Fünf Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise verspricht ein Blick auf die Finanzmärkte nach wie vor ein Bild der Unsicherheit, Instabilität und überschuldeter Marktteilnehmer. Der Fokus hat sich mittlerweile jedoch primär auf den europäischen Raum gelegt, welcher mit Milliarden um das Überleben seiner Gemeinschaftswährung und des Einheitsgedanken kämpft. Dabei spielt erneut der Bankensektor eine entscheidende Rolle, welcher aus den bisherigen Krisenerfahrungen keine Lehren ziehen wollte und somit wieder in der ersten Reihe steht, wenn es um die Verteilung von Milliardenpaketen geht.
Doch warum ein System aufrechterhalten, welches Anreize zu Misswirtschaft fördert und ein regelkonformes, vorbildliches Verhalten mit Zusatzzahlungen bestraft? Das Grundproblem liegt in der ursprünglichen Ausgestaltung der Währungsunion, welche das lobenswerte Ziel der Einheit verfolgte, jedoch die wichtigste Komponente der internen Koordination, sprich eine politische Union, vernachlässigte.
Um es im Zuge der Aktualität mit einer Fussballmannschaft zu vergleichen: Die Erfolgschancen eines Fussballteams ohne Trainer und strategischer Aufstellung würden erheblich angezweifelt werden und die logische Konsequenz würde entsprechend im Scheitern der Mannschaft liegen; auch wenn grundsätzlich das Potenzial im Sinne eines begnadeten Stürmers und einer erfahrenen rechten Abwehr vorhanden wäre, die Gemeinschaft verliert. Basierend auf dieser Ausgangslage scheint auch die Bereitstellung einer neuen Ausrüstung im Sinne von Milliardenpaketen nichts an der Grundproblematik zu ändern und ermöglicht lediglich, das Spiel weitere 90 Minuten am Laufen zu halten, bevor sich erneut die schmerzliche Wahrheit offenbart, dass sich die bisherige Strategie nicht bewährt.
Das politische Umfeld in Europa scheint seit einiger Zeit jedoch vielmehr mit der Verabschiedung von Hilfspaketen und somit der Symptombekämpfung beschäftigt zu sein, als sich konstruktiv mit der Kernproblematik auseinanderzusetzen. In diesem Zusammenhang scheinen die EU-Länder auf keinen gemeinsamen Nenner zu kommen, da Deutschland nicht gewillt ist, für die restlichen Mitgliedsstaaten in die Bresche zu springen – verständlicherweise. Unlimitierte Gelder für Länder zur Verfügung zu stellen, welche sich nicht an ein Sparprogramm binden wollen, kommt dem Versuch gleich, eine neue Ausrüstung für das nächste 90-Minuten-Spiel zu sponsern, obwohl der negative Ausgang bereits bekannt ist. Es braucht Einigung, und diese muss im Konsens erarbeitet werden. Das momentane Zeitspiel geht jedoch zu Lasten der Glaubwürdigkeit, welche für das System unabdingbar wäre, um der Krise entgegenzuwirken und Stabilität zu schaffen.
Die Eurozone ist nun an einem Punkt angelangt, welcher eine sofortige Entscheidung benötigt, um einen verheerenden Zusammenbruch zu vermeiden. Entweder wird das momentane Fehlkonstrukt der Währungsunion im Rahmen einer geregelten Auflösung rückgängig gemacht, um die Souveränität der einzelnen Mitgliedsstaaten wiederherzustellen. Dies wäre natürlich ein Eingeständnis, dass der Gemeinschaftsgedanke in dieser Form gescheitert wäre, was mit Blick auf die Politik eher unwahrscheinlich erscheint.
Um hingegen den Weg einer europäischen Einheit zu gehen, bleibt in dieser Phase nur noch eine Möglichkeit bestehen. Und diese umfasst grundsätzlich das Verständnis, dass ein Schuldenabbau in Kombination mit markanten Sparmassnahmen einen deflationären Effekt zur Folge hat, welcher den Weg in eine schmerzhafte Depression führt – und auf diesem befinden wir uns momentan.
