In diesen Wochen erhalten aktive und ehemalige Spitzenkräfte der Credit Suisse (CS) die jährliche Post von der Faminta. Dahinter versteckt sich ein bisher unbekanntes Vehikel, das sich ausschliesslich um Lohn- und Bonus-Zahlungen der Chefetage der Grossbank kümmert.
Die Faminta war bis vor 4 Jahren eine AG der CS. Einen Bezug zur Mutter konnte nur hergestellt werden, wenn direkt danach gesucht wurde. Einzig die Faminta-Adresse deutete auf die CS hin: Paradeplatz 8, 8001 Zürich. Dort befindet sich der Hauptsitz der Grossbank.
Im Frühling 2008 wurde die Faminta noch geheimnisvoller. Mit der dritten „Aufforderung an die Gläubiger infolge Fusion Art. 25 FusG“ wurde die Aktiengesellschaft per 14. April 2008 in die CS hineinfusioniert.
Durch die Löschung im offiziellen Firmenregister verschwand die Faminta als juristische Einheit. Ab da war es von aussen unmöglich, der eigenartigen CS-Tochtergesellschaft auf die Spur zu kommen. Zu verstecken hätte es einiges gegeben. Immerhin sassen einst die obersten CS-Lenker in der Faminta – ein starkes Indiz für die Bedeutung der AG mit lediglich 2 Millionen Franken Kapital.
CS-Übervater Rainer Gut, der allmächtige Herrscher der Grossbank der 1980er- und 1990er Jahre, war ebenso VR-Präsident der Faminta wie auch sein Nachfolger Lukas Mühlemann, der 2002 nach Milliardenverlusten von der CS-Kapitänsbrücke stieg.
Das Ende der Faminta geschah nur dem Schein nach, im CS-Reich lebte sie quicklebendig weiter. Die Begünstigten der unzähligen CS-Bonus-Programme mit ihren kryptischen Namen wie PIP, PAF usw. erfreuten sich weiterhin an der regelmässigen Post von der Faminta mit hohen Gutschriftsanzeigen.
Statt einer im Handelsregister eingetragenen Firma war Faminta nun ein sogenanntes „Desk“. Ein paar wenige Leute, die einen besonderen Vertrauensstatus genossen, kümmerten sich um die Lohn-und Bonus-Zahlungen zugunsten der hochrangigen CS-Manager und -Spitzenhändler.
Es wurden zwei Faminta-Desks eingerichtet, eines in Zürich, ein zweites in New York. Der Grund liegt in der Zweiteilung der CS, die trotz One-Bank-Slogan in vielen Bereich weiter real existiert.
Die Investmentbanker innerhalb der Grossbank sitzen in New York und London und agieren aus der angelsächsischen Welt heraus, die Vermögensverwaltung hat ihr Epizentum in Zürich.
Ein CS-Sprecher bestätigt die beiden Faminta-Desks in der Limmatstadt respektive am Hudson. „Die Faminta-Einheiten erbringen administrative Dienstleistungen rund um die Kompensation für Managing Directors und andere hohe CS-Kader“, sagt der CS-Mann.
Hinter der Löschung der Faminta als AG im 2008 stehe der Entscheid, die grosse Zahl von CS-Tochtergesellschaften zu reduzieren.
Der Faminta-Setup der CS sei nichts Ungewöhnliches. Andere grosse Banken würden die Lohn- und Bonus-Zahlungen ihres Top-Managements ebenfalls über separate Einheiten laufen lassen.
Ein hoher Ex-CS-Manager sagt, dass es sich bei den Faminta-Desks um Mini-Einheiten mit lediglich zwei bis drei Angestellten handle. Im Vordergrund stünden nicht steuerliche Überlegungen, sondern es gehe um möglichst hohe Diskretion.
