Es ist nur eine Randnotiz eines Skandals. Peter Eckert, bis vor kurzem Präsident der CS-Tochterbank Clariden Leu, wurde von der Bankenaufsicht Finma für den Feuerwehrjob beim Krankenversicherer KPT ausgewählt. Dort wechselte die Finma wegen einem umstrittenen internen Beteiligungsprogramm praktisch die ganze Führung aus und strafte den bekannten Zürcher Werber Walter Bosch als KPT-Präsident ab. Nun soll Eckert den Übergang in eine neue Ära leiten.
Eckerts Wahl überrascht. Und macht stutzig.
Der 66-jährige machte vor kurzem nicht einfach seinen Platz bei Clariden Leu frei, sondern wurde regelrecht weggefegt. Zweitens hat Eckert zuletzt mehr Lust auf seine Winzertätigkeit in Portugal gezeigt als auf die Lösung schwieriger Aufgaben in der Schweizer Finanzwelt. Drittens ist Eckert ein Buddy der Berner Aufsicht und zeigt exemplarisch, wie das Beziehungsnetz in der kleinen Schweiz gefallene Manager auffängt.
Während bei der Clariden Leu derzeit Hunderte von einfachen Angestellten und mittelgrossen Managern um ihren Job bangen, kriegen die obersten Köpfe im Handumdrehen ein lukratives Angebot.
Neben Eckert gilt das auch für drei Ex-Clariden-Topshots. Der frühere Chief Operating Officer (COO) Roland Hermann, Urs Emmenegger als Ex-Chef für die externen Vermögensverwalter und die kurzzeitige Marketingchefin Daniela Lohner sollen bei Mutter CS einen neuen Job angetreten haben, sagt eine Clariden-Quelle.
Noch offen ist, was mit Ex-CEO Olivier Jaquet passiert. Laut einem CS-Sprecher ist Jaquet bis Frühling auf der CS-Lohnliste und wird danach offiziell aus der Gruppe ausscheiden.
Eckert hatte bei der Clariden Leu wenig Erfolg. Dabei galt er als Hoffnungsträger, um das Konstrukt aus 5 CS-Töchtern in die Zukunft zu führen.
Mit Eckert setzte die CS auf einem Branchenfremden. Seinen Weg hatte er in der Versicherungsindustrie gemacht.
Bei der „Zürich“ brachte es Eckert als treuer Diener von Highflyer Rolf Hüppi weit nach oben. Als Hüppi unter der Last seiner irrsinnigen Fusionen und Übernahmen ausschied, wurde Eckert im Frühling 2002 unter dem neuen CEO James Schiro COO und Nummer Zwei des Multis.
Auf diesem Stuhl blieb Eckert 5 Jahre lang sitzen. Per Sommer 2007 berief ihn Bern in den Verwaltungsrat der damaligen Eidgenössischen Bankenkommission (EBK), die sich ein modernes Kleid mit neuen Strukturen und einem Namenswechsel hin zu Finanzmarktaufsicht (Finma) gab.
Eckert galt im Transformationsprozess als wichtige Figur. Zusammen mit dem damaligen Finma-Präsidenten Eugen Haltiner, ein Ex-UBS-Spitzenmann, sollte Eckert als Vize die Berner Aufsichtsbehörde zu einer schlagkräftigen Truppe formen.
Eckert war aber rastlos. Mitten im Sturm um die schlingernde UBS und dem dramatisch werdenden US-Steuerkonflikt, in den sich die Grossbank hineinmanövriert hatte, folgte Eckert dem Ruf der CS-Chefetage und übernahm per Januar 2009 das Präsidium der Clariden Leu. Im Abschiedscommuniqué bedankten sich seine Kollegen des obersten Finma-Gremium trotz kurzer Amtszeit „für seine äusserst wertvolle Arbeit“.
Bei der Clariden hätte Eckert eine Wachstums-Strategie entwickeln müssen. Davon war nichts zu spüren. Sein CEO Hans Nützi plagte sich mit dem Zusammenschweissen unterschiedlicher Kulturen ab und verbrauchte sich in Feuerwehrübungen mit Problemfällen aus der Vergangenheit.
Während Bahnhofstrasse-Nachbarin Julius Bär und die Basler Sarasin mit Köpfen aus den CS-Reihen in die Offensive gingen und in Asien à tout prix Vermögen akquirierten, geriet Clariden Leu in eine Abwärtsspirale, mit abfliessenden Kundenvermögen, ausbleibenden Gewinnen, gestrichenen Boni und abspringenden Kundenberatern.
Eckert machte keine gute Figur. Wie ein Frühstücksdirektor besuchte er das Sechseläuten und andere honorige Anlässe der Zürcher Schickeria, überliess aber die Probleme dem CEO. Als dieser im Mutterhaus seinen Kredit verspielt hatte, wurde im März 2011 das operative Steuer Olivier Jaquet anvertraut, einem Juristen ohne Privatebanking-Erfahrung.
Als Präsident der Clariden ging diese Wahl formell auf das Konto von Eckert. Doch ohne den expliziten Segen der CS-Zentrale wäre Jaquet nicht auf den Stuhl gehievt worden.
