Jürg Zeltner wirkt wie ein harmloser Jüngling. Doch der oberste UBS-Vermögensverwalter kann eiskalt zuschlagen.
Das erfahren nicht nur Mitstreiter, die scheitern; sondern auch die Konkurrenz. Zeltners UBS hat zwei Gänge hochgeschaltet. Sie steht vorerst als Siegerin da.
„I am very pleased to inform you that UBS has been named the Best Global Wealth Manager 2012 in the Euromoney Awards for Excellence“, frohlockt Zeltner heute in einer Mitteilung an seine 4’000 Kundenberater und die 11’000 Support-Leute.
„This award serves as global recognition that we are on our way to becoming an industry-leading investment manager.“
Viel Brimborium um einen x-beliebigen Branchenpreis? Dass der Award-Glanz des Euromoney-Magazins schnell verstaubt, zeigt der Fall CS.
Die zweite Schweizer Grossbank hatte letzen Juli bei Euromoney abgeräumt. „Wir sind stolz auf diese Auszeichnungen, die unsere weltweit führende Stellung belegen“, rieb sich der damalige CS-Divisionchef Walter Berchtold laut die Hände.
Der scheinbar unverwüstliche Topshot konnte einen Seitenhieb nicht lassen.
„Euromoney, wie auch unsere Mitbewerber, anerkennen unsere umfassende Expertise, die hohe Qualität unserer Beratung sowie unser erfolgreiches Geschäftsmodell, das auf der engen Zusammenarbeit der drei Divisionen Private Banking, Investment Banking und Asset Management basiert“, meinte der oberste CS-Vermögensverwalter damals, und zielte mit „Mitbewerber“ vor allem auf Erzrivalin UBS.
7 Wochen später war Berchtold History, Hans-Ulrich Meister übernahm. Berchtold wartet seither an der Seitenlinie auf ein Comeback, das viele CS-Mitarbeiter begrüssen würden.
Dass UBS-Zeltner ein ähnliches Schicksal droht, ist nicht in Sicht. Unter dem Aufsteiger hat sich die Lage der Grossbank in der Kerndisziplin aufgehellt.
Im Februar 2009 kam Zeltner, ein Berner Normalo mit randloser Brille und ohne Manschettenknöpfe, an die Macht.
Mitten in den Wirren des Subprime-Crashs und des US-Steuer-Kniefalls hatte der frühere Deutschland-Chef das Rennen gemacht, gekürt durch seinen Buddy Marcel Rohner.
Wenige Tage später musste Rohner das CEO-Steuer an Oswald Grübel abgeben. Dass das Swiss-Banking-Schlachtross am scheinbar unerfahrenen Zeltner festhalten würde, darauf hätten nur wenige Beobachter ihr Geld gesetzt.
Doch Zeltner überzeugte Grübel mit seiner Strategie des Neuaufbaus. Damit hat er vorerst reüssiert. Das Momentum liegt bei seiner UBS, Meisters CS rennt hinterher.
Als Beleg dienen zwei Kernziffern des ersten Quartals. Kosten-Ertrags-Verhältnis, Zeltner: 55 Prozent, Meister: 75 Prozent. Neugeld, Zeltner: 6,7 Milliarden, Meister 5,8 Milliarden.
Zeltner schneidet noch besser ab, wenn nur mit dem CS Wealth Management verglichen wird, ohne das gut laufende Corporate Geschäft. Dieses hatte eine tiefe Kosten-Ertrags-Relation von unter 50 Prozent.
Rennt die UBS unter Zeltner Meisters CS davon? Sicher ist, dass Zeltner die Formschwäche des direkten Widersachers vom Paradeplatz auszunützen versucht.
In seinem heutigen Statement an die Mannschaft auf Deck und im riesigen Maschinenraum des Finanz-Hochseekreuzers hebt Zeltner die Unterschiede zur Konkurrenz hervor.
Um nachhaltig an die Spitze zu kommen, müsse sich die UBS von den Konkurrenten abheben. Durch 3 Eigenschaften: den Kunden Chancen aufzeigen, ihre Bedürfnisse heraushören und für sie die richtigen Produkte auswählen.
In Zeltner-Speech tönt das so: „(by) providing our clients with better insights through our investment management capabilities; by better understanding our clients because we take the time to listen carefully to what they want and need; and by offering our clients better tailored investment advice.“
Noch ist Zeltner nicht am Ziel. Am Investorentag im letzten November versprach seine UBS 100 Basispunkte Bruttoertrag auf die verwalteten Vermögen. Von Januar bis März waren es 93, ein bisschen mehr als im Vorquartal, aber 5 Basispunkte weniger als vor 1 Jahr.
