Die Aktienmärkte eilen von Rekord zu Rekord, während die Obligationen-Anleger in der Zinsfalle stecken. Dies sind keine guten Voraussetzungen für institutionelle Investoren, welche Obligationen lastig investiert sind und nur langsam die Risikofähigkeit gewinnen, um die Aktienquote erhöhen zu können. Nach einem über dreissigjährigen Bullenmarkt in Obligationen, welcher im 1981 (Rendite von 10-jährigen US-Treasuries bei 15,84 Prozent) startete und im Juli 2012 ein vorläufiges Ende bei einer Rendite von noch 1,43 Prozent fand, scheint es so, dass die Zinswende nun langsam kommt.
Wären wir in nicht manipulierten Märkten, so würde einiges darauf hinweisen. Dies sind wir aber nicht. Seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 wurden die Notenbankbilanzen vervielfacht und wichtige Leitzinsen auf Null gesetzt. Dies hat die moderne Finanztheorie komplett aus den Fugen gehoben. Wie kann bei manipulierten Zinssätzen überhaupt noch eine fundamentale Bewertung von Finanzanlagen erfolgen? Eigentlich ist dies nicht mehr möglich, respektive nur noch von der Laune der Notenbanken abhängig. Als das Fed im Mai 2013 zum ersten Mal etwas deutlicher von einem Tapering sprach, kam es zu einem simultanen Kurssturz. Aktien, Obligationen, Gold und Rohstoffe waren alle gleichermassen betroffen.
Nicht einmal während der Finanzkrise im 2008 und 2009 kam es zu einer simultanen Korrektur der wichtigsten Anlageklassen inklusive des US-Dollars. Was können wir jetzt erwarten? Das Fed dürfte selber erschrocken sein, wie stark die Märkte reagiert haben. Trotz QE3 (gemeint ist das 3 Programm von Quantitative Easing, also dem Staatsanleihenaufkauf) und dem Ziel, die Zinsen tief zu halten, kam es zu einer Gegenbewegung. So stiegen die 10-jährigen US-Treasury-Renditen von 1,43 Prozent im Sommer 2012 auf bis zu 2,98 Prohent im September 2013.
Da ging wohl etwas schief. Mit der Ankündigung von Janet Yellen als Nachfolgerin von Ben Bernanke als neuer Fed-Präsidentin dürfte die lose Geldpolitik in den USA noch weiter verstärkt werden. Frau Yellen würde, wie sie in der Vergangenheit bereits angekündigt hatte, sich nicht davor scheuen, auch negative Leitzinsen einzuführen. Marc Faber, der uns in der Definition unserer Anlagestrategie unterstützt, meint, die Frage sei, wann das Fed noch mehr Geld druckt – und nicht, wann es zu einer Reduktion kommt. Natürlich muss das Fed nun etwas sanfter vorgehen, damit die Märkte und die Bevölkerung, die mit wenigen Ausnahmen nicht viel vom Gelddrucken hatten, nicht merken, dass dies zu einer gigantischen Anlageblase führt. Das Problem ist nicht Inflation, sondern Deflation. Ohne das Gelddrucken wäre die globale Wirtschaft in einer Deflation, vielleicht sogar Depression versunken.
Wir erwarten, dass es zu einer zweiten Korrekturwelle in den Emerging Markets und den entsprechenden Währungen kommt, erneut ausgelöst von einer „neuen“ Kommunikationsstrategie des Fed und den weiterhin ungelösten US-Schuldenproblemen. (Nächste Deadline ist im Februar 2014.) Daher dürften wir ein Rally bei den Obligationen und kurzzeitig wieder tiefere Zinsen sehen. Dieses Rally ist aber nur von kurzer Natur. Einige technische Indikatoren, welche wir verfolgen, zeigen an, dass wir die Zinswende, das heisst das Tief, höchstwahrscheinlich gesehen haben und wir uns nun in einem strukturellen Aufwärtstrend bei den Zinsen befinden. Wobei die Zinsen kurz- bis mittelfristig wohl höchstens um 1 bis 2 Prozent steigen können, nicht viel mehr.
Würde der Anstieg schneller erfolgen, so wären die meisten Staaten relativ schnell Bankrott, da die Zinsen zu viel der Steuereinnahmen wegfressen würden. Wir sind somit weiterhin in der Zinsfalle im Bereich von 1,5 bis 3,5 Prozent bei den US-Treasuries und in der Schweiz bei 10-jährigen Bundesobligationen im Bereich von 0,6 bis 2,2% Prozent. Dies ist für Obligationen-Anleger zu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben. Daher wandern die Anleger in der Risikoleiter nach oben und gehen Risiken ein, welche vielmals nicht ihrer Risikofähigkeit entsprechen.
