Fritz Kaiser ist eine grosse Nummer auf dem Finanzplatz Liechtenstein. Er gilt als Vater des Liechtensteiner Modells „Offenlegung statt Abgeltung“, mit 5-jähriger Schonfrist für die Fürsten-Banker.
Nun prellt Kaiser erneut vor. Er zahlt seinen Leuten 0 Franken Bonus.
Die Nachricht vom Ende des Bonus-Zeitalters verbreitete sich in der Zürcher City wie ein Lauffeuer.
Untergangspropheten kriegten Oberwasser. „Wir sind am Ende“, meinte ein langjähriger Zürcher Vermögensverwalter. „Bald kriegen wir wie die Kaiser-Leute noch ein gutes Nachtessen als Dankeschön.“
Der Finanz-Kaiser aus dem Ländle winkt ab. „Boni gibts keine mehr, dafür eine Beteiligung am Gewinn für alle, vom Archivar bis hinauf zum Partner – alles Cash.“
Morgen will Kaiser seine Strategie für sein kleines Imperium – neben der Bank umfasst es eine Treuhandgesellschaft, eine Fondsgesellschaft und eine SEC-lizenzierte US-Vertretung im Goldküsten-Zollikon – dem Publikum präsentieren.
Banking im Zeitalter von Überschuldung, Steuertransparenz und Kundenangst steht im Zentrum. Dabei lässt Kaiser die Puppen tanzen: Klaus Wellershoff, Ex-UBS-Chefökonom, wird ebenso auftreten wie Otmar Hasler, Ex-Premier von Liechtenstein.
Der Big old man von Liechtensteins Finanzpolitik will mit seiner Gewinnbeteiligung die Haltung bei Mitarbeitern und Managern verändern.
„Ziel ist eine neue Kultur, weg von der bisherigen Transaktions-Maximierung hin zu langfristiger Mitverantwortung für das Ganze“, sagt Fritz Kaiser.
Der Bonus-Vorstoss passt zum Liechtenstein-Bankenfrühling. Nicht nur werden neue Vermögen angezogen, die von der Offenlegung zum Sondertarif profitieren wollen.
Kaisers Gewinnverteilung passt ins Bild eines prosperierenden Finanzplatzes. Im März habe er Kassensturz gemacht, meint der Liechtenstein-Banker. Vom Gewinn habe er zuerst die Verzinsung fürs Grundkapital und die Reserven abgezogen.
Der übrig gebliebene Rest von über einer Million sei sodann auf 3 Töpfe verteilt worden: einen für die Partner, einen fürs Kader, einen für die Mitarbeiter.
Das sei gut angekommen, meint der Liechtensteiner im sanften Ländle-Säuseln, und greift für eine Allegorie tief in die Alpinisten-Mottenschachtel. „Wir sind jetzt eine Seilschaft, die zusammen den Berg bezwingt.“
Who cares, Bonus oder Gewinnbeteiligung läuft doch aufs Gleiche hinaus, könnte man einwenden.
Falsch, kontert Kaiser. Ins Bonus-System habe sich eine Erwartungshaltung eingeschlichen. Für viele Banker sei ein üppiger Frühlings-Geldregen quasi zum Menschenrecht geworden.
Nun werde nicht mehr nach Ansprüchen verteilt, sondern was im Vorjahr tatsächlich erwirtschaftet worden sei, freut sich der Vaduz-Mann.
Macht das Kaiser-Modell Schule? In der Schweizer Bankenbranche herrscht ganz oben nach wie vor ein Bonus-Eldorado; ganz so, als ob die Krise auf einem anderen Planeten stattfände.
Brady „Superbonus“ Dougan zaubert einen neuen PAF (Partner Asset Facility) aus dem Hut; Sergio „Italo Connection“ Ermotti überschüttet sich und seine Amici mit goldenen Hellos.
„Little Big Banker“ Scheidt räumt als König von Klein-Vontobel ab wie ein Grosser.
Selbst Ober-Genossenschafter Pierin Vincenz lässt sich nicht lumpen. Vincenz umging im letzten Jahr die selbst auferlegte 2-Millionen-Grenze mittels PK-Zuschuss von 500’000 Franken.
Ganz zu schweigen vom Jüngsten. Boris „Clever-Boy“ Collardi hat umgelegt auf die Erfahrung mit Abstand am stärksten abgeräumt. 5,7 Millionen waren es 2011, im Jahr zuvor sogar 7,9 Millionen.
Das anhaltende Absahnen an der Spitze kontrastiert mit Kosten-Etrags-Relationen, die in die falsche Richtung zeigen.
Julius Bär meldete letzte Woche einen Anstieg von 67 auf über 70 Prozent für die ersten 4 Monate des Jahres, bei der UBS waren es im 1. Quartal 2011 73 Prozent, nun sind es über 80 Prozent Cost-Income-Ratio, und bei der CS schnellte die Rate im Jahresvergleich von 79 auf 99 Prozent hoch.