Aber auch da schneidet Zeltner besser ab als sein Direkt-Konkurrent Meister, dem derzeit nichts erspart bleibt. Meisters Private Banking erzielte zwar zuletzt l09 Basispunkte, gegenüber dem Vorjahresquartal war das aber ein saftiges Minus von 9 Punkten.
Die Performance ist nicht direkt vergleichbar, zu unterschiedlich wird sie von der UBS und der CS berechnet.
Doch am Trend gibt es nichts zu Deuteln. Die UBS ist daran, die CS als Nummer 1 in der Vermögensverwaltung abzulösen.
Das ist matchentscheidend. Beide Grossbanken suchen ihr Heil im Wealth Management.
Während Meister die Wogen um die missglückte Clariden-Leu-Integration am Glätten ist, bläst Zeltner an internen Grossveranstaltungen zum Aufbruch.
„At the townhall I spoke about sustainable growth. Currently, about 80 percent of it originates in APAC (Region Asien und Pazifik, die Red.) and the emerging markets, and in the next few years, around three to five percent of our total income will be allocated primarily to these regions for further investment.“
In Old Europe geht es derweil um die Positionierung im Onshore-Geschäft und im Weissgeld-Zeitalter, „but this will take time“, warnt Zeltner vor hohen Erwartungen.
Zeltner kann seine aufgeräumte Stimmung nur schwer verbergen. „(And) being part of an organization that is expanding makes our jobs more satisfying, fulfilling and interesting“, ruft er seinen Leuten an den Anlässen zu.
Kein Wort gibt es am Euromoney-Feiertag zu den 20’000 Job-Verlusten, die Zeltner und sein Chef, UBS-CEO Sergio Ermotti, kürzlich für den ganzen Finanzplatz an die Wand gemalt haben.
Die Bahnhofstrasse 45 ist in Champagnerlaune. Zumindest im Chefstock auf der 2. Etage.
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Der Bezug zum Euromoney Award hinkt. Die entsprechenden Award Kategorien sind absoluter Schwindel und zudem käuflich. Auch ist die Datenerhebung alles andere als wissenschaftlich, i.e. die Business Development Abteilung aller Banken setzen die entsprechenden Rankings.
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…war wohl nicht gerade ein Knüller, dieser Artikel.
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Gebe Michi da (leider) völlig recht. Und diese Worte gibt Herr Zeltner ja schon seit einigen Jahren von sich. Geändert hat sich in dieser Zeit lediglich, dass sich die Kundenberater immer weniger Zeit für die Kunden nehmen können, da sie immer mehr Zeit für die Bedürfnisse der Bank (Compliance, Legal, Risk, Regulatorien, etc.) aufwenden müssen. Diese Lippenbekenntnisse des Herrn Zeltner weichen somit diametral von den Kundenbedürnissen ab.
Die UBS ist immer noch zu fest damit beschäftig, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und die Kundenbedürfnisse werden sicherlich erst wesentlich später wahrgenommen.
Man will ja den grossen Stab und die gut verdienenden Manager beschäftigt halten… -
Wenn ich diese Worte lese:
by) providing our clients with better insights through our investment management capabilities; by better understanding our clients because we take the time to listen carefully to what they want and need; and by offering our clients better tailored investment advice.”
dann könnte dies – ohne Bankjargon – auch der CEO der Swisscom, der Nestlé oder der Dorfelektriker zu seinen 3 Mitarbeitern gesagt haben. Passt immer in jedem Unternehmen, da ausser in einigen wenigen Ausnahmen (Monopole) die Wünsche des Kunden ja schon irgendwie berücksichtigt werden sollten, um erfolgreich zu sein. Aber ganz ehrlich gesagt, ist eine Beratung nur dann ehrlich, wenn der Berater keine eigenen Produkte vertreiben muss, sondern dem Kunden wirklich die besten Produkte für seine Lebenssituation aufzeigt und hierfür aber ach keine Retros vom empfohlenen Produkt erhält. Das Dumme ist nur, dass die Kunden für Beratung nicht bezahlen wollen. Also bleibt, Preise hin oder her, alles beim Alten und somit nicht zwingend beim Besten
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Gähn! Sowohl UBS als auch CS sind schwerfällige, fette Gebilde mit viel überflüssigen Sesselwärmern im Management, sorry to say that!
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Absolut korrekt! Viele Häuptlinge und keine Krieger, wie will man so gewinnen? Leider ist das aber überall so, dass der Kleine für den Unsinn seiner Chefs den Kopf herhalten muss und die Konsequenzen tragen darf!
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Gähn! Sowohl UBS als auch CS sind schwerfällige, fette Gebilde mit viel überflüssigen Sesselwärmern im Management, sorry to say that!
Wenn ich diese Worte lese: by) providing our clients with better insights through our investment management capabilities; by better understanding…
Gebe Michi da (leider) völlig recht. Und diese Worte gibt Herr Zeltner ja schon seit einigen Jahren von sich. Geändert…