Die Leonteq hat heute früh den nächsten Top-Abgang gemeldet. Dieser hat es ins sich.
Alessandro Ricci gehörte zum absoluten Inner Circle der Struki-Firma. 9 Jahre lang ist er schon dabei, seit 2021 als Chef Trading.
Jetzt kriegt er im Communiqué einen Satz des Präsidenten der Firma – man danke fürs „Engagement“ und die „wertvollen Beiträge“.
Riccis Abgang deutet auf weitere Stürme hin. Er war neben dem vor wenigen Wochen ausgeschiedenen CEO Lukas Ruflin die entscheidende Figur im Drama um Geldwäscherei.

Mithilfe dazu wird Leonteq von Whistleblowern seit langem vorgeworfen.
Als die Financial Times deren Version vor zweieinhalb Jahren erstmals publizierte, reagierten die zwei Leonteq-Super-Buddies Ruflin und Ricci wie erwischte Musterschüler.
Sie schossen ohne zu zögern zurück und dementierten lautstark sämtliche Vorwürfe. „Mögliche Steuerhinterziehung oder Geldwäscherei durch Dritte“ seien Vorwürfe, die man „entschieden“ zurückweise.
Und weiter meinte die Firma im Oktober 2022: „Diese (Vorwürfe) wurden erstmals 2021 intern erhoben und von Leonteqs Compliance-Abteilung gründlich untersucht.“
„Bei dieser Untersuchung wurden keine Hinweise gefunden, welche die erhobenen Vorwürfe erhärtet hätten.“
Also blieben Ruflin, Ricci und alle anderen Leonteq-Verantwortlichen an Bord. Vorerst.
Inzwischen ist einer nach dem anderen gegangen. Der Middle-East-Chef, der von London aus das in der Financial Times offengelegte Konstrukt gezimmert hatte.
Der Compliance-Chef, der die Vorwürfe untersuchen musste. Der Finanzchef, der einst von EY gekommen war – jener Beraterin, welche der Leonteq-Spitze in der Causa eine „weisse Weste“ umhängte.
Der CEO von Leonteq Europa mit Sitz in Frankfurt: Auch er war bald Geschichte, ebenso wie der Head Markets mit Sitz in Zürich, von wo er zusätzlich für London zuständig war.
Als dann im Sommer vor einem Jahr neben der Ankündigung des baldigen Rücktritts von CEO Ruflin auch noch die Generalsekretärin des Finanzhauses ausschied, die für Recht, Compliance und Dokumentation zuständig war.
Da leuchteten alle Lampen grell auf.
Spätestens da war nämlich klar, dass die ganze operative Führungsriege, welche die Leonteq zuvor zu dreistelligen jährlichen Gewinnen geführt hatte, wohl gehen würde.
Einer nach dem anderen, Schritt für Schritt.
In Gesprächen führte der Sprecher der Leonteq für jeden Abgang individuelle Gründe auf. Der Finanzchef: Zeit für Neues. Der CEO: Seine Schuldigkeit getan. Die Generalsekretärin: Eine Stabsfrau.
Das Problem war, dass gleichzeitig mit den Nonstop-Abgängen die Resultate zusammen krachten. Die Leonteq musste ihren erwarteten Gewinn Mal für Mal nach unten korrigieren.
Das Tempo der „Profit warnings“ erreichte fast jene der Personal-Meldung.
Zusammen – hier ein historischer Topshot-Aderlass, da ein Meltdown im Business – offenbarte sich eine Firma, die nach unten steuerte.
Unerbittlich.
Als Gradmesser gibt es in solchen Fällen immer nur eines: die Aktie. Diese fiel von 75 auf 15 Franken. Umgekehrt schoss der Titel eines anderen Finanzplayers jüngeren Datums, der Swissquote, hoch.

Ein Ende ist nicht in Sicht. Es gibt viele „Shortsellers“, die auf weiter sinkende Kurse bei der Leonteq setzen.
