
Ein Berg von über 500 Millionen nicht realisierter Verluste bedeutet eine latente Last für die zukünftigen Abschlüsse; die Netto-Zinserträge könnten leiden.
Wenn dann noch Margenerosion, schwierige Börsen und Ausfälle auf Kredite wie bei Benkos Signa dazukommen, wird’s für die Bär-Bank, die sich in den letzten Jahren im Erfolg gesonnt hatte, schnell ungemütlich.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
sei es bei Kairos oder bei Benko; die Bären sind im Salamischneiden geübt, ja raffiniert, und werden auch dieses
Debakel scheibchenweise in den „Zürisee“ spülen. -
Bär-Gier frass und friesst Hirn.
-
Einfach. Verkaufen Sie unrentable Teile wie die britische Tochtergesellschaft JBINT. Ansonsten ist mit weiteren regulatorischen Herausforderungen, Bußgeldern und Beeinträchtigungen aus dem Vereinigten Königreich zu rechnen.
Verbuchen Sie den Veräußerungserlös als Jahresgewinn. -
Stellt Euch vor es gibt neben dem Benko Kredit noch weitere Grosskredite in Milliardenhöhe. Dann sind die unrealisierten Zinsverluste auf dem Bond-Portfolio das kleinste Problem.
-
Unrealised losses………………. genau, wie lange schaut die FINMA eigentlich noch zu? Geld ausleihen ohne Ende aber die Verluste einfach weiter schieben in den Büchern. Das wird nicht gut ausgehen für die Bären.
-
-
KKS bitte die Portokasse öffnen.
-
-
„so tun“ als ob alles rund liefe -> ist bei einer börsennotierten Bank garkeine gute Idee, denn börsennotierte Unternehmen
sind nach dem Aktienrecht verpflichtet, rechtzeitig bei drohenden Verlusten etc. die Eigentümer (Aktionäre) öffentlich zu informieren. Der Schuss kann ganz schön ins eigene Knie gehen für die Bär-Führung..-
Eben, das mit dem Aktienrecht….. Dann hätte man Vreni Spörry (ex Swissair VR, vor und während dem Grounding) ja in den Knast schmeissen müssen. Hat man aber nicht. Denn die Strategie von Spörry war ja: ich habe ja keine Ahnung über die Flugindustrie geschweige denn Buchhaltung. Das hat für den Freispruch gereicht. Und alle anderen „Groundings“ wie UBS, CS usw usf folgen diesem Beispiel, bzw. es gab gar keine Klagen mehr. Ziel erreicht.
Ueber die Schlafanstalt FINMA (ebenfalls politisch so gewollt) sei hier gar nicht mehr geschrieben, da eh nutzlos. Das Schreiben wie die FINMA.
-
-
Benko, Kairos, Verluste bei den Bonds, usw. sind ’schwere Kost‘. Sind die Bären ‚Solenin‘? Hoffentlich nicht. Die Frage ist eher, ob der Bär sich in Sibirien verirrt hat.
-
Sagte ich ja vor knapp zwei Wochens schon: Einfach richtig schlechtes Risikomanagement was die Banker von Bär da in Sachen Kredite an Signa veranstaltet haben. Zudem ist die Signa Angelegenheit ja noch nicht einmal ansatzweise ausgestanden, und keiner weiß was noch kommt.
-
Nun, wir wissen nicht, ob das Risikomanagement die obersten Krawattenführung über das Risiko informiert hatte. Es könnte ja sein. Dann wären da ja noch die internen und externen Revisoren. Die müssen solche Risiken entdecken, melden und sanktionieren. Haben die das gemacht? Oder reichte es wie früher (ich war mal Banker und hatte mit internen wie externen Revisoren zu tun) mit diesen Herren fett in der Kronenhalle zu dinieren um einen sauberen Bericht zu erhalten? Für irgend etwas gibt es ja all diese Kontrollen….. um sie zu ignorieren scheint sich die GL von Baer zu sagen.. erBAERmlich, erBAERmlich.
-
-
Wann ist die Abdankungsfeier?
-
Bank bald tot?⚰🪦⚱
-
Gibt man jemandem Geld, der mit Mauscheleien und Heimlichtuereien auffällt? Vermutlich nicht! Warum sollte man sein Geld einer Bank, die eben damit auffällt Geld anvertrauen? Höchste Zeit, dass hier mal die Karten offen auf den Tisch gelegt werden!
-
Kairos Verlust ist riesig: schweizer Banken sind in Mailand immer noch wie „Piccioni“ gehandelt. Kairos war schwierig zu verwalten, Versager lauern stets im Hinterhalt und niemand wusste davon ?
-
Bär, ein Sammelsurium von Negativ-Ereignissen droht die Bank zu er-schüttern.
Nach der Vontobel geht jetzt auch bei Bär der Sauerstoff aus?
Das Hochrechnen (bewerten) und Bilanzieren von Bond-Kursen wird bei vielen Banken bereits am 1.1.2024 zu maximal üblen Tiefschlägen führen.
„Der letzte mache die Türe zu!“
-
Kleine Korrektur, lieber Lukas.
AM Montag, 20. November 2023 war die Aktie von Julius Bär 12 Prozent im Minus, Schlusskurs 49.03 Franken. -
Ja lieber Herr Hässig,
Privat Bank heisst privat? Und jetzt?
Sollen man schon Sp-Ende Heilsarmee sammeln für arme Julius Bar Banker? Weihnachten steht vor der Tür und am 24 gibts kein Bonus?
Bär, ein Sammelsurium von Negativ-Ereignissen droht die Bank zu er-schüttern. Nach der Vontobel geht jetzt auch bei Bär der Sauerstoff…
Gibt man jemandem Geld, der mit Mauscheleien und Heimlichtuereien auffällt? Vermutlich nicht! Warum sollte man sein Geld einer Bank, die…
Sagte ich ja vor knapp zwei Wochens schon: Einfach richtig schlechtes Risikomanagement was die Banker von Bär da in Sachen…