Der Schweizer Ableger der globalen HSBC gehört zu den grössten Vermögensverwaltern des Landes. Nun droht das zusammengekaufte Flickwerk einzustürzen.
Mehrere Kundenberater mit langer Erfahrung in der HSBC-Zentrale in Genf und am Zweitsitz in Zürich haben in den letzten Wochen das Schiff verlassen.
Neben dem Zuständigen für Osteuropa, der zur französischen Société Générale gewechselt hat, sind laut Insidern der Chef für den Markt England mit Sitz in Genf und dessen Statthalter in Zürich soeben von Bord gegangen.
Im Schlepptau sollen 3 erfahrene Kundenberater mit Einsatzort in der Rhônestadt gekündigt haben, sagt die Quelle.
Insgesamt sollen gegen 10 Kundenberater des UK-Teams abgesprungen sein. Hinzu kämen 3 „wichtige“ Leute aus dem Asset Management, und auch vom Russland-Desk würden Wegzüge gemeldet.
Gestern machte zudem das Gerücht die Runde, dass HSBC Schweiz ihren Ableger in Monaco bereits abgestossen hätte.
„Das Geschäft in Monaco wurde innerhalb der laufenden Strategie neu evaluiert und könnte verkauft werden, nachdem Interessenten sich unaufgefordert gemeldet haben“, sagte dazu HSBC-Sprecher David Brügger. „Noch ist aber kein Deal passiert.“
Die Ratten verlassen das sinkende Schiff, zeichnet die Quelle die derzeitige Lage bei HSBC Schweiz.
„Alle flüchten, ausser der Zürich-Chef und dessen Buddies“, sagt der Kenner der Bank.
Die Rede ist von Roger Lehmann. Er gilt als Vertrauter von Franco Morra, einem Ex-UBS-Topshot und nun als CEO von HSBC Schweiz wichtiger Manager des globalen Private Bankings des Konzerns.
Morra und Lehmann gelten als verschworenes Team. Sie bildeten bisher eine starke Achse Genf-Zürich.
Die beiden Manager wurden in ihre Spitzenpositionen gehievt, nachdem ein grosses Datenleck die alte Crew um CEO Alexandre Zeller weggespült hatte.
Ein Informatiker hatte Tausende von Kundendaten entwendet und später verschiedenen Behörden ausgehändigt. Zuletzt wurde er in Spanien verhaftet und nach einem Entscheid des Gerichts freigelassen.
Seit der weitreichenden Affäre mit Auswirkungen bis in die griechische Spitzenpolitik ist die Schweizer HSBC am Schlingern. Ihre Kundschaft, zu der sehr vermögende Personen aus allen Teilen der Welt zählen, könnte an der Zuverlässigkeit der Bank zu zweifeln beginnen.
Der Vorfall schlug ein Leck in den Bug des HSBC-Schiffes, das zu kentern droht.
Der Auftrag an Morra, erteilt von der HSBC-Weltleitung in London und Hong Kong, laute vermutlich, die gegen 200 Milliarden in der Schweiz verwalteten Vermögen in versteuerte und unversteuerte Assets einzuteilen, sagt eine zweite Quelle mit Kenntnissen aus dem Innern der Bank.
Für die sauber deklarierten Gelder würde so rasch wie möglich ein Käufer gesucht, der Rest würde im grossen Reich der weltweiten HSBC verstaut und mit der Zeit abgetragen, vermutet der Gesprächspartner.
Der Sprecher der Bank dementiert jegliche Verkaufsabsichten. Das Ergebnis sei stabil, die Assets am Steigen, die Kunden würden bleiben.
„HSBC am Schrumpfen? Nicht speziell in der Schweiz, wir bleiben ein wichtiger Pfeiler für die Gruppe“, sagt der Mann. Das habe HSBC-CEO Stuart Gulliver soeben bekräftigt.
Gulliver sagte letzte Woche in London: „I think it is important on the Swiss business to understand what we need to do is reposition it, we are not going to exit the Swiss private banking business or sell the Swiss private bank.“
Die englisch-asiatische Superbank hat sich vielerorts übernommen. Vor einer Woche sprach sie von weiteren Massenentlassungen, verteilt über den Globus.
Der Personalbestand soll auf noch 250’000 reduziert werden. Die Medien schrieben darauf von bis zu 14’000 Jobverlusten. Dieser kommt zu einem seit längerem laufenden grossen Stellenabbau hinzu.
HSBC Schweiz wurde gross durch den Aufkauf von Schweizer Privatbanken. Besonders die Zürcher Guyerzeller brachte dem Finanzmulti viele Assets und attraktive Kunden.
Nun zeigt sich, dass die Bank Stückwerk blieb. Die zusammengekauften Einzelteile ergaben kein stabiles Ganzes.
Solange kein Käufer – falls es doch Richtung Verkauf gehen sollte – den Schweizer Ableger übernehmen will, bleibt den Verantwortlichen um CEO Morra nichts Anderes übrig, als auf die Bremse zu stehen und Kosten zu trimmen.