Wie kann man der Zinsfalle noch etwas entgehen? High-Yield-Obligationen korrelieren sehr stark mit den Aktienmärkten und der US-Notenbank-Bilanz, welche weiterhin grösser werden dürfte. Zurzeit beträgt der Spread circa 430 Basispunkte, im Tief des letzten Zyklus hatten wir Spreads von circa 270 Basispunkte. Es ist durchaus vorstellbar, dass sich die Spreads 2014 weiter verringern und die Kurse entsprechend noch steigen können. Kurzfristig sind High-Yield-Obligationen jedoch teuer, was auch im technischen Bild ersichtlich wird. So steigen sie zurzeit weniger an als Senior-Corporate-Bonds, was auf eine bevorstehende Korrektur hindeutet.
Nachrangige Unternehmensobligationen finden immer mehr den Weg in die Kundenportfolios. Dies macht grundsätzlich Sinn, jedoch auch hier ist die Luft nun extrem dünn geworden. Tier1- und Tier2–Strukturen sind mit wenigen Ausnahmen teuer. Weiterhin attraktiv sind Anleihen wie die 6,5-Prozent-Franken-Obligation von Hero mit einer Rendite auf den ersten Call im 2016 von 4,10 Prozent die 4-Prozent-Franken-Obligation von Aryzta (vormals Hiestand) mit einer Rendite auf den ersten Call im 2018 von 3,8 Prozent.
Im relativ jungen Segment der CoCo-Bonds (Contingent Convertible) sind die 7,25-Prozent-Franken-Obligationen der Swiss Re und die 7,125-Prozent-Franken-Obligation der Credit Suisse weiterhin attraktiv. Zudem dürften Senior Loans eine interessante Anlage zu sein. Gemäss einer Studie von Goldman Sachs haben Senior-Loans-Anlagen in den letzten Zinssteigerungszyklen jedes Mal eine positive Performance ausgewiesen, was diese Anlageklasse somit zu einem guten Inflationsschutz macht. Unattraktiv bleiben Senior Obligationen aufgrund der zu tiefen Verzinsung und des Durationrisikos.
Für die nächsten 3 bis 4 Monate bis zum nächsten Showdown im US-Budget- respektive -Schuldenstreit sollte im Fixed-Income-Bereich das Halten von Cash in jedem Fall vor der Suche nach vorübergehender Rendite Trumpf sein.
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Guter Beitrag, aber etwas kompliziert für einen Laien. Ich habe immer gemeint, dass langfristige Tiefzinspolitik zu Inflation führen wird, oder wenigstens habe ich damals den US-amerikanischen Oekonomen Milton Friedman so verstanden. Wenn also Wachstum stagniert, was ja bei unserem Standard keine Wunder ist, weil wir ja schon alles doppelt oder sogar dreifach haben, und laufend mehr billiges Geld auf dem Markt ist, müssten wir eigentlich schon eine beträchtliche Inflation haben – haben wir aber nicht. Irrte Friedman etwa?
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@Hanspeter Bühler
Was heisst „..und laufend mehr billiges Geld auf dem Markt ist…“
Was soll dieser Ausdruck?
Sie unterstellen, dass die Notenbank der Wirtschaft Geld zu einem „günstigen“, sprich „tiefen“ Zinssatz anbietet.
Das wäre dann ein Aktiuvzins der Notenbank. Geld ist aber ein Passivum der Notenbank.
Ihre Argumentation (und auch die von Milton Friedman) ergibt so also keinen Sinn.
Mit freundlichen Grüssen
Marc Meyer
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Sehr geehrter Herr Gschwend
Darf ich Sie in aller Höflichkeit bitten, keinen solch unglaublichen Unfug zu schreiben, wie Sie das hier tun? Bitte richten Sie auch Ihrem Herrn Marc Faber aus, er solle sich bitte zuerst überlegen und seine Hausaufgaben machen, bevor er eine solch unqualifizierte Meinung abgibt.
Sie schreiben:
„Marc Faber, der uns in der Definition unserer Anlagestrategie unterstützt, meint, die Frage sei, wann das Fed noch mehr Geld druckt – und nicht, wann es zu einer Reduktion kommt. Natürlich muss das Fed nun etwas sanfter vorgehen, damit die Märkte und die Bevölkerung, die mit wenigen Ausnahmen nicht viel vom Gelddrucken hatten, nicht merken, dass dies zu einer gigantischen Anlageblase führt.“
Bitte erklären Sie doch mal, was „Geld drucken“ heissen soll. Würden Sie sich die Mühe nehmen und die Bilanz der FED auch nur einmal ansehen, so würden Sie sehen, dass die FED nur unwesentlich mehr Geld druckt seit der Finanzkrise.