Die Kunst besteht darin, den Schuldenberg abzubauen, ohne dabei das Wirtschaftswachstum abzuklemmen. Zu diesem Zweck muss der negative Wachstumseffekt des Deleveraging über eine verstärkte Monetarisierung von Staatsschulden und über ausreichend Liquidität erfolgen, damit sich die nominelle Wachstumsrate über dem nominellen Zinssatz einpendeln kann.
Dieser Prozess wird momentan aber durch die Banken unterbunden, welche die gesamte Liquidität für sich absorbieren und somit einen potentiell positiven Effekt der Monetarisierung verhindern. So beziehen die europäischen Banken bei der EZB Kredite praktisch zum Nulltarif, jedoch muss sich beispielsweise Spanien zu über 6.5 Prozent indirekt bei diesen refinanzieren – ein absoluter Fehlprozess! Ferner wird das Geld von den Banken nicht in die Wirtschaft weitergeleitet, was insbesondere an den frappanten Kreditnotständen in Italien ersichtlich ist. Diese Missstände gilt es baldmöglichst zu korrigieren, um das Wirtschaftswachstum nachhaltig zu stimulieren.
Ein weiteres und besonders wirksames Mittel, um die deflationären Effekte des Deleveraging einzudämmen, wäre eine koordinierte G20-Abwertung des Euro mit einer bindenden Verpflichtung aller Mitgliedsstaaten an die gesetzten Rahmenbedingungen, wie dies 1985 im Plaza-Abkommen für den US-Dollar geschah. Diese deflationäre Massnahme führt in diesem Umfeld nicht zu einer überhöhten Inflation – wie dies oftmals als Kritik aufgeführt wird -, da der entstehende inflationäre Effekt genau durch die deflationären Auswirkungen des Deleveraging ausgeglichen werden würde.
Dies wäre ebenfalls im Interesse der weltweiten Gemeinschaft, da ein Zusammenbruch der Eurozone weit drastischere Folgen hätte und die internationale Gemeinschaft in eine noch tiefere Krise ziehen könnte. Dieser Schritt einer Euro-Abwertung würde sich insbesondere positiv auf Deutschland auswirken, was das Land dazu bewegen könnte bzw. es verpflichtet werden könnte, zusätzliche Gelder für den Euro-Rettungsschirm zu sprechen, was eine zusätzliche Entlastung bringen könnte.
Aufgrund des ewigen Zeitspiels und der oberflächlichen Symptombekämpfung ist Europa nun an einen Wendepunkt gekommen, welcher über das politische Bild auf dem Kontinent entscheiden wird. Drastische Missstände verlangen nach drastischen Massnahmen, entsprechend gilt es jetzt, nachhaltig und entschlossen zu handeln, mit dem Ziel einer gemeinschaftlichen Fiskalunion in Kombination mit Eurobonds. Ansonsten muss das Projekt der Gemeinschaftswährung als vollständig gescheitert angesehen werden.
…und woher kommt diese Gier der Manager (sprich Charakterlumpen). Dieses Verhalten wird an den Universitäten gelehrt und verbreitet. Dort heisst es zu den Studenten, ihr seid die grössten und besten und unschlagbar und alles muss auf euch hören und ihr verdient es legale Abzocker zu sein etc. etc. bla bla.
Fördert endlich die Bürger mit Berufslehre. Diese Leute haben den Boden unter den Füssen nicht verloren und haben meist Charakter.
…Der Bankensektor, der keine Lehren ziehen wollte. Frage: Hat man die total überzogenen Bezüge der Bankenchefs nicht immer damit begründet, sie seien einmalig hochqualifiziert und deshalb hätten sie ein Anrecht darauf? Sogar der damalige VR-Präsident der UBS, aBR Kaspar Villiger, hat solchen Unsinn erzählt. Viel und markig reden im Bestreben, sich im besten Licht darzustellen. Dass mit Leuten solcher Art keine Lehren gezogen werden, ist klar. Und Villiger ist nicht der Einzige. Es geht weiter so. Die Politik schaut zu. Und, wer bezahlt am Schluss die Zeche?