Im neuen Geschäftsbericht predigen Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz und sein Präsident Johannes Rüegg-Stürm Wasser. Sie versprechen ein „nachhaltiges Geschäftsmodell“ und „Orientierung an den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden“.
Im hinteren Teil des Berichts kommt es zum Saufgelage. CEO Pierin Vincenz kriegte 2011 insgesamt 2,47 Millionen Franken Lohn, Bonus und Sozialleistungen.
Damit zählt Vincenz im Vergleich zu den Kantonalbankenchefs zu den bestbezahlten Bankern des Landes.
Der Reibach kontrastiert mit der Entwicklung von Vincenz‘ Raiffeisen-Gruppe. Diese wird zwar grösser und grösser, verdient aber unter dem Strich immer weniger.
Der Gruppengewinn sank von 645 Millionen Franken vor 2 Jahren auf noch 595 Millionen im letzten Jahr. Das entspricht einem Minus von knapp 8 Prozent.
Die Total compensation von Big Boss Vincenz zeigte in den Jahren der grossen Gewinnerosion hingegen nach oben.
Sie stieg von 2,37 Millionen (Annahme: gleich hohe Sozialleistungen für 2009 wie 2010, da nicht separat ausgewiesen) um über 4 Prozent auf 2,47 Millionen im 2011.
Die Konkurrenten blicken neidvoll Richtung Raiffeisen-Zentrale St. Gallen. Sie verdienen ungleich weniger als der König der Genossenschaften.
Martin Scholl, CEO des führenden Staatsbankeninstituts Zürcher Kantonalbank, erhielt mit 1,53 Millionen knapp eine Million weniger als Vincenz.
Andere KB-Chefs liegen noch weiter zurück. Der CEO der St. Galler KB stürzte auf 1,11 Millionen ab, der Geschäftsführer der Luzerner KB kam auf 1,07 Millionen.
Divide et impera – teile und herrsche, sagt sich Vincenz. Er vergoldet nicht nur sich, sondern auch den ganzen Rest der Gruppe.
Die 10’000 Raiffeisen-Banker und speziell Vincenz‘ Kollegen in der 8-köpfigen Geschäftsleitung können sich über eine seit Jahren andauernde antizyklische Lohnentwicklung freuen.
Diese lautet: Je weniger die Raiffeisen-Gruppe verdient, desto stärker steigen die Löhne.
Die Lohnsumme inklusive Bonus und Sozialleistungen für die ganze Belegschaft erhöhte sich von 2009 bis 2011 um 6 Prozent. An der Spitze betrug das Plus in der gleichen Zeitspanne 7 Prozent.
Nur einer fällt aus dem Rahmen. Es ist der Präsident der Raiffeisen-Gruppe. Johannes Rüegg-Stürm erhielt fürs letzte Jahr ein Gesamthonorar von rund 180’000 Franken.
Sein Vorgänger Franz Marty hielt sich zuvor noch anders schadlos für seinen Einsatz im Dienste der Raiffeisen-Sache. Er kam auf über 270’000 Franken.
Den 1,75 Millionen Raiffeisen-Mitgliedern – darunter rund 70’000 neue – wird im diesjährigen Rechenschaftsbericht ein Rosa-Bild gemalt. Statt von hohen Löhnen und Boni ist von der Sinnhaftigkeit der Genossenschaften zu deren Uno-Jahr die Rede.
In ihrer Ansprache im Geschäftsbericht betonen CEO Vincenz und Präsident Rüegg-Stürm, wie „engagiert für die Schweiz“ die Bankengruppe gewesen sei.
Ihr stürmisches Wachstum bei den Hypotheken, das im Fall eines Platzens der Blase zu einem Gesamtrisiko für das Land werden könnte, begründen sie nicht mit Drang nach Marktführerschaft, sondern mit Hilfe für die kleinen Leute.
„Zahlreiche Kundinnen und Kunden haben wir darin unterstützt, ihren Traum eines eigenen Heims möglich zu machen“, schreiben die Raiffeisen-Topshots. Will heissen: Wir von der Raiffeisen sind keine kruden Bonus-Banker, sondern Quasi-Sozialhelfer für Zukurzgekommene.
Das System Vincenz funktioniert. Während bei der UBS ein 150-Millionen-Geschenk für Uni und Volksschule sofort Anti-Banker-Reflexe im linken Lager provoziert, gilt Vincenz als Gutbanker und Anti-Kapitalist.
Mit Voten nach Abschaffung des Bankgeheimnisses und dem automatischen Informationsaustausch festigt der vermeintliche Robin Hood aus den Bergen dieses Image.
Harter Widerstand gegen Vincenz‘ Höchstsalär und die üppige Lohnentwicklung in der ganzen Gruppe ist nicht in Sicht.