Selber betont die Firma, dass ihre Krise allein eine Folge der neuen Welt sei; diese zwinge zur Anpassung des Geschäftsmodells.
Geldwäscherei? Steuerhinterziehung? Nicht bei uns, so die Message.
Wer glaubt’s? Die Behörden sitzen der Leonteq im Nacken. Die deutsche Bafin, also die dortige Bankenaufsicht, verurteilte die Schweizer Ende 2023 wegen „Mängel in der Geldwäscheprävention“.
Laut dem Schweizer Pendant Finma, der ein Jahr nach der Bafin sein Untersuchungsresultat präsentierte, hat die Leonteq „durch einige Distributoren im Ausland in schwerer Weise gegen ihre Risikomanagement-Pflichten sowie Gewährspflichten verstossen“.
Der Watchdog zog 9,3 Millionen Gewinn ein.
In Paris erhielt einer der Whistleblower kürzlich Recht. Die Arbeitsrichter verpflichteten die Leonteq, den Compliance-Officer weiter bei sich auf der Payroll zu führen.
Die ausgesprochene Kündigung von 2021 sei „nul“ – nichtig. 350’000 Euro schuldet die Leonteq jetzt dem Franzosen.
Der heutige Abgang von Ricci, einem der zentralen Drahtzieher im alten Leonteq-Modell, ist ein Fanal. Ist es der Auftakt zu einem noch viel stärkeren „Ausmisten“?
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Leonteq ist auch so ein Fass ohne Boden: Ständig kommt irgendwo ein neues Problem zum Vorschein. Vielleicht hilft noch alle Verantwortlichen auf sämtlichen Ebenen rauswerfen inklusive der Ankeraktionäre, neue Leute reinbringen und Probleme bereinigen.
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Der Artikel trifft es ziemlich genau – ich spreche als Insider. Die gesamte Organisation wurde umgekrempelt, inklusive der Trading-Struktur. Auch der Head of Trading musste gehen, zusammen mit acht weiteren Mitarbeitern auf einmal. Jetzt bleibt abzuwarten, wie sich das Ganze weiterentwickelt…
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Wenn man den Aktienkurs von Leonteq über 5 Jahre anschaut bekommt man Magenkrämpfe. Absturz ins Bodenlose!
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Der neue CEO ist ein ex JPMorgan Banker.
Banker haben kein Gefühl für Personal. Banker denken an Profit.
Die Firma kommt echt nie aus den Negativschlagzeilen raus.
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…es wäre einfach wünschenswert, wenn sich der Verfasser des Artikels besser informieren würde. Ich finde es immer wieder schade wieviele falsche Informationen auf dieser Plattform geteilt werden. Der Teufel steckt im Detail.
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@Anonym: bitte nutzen Sie die einmalige Gelegenheit, die falschen Informationen hier gleich klar zu stellen.
Vielen Dank
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……wieso helfen Sie ihm nicht und schreiben es richtig?
Ganz offensichtlich wissen Sie es besser. Also lassen Sie uns an der Wahrheit teilhaben.
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LOL. Es stimmt alles durchaus
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1) Leonteq hat kein klassisches Trading, eher Risk Mngmt
2) A. R. war Head Investment Solutions – Fokus Vertrieb Strukis und nicht trading von Strukis
3)…. Ah keine Zeit alles aufzulisten. Vieles ist leider falsch Luki -
Danke – es ist in der Tat zuviel zum Auflisten, was falsch ist.
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@Anonym: bitte nutzen Sie die einmalige Gelegenheit, die falschen Informationen hier gleich klar zu stellen. Vielen Dank
......wieso helfen Sie ihm nicht und schreiben es richtig? Ganz offensichtlich wissen Sie es besser. Also lassen Sie uns an…
Der neue CEO ist ein ex JPMorgan Banker. Banker haben kein Gefühl für Personal. Banker denken an Profit. Die Firma…