Mike Bär, Ex-Private-Banking-Chef der gleichnamigen Zürcher Privatbank, sieht denn auch in den anhaltend hohen Salären in der Chefetage der Banken einen Hebel, um das Kostenproblem in Zeiten von streikenden Kunden und einbrechenden Handelserträgen rasch in den Griff zu kriegen.
Doch die Bankenchefs würden lieber Mitarbeiter auf die Strasse stellen, als den eigenen Bonus und jenen der Kollegen zu streichen.
„While the share prices of most banks have plummeted by 80 percent or more, senior executives have seen their salaries and bonuses stay the same or even rise“, schrieb Bär. „While the vast majority of staff are being forced to cut back or look for new jobs, the senior echelons are being given guarantees, higher salaries and nice perks.“
Bärs Fazit: „The banks have gotten it so wrong.“
Weiterer Artikel zum Thema: Was nun, Collardi?
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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…bei Kaiser gibt’s ab jetzt also Bo-Nuss bzw. Peanuts. 🙂
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Der übrig gebliebene Rest von über einer Million sei sodann auf 3 Töpfe verteilt worden: einen für die Partner, einen fürs Kader, einen für die Mitarbeiter. Also ca. 1.2 Mio CHF / 3 = 400tsd für die 220 Mitarbeiter, macht also knapp 2000 Fränkli pro Mitarbeiter –> wow ! two thumbs up !
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Na ja, immerhin gab es drei Töpfe, früher wohl nur einen, denjenigen für die Partner.
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…hat der Charme-Fritz auch wieder einmal etwas sagen dürfen. 😉
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Headhunter, die Fritz Kaiser noch Mitarbeiter zuführen, gehören geteert und gefedert und an den Pranger gestellt.
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Klingt gut in der heutigen Landschaft.
Würde es nicht vom Kaiser aus FL kommen.
Er kann nicht anders, da er Boni nicht finanzieren könnte. Es ist immer wieder das Gleiche Schema mit dieser Firma. Man höre sich mal herum wieviele gut qualifizierte Mitarbeiter die Unternehmung verlassen haben und noch werden. Und neue gute MA findet er nicht. Der Markt spricht eine andere Sprache. Die Firma Kaiser vermag es nicht in diesem Geschäft mitzumachen. Hart aber wahr. Aber Mitarbeiter (Fussvolk) sind einem Kaiser bekanntlich nicht so wichtig. Schein oder Sein dagegen schon mehr. -
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Hier spricht ein echter Insider! Verkäufer von Potemkinschen Dörfern. Mit „Spitzenmitarbeitern“ wie ehemals dem Untergrund-Tiefflieger Dany Bahar.
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You see the Asset Management Shiftuing from CH to FL?
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nope
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nö, die Escort Girls sind dort nicht schön genug… 😉
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There is no real Asset Management Business in CH (few exceptions). There is however a business within integrated banks that is called „Asset Management“ and mostly seeded from „Wealth Management“. This set-up is primarily used to charge the client twice. Some of them have institutional assets, which is a tit-for-tat business from commercial banking. Hence, there is no shift of any significance from CH to FL. But, FL may have a chance to grow in importance (but still unlikely to become important).
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„some of them“ I mean the „Asset Management“ units of the integrated banks.
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Recht hat er hier. – Früher hat er aber noch Nulpen wie Dany Bahar beschäftigt, die – wie Sollberger im Kommentar schreibt – echte Nichtskönner (wenn man ‚mal von Spielchen spielen, erpressen und abzocken, Sportwagenfahren und Golf absieht)und Wenigtuer waren und wohl immer noch sind.
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Daumen hoch, Fritz!
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…well, wieviel Grundkapitalverzinsung hat „Schlauberger-Fritz“ (einmal ein – lieb gesagt – „Schlitzohr“ immer ein Schlitzohr…- Kenner der „Materie FK“ wissen, was ich meine…) für sich abgezogen?
Dann blieb noch 1 Mio Gewinn übrig! Hurra, hätte er Boni bezahlen müssen, dann wäre es wohl ein Verlustjahr geworden.
Dennoch hat er hier wohl recht. -
Endlich. Nur so geht’s. Und in Velustjahren gibt es gar nichts. – Message verstanden UBS, CS, Bär? – So wird eine Bank für die Kunden auch wieder glaubwürdiger, und das Management gewinnt an Glaubwürdigkeit bei den treuen Mitarbeitern, die eh schon lange nicht mehr verstehen, weshalb of manifeste Nichtskönner und Wenigtuer (Collardis etc.) bloss auf Grund ihrer Position, in die sie wie auch immer gerutscht sind, risikolos und in allen Wirtschaftslagen konstant dick abkassieren können.
Der übrig gebliebene Rest von über einer Million sei sodann auf 3 Töpfe verteilt worden: einen für die Partner, einen…
Endlich. Nur so geht's. Und in Velustjahren gibt es gar nichts. - Message verstanden UBS, CS, Bär? - So wird…
...well, wieviel Grundkapitalverzinsung hat "Schlauberger-Fritz" (einmal ein - lieb gesagt - "Schlitzohr" immer ein Schlitzohr...- Kenner der "Materie FK" wissen,…