Die Aufblähung der FED-Bilanz in den letzten Jahren erfolgte keineswegs mit „Geld drucken“, wie Sie und Marc Faber behaupten, sondern, indem die FED sich bei Kreditinstituten verschuldete:
Beispiel:
Seit November 2006 nahmen die US-Banknoten (Federal Reserve Notes) von 943’413 auf 1’177’482 Milliarden Dollar zu. Das entspricht einer Zunahme von knapp 25 Prozent.
Demgegenüber explodierten die Deposits (Kundengelder, Guthaben von Kreditinstituten bei der FED; vergleichbar mit den Giroguthaben der Banken bei der SNB) von 27’306 auf 2’499041. Das ist eine Multiplikation mit dem Faktor 92x!
(Quelle: Federal Reserve Statistical Release, h.4.1. 9. November 2006, und 7. November 2013)
Sie sehen, Ihre Behauptung, die FED würde ihr sogenanntes „Quanititative Easing“ mit „Geld drucken“ finanzieren ist ein Märchen. In Tat und Wahrheit finanziert die FED ihre Investitionen in Wertschriften mit Krediten – mit Fremdkapital.
Die FED entnimmt ihrer eigenen Wirtschaft Kapital, um dieses dann wieder in die eigene Wirtschaft zu reinvestieren.
Weshalb sie das tut, habe ich in meinem Artikel auf Inside Paradeplatz, „Zentralbanken – die gigantischen Kreditwaschanlagen“, ausführlich beschrieben.
Ihre ganze Anlageempfehlung basiert somit auf einer falschen Prämisse.
Ich bitte Sie und Herrn Marc Faber, dies inskünftig zu berücksichtigen und nicht mehr Absurditäten in die Welt zu posaunen.
Mit freundlichen Grüssen
Marc Meyer
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Entschuldigung:
Schreibfehler – Das sind natürlich nicht 943’413 bzw. 1’177’482 Milliarden Dollar, sondern Millionen Dollar.
mfG
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@Meyer
Sehr geehrter Herr Meyer
Danke für Ihren Kommentar.
Man trifft die verschiedenen Irrtümer rund um die Notenbanken fast täglich irgendwo in den Medien an. Ich staune immer wieder, wie sich Leute wie der Herr Gschwend in solchen Positionen halten können – selbst dann, wenn sie ihre fundamentalen Irrtümer auch noch öffentlich zur Schau stellen.
Freundliche Grüsse
NichtAllwissend@Gschwend:
Der Text hat übrigens auch sprachlich einige Fehler. Was ist bspw. ein „Showdown im US-Budget- respektive -Schuldenstreit“? Meinten Sie den „Government shutdown“? Das wäre dann nicht dasselbe. -
@NichtAllwissend
Es sind tatsächlich nicht nur Herren wie Herr Gschwend oder Herr Marc Faber, welche vollkommen abstruse Ideen bezüglich der Geldpolitik der Zentralbanken verbreiten.
Da sind noch ganz andere Kaliber darunter, welche offenbar nicht die geringste Ahnung haben, wovon sie sprechen und sich noch nicht einmal die Zeit genommen haben, eine Zentralbank-Bilanz zu analysieren: Joe Ackermann, Ben Bernanke, Johann Schneider-Ammann undsoweiter undsofor.
Und die Medien? Die schreiben ab, was ihnen die grossen Namen diktieren. Noch schlimmer: Sie decken die irreführenden Aussagen dieser grossen Namen. Sie schreiben, was diese sagen, aber sie verhindern jegliche kritische Stellungnahmen dazu.
Oder hat irgendend jemand schon einmal einen kritischen Bericht über die SNB beispielsweise in der NZZ gelesen – bezüglich der Verwechslung von Aktiven und Passiven der Zentralbanken?
Da können sich viele Leute in Positionen halten, ohne dass sie die geringste Ahnung haben von dem, was sie behaupten.
Das gilt nicht nur für Herr Gschwend.
Mit freundlichen Grüssen
Marc Meyer
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Sehr geehrter Herr Gschwend Darf ich Sie in aller Höflichkeit bitten, keinen solch unglaublichen Unfug zu schreiben, wie Sie das…
Guter Beitrag, aber etwas kompliziert für einen Laien. Ich habe immer gemeint, dass langfristige Tiefzinspolitik zu Inflation führen wird, oder…
Entschuldigung: Schreibfehler - Das sind natürlich nicht 943’413 bzw. 1’177’482 Milliarden Dollar, sondern Millionen Dollar. mfG