Während der alte Finanzplatz abgerissen wird, tönt das Geräusch der Abrissbirnen, das Hämmern und Wimmern der betroffenen Mitarbeiter nur gedämpft hinaus auf die Strassen. Die Veränderungen machen den Eindruck, als gingen sie ruckartig vor sich, weil nur börsenrelevante Mitteilungen nach aussen dringen.
Abbau der Grossbank-Filialen in Dutzenden von Staaten; Verkauf ganzer Geschäftseinheiten an globale Anbieter; Auslagerung von Dienstleistungen nach Polen und Asien; GE Money Bank geht an die Börse als Flucht nach vorn.
Gleichzeitig macht ein gutes Dutzend Banken die Schotten dicht, müssen sie doch innert kurzem mit einer Forderungs-Woge aus den USA rechnen, die in die Milliarden geht. Wer zahlt eigentlich? Am besten unsere Kunden gleich selber.
Schon rücken die neuen Stars auf der Bahnhofstrasse vor. Blackrock ist bereits da. Vice Chairman Philipp Hildebrand will nicht nur, wie bisher, Privatvermögen zur Verwaltung gewinnen, sondern auch den institutionellen Vermögensverwaltern, unseren Pensionskassen zum Beispiel, bessere Optionen bieten. Der Mann, den man aus der Nationalbank zur Hintertür rauswarf, kommt zur Vordertür wieder herein. Er ist willkommen.
Von den meisten Banken hört man nicht viel, denn das laufende Geschäft ist gut und klagen lohnt den Aufwand nicht. Das Hypothekargeschäft, vor dessen Ausweitung die Nationalbank schon längere Zeit warnt, läuft deshalb gut, weil viele Unternehmen den Hypothekarkredit dazu benutzen, ihre Kreditlimite günstig und in aller Stille auszuweiten. Es lässt sich höchstens daraus ableiten, dass die Firmen Geld brauchen, um ihre Geschäfte – oder das Überleben – zu finanzieren. Vor allem Mikro- und Kleinunternehmen nutzen die Hypotheken, die auch gerne gewährt werden.
Von einer Kreditverknappung durch die Banken kann keine Rede sein. Gemäss Gewerbeverbands-Direktor Hans-Ulrich Bigler ist seit drei Jahren die gesamte Kreditsumme an das Gewerbe nur erweitert worden; das gelte für alle Banktypen des Landes. Mehr ungedeckte Kredite geben vor allem die Gross- und Kantonalbanken, wie aus Fachkreisen zu vernehmen ist.
Es könnte alles in Ordnung sein, wäre da nicht der ständige Personalabbau und der Austausch relativ teurer Schweizer Bankmitarbeiter durch ausländische. Vor allem die beiden Grossbanken und angelsächsisch geprägte Institute setzen voll auf Globalisierung und Kostenoptimierung. Schweizer Dienstleistungsqualität wird auch von Engländern, Holländern und Deutschen erwartet, die tiefere Salärstufen gewohnt sind.
Wäre da zudem nicht Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, die mit bündnerischer Hartnäckigkeit unter Anrufung der Globalisierung jene Zäune niederreisst, die das Leben in der teilisolierten Schweiz bisher so bequem gemacht haben. Der Zürcher Kleinbankier Thomas Matter steht, wie einst Gerhard Schröder vor dem alten Kanzleramt in Bonn, am Gitter der Macht, rüttelt daran und will die Reste des alten Wohlfühlstandorts in der Verfassung verankern. Bis er Nationalrat wird, also frühestens 2015, wird Widmer-Schlumpf die Finanzfestung Schweiz geschleift haben. Ihre Wiederwahl ist unter den heutigen Voraussetzungen ohnehin gesichert.
Mehr noch, die stetig aufziehenden Finanznöte vieler Gemeinden, Kantone und auch des Bundes lassen es als sicher scheinen, dass nach der Vertreibung Zehntausender ausländischer Bankkunden, darunter auch viele Auslandschweizer, die bisher eine Vorzugsbehandlung genossen haben, auch der Raubzug auf die Schweizer Bankkunden beginnt. Nach dem Motto“Transparenz schlägt Geheimnis“ sollen dann jene Konten und Tresore geöffnet werden, in denen sich heute Milliarden verbergen, die noch nie das Sonnenlicht gesehen haben.
Zum Wort des Jahrzehnts wird wohl der Begriff „Abschöpfen“ ernannt werden, denn nicht nur haben die Banken – die beiden Grossbanken allen voran – ihre Kunden in einem Masse abgeschöpft, dass sie aus ihren Prozessen kaum herauskommen. Nun will auch der Staat vermehrt abschöpfen, macht er doch unter dem Druck der Personalgewerkschaften nicht den geringsten Anschein, er wolle dort jene Effizienz einführen, die man gerne auf der Zunge trägt.
