„Natürlich sind wir im Gespräch mit Anthony“, sagt der Manager der Zürcher Privatbank Vontobel. „Alle auf dem Platz jagen die Clariden-Milliarden.“
Anthony Cagiati heisst der gefragte Vermögensverwalter mit ganzem Namen. Seine Bank, die Clariden Leu, wird bis Frühling aufgelöst. Wenn immer möglich sollen alle Kundenberater mit den verwalteten Vermögen ins Mutterhaus Credit Suisse (CS) wechseln.
Doch Cagiati und die von ihm vertretenen „Untouchables“ – das sind die Clariden-Kundenberater mit Milliardenkunden und besonderen Freiheiten innerhalb der Bank – zieren sich.
Viele der rund 20 „Untouchables“ prüfen derzeit ihre Optionen: die Gründung einer eigenen Vermögensverwaltung, mit den verwalteten Vermögen zu einer anderen Privatbank gehen, oder doch zur CS wechseln. Oder einen Mix, beispielsweise mit einer eigenen Vermögensverwaltung, deren Gelder aber weiterhin bei der CS verbucht sind.
Cagiati beantwortet Anfragen nicht, ein CS-Sprecher sagt, die Angelegenheit sei sich am Entwickeln.
Neben Vontobel sollen Julius Bär, Sarasin und weitere Privatbanken Cagiati und seinen Kollegen von der Clariden den Hof machen, sagt der Vontobel-Banker.
Der Vorteil einer Anwerbung einzelner Berater mit Milliarden-Kunden sticht ins Auge. Es gibt keine Übernahme- und Integrationskosten, wie dies beim Kauf einer ganzen Bank der Fall ist. Auch ist es einfacher, ein kleines Team mit grossen Vermögen aufzunehmen, ganz im Unterschied zu einem vollen Merger mit all seinen kulturellen Herausforderungen.
Auch für externe Vermögensverwalter sind die Clariden-Berater mit den grössten Kunden und Vermögen derzeit das „heisseste“ Thema auf dem Bankenplatz Zürich.
Sind sie gross genug, dann können sie den Clariden-Topshots eine effiziente Plattform anbieten, mit allen benötigten Lizenzen, einem Risk-Management und weiteren zentralen Services. Einige bieten auch Partnerschaften an.
Wohin Cagiati & Co. mit ihren Kunden gehen, wird sich in den nächsten Wochen entscheiden. Klar ist, dass für die Grossbank CS und ihre Verantwortlichen viel auf dem Spiel steht. Laut Insidern drohen der Bank Vermögensabflüsse von bis zu 20 Milliarden Asset, davon rund 5 bis 10 Milliarden von Cagiati und seinen etwa 8 Kollegen.
Die CS-Chefs müssen sich an der eigenen Nase nehmen. Mit ihrer überstürzten Integration der Traditionstochter haben sie die Gefahr grosser Vermögensabflüsse selbst heraufbeschworen.
Absprungbereite Clariden-Banker haben aber nicht sämtliche Trümpfe in der Hand. Es fragt sich, wie „sauber“ die von ihnen verwalteten Vermögen und die dahinter stehenden Kunden sind.
Clariden galt lange als jene CS-Tochterbank, bei der Kunden landeten, die dem Mutterhaus nicht mehr geheuer waren.
Während die CS im US-Offshore-Geschäft beispielsweise beim Ausbruch des UBS-Steuerfalls die Pforten schloss, fanden amerikanische Steuersünder bei Tochter Clariden bis 2009 Unterschlupf.
Auch bei exponierten Kunden aus dem „wilden“ Osten zeigte die Clariden-Bank kaum Berührungsängste, sagen Leute, die mit den Verhältnissen vertraut sind.
Einige Kunden fühlen sich heute von ihren Clariden-Beratern respektive der Bank betrogen und prüfen Klagen. Sie sind allerdings erpressbar; in der Heimat drohen Strafen, wenn ihre Clariden-Konti in Russland oder anderswo auffliegen.
Die Clariden-„Jäger“ stehen somit vor besonderen Herausforderungen. Einerseits bietet sich Vontobel und anderen Privatbanken dank der überstürzten Integrationsübung die historische Chance, in der Schweiz verbuchte ausländische Vermögen im grossen Stil zu akquirieren.
Andererseits könnten sie sich Altlasten unter den Nagel reissen, die sie später teuer zu stehen kommen.
Wegelin, Julius Bär, die Zürcher und Basler Kantonalbank und weitere Institute können ein Lied davon singen. Gegen sie laufen in Amerika Strafermittlungen, weil sie US-Offshore-Kunden der UBS „Asyl“ gewährten, als sich die alte Bankgeheimnis-Welt bereits auflöste.
