Am Montag ging die Schweizer Illustrierte (SI) fremd. Statt Missen und Schlagerstars gabs eine grosse Homestory mit Oswald Jürgen Grübel in dessen “Zuhause”, seinem Büro nahe dem Zürcher Paradeplatz.
Die ersten Zeilen sagen eigentlich schon alles. “Herr Grübel, wie sollen wir Sie jetzt eigentlich betiteln, Financier, Bankier, Ex-UBS-Banker …”, begannen die SI-Journalisten. “Schreiben Sie einfach Banker. Oder besser: The Banker (lacht).” SI: “Die meisten nennen Sie ohnehin einfach nur Ossi.” Und Grübel: “Ossie, nicht Ossi! Ein Ostdeutscher bin ich zwar auch. Aber das ist schon so lange her.”
Grübel markiert damit gleich zu Beginn: Ich bin der Beste, und ich bin anders. Von Grund auf. Lässt sich ablichten mit Golfschläger und einem goldfarbenen Ball.
Das ist erfrischend. Und populistisch. Entsprechend tritt Grübel nach seinem Fall von der Spitze der Grossbank UBS in einem populistischen Medium mit schönen Bildern und Leserschaft in Coiffeursalons und Arzt-Praxen auf. Zuvor gab er erst ein grosses Interview, nachdem er den Bettel Ende September als Grossbanken-CEO hingeschmissen hatte. Das war in der Basler Zeitung (BaZ).
Damit kommt Christoph Blocher ins Spiel. Der weiss alles über Populismus. Bei der BaZ war Blocher zum Zeitpunkt des Interviews noch geheimer Machthaber. Um ungefiltert beim Volk anzukommen, unterhält er TeleBlocher, ein eigenes TV-Programm auf einem Lokalsender und im Internet. Wie man im Fernsehen punktet, machte Blocher seinen Gegnern lange vor. “Ich bin der Blocher Stöffeli”, sang der SVP-Tycoon einst vor laufender Kamera, und brachte irgendeine SVP-Hundsverlochete prompt in die nationalen Schlagzeilen.
Ossie und Stöffeli, “The Banker” und der SVP-Übervater: Die beiden wandeln auf gemeinsamen Spuren. Im Januar wird Grübel der Gast sein der berühmten Albisgüetli-Tagung der Zürcher SVP. Wer dort auftritt, ist nicht nur wichtig. Sondern er kriegt die Chance, von der Masse gehört zu werden.
Mit der Albisgüetli-Einladung kommt eine überraschende Liaison zum Vorschein. Bekannt war, dass Blocher und Marcel Ospel, einst der Übervater der UBS und Grübels Vor-Vor-Vorgänger als CEO bei der Grossbank, das Heu auf der gleichen Bühne haben. Beim geheimen Blocher-Engagement bei der BaZ kam als Financier das Ehepaar Ospel zum Vorschein. Und in den guten Zeiten kokettierte Ospel mit seiner geistigen Nähe zu Blocher und dessen SVP, obwohl die UBS traditionell der CVP nahe stand.
Grübels jüngster Auftritt im grössten Fotoheft der Schweiz ist kaum Zufall. Der Deutsche will nicht wie andere einstige Top-Banker still in der Versenkung verschwinden. Bei der CS hörte man von Lukas Mühlemann nichts mehr nach dessen Abdankung, bei der UBS ist es um Marcel Rohner völlig ruhig geworden, nachdem er 2009 das Steuer an Grübel übergeben hatte.
Was Grübel genau plant, weiss niemand ausser ihm selbst. Wenn überhaupt. “Er ist ein Trader, immer, überall”, wiederholte kürzlich ein UBS-Manager, was Grübel seit langem als wesentlicher Charakterzug nachgesagt wird. Will heissen: In jeder Berufs- und Lebenslage trifft Grübel innert Sekunden einen Entscheid – kaufen, verkaufen, gehen, bleiben.
