Wer heute die Julius-Bär-Homepage anklickt, dem lächelt Pascal entgegen. Obwohl Winzer, ein eher grober Beruf, wirkt Pascal wie aus dem Ei gepellt, an Eleganz kaum zu überbieten.
Doch Pascal ist ein „Fake“; wie Gabriela. Auch die „Ärztin“ spielt für Julius Bär, die grösste der eleganten Zürcher Privatbanken, eine reale Kundin.
„Meine Leidenschaft: Anderen neuen Lebensmut schenken“, steht in kindlicher Handschrift auf Gabrielas abgedrucktem Steckbrief.
Ein Sprecher der Bank findet nichts dabei. „Es sind zwar nur Fotomodelle, aber sie verkörpern mit ihren Kundenprofilen typische Lebenssituationen von Julius-Bär-Kunden“, begründet er die neue Bär-Werbekampagne, die vor 2 Wochen gestartet wurde.
Die attraktive Gabriela, die vermutlich noch nie einen Fuss über die Schwelle einer Bär-Filiale gesetzt hat, wählt offiziell die Privatbank und ihre Mitarbeiter, „weil sie mir helfen, die richtigen Diagnosen bei Finanzentscheidungen zu stellen“.
Vorspiegelung falscher Tatsachen als Problem? Ach was, meint Bär. Im Gegenteil, alles andere als die Verwendung von Modellen für die neue Kampagne wäre problematisch für eine Bank, die Diskretion nicht nur verspricht, sondern auch tatsächlich lebt.
„Echte Menschen und deren Lebenssituationen abzubilden wäre ein Widerspruch, auch mit dem Einverständnis der Kunden“, sagt der Bär-Sprecher. „Weil die Wahrung der Privatsphäre im Private Banking vorrangig ist.“
Ein solches Tabu kennen andere Geldhäuser nicht. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) wirbt seit Jahren mit echten Modellen. Kleinunternehmer aus dem Wirtschaftsraum lachen mal locker, mal leicht gequält in die Kamera.
Die Kampagne kommt beim Publikum ab. Seit über 10 Jahren machen Firmeninhaber Werbung für ihre Bank mit dem grossen „K“ als Blickfänger.
Keine noch so grosse ZKB-Krise schreckte diese realen Menschen davon ab, persönlich für ihre Bank hinzustehen. Als das Zürcher Staatsinstitut 2007 mit ihrem früheren CEO Hans Vögeli monatelang negativ in den Schlagzeilen stand, blieben alle „Modelle“ bei der Stange, hiess es damals von Seiten der Bank.
Selbst die Julius Bär war bis vor kurzem nicht zurückhaltend mit dem Ableuchten von tatsächlichen Personen in eigener Werbesache. So rückte ihre frühere „Committed to Excellence“-Kampagne real existierende Persönlichkeiten ins Zentrum.
„Die in den Inseraten gezeigten Experten suchen nicht das Rampenlicht, und sie ruhen sich auch nicht auf ihren Lorbeeren aus“, lieferte die Bank den Subtext, damit auch Begriffsstutzige die Botschaft verstehen würden. „Ihre Philosophie besteht aus lebenslangem Lernen und einem nie nachlassenden Streben nach Perfektionierung ihres Könnens, um sich stets wieder selbst zu übertreffen.“
Offenbar blieben die Sujets für das angesprochene Publikum rätselhaft. „Erste Frau mit dem Titel <Scotch Whisky Master Blender>“ mit einer gewissen Rachel Barrie aus Schottland oder ein argentinischer „Polospieler und Pferdezüchter“ namens Bautista Heguy zündeten nicht.
Mit solchen Kampagnen befindet sich die Bär-Bank seit Jahren auf einer Werbe-Odyssee. Trotz mehreren Anläufen und grossen finanziellen Aufwendungen ist ihr bisher kein Longseller-Wurf geglückt.
Selbst Überflieger Simon Ammann half der Privatbank offenbar nur vorübergehend auf die Sprünge.
Statt dem mehrfachen Olympiasieger im Skispringen wie bisher eine eigene Kampagne zu widmen, haben die Bär-Chefs den Schweizer Ausnahmeathleten zu einem Dutzend-Modell der neuen „Beautiful-People“-Kampagne degradiert.
Ein gewisser Skispringer namens „Simon“ mit Leidenschaft „Fliegen“ wirbt für die Zürcher, „weil sie meinen Ambitionen Flügel verleihen“. Wie ging das schon wieder mit Red Bull und Flügeln?