So kann Vincenz den Eignern von Grossbanken wie der englischen Barclays, der amerikanischen Citi und der Schweizer UBS rhetorisch Begleitschutz geben, während diese allmählich aufwachen und gegen exorbitante Boni rebellieren.
Je lauter Lärm in der grossen City, desto leichter lässt es sich für Vincenz in der fernen Provinz zulangen.
Weitere Artikel zum Thema: Zogen die Wegelins „Macho“ Vincenz über Tisch?; Kauft Vincenz die BSI?
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Aus den Zeilen von Lukas Hässig ist viel Neid zu spüren – Herr Vincenz macht einen ausgezeichneten Job bei Raiffeisen & mit Notenstein wurde eine solide Privatbank übernommen. Herr Vincenz ist zwar häufig in den Medien, aber immerhin zeigt er so Präsenz.
Die Frage ist, ob er mit Raiffeisen die Erfolgsgeschichte von Notenstein fortschreiben kann. Zudem frage ich mich, weshalb Raiffeisen nun vermehrt in Städten präsent ist. -
Wahnsinn! Welches Bankinstitut empfehlen Sie uns als valable Alternative?
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Ganz einfach: Erfolg bringt Neid! Und wie wir alle wissen, Neid muss man sich hart erarbeiten…
Wichtig zu wissen wäre, wie sich dieses Honorar zusammensetzt. Wieviel kommt von Raiffeisen? Wieviel von VR Mandaten? etc. Einseitige Berichterstattung – aber passt in die heute Zeit, in welcher Banken-Bashing en vogue ist!
So schlechts kann es bei Notenstein nicht laufen –> wie ich gesehen habe werden noch Leute gesucht: http://www.notenstein.ch/de/careers/jobs
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Ich bin in der Finanzwelt tätig und verstehe deshalb nicht, wie ein CEO einer KB mit dem CEO der Raiffeisen verglichen werden kann…..
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@ Genossenschafter:
sorry, ich versehe Ihren Beitrag nicht.
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@ ja klar 🙂
Sie schreiben völligen Unsinn. Ich persönlich habe der Kundin vor Jahren eine Wegelin-Vermögensverwaltung vermittelt.
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Ich bin Notenstein Kunde und lobe den exklusiven Service welchen ich hier geniesse. Ich war jahrelang bei der ZKB / CS Kunde und wurde als nicht HNWI Kunde behandlet. Sprich ich wurde niemals Kontaktiert etc.
Warum wird immer gegen die Notenstein / Raiffeisen geschossen? Die anderen Institute haben viel die grösseren Probleme als Raiffeisen und Notenstein.
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@ Patrick Steiner: ich könnte viele Gründe aufzählen: schlechte Performance und schlechter Service. Um nur 2 Punkte zu nennen.
Vor etwa 1 Stunde hat eine Kundin angerufen und gefragt, ob ich Alternativen zu Notenstein hätte…
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da ist beim „ex genossenschafter“ wohl der wunsch vater des gedanken…wie billig…
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…aber Vincenz muss doch einigermassen mit seinen Spezis mithalten können. Habt ein bisschen Verständnis, bitte.
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Auch in der „Provinz“ hört man vermehrt kritische Stimmen. Die Notenstein/Wegelin- Uebernahme verstehen viele nicht. Auch macht die Nachricht die Runde, dass jeder Genossenschafter aus seinem Privatvermögen CHF 8’000.- nachschiessen muss, sollte Raiffeisen in Schwierigkeiten geraten.
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@ Alfred Weber: jeder, der Genossenschafter werden will, muss einen Anteilschein für Fr. 200.– kaufen. Der wird mit 6 % verzinst. Allerdings haftet er mit dem 40fachen seines Anteils, somit mit Fr. 8000.–. So stehts im Handelsregister. Was ich nicht beachtet habe: ich hafte noch 1 Jahr NACH Rückgabe des Anteilscheins. So steht’s im Gesetz.
Beruhigend ist die Tatsache, dass die Raiffeisen-Kässeli-Chefs ihr Kunden beruhigen mit der Bemerkung, dass sie nicht für Verluste bei der Notenstein haften (Ironie off)
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…kommt Zeit kommt Rat und Tat. König PV der Erste hat von allen 3 Einheiten etwas.
In Zürich wird daher kein Staub gewirbelt.
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Auch in der "Provinz" hört man vermehrt kritische Stimmen. Die Notenstein/Wegelin- Uebernahme verstehen viele nicht. Auch macht die Nachricht die…
...aber Vincenz muss doch einigermassen mit seinen Spezis mithalten können. Habt ein bisschen Verständnis, bitte.
@ Alfred Weber: jeder, der Genossenschafter werden will, muss einen Anteilschein für Fr. 200.-- kaufen. Der wird mit 6 %…