Das trifft in grossen Momenten ebenso zu wie in kleinen und privaten. Kurz, nachdem Mitte September der UBS-Juniortrader Kweku Adoboli 2 Milliarden Franken vernichtete und Grübels zweieinhalbjährige Arbeit auf einen Schlag zunichte machte, habe er geahnt, was es geschlagen habe. “Sie wussten, dass Sie zurücktreten?”, fragen die SI-Journalisten im Interview. “Nicht in derselben Sekunde – aber am folgenden Tag”, antwortet Grübel. Und zeigt, wo die wahren Versager sitzen. “Ich wäre gern sofort zurückgetreten, das wäre für die Bank besser gewesen, dann hätte es keine Spekulationen gegeben. Aber der Verwaltungsrat hat es hinausgezögert.”
Über und neben ihm hat es keinen Platz, Chef ist immer und überall Grübel. Wer das nicht begreifen will, so wie offenbar einige Mitglieder des obersten UBS-Gremiums, der hat ihn gesehen.
Im Kleinen reagierte Grübel einst ähnlich. Vor ein paar Jahren lebte der damalige CS-Chef im steuergünstigen Wollerau SZ in einer von der Kirche vergünstigten 4-Zimmer-Wohnung. Nachbarn verdächtigten den vermögenden Manager, dass dieser nur dem Schein nach im Billigheim seine Tage und Nächte verbringen würde, und alarmierten die zuständigen Leute. Diese gingen der Sache auf den Grund und fanden heraus, dass Grübel sehr wohl am angegebenen Ort sein Lebenszentrum hatte. Doch entweder hatte der Banker schon ein neues Zuhause im Visier, oder ihn regte das Vorgehen masslos auf. Auf jeden Fall zog der Chef-Banker bald in eine standesgemässe Eigentumswohnung am anderen Ende der steuergünstigen Gemeinde.
Und nun also aufs Albisgüetli. Schon heute rührt Grübel kräftig die Werbetrommeln für Blocher und dessen SVP. “Ich hätte erwartet, dass die SVP zwei Sitze bekommt”, sagt Grübel im SI-Interview. Die Zauberformel gebe der Schweiz Halt. Dann folgt ein typischer Grübel-Rundumschlag. “Wenn ich SVP-Wähler wäre, würde ich es als Provokation empfinden, dass jetzt halbschlaue Erklärungen von halbschlauen Politologen, Professoren und Politikern kommen, die sagen, gewählt sei gewählt, korrekte Wählerschaftsabbildung hin oder her. Wenn das die neue Erklärung für die Zauberformel ist, gibt es sie nicht mehr lange. Dann werden wir uns den Politikmodellen in Europa annähern. Und das ist schade.”
Das klingt wie Blocher. Mit Ossie “The Banker” und Stöffeli “The Tycoon” haben sich offenbar zwei Seelenverwandte gefunden.
Hört doch mal auf mit diesen zwei Idioten (Blocher, Grübel); die werden beide so was von überschätzt – wie wenn es ausser Grübel keine klar denkenden Menschen mehr gibt…
Fakt ist: Ossie du hast der UBS mehr geschadet als genutzt, der Kern dieser Bank das Wealth Management hat nichts ausser ein paar Intranetartikeln mit leeren Parolen (Wahrheit /Klarheit/ Leistung) von dir erhalten…
Wie soll ein Mensch der in Bid/Ask denkt überhaupt verstehen was eine kundenorientierte Organisation ist…
Wenn ich einen 3-stelligen mio-betrag auf dem konto hätte, würde ich auch so eine Scheisse erzählen wie du Ossie…
Zum vorhergehenden Kommentar kann ich nur sagen: AMEN! Witzig ist, dass man in Organisationen mit einer CS- oder UBS-Grösse, nicht die Bohne merkt, wer gerade an der Spitze ist – das Tagesgeschäft geht unvermindert weiter… …das gibt zu denken.