„Die CS-Chefs wollen ihre Bonus- und Gehalts-Zahlungen zugunsten des obersten Managements und der Stars im Investment-Banking weit weg vom ordentlichen Personaldienst haben“, sagt die Quelle. Damit soll Indiskretionen vorgebeugt werden.
Die Arbeit der Faminta-Desks sei anspruchsvoll. „Es geht um die Administration hochkomplexer Beteiligungsvehikel, mit Sperrfristen, Optionsplänen, Verfalldaten etc.“, sagt der Insider.
Bei der Faminta lande man als Begünstigter ab einer Kompensationshöhe von rund einer halben Million, berichtet die Quelle weiter. Ein Faminta-CS-Manager kriegt offenbar jeweils zu Jahresbeginn eine kurze Mitteilung mit einer Übersicht über den Stand seiner Bonusprogramme.
Die Faminta ist für das ganze CS-Imperium zuständig. Die geheime Bonus-Einheit erledigte beispielsweise auch die Entschädigung der obersten Chefs der CS-Tochter Clariden Leu.
Diese hatten einen besonderen Partner-Vertrag. Sie waren Teil des Bonus-Vehikels CLPC. CLPC hatte Anrecht auf 11 Prozent des jährlichen Clariden-Reingewinns.
Mit der Auflösung der Clariden Leu wurde auch das CLPC-Vehikel liquidiert. Aktive und ehemalige Clariden-Spitzenleute, die zu den CLPC-Begünstigten gehörten, erhielten kürzlich hohe Auszahlungen via Faminta.
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Die beliebtesten Kommentare
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Pingback: Krise? Welche Krise?! « cuirhomme
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Näme mich wunder, wie das (Faminta) buchhalterisch und steuerlich gehandhabt wird. Die Ausgaben sind im wesentlichen die Löhne und Bohni, worauf fussen dann die Einnahmen? – „Consulting“ für die CS?
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Offenbar haben diese Finanzgauner noch überhaupt nichts gelernt. Eine Bonus-Firma für „Topshots“ sollte nun wirklich verboten sein!
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Es ist nicht unüblich, dass im internationalen Offshoregeschäft von Finanzinsitute und multinationale Konzerne mit Offshore-Konstrukten geheime Boni-Gesellschaften in Verdunklungs- und Verschleierungsoasen (Steueroasen) unterhalten werden. Es geht sogar soweit, dass in Offshore-Gesellschaften eine Art vierte Säule der Altersvorsorge für Top-Shots unterhalten oder über diese für verdeckte Salärauszahlungen verwendet werden.
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Mathias bist Du’s der Radfahrer
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ja – der Radfahrer!
🙂
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Mit Interesse lese ich jeden Morgen Ihre Kommentare – so als kleine Verbindung in die Heimat. Der heutige Artikel ist doch etwas reisserisch Tituliert. Als ehemaliger Leu habe ich schon 1994 mein Bonus in Form von CS-Aktien gekriegt. Diese waren aus steuerlichen Gründen gesperrt. Dieses Aktienprogramm wurde schon damals von der Faminta gemanagt, inklusive der Möglichkeit über Call/Put-Konstruktionen sich den nötigen Cash-Flow zu verschaffen um z.B. die trotzdem fälligen Steuern zu bezahlen. Also: weder eine Geheimfirma noch nur für Topshots (ich denke nicht, dass ich einer war). PS: mittlerweile ist ja die Verwaltung von Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen ein Geschäftsmodell geworden – und wird von den Top Shots der Custody-Branche angeboten…
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Mit Interesse lese ich jeden Morgen Ihre Kommentare - so als kleine Verbindung in die Heimat. Der heutige Artikel ist…
Es ist nicht unüblich, dass im internationalen Offshoregeschäft von Finanzinsitute und multinationale Konzerne mit Offshore-Konstrukten geheime Boni-Gesellschaften in Verdunklungs- und…
Offenbar haben diese Finanzgauner noch überhaupt nichts gelernt. Eine Bonus-Firma für "Topshots" sollte nun wirklich verboten sein!