Die Spitze der Nationalbank (SNB) soll durch einen Finanzmarkt-Profi ergänzt werden, sagt eine Quelle mit Bezug zum Bankrat, dem Aufsichtsgremium der Notenbank. Das sei wichtig, um die nach dem Abgang von Philipp Hildebrand auf zwei Wissenschaftler reduzierte operative SNB-Führung mit Knowhow aus der Finanzpraxis zu verstärken.
„Es gibt einen Auftrag für einen Headhunter, einen externen Topshot zu suchen“, sagt der Insider. Dieser soll den beiden als Spitzenkräfte gesetzten Professoren Thomas Jordan und Jean-Pierre Danthine zur Seite gestellt werden.
„Die dritte Person kann von einer Grossbank kommen, auch wenn sie dort nicht zuoberst steht, sondern auf der zweiten Führungsstufe“, sagt die Quelle, die namentlich nicht genannt werden will.
Am Freitag wird der Weg für Jordan und Danthine als zukünftige Nummer 1 und 2 des SNB-Direktoriums wohl frei. Dann behandelt der 11-köpfige Bankrat das Zweitgutachten der Prüfgesellschaft KPMG zu Eigengeschäften der SNB-Spitze.
„Der Bankrat will den KPMG-Bericht an seiner Sitzung diese Woche diskutieren und die Form der Publikation festlegen“, bestätigt SNB-Sprecher Walter Meier.
Zudem wurden nicht nur die Eigengeschäfte des damaligen Präsidenten Philipp Hildebrand untersucht, sondern jene aller Direktoriumsmitglieder sowie deren jeweiligen Stellvertreter unter die Lupe genommen.
Jordan und Danthine sollte die KPMG-Untersuchung keine Probleme bescheren, sagt die Quelle. Ob beim ausgeschiedenen Philipp Hildebrand und allenfalls anderen Spitzenleuten der SNB heikle Transaktionen zum Vorschein kommen, muss abgewartet werden.
Hildebrand war über einen Dollarkauf von Mitte August 2011 gestolpert, 3 Wochen, bevor die SNB den Franken an den Euro band und damit direkt auch den Wechselkurs zum Dollar veränderte.
Die KPMG-Untersuchung wurde nötig, um den Weg für die Bestellung der operativen Spitze definitiv freizumachen.
Ob der gesuchte dritte Mann tatsächlich via Headhunter zur Notenbank stossen wird, bleibt offen, sagt die Quelle. „Es gibt eine SNB-interne Kandidatenliste, die seit Jahren laufend mit Namen fähiger Leute geführt und ergänzt wird“, sagt der Gesprächspartner.
Diese interne Liste würde nun mit einer externen zusammengeführt, die vom Headhunter komme. Danach würde aus der „Longlist“ eine „Shortlist“, erst dann käme es zu konkreten Bewerbungsgesprächen mit dem verbleibenden Kandidatenfeld.
„Das wird noch ein paar Monate dauern“, sagt die Quelle. Es gebe keinen Zeitdruck.
SNB-Sprecher Meier bestätigt, dass der zuständige Ausschuss im Bankrat eine erste Liste mit möglichen Kandidaten für den dritten Posten im Direktorium erstellt habe. „Der Ernennungsausschuss hält sich bedeckt, wir wissen nur, dass es eine Longlist geben soll“, sagt Meier.
Den Ausschuss bilden Bankratspräsident Hansueli Raggenbass, Bankrats-Vize Jean Studer, der als Neuenburger Justiz-Regierungsrat ein Polit-Profi ist, sowie Cédric Tille, der erst seit letztem Frühling im Aufsichtsgremium sitzt.
Das 3er-Team ist verantwortlich für die erfolgreiche Suche nach einem erfahrenen Banker. Doch der Werdegang der drei Bankräte zeigt, dass dem Ausschuss selber die Praxiserfahrung fehlt.
Raggenbass, der das Präsidium in zwei Monaten abgeben wird, weil ihn offenbar der Bundesrat nicht länger auf dem Posten haben wollte, ist ein Ostschweizer Rechtsanwalt; sein Vize Studer kennt die Politik, nicht aber die Finanzmärkte, der Romand Tille ist Professor.
Es gibt Stimmen rund um den Bankrat der SNB, die für die Raggenbass-Nachfolge – das ist die zweite personelle Grossbaustelle der SNB – lieber ein Interregnum mit einem der jetzigen Bankratsmitglieder als Übergangspräsidenten sehen. Ein neu zu wählender Bankrat mit Potenzial für eine langfristige Präsidentenzeit könnte dann ein bis zwei Jahre „mitlaufen“, um die SNB von innen kennenzulernen, sagen diese Leute.
Entscheiden wird der Bundesrat auf Antrag von Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf. Von dort dringt nichts nach aussen.
„Ich weiss nicht, wo wir stehen“, sagt Sprecher Roland Meier.
Widmer-Schlumpf bleibt noch rund einen Monat Zeit. Dann muss sie ihren Kandidaten zuhanden der Generalversammlung der SNB bekannt geben. Diese findet am 27. April in Bern statt.
Alexandre Zeller wäre ein idealer Kandidat! Grosse Bank- und Führungserfahrung und erst noch in der gesamten Schweiz respektiert. . .
Warum nicht Fritz Studer als Uebergangspräsidenten?
Etwas Volksbank-Know how kann nie schaden…