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Die beliebtesten Kommentare
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Die überstürzte Liquidation von Clariden Leu durch die Herren von Credit Suisse (Hans-Ulrich Meister und Urs Rohner) ist eine Schande für den Finanzplatz Schweiz.
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Herr Cagiati hat nur ein paar Kunden. Er fungiert als „Manager“ und versucht durch pokern seinen Job zu rechtfertigen. Das ganze wird wirklich überbewertet. Die richtigen Seniors sind erst seit kurzem nicht mehr dem CEO direkt unterstellt. Welcher Berater verlässt zur Zeit freiwillig eine Bank? Berater, die eine Bank verlassen, nehmen in einem normalen wirtschaftlichen Umfeld, ca. 15 Prozent der Kunden mit. Heutzutage, bei einer 6 monatigen Kündigungsfrist, wird dieser Prozentsatz noch einiges kleiner ausfallen.
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Wenn jemand eine mia chf verwaltet und die kunden mitnehmen kann, dann fragt man sich als kenner der branche schon warum sich diese personen nicht an einen grösseren vermögensverwalter anschliessen (wenn das kalkulierbare risiko der selbstständigkeit hier kalkulierbar wäre) ! Da müssten sie sich nicht von den möchtegern managern auf der nase herumtanzen lassen! Also bitte. Die leute suchen einfach eine komfortzone nichts mehr!
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„Auf dem Spiel steht nicht zuletzt der Bonus.“
Herrgott, wann lernen endlich diese Menschen an etwas anderes an ihre Pfründen zu denken? Es geht den Herren Bankern einfach noch zu gut. Einen Seitenwechsel in die bescheidenere, reale Welt täte manchem gut!
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Banker? erst wenn der letzte Sargnagel sitzt. Die bringen uns noch alles an den Rand des Ruins. Aber dafür auf dicke Hose machen, dass können Banker- aber mehr nicht, amen!
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Wieso gibt es eigentlich keine „occupy clariden leu“ bewegung???
Das ganze gehört sofort gestoppt. Die Herren Rohner, Meister und Jaquet sollten geteert und gefedert werden, anschliessend wie 1755 üblich am Paradeplatz an den Pranger gestellt werden.
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Gute Idee, es gäbe sicher ein paar Hundert Leute, die diesen unfähigen Arbeitsplatzvernichtern ins Gesicht spucken würden. Den lieben Herr Eckert würde ich auch noch zu dieser Räuberbande zählen.
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Alles Unsinn. Es gibt und gab nie untouchables.
Die Bücher sind nicht so gross und die Kundenbindung
wird überbewertet. Die CS sollte sich lieber auf „normale“ KB fokusieren. -
ob Die CS bewusst Gelder bei der CL „parkte“ die ihr selber zu riskant schienen oder ob CL-Leute riskante Geschäfte machten weil sie an die von der CS offerierten Boni-Töpfe wollten sei dahingestellt. Tatsache ist dass die CS mit der Liquidation der CL nun viel mehr verliert als sie wird einsparen können. Tatsache ist auch dass eine „konservative“ Bank Leu wie sie einst existierte die nicht auf Quartalsergebnisse schielen musste sich im Markt auch heute vorzüglich behaupten könnte und eine Bereicherung des Schweizer Finanzplatzes wäre. – Und dass die Verantwortlichen für den Niedergang der Bank allesamt auf der Payroll der CS sind oder waren.
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Auch wenn die Story sich gut (reisserisch) liest, die wichtigsten Punkte sind nicht korrekt dargestellt bzw fehlen:
– Es haben bei weitem nicht alle Bücher von 1 Mrd, das Gros hat eher 500m
– Die Senior Private Bankers („Untouchables“) laufen erst seit kurzem und nur aus admin. Gründen unter Cagiati, sie lassen ihre Zukunft von niemand für sich verhandeln …
– Sie sind alle gewohnt alleine zu arbeiten und direkt an den CEO zu berichten
– das Durchschnittalter der „Untouchables“ ist eher im höheren Bereich
– sofern sie zur Konkurrenz gehen sind ihre Assets alles andere als „untouchable“ für die anderen Berater
Limitieren sie die Clariden Leu mit ihren sehr guten Leuten nicht auf diese Gruppe. Die Bank hat ca. 70 Mrd im PB, sie verkennen die Grössenverhältnisse.
Auch wenn die Story sich gut (reisserisch) liest, die wichtigsten Punkte sind nicht korrekt dargestellt bzw fehlen: - Es haben…
ob Die CS bewusst Gelder bei der CL "parkte" die ihr selber zu riskant schienen oder ob CL-Leute riskante Geschäfte…
Alles Unsinn. Es gibt und gab nie untouchables. Die Bücher sind nicht so gross und die Kundenbindung wird überbewertet. Die…