„Wir reorganisieren, wir fokussieren, wir lagern aus“, sagt der HSBC-Sprecher. Das gelte für den ganzen Konzern. „Die Schweiz ist davon gleich betroffen wie alle anderen Ländergesellschaften.“
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Die beliebtesten Kommentare
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HSBC Private Bank open in Gstaad
(Gstaad Life, December 2010)HSBC private bank branch in Gstaad has been closed
(Gstaad Life, May 2012)Wunderbar, die langlebige Strategie, das weitsichtige Private Banking Management. So wächst ein treuer Kundenstamm. Und das aufwendigst umgebaute Bank-Chalet steht wohl noch eine Weile leer (wie übrigens einige Läden an der Gstaader Promenade, mit fake Schaufensterauslagen, nichts dahinter, oder einfach gähnende Leere. Dem unbedarften Tagesausflügler kommt das unheimlich vor, wie ein Potemkinsches Luxus Dorf, vor Immo Blase bust).
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Eine Trennung in ’simple‘ und ‚complex‘ und dann den Teil mit den deklarierten Vermögen verkaufen? Wohl nur im Traum!
Mittlerweile müsste sich wohl jeder bewusst sein, dass undeklarierte Vermögen einen Marktwert von gegen Null haben und es nur ein limitiertes Zeitfenster gibt, auf solchen Vermögen Erträge zu generieren und sie in deklarierte Form zu überführen. Und dieses Zeitfenster ist wohl kürzer als viele Bankiers weiterhin hoffen… -
Völlig klar, dass die UK-RMs das Weite bzw. einen „safe haven“ suchen für ihre Schwarzgeld-Klienten. Die britische HSBC kann gar nicht anders, als hier einen Schlussstrich zu ziehen.
Was das Russland-Desk betrifft: Hier wurden lange Zeit die falschen Leute an Bord geholt, die beim jetzigen Ausmisten realistischerweise keine grossen Überlebenschancen mehr sehen.
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@ jacob
ganz ihrer meinung!!! -
Vorsicht vor solchen falsch interpretierten Artikeln wie dieser von http://www.cash.ch:
Die Einführung negativer Zinsen auf die Überschuss-Einlagen von Banken könnte der Schweizerischen Nationalbank (SNB) dabei hilfreich sein, den Immobilienmarkt der Schweiz abzukühlen.Darauf weist der International Währungsfonds (IWF) in einer aktuellen Studie hin. “Negative Zinsen könnten bei der Adressierung des Dilemmas helfen, welchem sich die SNB gerade ausgesetzt sieht: Niedrige Zinsen sind zwar notwendig, um den Mindestkurs zu verteidigen, doch sie befeuern die Wohn- und Hypothekenmärkte”, erklärt der IWF in seinem Bericht.
Die Schweiz steckt gerade mitten im größten Immobilien-Boom der vergangenen zwei Jahrzehnte. Angetrieben wurde er teilweise von der lockeren Geldpolitik der SNB, durch die die Aufnahme von Krediten relativ günstig wurde.
Die Leitzinsen liegen in der Schweiz seit August 2011 bei null. Zudem hatte die SNB im September 2011 einen Mindestkurs der Landeswährung zum Euro eingeführt, nachdem der Franken auf einen Rekordstand zur Gemeinschaftswährung geklettert war. Das bedrohte vor allem die Schweizer Exporte.
Sollte es beim Franken eine weitere Runde an starkem Aufwertungsdruck geben, könnte die SNB eine Gebühr auf die Überschuss-Einlagen erheben, welche die Geschäftsbanken bei der Notenbank halten, hatte der IWF schon im März gesagt. Die SNB erklärt mehrfach, sie werde weitere Maßnahmen ergreifen, sollte sich dies als notwendig erweisen. Eine Aufgabe des Mindestkurses ist nach Einschätzung des IWF derzeit noch “verfrüht”.
Anfällig für eine Instabilität
Die Schweizer Wirtschaft ist anfällig für eine Instabilität in der Bankenbranche, ausgelöst durch den starken Anstieg der Hypotheken-Kredite. Davor hatte auch Jean-Pierre Danthine, der Vizepräsident des Direktoriums der SNB, Mitte April bei einer Rede in Genf gewarnt.
“Während der vergangenen Jahre ist das Kreditvolumen in der Schweiz so stark gewachsen, dass das Verhältnis von Kredit zu Bruttoinlandprodukt (BIP) neue historische Spitzenwerte erreicht hat”, sagte der Währungshüter damals laut einer Mitschrift der Rede. “Zusammen mit den anhaltend steigenden Immobilienpreisen ergibt dies Bedingungen, die zu Instabilität des Finanzsystems führen können.”
Die Mehrheit der Hypotheken-Kredite liegt in der Schweiz bei den Regionalbanken.
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Was hat das mit HSBC zu tun?? Sie haben sich wohl im Artikel geirrt
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es schleckt keine geiss weg. wer morra einmal erleben durfte, will es eigentlich nie wieder.
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Absolut richtig, viele Leidtragende werden das bestätigen
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bestätigt!
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Einverstanden.
Morra hat nicht die unternehmerische Weitsicht, die es bräuchte würde um HSBC CH fit zu trimmen. Grosse Reden und nichts dahinter. Das Schweizer Management ist zudem ein Testosteron gesteuertes mit geringem Bildungsstand und sehr hohem Geltungsbedarf.
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es schleckt keine geiss weg. wer morra einmal erleben durfte, will es eigentlich nie wieder.
Vorsicht vor solchen falsch interpretierten Artikeln wie dieser von www.cash.ch: Die Einführung negativer Zinsen auf die Überschuss-Einlagen von Banken könnte…
@ jacob ganz ihrer meinung!!!