Als die Bank letzten Herbst in einen Sturm geriet, weil Jaquets Scheinsteuersitz Vaduz bekannt geworden war, ging Eckert Clariden-intern auf Tauchstation. Umso mehr staunten die verunsicherten Mitarbeiter über dessen Auftritt in der TV-Wirtschaftssendung Eco.
Zusammen mit Ex-NZZ-Chefredaktor Hugo Bütler sah man einen Bankpräsidenten, der kein Geheimnis daraus machte, dass seine Schaffenskraft dem eindrücklichen Weingut in Portugal zukommt und nicht der gefährdeten Clariden-Bank. Wenig später zog die CS der Tochterbank den Stecker, sie wird bis Frühling ins Mutterhaus integriert.
Viele erwarteten, dass Eckert endgültig in der portugiesischen Versenkung verschwinden würde. Dass er mit dem Krisenmandat bei Krankenversicherer KPT bereits wieder mit einer wichtigen Aufgabe betraut wird, hat wohl nur eine Erklärung. Auf seine „Friends“ bei der Berner Finma kann sich Peter Eckert verlassen.
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@Fritz Hunger ich bin nicht der Meinung dass Nützi einen guten Job gemacht hätte, doch auch er war eine von der CS eingesetzte Figur – ein Befehlsempfänger. – Und dass FDP-Ständerat Felix Gutzwiller im VR der ClaridenLeu sass und abkassierte ohne je Einfluss zu nehmen auf den Verlust von Hunderten von Arbeitsplätzen sei hier auch noch erwähnt.
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Peter Eckert verstand wenig von Private Banking und stellte gesamthaft betrachtet eine völlig unbedeutende Figur dar. Der Beitrag im ECO über seine Person war mehr als peinlich. Das von Credit Suisse und Peter Eckert eingesetzte Management mit Oliver Jaquet hat vollumfänglich versagt.
Schuld am Debakel um die Integration von Clariden Leu ist aber nicht Peter Eckert sondern die verantwortlichen Herren sitzen bei der Credit Suisse.
Hans Nützi / Ex CEO von Clariden Leu hat trotz all der Kritik an seiner Person einen guten Job gemacht.
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Lieber Peter
Wie wir schon immer gesagt haben lieber senil als ein Alki… hahaha
Ich hoffe auf jeden Fall, dass Du die baldige Verantwortlichkeitsklage der CLPC-aktionäre unbeschadet überstehen wirst.
Und sonst kannst Du Dich ja immer noch an Deinen NZZ-Weinseminaren besaufen.
Bis bald
Dein Franz -
Schön, dass Herr Eckert so schnell wieder einen Job gefunden hat, um seine Pension aufzubessern. Hoffentlich endet es nicht gleich wie bei Clariden Leu.
Nachdem er am Anfang noch als Hoffnungsträger wegen seiner Unabhängigkeit gegolten hat, wurde schnell bewusst, dass der alle Banker sowieso als überbezahlt anschaut. Wer jedoch First Class in der Welt umher gejettet ist, war er. Nicht einmal GL-Mitglieder durften dieses Privileg in Anspruch nehmen. Als Door-Opener und Aushängeschild hat er nichts gebracht, ausser dass er in Clariden Leu einen guten Abnehmer für einen Wein hatte. Mit der Absetzung von H. Nützi, über dessen „Erfolge“ man sicher geteilter Meinung sein darf, durch O. Jaquet hat er den Untergang eingeleitet. Was der neue CEO innerhalb 8 Monaten um- und wegstrukturiert hat, geht über keine Kuhhaut. Die Motivation innerhalb der Bank, den Karren aus dem Dreck zu ziehen, wurde innert kürzester Zeit in das Gegenteil gewandelt. Die guten NNA-Zahlen im letzten Halbjahr 2010 und 1. Halbjahr 2011 stammen noch aus der Ära Nützi und sind sicherlich nicht das Verdienst von OJ.
Nicht zu übersehen ist jedoch auch die Rolle der CS, da deren Vertreter jahrelang im VR die Mehrheit bildeten. Daher konnte kein Entscheid ohne Zustimmung der CS erfolgen. Wahrlich kein Ruhmesblatt für die CS!
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im Grunde zog die CS der „Tochterbank“ ja schon in den 90er Jahren den Stecker,
eine übernommene Bank Leu ihrer Substanz berauben und sie mit der CS-Infrastruktuer „Private Banking“ betreiben zu lassen war keine Strategie. Und nicht nur Eckert, wohl jeder bei der CL-Gruppe Verantwortliche wurde jeweils von der CS ausgewählt und eingesetzt und war purer Befehlsempfänger. Private Banking in der Schweiz geht anders, das zeigt sich am Beispiel von Bär, der der Bank Leu früher weit hinterherhinkte. – -
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Dem kann ich nur beipflichten – Nicht to big to fail sondern ganz schlimme Vetterliwirtschaft!
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im Grunde zog die CS der "Tochterbank" ja schon in den 90er Jahren den Stecker, eine übernommene Bank Leu ihrer…
Dem kann ich nur beipflichten - Nicht to big to fail sondern ganz schlimme Vetterliwirtschaft!
Schön, dass Herr Eckert so schnell wieder einen Job gefunden hat, um seine Pension aufzubessern. Hoffentlich endet es nicht gleich…