Das Abschöpfen privater Leistungen durch die politische Linke wird offensichtlich zu einem Dauerzustand. Die Koalition der Antikapitalisten mit den Gutmeinenden ist eine brisante Mischung, an der die Wehrli’sche Economiesuisse schon einmal gescheitert ist. Was 1:12 betrifft, bleibt nur die stille Hoffnung, dass alle jene zur Urne gehen, die den kapitalistischen Wohlstand lieben, während jene am Abstimmungstag zuhause bleiben, die alle Millionäre und speziell Milliardäre verdammen. Dieser Rückzug in die Gottfried-Keller-Schweiz, wo Trachten, Fussball und Bierfeste den Horizont bilden, wäre für manche eine Erlösung.
Zwei Sturmjahre liegen vor uns. 2014 der vertiefte Umbau jener Reste des Finanzplatzes, die uns geblieben sind, 2015 Nationalratswahlen, wo das letzte Aufgebot seiner Verteidiger antreten wird, um den Spiess wieder zu kehren.
Höhere Zinsen erhält derweil niemand; warum auch?
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Die beliebtesten Kommentare
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Der hat ja seine Schärfchen im Trockenen dank der Schweiz.
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Herr Stöhlker ich muss Ihnen (leider) gratulieren zu diesem Artikel. Leider deshalb, weil ich Ihre Analyse teile und dieser Umbau und das Abschöpfen (sprich höhere Steuern und Gebühren eintreiben) grosse menschliche und finanzielle Lasten für einen grossen Teil der Schweizer Bevölkerung mit sich bringen wird. Frau Widmer-Schlumpf wird in die Geschichte eingehen, wie das kann jeder selber beurteilen !
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Sehr geehrter Herr Müller
Einmal mehr:
Für die Geschäftsmodelle und deren Folgen (auch die unangenehmen) sind die Verursacher (in diesem Fall die Banken) verantwortlich und nicht die Politik. – Ich kann Ihren Frust nachvollziehen, denn ich bin genau gleich betroffen wie Sie. Aber mit dem nun durch HG konstruierten Feindbild EWS hat dies rein gar nichts mehr zu tun. Die Politik soll nun auslöffeln, was ihr die Privatwirtschaft eingebrockt hat? Die Politik kann nur noch Schadensbegrenzung leisten. Alles andere verträgt sich nicht mit einem liberalen Wirtschaftsverständnis. Für ihre Handlungen sind in der Marktwirtschaft die Unternehmen verantwortlich!
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Was will der Autor mitteilen ? Was ist die Schlussfolgerung ? Ein Ratschlag an die Politik ? An Arbeitnehmer ? An Unternehmungen ? An Konsumenten ? An Investoren ? Wer braucht ein solches Konzentrat aus pseudomodischen abgekupferten Platitüden, schludrigem, unverbindlichem Mainstream ?
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Kryptisches Geplapper gehört zum Geschäftsmodell solcher Pseudo-Kassandras
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Schön gesagt:
„Der Zürcher Kleinbankier Thomas Matter steht, wie einst Gerhard Schröder vor dem alten Kanzleramt in Bonn, am Gitter der Macht, rüttelt daran und will die Reste des alten Wohlfühlstandorts in der Verfassung verankern.“ –
Gerhard Schröder hätte keine Freude daran!
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Gut gebrüllt. Aber stille vor dem Sturm ist wohl der falsche Titel…
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nein, richtig wäre „das Vorbeben hat schon eingesetzt“….das Erdbeben….ist so sicher wie das Amen in der Kirche! Oh, warum? Weil es nicht um die schöne Landschaft geht sondern der Zerstörung des Finanzplatzes CH als solches durch unsere Politik/Banknachbarn und Staaten dieser Welt. Oder glaubt hier einer oder eine noch an ein Wunder, wenn die USA den Geldstaubsauger laufen lassen….kann Evelyn zurück ins Bündnerland ins Exil gehen….zeit wäre es….sie könnte dort doch einen goldenen Calandafranken ausrufen! Der wäre immerhin Gold-gedeckt…!
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Gut gebrüllt. Aber stille vor dem Sturm ist wohl der falsche Titel...
Schön gesagt: „Der Zürcher Kleinbankier Thomas Matter steht, wie einst Gerhard Schröder vor dem alten Kanzleramt in Bonn, am Gitter…
Was will der Autor mitteilen ? Was ist die Schlussfolgerung ? Ein Ratschlag an die Politik ? An Arbeitnehmer ?…