Sollte die Halbwertszeit der Bär-Werbung kurz bleiben, könnten die Verantwortlichen der Zürcher Bank schon bald die nächste Hochglanz-Kampagne anpacken.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Fake boss, fake advertising…
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In der Tat, man kennt das in der Werbung; Musterprofile von der angepeilten Sorte Kundschaft mit personalisierter Aufmachung. Aber in diesem Fall suggeriert die Kampagne, dass es hier um tatsächliche Kunden aus dem realen Leben handelt. Menschen, die bei dieser Bank sind, von dieser Bank betreut werden und nun sich bereit erklärt haben, für die Bank vor die Kameralinse zu stehen.
Wenn das aber nicht der Fall ist, so wie die Bank es zugibt, dann grenzt eine solche Art Werbung an die Gefahr der Irreführung. Und da schadet es nicht, wenn die freie Presse auch in diesem Bereich die Rolle der vierten Macht übernimmt und auf Problemzonen in der Gesellschaft hinweist. -
…noch zwei weitere Kommentare und die Kommentatoren adeln diese Story ebenfalls zu einer Top-Story… 🙂
– Scheinbar wir sie also dennoch gelesen!-
Natürlich lesen wir die Artikel von lh, meist sind sie ja auch gut und informativ. Aber dieser hier: „sell to close“. Darf man ja auch mal sagen, oder?
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Danke für diesen Artikel, denn es ist gut, dass auch dieser Aspekt mal näher beleuchtet wird. Tatsächlich gelingt es in den wenigsten Fällen, die spröden und mittlerweile beliebig austauschbaren Dienstleistungen des Private Bankings auf prägnante und intelligente Art umzusetzen. Was sich aber JB nun leistet, ist an Einfallslosigkeit kaum zu toppen. Offensichtlich will Bär auf eine neue Zielgruppe los – etwa auf dem Niveau des idealtypischen Cornèr-Card-Halters.
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Wow, Werbung entspricht als nicht immer der Realität. Das kommt natürlich völlig überraschend… Im Ernst, soll der Artikel ein Witz sein? Das Thema hat noch nicht mal was mit Banken zu tun, jede grössere Unternehmung arbeitet mit Werbeagenturen und das ist absolut Standard.
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“Papier ist geduldig“. Es frägt sich allerdings wie solche Fakes auf die (potentiellen) Kunden wirken. Schummeleien bei/mit den Fotos bieten noch keine Gewähr für
tatsächliche Erfolge.Im Vergleich dazu ist jede Auto – Werbung
viel effizienter und zugegebenermassen ehrlicher. -
Uiuiui. Der Autor sollte unbedingt noch die Protokolle der ausführenden Agentur beibringen. Daraus lesen wir dann die kreativ Prozedur (Zangengeburt) für Sujets, welche näher bei einer Edel-Shopping-Schnäppchen-Tour für ein Einrichtungshaus in Sihlbrugg sind als bei einer Zürcher PB. Sind mal gespannt ob das Resultat für einen ADC-Würfel überhaupt eingereicht wird. NB: ‚Committed to Excellence‘ – war immerhin ein kundenwertiges erwartungsvolles Markenversprechen, worldwide.
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Sehr geehrter Herr Hässig
Es ist nicht schlimm, wenn sie mal einen Tag lang keinen Artikel bringen, wir warten dann einfach auf den Nächsten.
Aber was soll dieser Artikel? Der ist ihrer unwürdig!
Dann lieber nichts schreiben als so einen langweiligen, uninteressanten Stuss.-
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Warum denn so kritisch? Wie soll LH jeden Tag ein Top-Story bringen können?! Wem der Titel nicht passt, muss ja gar nicht weiter lesen…
@François Bachmann: Willkommen im Forum! Und ebenfalls all‘ die neuen Basler Fans.
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(at) motzki: ist eben heute schon relevant ob eine Bankmarke noch für 400PS MASERATI steht oder advanced electric TESLA oder eben wishi-washi-wasabi gar BEIDES! Ein JB Performance – Hinweis liegt somit darin, wie schnell der RM die Credibility-Mütze wechseln kann zum Vertrauensaufbau im Dialog.
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@sportsmann
Hoffentlich machen sie nie Werbung, kein Mensch würde verstehen was sie sagen möchten.
PS: ich nehme den Maserati…
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Sehr geehrter Herr Hässig Es ist nicht schlimm, wenn sie mal einen Tag lang keinen Artikel bringen, wir warten dann…
Uiuiui. Der Autor sollte unbedingt noch die Protokolle der ausführenden Agentur beibringen. Daraus lesen wir dann die kreativ Prozedur (Zangengeburt)…
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